Ich kann kein Chinesisch und habe keine Verbindungen dorthin. Daher kann ich zu den Ereignissen in Hong Kong nichts beisteuern, als ein paar allgemeine eigene Gedanken. Und ich stelle fest, dass es wieder nach dem bekannten Muster abläuft, das wir beim Maidan gesehen haben oder heute in Moskau sehen: Die westlichen Medien unterstützen die Demonstranten nach Kräften, die Demonstranten haben unbestreitbar Kontakt zum US-Konsulat vor Ort und alle Gewalt, die von den Demonstranten ausgeht, wird in Deutschland verschwiegen. Stattdessen werden Blockaden zum Beispiel des Internationalen Flughafens durch die westlichen Medien in ein positives Licht gestellt. Ich frage mich in solchen Fällen immer, wie wohl die deutschen Medien berichten würden, wenn Pegida, Attack, Montagsdemonstranten oder ähnliche Gruppen den Frankfurter Flughafen stürmen und besetzen würden.
Sie es drum, das waren nur allgemeine Gedanken meinerseits dazu. Nun übersetze ich einen Bericht des russischen Fernsehens, damit die deutschen Leser auch mal eine andere Sicht kennen lernen können, als die der deutschen Medien. Nach der Lektüre des Textes dürfte der Video-Beitrag auch ohne Russischkenntnisse einigermaßen verständlich sein.
Beginn der Übersetzung:
Die chinesischen Behörden haben damit gedroht, die an den Angriffen in Hongkong Beteiligten hart zu bestrafen. Seit zwei Monaten gibt es dort Massenunruhen. Peking wirft Washington vor, an der Organisation der Proteste beteiligt zu sein.
Alle Flüge wurden für mindestens einen Tag annulliert. Der Hong Kong International Airport, einer der größten Verkehrsknotenpunkte der Region, wurde von mehreren tausend regierungsfeindlichen Demonstranten lahmgelegt. In der Ankunftshalle dauert der Sitz-Protest schon drei Tage, in der Abflughalle wird stehend protestiert. Die Schuldigen des Transportkollaps werden jedoch höchstwahrscheinlich das Terminal in den kommenden Stunden verlassen müssen. Die Strafverfolgungsbehörden bereiten sich darauf vor, die Kontrolle über die Situation zu übernehmen.
„Wie Sie wissen, wurden alle Flüge wegen eines nicht genehmigten Protests annulliert. Dies verursacht schwere Schäden für Passagiere, Fluggesellschaften und die Wirtschaft der Metropole als Ganzes. Wir fordern die Sicherheitsdienste auf, Maßnahmen zu ergreifen und das Terminal von Demonstranten zu räumen. Zuvor werden wir Warnungen aussprechen, damit die Menschen den Flughafen friedlich verlassen können“ sagte Matthew Chen, der Leiter der Flughafenverwaltung.
Proteste von Tausenden Demonstranten gehen in der Innenstadt weiter, auch in der U‑Bahn. Am Vortag hatten Hunderte radikale Aktivisten versucht, den Verkehr zum Erliegen zu bringen. Die Ordnungshüter wurden mit Laserpointern geblendet. Einige griffen die Beamten sogar mit den Fäusten an. Die Polizei war gezwungen, mit Gewalt zu reagieren.
„Das Hauptziel unserer Operation sind radikalisierte Demonstranten. Sie verwenden Schleudern und werfen Molotowcocktails. Diese Menschen stellen eine große Gefahr für die Zivilbevölkerung und die Sicherheitskräfte dar. Die Polizei wiederum hat sich gegenüber den Demonstranten so korrekt wie möglich verhalten“ sagte der örtliche Polizeisprecher Tan Pink-Ken.
Insgesamt gibt es seit mehr als zehn Wochen Proteste in der chinesischen Verwaltungszone. Der Grund für die Aktionen war ein Gesetzentwurf, der einen Mechanismus für die Auslieferung von Hongkong an das chinesische Festland für diejenigen schaffen sollte, die der Verletzung der Gesetze des Himmelreiches verdächtigt werden. (Anmerkung: Wer sich an der Bezeichnung „Himmelreich“ stört, bitte die Kommentare zu diesem Artikel lesen, die Frage danach wurde gestellt und beantwortet)
Die Forderungen der Demonstranten aber wuchsen jeden Tag und radikale Gruppen begannen, Provokationen zu arrangieren, sie warfen Eier, Steine und sogar Molotowcocktails. Oft endeten die Demonstrationen in Zusammenstößen. Aber jedes Mal, bevor sie Gewalt anwenden, warnen die Sicherheitskräfte die Demonstranten vor, sowohl verbal als auch schriftlich.
„In den letzten Tagen haben radikale Demonstranten in Hongkong regelmäßig gefährliche Gegenstände eingesetzt, um die Polizei anzugreifen. Dabei handelt es sich um schwere kriminelle Gewaltakte, die bereits Anzeichen von Terrorismus zeigen. Sie sollten gemäß dem Gesetz hart bestraft werden“ sagte Yang Guang, ein Sprecher des Büros des chinesischen Staatsrats für Hongkong- und Macau-Angelegenheiten.
Peking wirft Washington vor, sich in die inneren Angelegenheiten des Landes und in die Proteste in Hongkong einzumischen. Das russische Außenministerium stimmt dem zu. Dort wurde mitgeteilt, man würde Informationen mit China über dieses Thema austauschen.
„Wir haben in der Tat die Erklärungen der chinesischen Führung gehört, die eine Reihe westlicher Geheimdienste, insbesondere Vertreter der US-Geheimdienste, direkt beschuldigt, sich in Chinas innere Angelegenheiten einzumischen. Und das nicht nur durch eine allgemeine Intervention auf einer theoretischen Grundlage, sondern auch bei der konkreten Beteiligung an den Unruhen und der Organisation der Unruhen, die wir in Hongkong erleben“ sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa.
Vergangene Woche veröffentlichte die chinesische Presse Informationen inklusive Fotos über ein Treffen des Leiters der politischen Abteilung des US-Generalkonsulats in Hongkong mit Vertretern der Opposition. Das Weiße Haus hat dazu keine Erklärung abgegeben.
Ende der Übersetzung
Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.