Wird Israel mit einem Prä­ven­tiv­schlag gegen den Iran den Dritten Welt­krieg lostreten?

Die düstere Musik des Säbel­ras­selns im Vorhof des Iran schwillt gerade wieder zu einem Cre­scendo an. Die Gruppe der JCPOA-Unter­zeich­ner­länder (Atom­ab­kommen mit dem Iran) warnt den Iran ein­dringlich davor, die ange­kün­digte Uran­an­rei­cherung auch tat­sächlich durch­zu­führen. Die Ira­nische Führung erklärte nach Prä­sident Trumps Aus­stieg aus dem Atom­ab­kommen ihrer­seits den Aus­stieg und dass sie nun den Weg frei gebe zur Uran­an­rei­cherung, was de facto die Vor­be­reitung zur Erlangung der Atom­bombe ist. Tat­sächlich hat der Iran nun die in dem Abkommen fest­ge­legte Ober­grenze von 300 Kilo ange­rei­chertem Uran über­schritten. Das bestä­tigte am Montag auch die Inter­na­tionale Atomenergie-Agentur.
Das rief erwar­tungs­gemäß heftige Pro­teste der Israelis hervor. „Ich sage es noch einmal: Israel wird es nicht zulassen, dass der Iran Atom­waffen ent­wi­ckelt. Ich rufe jetzt auch alle euro­päi­schen Staaten, die sich im Fall einer Ver­letzung des Atom­ab­kommens durch den Iran ver­pflichtet haben, dazu auf, den im UN-Sicher­heitsrat ver­ein­barten Mecha­nismus auto­ma­ti­scher Sank­tionen ein­zu­setzen. Ich sage euch: Tut es, tut es einfach”, zitiert der Pres­se­dienst Israels Pre­mier­mi­nister Ben­jamin Netanjahu. Die Führung des Irans bezeichnete die Auf­regung als heuch­le­risch, denn es waren die USA, die vor einem Jahr ein­seitig aus dem JCPOA-Abkommen von 2015 aus­ge­treten sind.
Anfang dieser Woche ging der israe­lische Außen­mi­nister so weit, dass er sagte, Israel könne auch “allein” handeln, und den Iran daran hindern, sich Atom­waffen zu verschaffen.
Chinas Reaktion darauf war, die USA wegen ihrer “Maximaldruck”–Kampagne“ als Wurzel und Ursache der aktu­ellen Span­nungen um den Iran zu benennen, berichtet die Nach­rich­ten­agentur Reuters. Chinas Führung tritt seit einiger Zeit merklich ent­schlos­sener auf und scheut eine Kon­fron­tation mit den USA kei­neswegs. Vor zwei Wochen richtete China eine dring­liche Warnung an die ganze Welt, ange­sichts der gefährlich wach­senden Span­nungen am Per­si­schen Golf, Ruhe ein­kehren zu lassen, sich zurück­zu­ziehen und die „Büchse der Pandora“ nicht zu öffnen. Der chi­ne­sische Staatsrat Wang Yi, ein Pekinger Spit­zen­be­amter, for­derte die Ver­ei­nigten Staaten aus­drücklich dazu auf, ihre “Extrem-Druck”-Kampagne“ gegen den Iran ein­zu­stellen: “Wir fordern alle Seiten auf, ver­nünftig zu bleiben, Zurück­haltung zu üben und keine eska­lie­renden Maß­nahmen zu ergreifen, die die regio­nalen Span­nungen ver­schärfen, und nicht die Büchse der Pandora zu öffnen”, sagte Wang. Und er betonte: „Ins­be­sondere die USA sollte ihre Extrem­druck-Methoden ändern“.
In sehr unchi­ne­si­scher Direktheit machte er gleich­zeitig klar, wer bei einem neuen Dau­er­krieg im Nahen Osten die Gewinner und die Ver­lierer sein würden: Sollten sich die USA und ihr Ver­bün­deter Israel in einen wei­teren, lang­wie­rigen Nahost-Dau­er­kriegs-Sumpf ver­zetteln, bräuchten sich China und Russland nur zurück­zu­lehnen und würden sehr wahr­scheinlich als Gewinner aus der ganzen Sache her­vor­gehen. Womit Herr Wang genauso wahr­scheinlich Recht hat, was auch die Ame­ri­kaner wissen.
