Wikipedia (Wikipedia-Landtagsprojekt Thüringen), Olaf Kosinsky, Link zum Foto: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/18/2016-02-25_Plenum_im_Th%C3%BCringer_Landtag_by_Olaf_Kosinsky-11.jpg Bildlizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Björn Höckes Stel­lung­nahme zum Abbruch des ZDF-Interviews

Am Sonntag strahlte das ZDF ein Interview mit Björn Höcke, dem Spit­zen­kan­di­daten der AfD Thü­ringen, aus, welches seither für einigen Gesprächs­stoff sorgte, da Höcke und sein Pres­se­sprecher das Gespräch aus Protest abbrachen und dem ZDF-Redakteur drohten, dass er nie wieder ein Interview mit Höcke bekommen werde, wenn er die ersten zehn Minuten nicht nochmal neu auf­nehmen würde. Heute gab Höcke nun eine Stel­lung­nahme zum Abbruch des Inter­views ab.
Björn Höckes Stellungnahme

Hier bestellen!

1. Ich habe zusammen mit Sebastian Hennig ein Buch geschrieben (also eigentlich habe ich mit ihm geredet und er hat es dann geschrieben), ich möchte aber in Inter­views nicht darauf ange­sprochen werden, was ich da gesagt habe, weder inhaltlich noch was meine Sprache anbe­langt und schon gar nicht kri­tisch. Dafür habe ich das nicht geschrieben (also schreiben lassen)!
2. Ich erwarte von jedem Jour­na­listen, dass er sich, wenn er mit mir ein Interview führen möchte, sich infor­miert, was ich die Stunden zuvor gemacht habe, und dass er darauf ganz besondere Rück­sicht nimmt. Wer das nicht macht, der kriegt in Zukunft kein Interview mehr mit mir, auch dann nicht, wenn ich erst Kanz… äähh … eine bedeu­tende poli­tische Person bin.
3. Dass das ZDF mich even­tuell unfair behandeln könnte, zumal wenige Wochen vor der Land­tagswahl in meinem Bun­desland, wo ich ganz viele Stimmen holen will, auf die Idee wäre ich doch niemals gekommen! Woher hätte ich das denn wissen sollen?! Nur weil die das fast immer so machen, kann ich doch nicht ableiten, dass sie es jetzt in meinem Falle wieder tun. Das konnte ich doch nicht wissen! Ich bin als kom­mender Kanz… äähh … Minis­ter­prä­sident zwar schon jetzt total pro­fes­sionell, aber darauf war ich absolut nicht vor­be­reitet. Ich bin ja schließlich auch nur ein Mensch. Zudem ein sehr emo­tio­naler, eigentlich ganz schüch­terner, sehr mensch­licher Mensch. Das können alle meine Anhänger und Fans bestä­tigen. Das können Sie ruhig überprüfen.
4. Wie ich mit den Medien spielen könnte, wenn die mir Fragen stellen, die mir nicht behagen, weiß ich auch nicht, ins­be­sondere wie man zu den Themen umlenken könnte, die mir wichtig sind. Wie soll ich das denn machen, wenn so ein ZDF-Jour­nalist mir ständig so miese Fragen stellt. Ich finde das einfach gemein. So was macht man doch nicht! Warum sind die denn immer so zu mir? Ich ver­stehe das gar nicht.
5. Ich finde es gut, wenn mein Pres­se­sprecher mitten in eine Interview rein­platzt und sagt, das muss alles nochmal gemacht werden. Nein, ich pfeife den nicht zurück und sage nicht: „Lassen Sie mal, Herr Lachmann, wir kriegen das schon hin. Die Zuschauer werden sich ja ihr eigenes Bild machen“, um damit eine gewisse Sou­ve­rä­nität zu signa­li­sieren. Nein, so was sage ich nicht, denn mein Pres­se­sprecher ist ja genauso pro­fes­sionell wie ich und kennt sich in dem Bereich voll gut aus. Habt ihr ja gesehen, ne? Hab mir natürlich als kom­mende bedeu­tende poli­tische Person den Besten von allen geholt.
6. Wenn ich erstmal Kanz… äähh… Minis­ter­prä­sident bin und Putin oder Trump oder Xi Jinping… spricht man das so aus, Herr Lachmann? – Lachmann: Keine Ahnung. Wenn nicht, wie­der­holen wir einfach alles nochmal… wenn also Putin oder Trump oder Xi Jinping etwas zu mir sagt, was mir nicht gefällt, dann werde ich sie auch darauf hin­weisen, dass ich ja vorher schon fünf Stunden gear­beitet habe und dass sie bitte nett zu mir sein sollen, weil ich ja auch nur ein Mensch bin. Und dass ich sonst nie wieder mit ihnen rede, wenn sie nicht nett zu mir sind und mich mit Dingen kon­fron­tieren, über die ich gar nicht reden will, die vorher nicht abge­sprochen waren und die mich total emotionalisieren.
Das wollte ich nur mal gesagt haben. So und jetzt gehe ich die Wahl in Thü­ringen gewinnen und werde eine inter­es­sante per­sön­liche, poli­tische Person in diesem Lande. Jawoll. Und dann kriegt der Gebhard nie wieder ein Interview mit mir. Und das ZDF auch nicht. Und die ARD und die ZEIT und die Süd­deutsche und…

Jürgen Fritz — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog des Autors www.juergenfritz.com