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Ver­stecken unserer Kultur, um zu ver­meiden, ‘Anstoß zu erregen’

Vor drei Jahren traf die ita­lie­nische Regierung eine beschä­mende Ent­scheidung. Sie ver­hüllte ihre antiken römi­schen Statuen, um den zu Besuch wei­lenden ira­ni­schen Prä­si­denten Hassan Rouhani nicht zu belei­digen. Nackte Statuen wurden in weiße Kästen gehüllt. Ein Jahr zuvor war in Florenz eben­falls eine weitere Statue mit einem nackten Mann im grie­chisch-römi­schen Stil während des Besuchs des Kron­prinzen von Abu Dhabi bedeckt worden. Heute hat eine der berühm­testen bri­ti­schen Kunst­ga­lerien zwei Gemälde abge­deckt, nachdem sich Muslime beschwert hatten, dass sie “blas­phe­misch” seien.

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In der Galerie Saatchi in London riefen zwei Werke, die wie­derum Akt­fotos zeigen, diesmal mit ara­bi­scher Schrift über­lagert, Beschwerden mus­li­mi­scher Besucher hervor, die darum baten, die Gemälde aus der Aus­stellung Rainbow Scenes zu ent­fernen. Am Ende wurden die Gemälde mit Laken bedeckt. “Die Saatchi ver­halten sich wie Saudi-Arabien und ver­stecken sich vor der Öffent­lichkeit, wenn sie Kunst­werke sehen, die den Islam lästern”, kom­men­tierte Brendan O’Neill von Spiked. Ein Experte beschrieb die Gemälde als “Schon wieder die sata­ni­schen Verse überall”. Der Verweis bezog sich auf das 1988 ver­öf­fent­lichte Buch von Salman Rushdie, einem bri­ti­schen Staats­bürger. Irans “oberster Führer” Aya­tollah Ruhollah Kho­meini ver­ur­teilte Rushdie 1989 zum Tode, weil er das Buch geschrieben hatte. Das Kopfgeld auf Rushdie wurde 2016 auf 4 Mil­lionen Dollar erhöht, als eine Gruppe von Iranern 600.000 Dollar zur “Belohnung” hin­zu­fügte — ohne Protest aus Großbritannien.
Nach Rushdie’s Die Sata­ni­schen Verse begannen viele west­liche Verlage, sich der isla­mis­ti­schen Ein­schüch­terung zu beugen. Christian Bourgois, ein fran­zö­si­scher Verlag, der die Rechte erworben hatte, wei­gerte sich, Die Sata­ni­schen Verse zu ver­öf­fent­lichen. Es war das erste Mal, dass im Namen des Islam ein Schrift­steller dazu ver­ur­teilt wurde, vom Erd­boden zu ver­schwinden — um für ein Kopfgeld ermordet zu werden.
Rushdie weilt immer noch unter uns, aber der Mord an Theo van Gogh im Jahr 2004 für die Pro­duktion und Regie eines Films, “Unter­werfung”, über isla­mische Gewalt gegen Frauen; der Tod so vieler ara­bisch-isla­mi­scher Intel­lek­tu­eller, die sich des freien Schreibens schuldig gemacht haben, die Auf­stände wegen der däni­schen Kari­ka­turen und die vielen Pro­zesse (z.B. hier und hier) und Mord­ver­suche (z.B. hier und hier), die Schlach­terei beim fran­zö­si­schen Sati­re­ma­gazin Charlie Hebdo, die Angriffe nach der Bene­dik­ti­nerrede in Regensburg, die gestri­chenen Bücher und Manu­skripte, die Dar­stel­lungen von Mohammed, die in den Lagern von Museen weg­ge­schlossen wurden, und die zuneh­menden Dro­hungen und Strafen, ein­schließlich des Aus­peit­schens für unzählige Jour­na­listen und Schrift­steller wie Raif Badawi aus Saudi-Arabien sollten uns alar­mieren — nicht auf die Knie zwingen.
Wie die Kapi­tu­lation der Galerie Saatchi zeigt, ist die Mei­nungs­freiheit in Europa heute erschöpft und schwach. Bisher haben wir uns gegenüber isla­mi­schen Extre­misten und west­lichen Appeasern durch­ge­setzt. Es ist die tra­gische Lehre aus dem Rushdie-Fall 30 Jahre später: Kein Autor würde es wagen, heute die Sata­ni­schen Verse zu schreiben; kein großer Verlag wie Penguin würde sie drucken; Medi­en­an­griffe auf “Isla­mo­pho­biker” wären noch stärker, ebenso wie der bodenlose Verrat durch west­liche Diplo­maten. Auch heute, dank Social Media als Waffe der Zensur und impli­ziter Mas­sen­be­dro­hungen, wäre jeder Autor wahr­scheinlich weniger glücklich als Rushdie vor 30 Jahren. Seitdem haben wir keine Fort­schritte gemacht. Statt­dessen haben wir immer wieder den Dschihad gegen die sata­ni­schen Verse gesehen.
“Niemand hätte heute den Mut, ‘Die Sata­ni­schen Verse’ zu schreiben, geschweige denn zu ver­öf­fent­lichen”, sagte der Schrift­steller Hanif Kureishi. “Das Schreiben ist heute zaghaft, weil Schrift­steller jetzt Angst haben”.
Wie der Autor Kenan Malik 2008 schrieb:
