Die AfD zeigt in Cottbus Flagge (c) David Berger

Grund­le­gende Gedanken zum Wie­genfest der Alter­native für Deutschland

 Am 6. Februar 2020 jährt sich die Geburts­stunde der Alter­native für Deutschland. Als Mit­gründer der AfD in Ober­ursel (Taunus), der aus dem Kreis der 17 Mit­gründer als letzter noch poli­tisch aktiv ist, sind mir die nach­fol­genden grund­le­genden Gedanken sehr wichtig.

(von Martin E. Renner)

„Stra­tegie ist eine Öko­nomie der Kräfte“

schrieb Carl von Clau­sewitz. Und fürwahr, wir befinden uns nun sicherlich nicht in einem Krieg, aber doch in einem sehr kräf­te­zeh­renden Kampf. Die eta­blierten Par­teien und ihre medialen Kampf­ge­nossen zeigen sich ganz unver­hohlen im Umgang mit der AfD als das, was sie inhaltlich in wesent­lichen Fragen schon lange sind: Die „Ver­ei­nigte Ein­heits­partei Deutschlands“.

Auf die Stra­tegien anderer Par­teien haben wir keinen Ein­fluss. Nochmal: Keinen Ein­fluss! Stra­tegien sind ein Mittel zum Zweck, zur umfas­senden und effi­zi­enten Durch­setzung eigener Ziel­set­zungen. Die zu errei­chenden Ziele sind die Bezugs­punkte der Stra­tegie. Es ver­steht sich dabei von selbst, dass jede Stra­tegie nicht abs­trakt ersonnen, sondern unter Berück­sich­tigung einer Vielzahl von Fak­toren geplant werden muss. Gerne emp­fehle ich hierzu das Buch „Die Kunst des Krieges“ von Sunzi, nie­der­ge­schrieben etwa 500 vor Christus.Die AfD als Gegenpol zur quasi-feu­da­lis­tisch herr­schenden „Elite“

Schon die Neu­gründung unserer „Alter­native für Deutschland“ weist darauf hin, dass wir uns sowohl in der Bewertung des poli­ti­schen Ist-Zustandes als auch hin­sichtlich ange­strebter Ziel­set­zungen eklatant von allen anderen Par­teien unter­scheiden. Die Genesis, der Ursprung der AfD, ist der sich in der AfD mani­fes­tie­rende Wider­spruch des Sou­veräns, des Bür­gertums, des frei­heitlich Den­kenden. Hier eta­blierte sich der geborene bür­ger­liche Gegenpol, die Anti-These zu einer selbst­er­nannten, quasi neo-feu­da­lis­tisch agie­renden Pseudo-Elite, die sich augen­scheinlich als „herr­schende Klasse“ wahr­nimmt. Einem Kor­po­ra­tismus aus Politik und global agie­rendem Groß­ka­pital, der in irr­sin­niger Weise – oder viel­leicht auch nicht irr­sinns­be­gründet – inter­na­tio­nal­so­zia­lis­tische Ziel­set­zungen verfolgt.

Diese „Elite“ agiert nicht nur offen gegen den Natio­nal­staat, der für uns den unab­ding­baren und unver­han­del­baren Lebensraum der Demo­kratie dar­stellt. Sie negiert auch zunehmend die Existenz des Volkes an sich. Des deut­schen Volkes, das sich das Grund­gesetz gab – das sich explizit an das deutsche Volk richtet und das Staatsvolk (demos) als den Inhaber aller Staats­gewalt defi­niert. Wer das Volk negiert und miss­achtet, der wendet sich zugleich gegen das Grund­gesetz: Wenn es das deutsche Staatsvolk nicht mehr gibt, dann gibt es auch kein Grund­gesetz mehr.

Die AfD bekennt sich ohne jede Ein­schränkung zum Grund­gesetz. Wir stehen fest auf dem Boden der frei­heit­lichen und demo­kra­ti­schen Grund­ordnung. Wir bekennen uns zum Natio­nal­staat als unab­ding­barem Rahmen unserer demo­kra­ti­schen Verfasstheit.

Damit wird ganz klar: Die AfD ist nicht nur Anhänger, sondern gebo­rener Ver­tei­diger der Demo­kratie. Im wahrsten Sinne. Denn für uns steht der „demos“, also das Staatsvolk – als Aus­gangs­punkt und Ziel allen poli­ti­schen Strebens zugleich – an aller­erster Stelle.

Was die AfD von den eta­blierten Par­teien unterscheidet

Wir haben den Anspruch, inhaltlich weit­rei­chende poli­tische Kurs­kor­rek­turen vor­zu­nehmen. Euro­päisch, abend­län­disch denkend und fühlend – aber EU-kri­tisch. Wir träumen nicht vom angeblich bes­seren, aber iden­ti­täts­losen Welt­bürger. Wir erstreben sou­veräne Vater­länder, Natio­nal­staaten, in denen patrio­tische, poli­tisch mündige Bürger anderen Nationen in Respekt und Toleranz freund­schaftlich zugetan sind und zu gegen­sei­tigem Nutzen „Handel und Wandel“ treiben.

