Die Bun­des­re­gierung plant “Kli­ma­neu­trale Kriegsführung”

Falls es zum Ernstfall kommt, wird es Sie beru­higen zu wissen, dass die Bun­deswehr ver­sucht, so nach­haltig wie möglich Krieg zu führen.

Der CO2-Emission der mobilen Ein­heiten der Bun­deswehr wird aller­höchste Bedeutung zuge­messen, die Umrüstung auf kli­ma­freund­liches Kriegs­gerät wird, wo möglich und nicht durch “gra­vi­me­trische und volu­me­trische Eigen­schaften von Ener­gie­trägern” unmöglich gemacht, ange­strebt. Der erste elek­trische Panzer ist in Planung, der erste nach­haltige Flug­zeug­träger, über den wir schon vor Jahren berichtet haben, macht Fort­schritte, die erste voll­elek­trische Trä­ger­rakete soll bald ent­wi­ckelt werden, der Ersatz des kli­ma­schäd­lichen NC-Pulvers in Munition ist geplant und, weil das alles noch nicht nach­haltig genug ist, wird bei der Luft­waffe der Tornado durch ein neues Segel­flugzeug mit Solar­zellen auf den Flügeln ersetzt. Fall­schirm­springer werden in nach­hal­tigen Zeiten nicht mehr mit Kero­sin­schleudern in die Höhe befördert, sondern mit nach­haltig beschafften und auf erneu­er­baren Roh­stoffen basie­renden Kata­pulten abgeschossen.

Alles ganz nach­haltig und umwelt­schützend. Leider leidet die Ver­tei­di­gungs­fä­higkeit auf Grund der Nach­hal­tigkeit, so dass die Bun­deswehr noch weniger ein­satz­fähig sein wird als derzeit und auch die Teil­nahme an Manövern nur noch in ver­rin­gertem Ausmaß statt­finden kann. Aber was tut man nicht alles dem Klima zuliebe. Und natürlich wird die Gen­der­ge­rech­tigkeit in all der Nach­hal­tigkeit nicht ver­gessen und dafür gesorgt, dass Familie und Beruf auch in Kriegs­zeiten mit ein­ander ver­einbar sind.

Krieg an sich ist eine Art Res­sour­cen­potlach, eine Form des fos­silen Ver­bren­nungs­hap­pe­nings mit humanem Kol­la­te­ral­schaden, der, ange­sichts der Kli­ma­be­lastung durch Krieg ver­nach­lässigt werden kann, schon weil heutige Sol­daten für zukünftige Gene­ra­tionen irrelevant sind. Die Not­wen­digkeit einer kli­ma­neu­tralen Kriegs­führung inklusive kli­ma­neu­traler Tötung, um den Pla­neten zu retten, koste es, was es wolle, nie war sie so offen­sichtlich wie heute. Der Ide­alfall: mensch­liches Leben wird durch Krieg voll­ständig aus­ge­löscht, das Klima ist gerettet.

Das war eine kleine Satire. Wie man sieht, kommt darin keine Belei­digung vor. Denn eine Satire lebt vom Mittel der Über­treibung bzw. der Grenz­be­gehung zwi­schen dem, was man noch für möglich halten würde und dem, was man schon nicht mehr für möglich halten würde, und vor allem lebt Satire davon, dass die Grenze indi­vi­duell bestimmt wird, ihr jewei­liger Verlauf also aus einer sub­jek­tiven Zuordnung folgt. Belei­di­gungen wie “Umweltsau” sind das beste Zeichen dafür, dass ein Text KEINE Satire ist, sondern der Auswurf eines mediokren Geistes, der in diesem Fall ver­sucht, sich hinter Kindern zu ver­stecken, um seinen bos­haften Klein­geist auszuleben.

Für unsere kleine Satire, bei der jeder Leser zwi­schen­zeitlich seine Grenze des Mög­lichen bestimmt hat, kann nun mit der Rea­lität abge­glichen werden, wie sehr die eigene Grenz­ziehung von der Rea­lität, von der Real­satire in diesem Fall, abweicht.

Das fol­gende Frage- und Ant­wort­spiel ent­stammt der Antwort der Bun­des­re­gierung auf die Kleine Anfrage der Abge­ord­neten Sevim Dağ­delen, Heike Hänsel, Christine Buchholz, wei­terer Abge­ord­neter und der Fraktion DIE LINKE.

Viel Spaß in Deutschland im Jahr 2020:

FRAGE: Inwieweit ist nach Kenntnis der Bun­des­re­gierung eine kli­ma­neu­trale Nutzung der durch die Bun­deswehr in den Teil­streit­kräften genutzten Waf­fen­systeme bzw. zumindest der Haupt­waf­fen­systeme in den kom­menden zehn Jahren tech­nisch umsetzbar?

ANTWORT: Die Mög­lich­keiten und Rah­men­be­din­gungen einer künf­tigen kli­ma­neu­tralen Nutzung mobiler Systeme der Bun­deswehr wurden auf wis­sen­schaft­licher Basis unter­sucht. Demnach werden trotz ange­strebter maxi­maler Erhöhung des Hybri­di­sie­rungs­grades durch Elek­tro­mo­toren auf­grund der gra­vi­me­tri­schen und volu­me­tri­schen Eigen­schaften von Ener­gie­trägern sowohl im Flug­be­trieb als auch in der mili­tä­ri­schen Land­mo­bi­lität bei ent­spre­chend hohen Fähig­keits­an­for­de­rungen an Masse und Leistung auch lang­fristig Ver­bren­nungs­mo­toren und Tur­binen ein­ge­setzt werden müssen. Um die Kraft­stoff­re­si­lienz – auch die der Bun­deswehr – nach Peak Oil zu sichern, müssten künftig klimaneutrale
syn­the­tische Kraft­stoffe für Ver­bren­nungs­mo­toren unter Ver­wendung von erneu­er­barem Strom nach dem „Power-to-Liquid“-Verfahren groß­tech­nisch her­ge­stellt, zuge­lassen und somit ver­fügbar werden. Die Zeit­fenster für die künftige Nutzung zuge­las­sener kli­ma­neu­traler syn­the­ti­scher Kraft­stoffe in mobilen Sys­temen der Bun­deswehr sind daher abhängig von der Markt­ver­füg­barkeit ent­spre­chender Betriebsstoffe.

FRAGE: Teilt die Bun­des­re­gierung die Auf­fassung, dass jede Erhöhung der Akti­vi­täten der Streit­kräfte, häu­figere eigene Trup­pen­ma­növer, Teil­nahmen an Manövern im Rahmen der NATO, ver­mehrter Einsatz der Bun­deswehr im Ausland not­wen­di­ger­weise mit einem erhöhten Res­sour­cen­ver­brauch und kli­ma­schäd­lichen Emis­sionen einhergehen?

ANTWORT: Ein solcher Zusam­menhang besteht grund­sätzlich. Dennoch nahm im Ver­gleich zum Jahr 2015 die jähr­liche CO2-Gesamt­emission mobiler Systeme der Bun­deswehr bis zum Jahr 2018 trotz ver­mehrter Akti­vi­täten u. a. in der Landes- und Bünd­nis­ver­tei­digung um 10,6 Prozent ab.


Quelle: sciencefiles.org