Und Europas Reaktion? Die EU-Unter­zeich­ner­länder ver­legen sich kühn darauf, „äußerste Besorgnis“ wegen der Ver­letzung der Uran­an­rei­che­rungs­grenze von 300 km zu arti­ku­lieren und fordern ener­gisch einen „wei­teren Dialog“, was aber ansonsten nie­manden zu inter­es­sieren scheint. Israel dagegen betätigt sich derweil nach wie vor als hoch­ag­gressive Regio­nal­macht und übt sich in Kriegs­rhe­torik. Außen­mi­nister Israel Katz sagte gegenüber im israe­li­schen Armee­radio, der jüdische Staat werde dem „Iran niemals erlauben, sich Atom­waffen zu ver­schaffen, auch dann wenn Israel ganz allein handeln müsse“.
Am Rande eines inter­na­tio­nalen Sicher­heits­forums sprach Katz davon, dass der Iran dabei sei, die „Grauzone“, wie Katz es nannte, zu ver­lassen. Man sei schnur­stracks auf dem Weg in die „rote Zone“, und das heiße, in einen „mili­tä­ri­schen Flä­chen­brand“, sagte er in einer Rede, berichtet Reuters. Und, wie um die Kriegs­be­reit­schaft Israels noch zu unter­streichen, fügte Kerr Katz hinzu:
„Wir müssen darauf vor­be­reitet sein, und daher baut der Staat Israel wei­terhin seine mili­tä­rische Macht für den Fall aus, dass auf Eska­la­ti­ons­sze­narien reagiert werden muss.“
In den aus­län­di­schen Medien wird längst ent­spre­chend der Meldung von Reuters berichtet, dass Israel seit langem einen Prä­ven­tiv­schlag gegen den Iran In Erwägung zieht:

„Israel has long threa­tened to take pre­emptive military action to deny Iran the means of making nuclear weapons. Tehran says it has no such designs. One of its senior law­makers warned on Monday that Israel would be des­troyed within “only half an hour” should the United States attack Iran.”

Über­setzung: Israel hat schon lange damit gedroht, vor­beu­gende mili­tä­rische Maß­nahmen zu ergreifen, um den Iran daran zu hindern, Atom­waffen her­zu­stellen. Teheran sagt, dass es keine solchen Ent­würfe gibt. Einer seiner hoch­ran­gigen Gesetz­geber warnte am Montag, dass Israel innerhalb von “nur einer halben Stunde” zer­stört werden würde, falls die USA den Iran angreifen sollten.
Laut der Web­seite „Sott.net“ war es der ehe­malige Vor­sit­zende des ira­ni­schen Nukle­ar­aus­schusses, Mojtaba Zonnour, der diesen Aus­spruch tat, und der hier wörtlich wie­der­ge­geben wird mit: „Wenn die USA uns angreifen, hat Israel nur noch eine halbe Stunde zu leben.“
Diese Drohung scheint keine leere zu sein und lässt ver­muten, dass der Iran schon eine ein­satz­be­reite Atom­waffe hat. Denn die Ent­fernung zwi­schen dem Iran und Israel beträgt an der kür­zesten Stelle 1000 Kilo­meter Luft­linie. Das schafft ein Bomber in einer halben Stunde. Und eine Waffe, mit der man ein relativ kleines Land, wie Israel voll­kommen ver­nichten kann, dürfte mit ziem­licher Sicherheit eine Atom­bombe sein oder eine Wasserstoffbombe.
Es ist eher unwahr­scheinlich, dass es sich bei dieser Äußerung um einen Bluff handelt. Die schii­tische His­bollah als Proxy des Irans und die ira­nische Führung sind sich einig. Man hat die Absicht, sofort beim Beginn eines Angriffs auf den Iran massive Rache zu üben. Bedeutet: In dem Moment, wo auf dem ira­ni­schen Radar Raketen in Richtung Iran erscheinen, wird es einen Gegen­an­griff geben. Das können US-Ver­mö­gens­werte und die der west­lichen Ver­bündete sein, oder auch eben­falls Bomben. Das würde natürlich zuvör­derst Israel treffen.
Eben­falls dafür spricht, dass Russland die ira­nische Luft­abwehr massiv ver­stärkt hat und Berater und Material zur Unter­stützung ent­sandte. Mobile S‑300-Luft­abwehr-Rake­ten­bat­terien wurden an den Per­si­schen Golf und den Golf von Oman verlegt. Der rus­sische mili­tä­rische Nach­rich­ten­dienst, Teile der elek­tro­ni­schen Kriegs­führung und Berater für die ira­nische Luft­abwehr wurden ins Land gebracht.
