“See­not­retter” im Mit­telmeer wollen Ita­liens Straf­an­dro­hungen trotzen

Regensburg — See­not­ret­tungs-Orga­ni­sa­tionen wie Sea-Eye oder Mission Lifeline wollen den in Italien geplanten hohen Geld­strafen für das uner­laubte Befahren ita­lie­ni­scher Gewässer trotzen. “Man kann uns mit finan­zi­ellen Strafen nicht davon abhalten, Men­schen vor dem Ertrinken zu retten”, sagte der Sea-Eye-Vor­sit­zende Gorden Isler den Zei­tungen des “Redak­ti­ons­netz­werks Deutschland” (Sams­tags­aus­gaben). An das Men­schen­recht auf Leben könne man “kein Preis­schild hängen”, so Isler weiter.
“Not kennt kein Gebot. Wenn das Leben von Men­schen in Gefahr ist, gilt es die Gefahr abzu­wenden – mit den zur Ver­fügung ste­henden Mitteln. Es wäre jetzt ein Zeichen der auf­nah­me­wil­ligen Staaten, Schiffe vor­zu­halten, die lange Strecken mit Men­schen zurück­legen können”, sagte Axel Steier, Mit­gründer der Hilfs­or­ga­ni­sation Mission-Lifeline. Die Orga­ni­sa­tionen beziehen sich auf die Pläne Ita­liens, gegen See­not­retter künftig Strafen von bis zu einer Million Euro zu ver­hängen, wenn sie mit ihren Schiffen uner­laubt in ita­lie­nische Hoheits­ge­wässer fahren.
Außerdem hätten ita­lie­nische Behörden dann das Recht, die Schiffe zu kon­fis­zieren. Der Mission-Lifeline-Mit­gründer sagte dazu, solche Dro­hungen würden seine Orga­ni­sation nicht abhalten, Men­schen aus dem Meer zu retten. “Wir gründen dann einfach einen neuen Verein, sammeln Spenden und kaufen wieder ein Schiff”, so Steier weiter. Der Sea-Eye-Vor­sit­zende bezeichnete das Vor­haben der ita­lie­ni­schen Regierung als unge­heu­erlich. “Italien kon­ter­ka­riert mit natio­nalem Recht das Völ­ker­recht”, sagte Isler den Zei­tungen des “Redak­ti­ons­netz­werks Deutschland”. Er gehe davon aus, dass Sea-Eye-Spender empört darauf reagieren, wenn die Orga­ni­sation für die Rettung von Men­schen­leben bestraft würden. “Ich ver­traue hier klar auf die Hilfs­be­reit­schaft und das Rechts­emp­finden der Zivil­ge­sell­schaft”, so der Sea-Eye-Vor­sit­zende weiter. Der UNHCR-Reprä­sentant in Deutschland, Dominik Bartsch, fordert von der Bun­des­re­gierung, mit noch mehr Nach­druck die Koalition der Wil­ligen innerhalb der EU zu fördern. “Eine klare Über­ein­kunft ist not­wendig, wie die See­not­rettung betrieben wird, wo gerettete Schiff­brü­chige auf­ge­nommen werden und wo Asyl­ver­fahren durch­ge­führt werden”, so der UNHCR-Reprä­sentant. Es müsse ebenso geklärt werden, wie Men­schen, die keinen Anspruch auf Schutz haben, wieder in ihre Heimat zurück­ge­bracht werden. “Wenn die Länder erstmal bewiesen haben, dass ein solcher Mecha­nismus funk­tio­nieren kann, dann muss es nicht mehr zu solch schreck­lichen Unglücken wie gerade wieder auf dem Mit­telmeer kommen”, sagte Bartsch den Zei­tungen des “Redak­ti­ons­netz­werks Deutschland”. Dann würden auch “keine soge­nannten Pull-Fak­toren geschaffen”, so der UNHCR-Ver­treter weiter. Nach Angaben von UNHCR sind in diesem Jahr 34.169 Flücht­linge auf dem Seeweg in Europa gelandet, 369 Men­schen starben auf der Flucht.


Quelle: dts