Da es darüber in Deutschland überhaupt keine Berichte gibt, finde ich es umso interessanter, die russischen Berichte aus Syrien selbst zu sehen. Wo noch vor kurzem Kriegsreporter berichtet haben, wird nun von einer Rückkehr eines weitgehend normalen Alltagslebens berichtet. Dieser Beitrag des russische Fernsehens zur Lage in Syrien ist, wenn man meine Übersetzung daneben legt, aufgrund der Bilder auch ohne Russischkenntnisse leicht zu verstehen. Die Bilder aus Syrien finde ich faszinierend und daher habe ich diesen Beitrag des russischen Fernsehens übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Am 9. November sprachen Putin und Erdogan am Telefon über Syrien, wo beide Länder Garanten für den Friedensprozess sind. Die Staatschefs betonten die Bedeutung der Koordinierung im Nordosten Syriens und bekräftigten ihr Bekenntnis zum Grundsatz der territorialen Unversehrtheit des Staates.
Zuvor hatten die russische Militärpolizei und türkische Grenzschützer die dritte gemeinsame Patrouille an der syrisch-türkischen Grenze durchgeführt. Die Strecke von 105 Kilometern wurde in 4 Stunden zurückgelegt. Patrouillen werden nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft durchgeführt. Es ist symbolisch, dass russische Militärhubschrauber die Landebahn einer Militärbasis nutzen, die Ende Oktober von den Amerikanern in aller Eile aufgegeben wurde.
Bei der Flucht verstärkten die Amerikaner ihr Kontingent im Nordosten Syriens, direkt bei den Ölfeldern des Landes. Zuvor hatte Trump unverhohlen erklärt, dass er „Öl liebt“ und nun werden die US-Truppen nach seinen Worten das Öl in Syrien „beschützen“. Der russische Außenminister Sergej Lawrow scherzte daraufhin bitter und sagte, die Frage sei, vor wem die Amerikaner syrisches Öl schützen würden, bleibe offen.
Auf jeden Fall hat Donald Trump laut Associated Press die Ausweitung der Militärmission in Ölfördergebieten im Osten Syriens, von Deir Ez-zor bis Al-Hasaka, genehmigt. Das Pentagon sagt, dass die Gewinne aus Ölverkäufen an kurdische Gemeinden gehen. Das ist schwer zu glauben.
Unterdessen breitet sich in weiten Teilen Syriens ein friedliches Leben aus.
Aus Syrien berichtet unser Korrespondent.
Die Altstadt von Damaskus aus der Vogelperspektive. Das ist eine der ältesten Moscheen der Welt, die Omeyed-Moschee, hier ein nahegelegener Markt und eine orthodoxe und eine katholische Kirche. Alle diese Baudenkmäler haben den Krieg sicher überstanden.
Vor dem Krieg war die Altstadt von Damaskus wahrscheinlich der touristischste Ort des Landes. Während des Krieges war hier die Front. Die Militanten versuchten sogar, diese Straßen zu erobern, aber die Angriffe wurden von der syrischen Armee und lokalen Milizen abgewehrt. Touristen sind immer noch nicht hier, aber nichts erinnert mehr an den Krieg.
Abu George ist der Besitzer eines der berühmtesten Cafés in der Altstadt, es ist eine 90 Jahre alte Institution. Er sagt, er hätte nie gedacht, dass er Damaskus wieder als friedliche Stadt sehen würde. Es schien, als würde der Krieg ewig dauern.
„Ausländer haben natürlich immer noch Angst, zu uns zu kommen, aber der Inlandstourismus hat wieder begonnen, sich zu entwickeln. Ich habe Besucher aus Aleppo, Latakia und Homs. Die Straßen wurden sicherer und die Menschen beginnen zwischen syrischen Städten zu reisen. Ich denke, dass nach und nach alles besser wird und es wieder Gäste aus verschiedenen Ländern geben wird. Wir sind bereit, sehen Sie, wir haben eine sichere und sehr schöne Stadt“, sagte Abu.