Die Reich­weite der neuen Über­wa­chung geht weit über die S‑300-Reich­weite von 200 Kilo­metern hinaus und deckt US-Drohnen- und Flug­zeug­basen auf der ara­bi­schen Halb­insel sowie auch US-Kriegs­schiffe im Per­si­schen Golf und vor dem Golf von Oman ab. Die Früh­warnzeit vor US-Luft- und See­an­griffen liegt jetzt unter der alten ira­ni­schen Schwelle von 4 bis 6 Minuten. Das heißt: Sobald der Iran ent­deckt, dass die USA einen Schwarm von Mis­siles auf ira­nische Luft­ver­tei­di­gungs­an­lagen, Uran­minen, Reak­toren und Mili­tär­ope­ra­ti­ons­bunker abfeuern oder Ölpro­duk­ti­ons­stätten, Raf­fi­nerien und Pipe­lines sowie Tank­schiffe angreifen, wird der Iran seinen eigenen Rake­ten­schwarm sowohl auf die US-Abschuss­rampen als auch auf Saudi-Arabien abfeuern.
Mög­li­cher­weise hat der Iran aber auch noch ein wei­teres Ass im Ärmel. Der Kom­mandeur der Khatam ol-Anbiya-Luft­ab­wehr­basis der ira­ni­schen Armee, Bri­ga­de­ge­neral Sabahi Fard, sagte am 04. Juli, der Iran verfüge über Geheim­waffen, die im Ernstfall ein­ge­setzt werden könnten. Das mag ein tak­ti­scher Bluff sein. Nur nannte General Alireza Sabahi Fard einen kon­kreten Vorfall: „Unsere Abschre­ckung und unsere Geheim­waffen haben den schmut­zigen Feind in der Straße von Hormus, 200 Meilen von der ira­ni­schen Grenze ent­fernt, aufgehalten“.
Das erinnert doch irgendwie an den Vorfall im Schwarzen Meer vom 12. April 2014. Der Zer­störer USS Donald Cook nahm eine demons­trative Position in der Nähe der rus­si­schen Hoheits­ge­wässer ein, was von Russland als Pro­vo­kation gesehen wurde. Die „Donald Cook“ war mit dem modernsten Kampf­system der Gene­ration Aegis aus­ge­stattet, ein inte­griertes System, das die Ver­bindung der Rake­ten­ab­wehr­systeme aller Schiffe auf denen es instal­liert ist her­stellt, wodurch ein großes, elek­tro­ni­sches Netzwerk geschaffen wird, das die Ermittlung, Ver­folgung und die Zer­störung von Hun­derten von Zielen zu gleicher Zeit garantiert.
Es näherte sich ein rus­si­scher Kampfjet SU-24. Er trug sichtbar keine Bewaffnung, sondern nur eine unter dem Rumpf mon­tierte Gondel, die laut der rus­si­schen Zeit­schrift Ros­siyskaya Gazeta ein rus­si­sches elek­tro­ni­sches Kriegs­gerät trug: ein „Jibiny“.
Als sich das rus­sische Flugzeug der Donald Cook näherte, soll diese elek­tro­nische Waffe das Radar, alle Kon­troll­vor­rich­tungen und Über­tra­gungen von Infor­ma­ti­ons­sys­temen, usw. an Bord des US-Zer­störers außer­stand gesetzt haben. Mit anderen Worten: Das groß­artige, hoch­mo­derne Aegis System zur Ver­tei­digung der modernsten Schiffe der NATO, wurde schlicht und einfach, wie ein Fern­seher, mit einer Fern­be­dienung aus­ge­schaltet. Der unbe­waffnete rus­sische Su-24 Kampfjet simu­lierte zwölf Rake­ten­an­griffe gegen die USS Donald Cook, die buch­stäblich taub, blind und hilflos auf dem Wasser lag, und flog dann davon.
Mög­li­cher­weise geschah das Ganze zum zweiten Mal im letzten Jahr vor der syri­schen Küste. Es ist also nicht aus­zu­schließen, dass Russland in der Aus­ein­an­der­setzung um den Iran seine elek­tro­ni­schen Geheim­waffen gegen die USA und Israel ein­setzen und dabei testen und wei­ter­ent­wi­ckeln will. Viel­leicht blufft Bri­ga­de­ge­neral Sabahi Fard gar nicht.