“Chef­planer” von 9/11 unter Umständen zur Aussage über Saudi-Ara­biens Rolle bereit

Chalid Scheich Mohammed, der „Chef­planer“ der Anschläge vom 11.9.2001 auf die Zwil­lings­türme in New York, hat Bereit­schaft signa­li­siert, über Saudi-Ara­biens Rolle bei den Anschlägen auszusagen.
Chalid Scheich Mohammed ist seit 2003 in Gefan­gen­schaft. Berichten zufolge wurde er in Pakistan gefangen genommen und in CIA-Fol­ter­ge­fäng­nissen in Polen verhört, heute soll er in Guan­tanamo einsitzen.
Gestern hat das Wall Street Journal gemeldet, dass er bereit sei, gegen Saudi-Arabien aus­zu­sagen. In Man­hattan läuft eine Sam­mel­klage von Hin­ter­blie­benen der Opfer von 9/11 gegen Saudi-Arabien wegen dessen Rolle bei den Ter­ror­an­schlägen. An das Gericht hat der Anwalt von Chalid Scheich Mohammed einen Brief geschrieben, in dem er mit­ge­teilt hat, dass sein Mandant bereit ist, über die Rolle und die Ver­wicklung Saudi-Ara­biens in den Ter­ror­an­schlag aus­zu­sagen, wenn er dafür die Garantie bekommt, für seine Taten nicht mit der Todes­strafe bestraft zu werden.
Hier bestellen!

Der Klage in Man­hattan ging ein poli­ti­scher Streit voraus. Prä­sident Obama hatte ein Veto gegen ein Gesetz ein­gelegt, das Klagen gegen andere Staaten in den USA ermög­lichen sollte. Damit wollte er dro­hende Klagen gegen Saudi-Arabien ver­hindern. Der Kon­gress hat dieses Veto jedoch im Sep­tember 2016 fast ein­stimmig gekippt und so der Klage den Weg frei gemacht. Obama gab als Grund für sein Veto an, dass diese Klage US-Sol­daten im Ausland in Gefahr bringen würde, wenn auch andere Staaten die USA oder ihre Sol­daten ver­klagen würden.
Saudi-Arabien betont, mit 9/11 nichts zu tun zu haben, hat aber im Dezember 2016 eine Änderung seiner Inves­ti­ti­ons­po­litik ange­kündigt, um im Falle einer ungüns­tigen Gerichts­ent­scheidung nicht Gefahr zu laufen, dass große sau­dische Ver­mögen von US-Gerichten ein­ge­froren oder gar als Scha­den­ersatz an Kläger aus­ge­zahlt werden können.
Der Ver­dacht, dass Saudi-Arabien mit Al-Qaida zusammen gear­beitet hat, ist nicht neu. Im Ermitt­lungs­be­richt zu 9/11 sind immer noch aus­ge­rechnet die Seiten geschwärzt, in denen es ver­mutlich um die finan­zi­ellen Ver­bin­dungen zwi­schen Saudi-Arabien und Al-Qaida geht. Und heute arbeiten sowohl Saudi-Arabien, als auch die USA zumindest im Jemen-Krieg mit Al-Qaida zusammen, wie AP im letzten Jahr auf­ge­deckt hat. Dem Bericht von AP, über den die Medien nicht berichtet haben, wurde übrigens nicht widersprochen.
Zu 9/11 gibt es trotz des offi­zi­ellen Unter­su­chungs­be­richtes noch viele Fragen. Ich habe darüber mal am Rande berichtet, als es um Mel­dungen ging, eine Hacker­gruppe drohe mit der Ver­öf­fent­li­chung geheimer Doku­mente zu 9/11. Obwohl die Gruppe einiges ver­öf­fent­licht hat, was als authen­tisch, aber nicht sehr brisant ein­ge­stuft wurde, wurde es vor den ange­kün­digten wei­teren Ver­öf­fent­li­chungen bri­san­terer Unter­lagen dann still um die Geschichte.
Ich fand diese heutige Meldung in der rus­si­schen TASS, die ihre Ori­gnal­quelle beim Wall Street Journal ver­linkt hatte und habe diese Meldung ver­öf­fent­licht, weil ich es bemer­kenswert finde, dass zwar renom­mierte Medien wie das Wall Street Journal oder CNBC in den USA und rus­sische Medien diese Meldung gebracht haben, aber in Deutschland mal wieder kein Wort davon in den Medien zu finden ist. Zumindest ergab eine Google-Suche vor Ver­öf­fent­li­chung dieses Artikels keine Treffer.


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“