Wir stehen für tat­säch­liche Vielfalt. Wir wehren uns aber gegen ein auf­ge­zwun­genes und auf­ok­troy­iertes Dogma des bedin­gungs­losen Multi-Kul­tu­ra­lismus. Wir wollen das „Eigene“ nicht in einem mul­ti­kul­tu­rellen Ein­heitsbrei auf­gelöst, nivel­liert und her­ab­ge­würdigt sehen. Denn dies wäre das Ende jeder Vielfalt. Wir erkennen die berech­tigte Ver­tei­digung des Eigenen an – in Toleranz und Achtung gegenüber anderen Kulturen.

Wir zweifeln nicht am Kli­ma­wandel. Wir sind aller­dings skep­tisch gegenüber der These, der Mensch sei maß­geblich ver­ant­wortlich für dieses Phä­nomen. Umwelt und Öko­systeme sind für uns besonders schüt­zenswert. Das aber muss sachlich fun­diert und ideo­lo­giefrei geschehen.

Eine pro­spe­rie­rende Wirt­schaft ist für uns untrennbar mit all­ge­meinem Wohl­stand ver­bunden. Die (soziale) Markt­wirt­schaft ist der Garant dafür, dass jeder, der sich betei­ligen will und kann, vom all­ge­meinen Wohl­stand pro­fi­tieren soll. Die Grund­lagen hierfür sind nicht zuletzt durch die katho­lische Sozi­al­lehre beschrieben und manifestiert.

Diese Auf­zählung ließe sich nun beliebig fort­setzen. Der massive Gegensatz, der uns von allen anderen Par­teien unter­scheidet, lässt sich auf eine Kern-These redu­zieren: Für uns steht der freie Mensch, der freie Bürger an oberster Stelle. Ihn zu ertüch­tigen, ihn mög­lichst umfassend in die Lage zu ver­setzen, seine Ent­schei­dungen in aller Freiheit und Sou­ve­rä­nität auf Grundlage und in Abwägung von Fakten und Sinn­haf­tig­keiten zu treffen – das ist unser höchstes Ziel. Darum treten wir bei­spiels­weise auch für Volks­ab­stim­mungen ein.

Das (Un-)Wesen des „Estab­lish­ments“ und sein poli­ti­sches Wirken

Die anderen Par­teien zeigen hin­gegen immer deut­licher die uner­träg­liche Selbst­über­höhung gegenüber dem Bürger.

In aller Arroganz und Dekadenz bean­sprucht eine selbst­er­nannte „Elite“ über das „Wohl und Wehe“ des Bürgers zu entscheiden.

Diese Schein-Elite weist den Bürger darauf hin, dass er Teile seiner Sou­ve­rä­nität und seiner Rechte auf­zu­geben habe, wenn er die „Neue-Welt-Ordnung“ haben wolle (Merkel auf dem Kir­chentag 2011). Als ob der freie Bürger eine Wahl hätte und er nach seiner Meinung über­haupt gefragt würde! Genauso krass, vor ein paar Tagen in Davos, als Merkel meinte, vor­bringen zu müssen, dass „wir unsere gesamte Art des Lebens in den nächsten 30 Jahren ver­lassen werden.“ Die große Trans­for­mation nach dem Willen der Schein-Elite. Hatten wir doch schon einmal, im tota­li­tären China. Nur hieß es damals: „Der große Sprung nach vorn“. Mit geschätzten 50 Mil­lionen Toten.

Man arbeitet an einem – für die Elite effi­zi­en­teren und pro­fit­träch­ti­geren – supra­staat­lichen System (EU). Man maß­regelt den Bürger mit ideo­lo­gi­schem und mora­li­sie­rendem Zei­ge­finger und weist ihn in die von den „modernen Feu­dal­herren“ (dem Estab­lishment) als richtig pro­kla­mierten und vor­ge­ge­benen Ent­schei­dungen. Hier stehen das poli­tische System und der eigene Ver­bleib der „hün­disch krie­chenden Intel­ligenz“ (Gott­fried Benn) und ihrer Seil­schaften in diesem System an erster Stelle. Der Zweck allen poli­ti­schen Han­delns, der Bürger als der eigent­liche Sou­verän, bleibt auf der Strecke.

Der Bürger ist hier bes­ten­falls noch gedul­detes, gleichwohl läs­tiges und unge­liebtes Potential, das man beliebig leiten und mani­pu­lieren kann, um seine eigenen „hehren“ Ziele zu erreichen. Ent­schei­dungen aber trifft die Möch­tegern-Elite dann doch lieber unter sich.

