Auf YouTube gibt (besser gab) es den Kanal „NuoViso„. Das ist (war) ein Kanal, der alternative Meinungen zu Wort kommen lässt und zwar ohne Scheuklappen und zu allen Themen. Egal, ob UFOs, Mondlandung, Flüchtlinge, Klima, Medienkritik, Politik oder was auch immer. Man kann jedes dieser Themen interessant finden oder nicht. Aber man bekam eine argumentierte Sicht darauf und konnte sich danach eine eigene Meinung bilden. Man konnte dem, was dort gesagt wurde, zustimmen oder es ablehnen.
Ich bin ein „alter Sack“, ich bin 47 Jahre alt. Aber in der Schule habe ich noch gelernt, dass „Meinungsvielfalt“ ein hohes Gut in der Demokratie und etwas Gutes und Gewolltes ist.
Nur viele verschiedene Meinungen können in einer Diskussion dazu führen, dass man am Ende zu einer guten Entscheidung kommt. Wenn alle einer Meinung sind, gibt es zwar weniger Diskussion und Streit, aber dafür eine „alternativlose“ Lösung. Aber ist das auch die beste Lösung?
Die Frage bleibt offen.
Demokratie, so habe ich gelernt, ist ein Wettkampf der Meinungen. Aber keine Unterdrückung der Meinungen.
NuoViso wurde am Donnerstag bei YouTube gelöscht. NuoViso hat von YouTube nie eine Verwarnung wegen irgendwas bekommen. NuoViso hatte aber weit über 160.000 Follower.
Ich kenne NuoViso und die „Macher“ sehr gut, weil ich dort zusammen mit Robert Stein die „Tacheles“-Sendungen mache (Steinzeit-TV veröffentlicht die Videos auch, daher sind sie trotz der Sperrung von NuoViso dort noch zu sehen, wie lange noch?).
Ja, ich bin deshalb natürlich nicht neutral, sondern parteiisch.
Aber: Was rechtfertigt es, einen Nachrichtenkanal auf YouTube zu sperren, wenn wir angeblich im „freien Westen“ leben? Verrstöße gegen Gesetze werden NuoViso ja nicht vorgeworfen. Es hieß nur, NuoViso hätte gegen Richtlinien von YouTube verstoßen. Aber gegen welche, wurde nicht mitgeteilt.
Diesen kleinen Beitrag habe ich vor dem Schlafengehen geschrieben, weil ich gerade davon erfahren habe und diese Einschränkung der Pressefreiheit und vor allem der Meinungsfreiheit in Deutschland völlig skandalös ist.
Dazu werde ich aber in den nächsten Tagen noch mehr veröffentlichen.
Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“