Nazir Saidi arbeitete mehrere Jahre als Dolmetscher für unsere Filmcrew, so sah er alle Phasen des syrischen Krieges mit eigenen Augen. In Südsyrien wurde er vor etwas mehr als einem Jahr sogar in den Arm geschossen. Die Verletzung war nicht schwer und der Dolmetscher erholte sich schnell. Nazir sagt, dass die Stadt jetzt versucht, sich nicht mehr an den Krieg zu erinnern. Die Menschen haben zu lange auf die Gelegenheit gewartet, einfach nur zu leben und keine Angst zu haben.
„Meine Wohnung liegt so, dass ich von meinem Balkon alle Gebiete von Damaskus sehen kann, die von den Militanten erobert wurden. Jetzt ist es sehr schön, am Abend über Damaskus zu schauen. Sehr still. Kinder können ruhig zur Schule, Erwachsene können zur Arbeit gehen. Unser friedliches Leben wurde dank der Hilfe Russlands und des Heldentums unserer Armee ermöglicht. Ohne das russische Militär hätte Damaskus noch lange gekämpft“, ist sich Nazir sicher.
Ende Mai 2018 wurde das letzte Stadtviertel der Hauptstadt befreit, wodurch die Operation im Süden von Damaskus beendet wurde. Seitdem gibt es in der syrischen Hauptstadt keinen Krieg mehr. Jetzt erinnern an den Krieg in der Hauptstadt vielleicht nur an solche Ruinen. Obwohl mehr als anderthalb Jahre vergangen sind, seit die letzten Schüsse in Damaskus gehört wurden, umgeben solche „tote“ Viertel die Stadt. Diese Gebiete sind für die Menschen in Damaskus geschlossen, dort können nicht explodierte Kampfmittel liegen.
In Damaskus wird es wieder laut, Menschen, die vor dem Krieg geflohen sind, kehren zurück. Ein Zeichen für eine friedlichen Stadt sind Staus. Es gibt weniger Straßensperren, die Autobahnen sind offen und es gibt jetzt viel mehr Autos.
Es ist schwer zu glauben, aber vor nicht allzu langer Zeit war diese Straßen leer, es gab keine Menschen, keine Autos. Die Frontlinie war lag diesen Häusern, die Straße wurde vom Militär blockiert und fast jeden Tag explodierten hier Granaten. Jetzt ist es eine gewöhnliche Straße in Damaskus mit wuselndem Verkehr und Fußgängern.
Bis vor ein paar Jahren war es schwer vorstellbar, dass der Krieg hier mal enden würde. Die Stadt erwachte mit den Geräuschen von Explosionen und schlief mit ihnen ein. In Damaskus wurde täglich der Strom abgestellt. Militante konnten mit Artillerie in jeden Teil der syrischen Hauptstadt schießen, was bedeutet, dass es praktisch keine sicheren Viertel gab. Jetzt gehen die Lichter hier nur noch selten aus.
So sieht es ist in fast jedem Teil von Damaskus aus: Altstadt und gewöhnliche Souvenirläden. Auf dem Regal steht die russische Flagge, die Bewohner der Hauptstadt sind sich bewusst: Damaskus ist jetzt dank Russland eine friedliche Stadt.
Vor anderthalb Jahren, als klar wurde, dass in der Hauptstadt nicht mehr geschossen wird, war das ein Signal für das ganze Land: Ein Sieg ist möglich, trotz schwierigster Umstände. Und seit anderthalb Jahren gibt es wieder viel mehr Optimisten.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Über Syrien habe ich dort sehr viele Zitate zusammengengetragen und es ist faszinierend zu sehen, dass Putin mit fast allem, was er über Syrien in den letzten Jahren gesagt hat, recht behalten hat.
Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“
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