“Wovon wir hier sprechen, ist kein System der for­malen Zensur, nach dem der Staat Werke ver­bietet, die als belei­digend betrachtet werden. Vielmehr hat sich eine Kultur der Selbst­zensur ent­wi­ckelt, in der das Aus­sprechen einer Belei­digung als mora­lisch inak­zep­tabel ange­sehen wird. In den 20 Jahren seit der Ver­öf­fent­li­chung der Sata­ni­schen Verse ist die Fatwa effektiv ver­in­ner­licht worden”.
Die Rushdie-Affäre scheint auch die bri­tische Gesell­schaft tief geprägt zu haben. Die Kapi­tu­lation der Galerie Saatchi in London ist nicht ein­zig­artig. Die Galerie Tate Britain stellte eine Skulptur “Gott ist groß” von John Latham über den Koran, die Bibel und den Talmud in Glas ins Lager zurück. Chris­topher Mar­lowes “Tam­bur­laine der Große” wurde im Bar­bican Centre zen­siert. Das Stück ent­hielt einen Hinweis darauf, dass der Prophet des Islam “nicht würdig ist, verehrt zu werden” sowie eine Szene, in der der Koran ver­brannt wird. Die Whitechapel Art Gallery in London berei­nigte eine Aus­stellung mit nackten Puppen, die die mus­li­mische Bevöl­kerung mög­li­cher­weise ver­ärgert hätten. In den Mall Gal­leries in London wurde ein Gemälde “ISIS bedroht Syl­vanien” der Künst­lerin Mimsy zen­siert, weil es aus Spielzeug bestehende Tier-Ter­ro­risten dabei zeigte, als Spielzeug dar­ge­stellte Tiere beim Picknick zu massakrieren.
Im Royal Court Theatre in London war Richard Bean gezwungen, sich selbst für eine Adaption von “Lysis­trata” zu zen­sieren, der grie­chi­schen Komödie, in der die Frauen in einen Sex­streik treten, um die Männer zu stoppen, die in den Krieg ziehen wollten. In Beans Version streiken isla­mische Jung­frauen, um ter­ro­ris­tische Selbst­mord­at­ten­täter zu stoppen.
Leider scheint sich das bri­tische Estab­lishment im Namen der Bekämpfung der “Isla­mo­phobie” nun schlei­chend der Scharia zu unter­werfen: und die Sprache selbst zu berei­nigen und zu zensieren.
Kürzlich wurden einige große kon­ser­vative Intel­lek­tuelle in Groß­bri­tannien ent­lassen. Einer davon ist der unver­gleich­liche Phi­losoph Roger Scruton, der aus einem Regie­rungs­ko­mitee ent­fernt wurde, weil er sagte, dass das Wort “Isla­mo­phobie” von der Mus­lim­bru­der­schaft erfunden wurde, “um die Dis­kussion über ein wich­tiges Thema zu ver­hindern”.
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Dann war der große kana­dische Psy­chologe Jordan Peterson an der Reihe, dessen Gast­sti­pendium an der Cam­bridge Uni­versity auf­ge­hoben wurde, weil er mit einem Mann posiert hatte, der ein T‑Shirt “Ich bin ein stolzer Isla­mo­phober” trug. Pro­fessor Peterson sagte später, dass das Wort “Isla­mo­phobie” “teil­weise von Men­schen kon­struiert wurde, die am isla­mi­schen Extre­mismus beteiligt sind, um sicher­zu­stellen, dass der Islam nicht als Struktur kri­ti­siert wird”.
Die Bei­spiele von Scruton und Peterson bestä­tigen nur die wahre Bedeutung von “Isla­mo­phobie”, einem Wort, das erfunden wurde, um jede Kritik am Islam von wem auch immer zum Schweigen zu bringen, oder, wie Salman Rushdie kom­men­tierte, einem Wort, das “geschaffen wurde, um Blinden zu helfen, blind zu bleiben”. Wo ist der längst über­fällige Push-Back?
Tim Walker von The Tele­graph zitierte 2008 den berühmten Dra­ma­tiker Simon Gray und sagte, dass Nicholas Hytner, Direktor des Lon­doner National Theatre von 2003–2015, “gerne Christen beleidigt hat”, aber “sich davor hütet, etwas auf­zu­legen, was Muslime ver­ärgern könnte”. Die letzten, die dies taten, waren die Jour­na­listen der fran­zö­si­schen Sati­re­zeit­schrift Charlie Hebdo. Sie bezahlten mit ihrem Leben. Indem wir uns weigern, die Sprach­po­lizei zu kon­fron­tieren oder die Mei­nungs­freiheit von Salman Rushdie, Roger Scruton, Jordan Peterson, Charlie Hebdo und Jyl­lands-Posten — um nur die Spitze eines rie­sigen Eis­bergs zu nennen — zu unter­stützen, haben wir den Weg der Unter­werfung unter das Scharia-Gesetz und die Tyrannei ein­ge­schlagen. Wir alle haben unsere ver­meintlich “blas­phe­mische” Kultur mit Burkas bedeckt, um zu ver­meiden, dass Men­schen beleidigt werden könnten, die es umge­kehrt nicht zu stören scheint, uns zu beleidigen.

Quelle: www.gatestoneinstitute.org