Am Sonntag strahlte das ZDF ein Interview mit Björn Höcke, dem Spitzenkandidaten der AfD Thüringen, aus, welches seither für einigen Gesprächsstoff sorgte, da Höcke und sein Pressesprecher das Gespräch aus Protest abbrachen und dem ZDF-Redakteur drohten, dass er nie wieder ein Interview mit Höcke bekommen werde, wenn er die ersten zehn Minuten nicht nochmal neu aufnehmen würde. Heute gab Höcke nun eine Stellungnahme zum Abbruch des Interviews ab.
Björn Höckes Stellungnahme
1. Ich habe zusammen mit Sebastian Hennig ein Buch geschrieben (also eigentlich habe ich mit ihm geredet und er hat es dann geschrieben), ich möchte aber in Interviews nicht darauf angesprochen werden, was ich da gesagt habe, weder inhaltlich noch was meine Sprache anbelangt und schon gar nicht kritisch. Dafür habe ich das nicht geschrieben (also schreiben lassen)!
2. Ich erwarte von jedem Journalisten, dass er sich, wenn er mit mir ein Interview führen möchte, sich informiert, was ich die Stunden zuvor gemacht habe, und dass er darauf ganz besondere Rücksicht nimmt. Wer das nicht macht, der kriegt in Zukunft kein Interview mehr mit mir, auch dann nicht, wenn ich erst Kanz… äähh … eine bedeutende politische Person bin.
3. Dass das ZDF mich eventuell unfair behandeln könnte, zumal wenige Wochen vor der Landtagswahl in meinem Bundesland, wo ich ganz viele Stimmen holen will, auf die Idee wäre ich doch niemals gekommen! Woher hätte ich das denn wissen sollen?! Nur weil die das fast immer so machen, kann ich doch nicht ableiten, dass sie es jetzt in meinem Falle wieder tun. Das konnte ich doch nicht wissen! Ich bin als kommender Kanz… äähh … Ministerpräsident zwar schon jetzt total professionell, aber darauf war ich absolut nicht vorbereitet. Ich bin ja schließlich auch nur ein Mensch. Zudem ein sehr emotionaler, eigentlich ganz schüchterner, sehr menschlicher Mensch. Das können alle meine Anhänger und Fans bestätigen. Das können Sie ruhig überprüfen.
4. Wie ich mit den Medien spielen könnte, wenn die mir Fragen stellen, die mir nicht behagen, weiß ich auch nicht, insbesondere wie man zu den Themen umlenken könnte, die mir wichtig sind. Wie soll ich das denn machen, wenn so ein ZDF-Journalist mir ständig so miese Fragen stellt. Ich finde das einfach gemein. So was macht man doch nicht! Warum sind die denn immer so zu mir? Ich verstehe das gar nicht.
5. Ich finde es gut, wenn mein Pressesprecher mitten in eine Interview reinplatzt und sagt, das muss alles nochmal gemacht werden. Nein, ich pfeife den nicht zurück und sage nicht: „Lassen Sie mal, Herr Lachmann, wir kriegen das schon hin. Die Zuschauer werden sich ja ihr eigenes Bild machen“, um damit eine gewisse Souveränität zu signalisieren. Nein, so was sage ich nicht, denn mein Pressesprecher ist ja genauso professionell wie ich und kennt sich in dem Bereich voll gut aus. Habt ihr ja gesehen, ne? Hab mir natürlich als kommende bedeutende politische Person den Besten von allen geholt.
6. Wenn ich erstmal Kanz… äähh… Ministerpräsident bin und Putin oder Trump oder Xi Jinping… spricht man das so aus, Herr Lachmann? – Lachmann: Keine Ahnung. Wenn nicht, wiederholen wir einfach alles nochmal… wenn also Putin oder Trump oder Xi Jinping etwas zu mir sagt, was mir nicht gefällt, dann werde ich sie auch darauf hinweisen, dass ich ja vorher schon fünf Stunden gearbeitet habe und dass sie bitte nett zu mir sein sollen, weil ich ja auch nur ein Mensch bin. Und dass ich sonst nie wieder mit ihnen rede, wenn sie nicht nett zu mir sind und mich mit Dingen konfrontieren, über die ich gar nicht reden will, die vorher nicht abgesprochen waren und die mich total emotionalisieren.
Das wollte ich nur mal gesagt haben. So und jetzt gehe ich die Wahl in Thüringen gewinnen und werde eine interessante persönliche, politische Person in diesem Lande. Jawoll. Und dann kriegt der Gebhard nie wieder ein Interview mit mir. Und das ZDF auch nicht. Und die ARD und die ZEIT und die Süddeutsche und…
Jürgen Fritz — Erstveröffentlichung auf dem Blog des Autors www.juergenfritz.com
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