Wikipedia (Wikipedia-Landtagsprojekt Thüringen), Olaf Kosinsky, Link zum Foto: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/18/2016-02-25_Plenum_im_Th%C3%BCringer_Landtag_by_Olaf_Kosinsky-11.jpg Bildlizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Björn Höckes „ZDF-Eklat“ und die Folgen – Wenn das linke Staats­fern­sehen seine eigene Blamage postet

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Björn Höcke ist ein Poli­tiker, an dem sich auch im kon­ser­va­tiven Lager die Geister scheiden. Meine Kra­gen­weite ist er auch nicht. Nur, was sich beim ZDF zuge­tragen hat, ist von einem Niveau, das man kaum noch unter­kellern kann.
Das ZDF hatte ihn zu einem 10 bis 12-minü­tigen Interview zu den bun­des­po­li­ti­schen Aus­wir­kungen der Land­tags­wahlen in den neuen Bun­des­ländern gebeten und offenbar in der Ein­ladung auch erwähnt, es werde um „Sprache“ gehen. Was dann tat­sächlich gemacht wurde, kann man durchaus als abge­feimtes und heim­tü­cki­sches Ver­halten bezeichnen. Es ging nämlich aus­schließlich um Sprache. Um dem Ganzen einen Auf­hänger zu ver­schaffen, wurden AfD-Poli­tikern im Vorfeld Zitate vor­ge­lesen, von denen sie beant­worten sollten, ob sie aus Adolf Hitlers „Mein Kampf“ stammen oder aus dem Buch von Björn Höcke. Die Zitate waren (sehr sicher absichtlich) relativ unin­ter­essant, ohne jeden Gewalt­aufruf, Hetze oder erkenn­baren Nazismus und hätten in dieser Diktion und Sprachwahl auch von dama­ligen SPD- oder Zen­trums­po­li­tikern stammen können. Denn damals fanden sich in diesen Par­teien durchaus Patrioten:
„Einigkeit und Recht und Freiheit — dieser Drei­klang aus dem Liede des Dichters gab in Zeiten innerer Zer­split­terung und Unter­drü­ckung der Sehn­sucht aller Deut­schen Aus­druck; er soll auch jetzt unseren harten Weg zu einer bes­seren Zukunft begleiten.“
(Friedrich Ebert (SPD), Rede zum dritten Jah­restag der Wei­marer Verfassung)
Die AfD-Poli­tiker reagierten meistens mit Lachen und sagten fast alle, sie hätte weder das eine nochdas andere Buch gelesen. Allein, dass sie diese wenig besa­genden Sätze nicht zuordnen wollten, war den Leuten vom ZDF schon ein Beweis dessen, dass zwi­schen Adolf Hitlers und Björn Höckes Sprache kein Unter­schied sei und Herr Höcke damit als Nazi über­führt. Dümmer geht‘s nimmer.

 
Erstaunlich war, wie ruhig und besonnen Björn Höcke blieb. Man sah ihm zwar an, dass er von der Unver­schämtheit, ihm mit aller Gewalt Nazi-Diktion anzu­hängen genervt war, aber er behielt die Façon. Der Versuch wurde pene­trant wie­derholt und ent­spre­chend macht auch ein „Meme“ die Runde:

Irgendwann hatte Björn Höcke dann sichtlich genug und sein Pres­se­mensch griff ein und beschwerte sich über die ganze infame Art und Weise, wie ein Interview über die bun­des­po­li­ti­schen Aus­wir­kungen der Land­tags­wahlen in Sachsen, Bran­denburg und Thü­ringen zu einem unfairen Verhör über Wörter, wie „Lebensraum“ und „ent­artet“ als Nazi­sprache aus­artete. Björn Höcke wandte rich­ti­ger­weise ein, dass in jeder Dis­kussion über Natur­schutz der „Lebensraum der Rot­milane“ oder Fle­der­mäuse etc. pp. Thema sei, ohne dass diese Tiere einen Ver­nich­tungs­krieg gegen die Sowjet­union planen, aber ver­geblich. Es war offen­sichtlich Aufgabe des Inter­viewers, Björn Höcke mit allen Mitteln zu dis­kre­di­tieren. Diese 14 Minuten sollte man sich antun, da setzt schon Fremd­schämen für die eigenen öffentlich-recht­lichen Rund­funk­an­stalten ein.
 

