Dieses brisante Thema geht uns alle an!
Irgendwann, früher oder später!
In Deutschland werden etwa zwei Millionen Pflegebedürftige zu Hause betreut. Nicht alle haben jedoch das Glück, dass sich Angehörige um sie kümmern. Vor allem nicht, wenn der Betreuungsbedarf wächst. Deshalb greifen immer mehr Familienmitglieder auf eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung zurück.
Doch meine Recherchen zeigen, dass unter den Pflegedienste auch einzelne schwarze Schafe sind, die wehrlose Senioren abzocken.
Kriminelle in der Pflegedienst-Branche:
Kriminelle und schwarze Schafe gibt es in jeder Branche. Doch dass man Ihnen auch in der Pflegebranche begegnet ist besonders perfide, weil die Täter hier das von Senioren entgegengebrachte Vertrauen schamlos bis aufs Äußerste ausnutzen, um sich illegal zu bereichern.
Auf einen Nenner gebracht: Die Täter sind vertrauensabhängige Hausbetreuungs- und Pflegekräfte. Die Opfer auf Hilfe angewiesene Pflegefälle.
Das wesentlichste Merkmal der Übeltäter ist somit die bewusste Erschleichung des Vertrauens und dessen Missbrauch zum eigenen Vorteil.
Zumeist bleibt ihr Wirken über Jahre hinweg unaufgedeckt.
Die so begangenen Straftaten können verschiedener Natur sein, wie beispielsweise:
- Betrug: Die Pflegekraft erledigt für Sie regelmäßig Einkäufe, rechnet diese durch Vorlage des Kassenbons ab. Tatsächlich befinden sich darauf jedoch auch die Besorgungen der Betreuerin, die sich so von Ihnen unbemerkt finanzieren lässt.
- Unterschlagung: Die Pflegekraft soll für Sie einen bestimmten Geldbetrag auf Ihr Konto einzahlen. Doch sie zahlt nur einen Teil davon ein und behält den Rest für sich.
- Diebstahl: Sie bewahren Ihre Geldbörse immer am selben Platz auf, der der Pflegekraft bekannt ist. In unbeobachteten Momenten entnimmt sie regelmäßig kleinere Geldbeträge, was Ihnen nicht auffällt.
EXKLUSIV: So wurde Gertrud R. abgezockt!
Mein Kollege, der pensionierte Kriminalhauptkommissar Hans Schmiederer aus Balingen, mit dem ich bei meinen Recherchen zu diesem Thema eng zusammenarbeite, hat einen solchen sozialen Kriminalfall ausermittelt. Etwas, das höchst selten vorkommt.
Nachfolgend erzähle ich diese unglaubliche Geschichte, um Ihnen vor Augen zu führen, wie skrupellos die Täter sind:
Das Leben der rüstigen Seniorin Gertraud R. im schwäbischen Frommern ändert sich nach einem Schlaganfall im Jahre 2011 komplett. Die nun schwer pflegebedürftige 72-jährige will jedoch in ihrem eigenen Zuhause bleiben und ihre noch verbleibende Zeit nicht in einem Alten-/Pflegeheim verbringen.
Tochter Margot, beruflich sehr eingespannt, wird auf eine Zeitungsannonce in der Lokalzeitung aufmerksam, in der eine „liebevolle, zuverlässige Schwäbin mit PKW“ und mit „viel Erfahrung in Haushalt, Pflege und Betreuung“ einen „neuen Wirkungskreis, auch 24 Stunden“ sucht.
Margot setzt sich mit der Frau, die ich hier Elisabeth nennen will, in Verbindung. Die Dame um die sechzig ist humorvoll und scheint gut qualifiziert. Schließlich engagiert Margot sie als Pflegekraft und Gesellschafterin für ihre Mutter Gertraud zu einem monatlichen Lohn, kostenloser Kost und Logis.
Im Februar 2012 bezieht Elisabeth bei der Seniorin ihre separaten Wohnräume und gewinnt rasch Vertrauen und Sympathie von Mutter, Tochter und Bekannten.
Erst Monate darauf wird Margot R. das erste Mal misstrauisch, denn das wöchentliche Haushaltsgeld, das der Pflegekraft zur Verfügung gestellt wird, ist deutlich angestiegen.
Dann erzählt ihre Mutter auch noch, dass immer öfter Schmuckstücke in ihrem Haus unauffindbar seien. Darunter ihr Lieblingsring im Wert von etwa 1.100 Euro. Wie sich später herausstellt, wird ebenso das Familiensilber sowie wertvolles Hutschenreuther-Porzellan vermisst.
Die Tochter ignoriert zunächst den Argwohn ihrer Mutter, schreibt es ihrer Vergesslichkeit zu.
Als Gertraud R. jedoch im November desselben Jahres ins Krankenhaus eingeliefert wird und dort verstirbt, kommt die ganze Tragödie ans Tageslicht.
Margot fragt Elisabeth nach dem Lieblingsring ihrer Mutter, der nach wie vor fehlt. Die Betreuerin erklärt, diesen selbst schon seit Wochen nicht mehr gesehen zu haben. Doch auf einem Foto, aufgenommen 3 Tage vor Gertruds Krankenhausaufenthalt, ist dieser Ring noch zu sehen und entlarvt Elisabeth der Lüge.
Die Tochter forscht mit meinem Kollegen, dem pensionierten Kriminalhauptkommissar Hans Schmiederer, weiter nach. In einem Pfandhaus in Elisabeths aktuellem Wohnort entdecken sie fast ein Dutzend Schmuckstücke der verstorbenen Mutter. Darunter auch ihr Lieblingsring.
Der Pfandleiher bestätigt, dass dieser von der Pflegerin beliehen wurde. Die „gute Seele“ hat den Schmuck sogar am Tag, nachdem die Seniorin ins Krankenhaus kam, im Pfandleihhaus verhökert.
Der ehemalige Kommissar trägt seine Erkenntnisse zusammen und legt sie der zuständigen Staatsanwaltschaft vor. Der Schaden beläuft sich auf mindestens 10.000 Euro.
Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung findet die Polizei jedoch nicht mehr alles von dem Diebesgut auf. Vieles bleibt verschollen.
Im Februar 2014 wird Pflegekraft Elisabeth wegen Diebstahls und Betrugs zu einer Geldstrafe von 3.600 Euro verurteilt und gilt damit als vorbestraft.
Dieser Fall zeigt eindringlich, wie kriminelle Betreuerinnen das Vertrauen pflegebedürftiger Menschen samt ihrer Angehörigen erringen, um sie später im sprichwörtlichen Sinne auszunehmen.
Sie erkennen selbst, wie schwierig es ist, die Täter zu überführen. Dabei ist dieses Beispiel nur die Spitze des Eisberges.
So stand beispielsweise im April 2014 eine Pflegekraft wegen Diebstahls von Bargeld in Höhe von rund 4.000 Euro vor dem Staufener Amtsgericht. Im September 2014 musste sich eine andere Betreuerin vor dem Berliner Landgericht verantworten, die zusammen mit ihrem Ehemann hilfsbedürftige Senioren um etwa 162.000 Euro erleichterten.
Im 2. Teil zeige ich Ihnen auf, was Sie alles über Pflegekräfte wissen müssen. Und wie Sie sich vor kriminellen Pflegekräfte schützen können!
Quelle: guidograndt.de