AKK-For­derung nach Pflicht­be­suchen in Holo­caust-Gedenk­stätten stößt auf Kritik

Die For­derung von CDU-Chefin Annegret Kramp-Kar­ren­bauer nach einem ver­pflich­tenden Besuch von Schul­klassen in Holo­caust-Gedenk­stätten stößt bei Fach­leuten auf Ablehnung. “Man kann mit Zwangs­päd­agogik nie etwas bewirken. Man muss Lern­formate ent­wi­ckeln, bei denen junge Leute selbst etwas erkunden können”, sagte Astrid Ley, stell­ver­tre­tende Lei­terin der KZ-Gedenk­stätte Sach­sen­hausen, der “Welt”.
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Jungen Leuten “im Schnell­durchgang” demo­kra­tische Werte zu ver­mitteln, funk­tio­niere nicht. Auch die Arbeit mit Migranten in Gedenk­stätten sei nicht einfach. “Es ist pro­ble­ma­tisch, Leute, die selbst gerade eine trau­ma­tische Erfahrung hinter sich haben, mit dem mas­siven Leid einer anderen Gruppe zu kon­fron­tieren. Da bringt man psy­cho­lo­gische Pro­zesse in Gang, die man nicht auf­fangen kann.” Auch Gabriele Ham­mermann, Lei­terin der Gedenk­stätte Dachau, ist gegen Pflicht­be­suche. Es sei naiv zu erwarten, dass Besucher mit ras­sis­ti­scher Ein­stellung diesen Ort nach zwei Stunden Führung als Demo­kraten wieder ver­lassen würden. Das sei nur sinnvoll mit Vor- und Nach­be­reitung. “Solche Besuche als Emp­fehlung in die Lehr­pläne auf­zu­nehmen halte ich für richtig, nicht aber als Ver­pflichtung”, sagt Jens-Christian Wagner, Geschäfts­führer der Stiftung nie­der­säch­sische Gedenk­stätten und Leiter der Gedenk­stätte Bergen-Belsen, der “Welt”. Man brauche Formate, die es den Besu­cher­gruppen ermög­lichen, sich kri­tisch mit der Geschichte aus­ein­an­der­zu­setzen. “Und das heißt neben aller Wür­digung der Opfer vor allem: sich mit der Wir­kungs­weise der NS-Gesell­schaft, die radikal ras­sis­tisch orga­ni­siert war, aus­ein­an­der­zu­setzen, und nach der Moti­vation von Tätern, Mit­tätern, Pro­fi­teuren und Zuschauern zu fragen.”
 

Foto: Kon­zen­tra­ti­ons­lager Auschwitz, über dts Nachrichtenagentur