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Dann aber kommt der absolute Höhe­punkt der Infamie. Man dis­ku­tiert nun, nach der Inter­vention durch den Pres­se­be­auf­tragten der AfD, ob das Interview nun abge­brochen wird oder nicht. Man will von Seiten der AfD einen Neu­anfang, da Björn Höcke sich dann besser auf die Fragen ein­stellen könne. Nein, es gebe keinen Neu­anfang, das mache man grund­sätzlich auch nicht mit anderen Poli­tikern. Sicher, das stimmt wahr­scheinlich, nur werden die Poli­tiker der eta­blierten Par­teien nicht so heim­tü­ckisch und absolut bös­willig attackiert.
Björn Höcke sagt nun auf einmal nach dem ganzen Hin und Her (wört­liche Mitschrift!):
„Passen sie auf: Dann haben wir ein mani­festes Problem, und dann wird das ent­spre­chende Kon­se­quenzen haben. Ich kann Ihnen sagen, dass das massive Kon­se­quenzen hat: In der ver­trau­lichen Zusam­men­arbeit zwi­schen Poli­tiker und Jour­nalist. Es geht doch darum, und das spüren Sie doch auch, dass wir mitt­ler­weile in einem Stadium ange­kommen sind, wo Poli­tiker und Jour­na­listen nicht mehr offen mit­ein­ander reden können, weil man das Gefühl hat als Poli­tiker – jeden­falls als AfD-Poli­tiker – dass der Jour­nalist nicht mehr neutral ist, sondern dass er irgendwie einen poli­ti­schen Auftrag exekutiert.“
Das ist sprachlich zwar ziemlich unge­schickt, dennoch eine voll­kommen richtige Analyse der Stim­mungslage und des Sen­ti­ments, das in der Bevöl­kerung sehr weit ver­breitet ist, auch unter Nicht-AfD-Wählern. Was machen die Medien daraus? Sie melden Schlag­zeilen wie: „Höcke droht ZDF-Reporter mit ‚mas­siven Kon­se­quenzen‘“ oder „AfD-Mann Höcke bricht ZDF-Interview ab – mit einer Drohung“ usw. usf.

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Die Dis­kussion, ob nun das „Interview“ beendet wird oder nicht, geht noch ein paar Minuten weiter. Darauf ent­spinnt sich diese Konversation:
Björn Höcke: „Passen Sie auf: Wir beenden das Interview. Nur, dann ist klar… wir wissen nicht, was kommt. Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird.“
ZDF: „Ist das eine Drohung?“
Björn Höcke: „Nein! Das ist nur eine Aussage, weil ich auch nur ein Mensch bin. Ich bin auch nur ein Mensch.“
ZDF: „Und was könnte kommen? Wenn Sie sagen, wir wissen nicht, was kommt?“
Björn Höcke: „Viel­leicht werde ich auch mal eine inter­es­sante per­sön­liche, poli­tische Person in diesem Land. Könnte doch sein.“
Das Ganze wird in den Main­stream­m­edien so dar­ge­stellt, als habe Björn Höcke dem ZDF-Inqui­sitor damit gedroht, dass der Vorfall mit dem abge­bro­chenen „Interview“ für ihn (den ZDF-Inqui­sitor) per­sönlich „massive Kon­se­quenzen“ haben werde, WEIL er, Björn Höcke, ja einmal Macht haben würde und sich an dem unfairen Inter­viewer rächen werde.
Was kom­plett an den Haaren her­bei­ge­zogen ist.
Wieder einmal hat sich der öffentlich-recht­liche Rundfunk als bös­willig, unsachlich und als Schande für den Berufs­stand des Jour­na­listen geoutet.
Das Einzige, was man Björn Höcke wirklich vor­werfen muss ist, dass er so bodenlos naiv war zu glauben, dass er bei den öffentlich-recht­lichen Rund­funk­an­stalten anständig und nach den Regeln des Jour­na­lismus behandelt werden würde.
Wer aller­dings tat­sächlich glasklar davon redet, man müsse „dik­tieren, wie eine Gesell­schaft aus­zu­sehen hat“, ist der ach-so-gute Herr Grö­ne­meyer. Hätten Sie diese Aussage eher Herrn Grö­ne­meyer oder Herrn Hitler zugeschrieben?
„Wenn der Tag kommt, an dem die Frage auf­taucht: Deutschland oder die Ver­fassung, dann werden wir Deutschland nicht wegen der Ver­fassung zugrunde gehen lassen.“
Zitat Friedrich Ebert (SPD),
über­liefert von Otto Geßler: Reichs­wehr­po­litik in der Wei­marer Zeit.