Poli­tische Ent­schei­dungen sind in einer Demo­kratie niemals alternativlos

Unsere indi­rekte Namens­ge­berin, Kanz­lerin Merkel, sprach der­einst von der „Alter­na­tiv­lo­sigkeit“ poli­ti­scher Vor­haben. In der Politik aber ist nichts „alter­na­tivlos“ – erst recht nicht in einem frei­heitlich-demo­kra­tisch ver­fassten Gemein­wesen. Die Ein­stufung poli­ti­schen Agierens als „alter­na­tivlos“ zeugt nicht nur von mas­siven demo­kra­tie­theo­re­ti­schen Defi­ziten. Es zeugt auch und vor allem von einer ekla­tanten Miss­achtung dem Bürger gegenüber:

„Sei still – und mache, was wir Dir sagen, Bürger. Du ver­stehst sowieso nichts von den Dingen, die wir für Dich entscheiden.“

Dies ist die wahre Bedeutung des angeblich alter­na­tiv­losen poli­ti­schen Han­delns. Und wehe, irgend­jemand kommt daher und zieht das in Zweifel. Mit dem dis­ku­tieren wir noch nicht einmal; den nennen wir „Nazi“ und haben ihn damit aus dem Dis­kursraum für alle Zeiten verbannt.

Die (Regierungs-)Parteien wirken hier nicht – wie es unser Grund­gesetz fordert – an der poli­ti­schen Wil­lens­bildung mit, sondern es wird der poli­tische Willen unter den Ver­tretern des Estab­lish­ments vorab aus­ge­kungelt und ver­ab­redet. Und anschließend im wahrsten Sinne von oben nach unten „unter das Volk“ gebracht. Par­teien, Medien, Uni­ver­si­täten, Ver­treter der freien Wirt­schaft, Kirchen, Gewerk­schaften, Stif­tungen und unzählige NGO‘s – oftmals mit­telbar oder unmit­telbar staatlich ali­men­tiert, also regie­rungsnah, und ver­herr­li­chend „Zivil­ge­sell­schaft“ genannt – ent­scheiden also, wie der Bürger zu handeln und gar zu denken hat.

Hier ist ein schier unüber­seh­barer „eli­tärer Filz“ ent­standen – oftmals mit inter­na­tio­nalen und glo­balen Ver­stri­ckungen – der den ein­zelnen Staats­bürger letztlich gar nicht mehr ertüch­tigen und „mit­nehmen“ will. Man ist völlig abge­hoben. Den „ein­fäl­tigen“ und trägen Bürger ver­achtet man mehr, als dass man Brücken zu ihm bauen würde.

Nehmen wir nur die fol­genden Schlag­worte: freier, patrio­ti­scher Natio­nal­staat, sou­ve­räner und mün­diger Bürger, Ver­tei­digung des Eigenen, Wohl­stand durch Wirt­schafts­wachstum, Fakten statt Ideo­logie, Fort­schritt nicht durch Verbote, sondern durch (Innovations-)Förderung.

Ja, wir sind die Alter­native. Wir sind die Anti-These. Wir sind der „natür­liche Gegner“ der eta­blierten Kar­tell­par­teien, der „Ver­ei­nigten Ein­heits­partei Deutschlands“.

Aber ent­gegen dem gegen uns errich­teten und unter­stellten Popanz: Wir sind durch und durch demokratisch.

Der frühe Kurs der Alter­native für Deutschland (AfD)

An dieser Stelle sei ein kurzer, teils auch auto­bio­gra­fi­scher Exkurs in die His­torie der AfD gestattet. Schon vor der eigent­lichen Par­tei­gründung war mir die Größe der Aufgabe, vor der wir heute stehen, bewusst. Sehr früh zeigte sich, dass die Bestre­bungen, Vor­haben und Pro­jekt­linien eines Pro­fessor Lucke zu kurz gedacht waren. Er, der ebenso wie Gauland eigentlich gar keine Partei gründen wollte, sondern eher als Koope­ra­ti­ons­partner mit anderen Klein­par­teien agieren sollte. Erst meine ful­mi­nante, stringent vor­ge­tragene und ulti­mative For­derung nach Gründung einer neuen Partei– anlässlich des Zusam­men­kommens von rund 70 Lan­des­be­auf­tragten der Wahl­al­ter­native 2013 in Han­nover – drei Wochen vor der eigent­lichen Gründung in Ober­ursel, konnte die Skep­tiker einer Neu­gründung zu einer Umkehr bewegen. Ein zunehmend auto­kra­ti­scher Füh­rungsstil, die ver­suchte Aus­klam­merung poli­ti­scher The­men­felder – letztlich auch der Versuch, innerhalb der Partei eine „auto­ritäre“ Mei­nungs­do­minanz zu bean­spruchen. Dies war das Ein­fahren auf exakt jenes Gleis, das die Mit­glieder später zu neun­mi­nü­tigen ste­henden Ova­tionen auf Par­tei­tagen führen kann. In CDU-Kreisen und nicht nur dort eine offen­kundig höchst beliebte (Un)Sitte.

Ich begann sehr früh damit, genau dies offen zu monieren. Ver­schiedene Treffen mit meinem Freund Nigel Farage (damals UKIP) und dem Versuch, eine Par­tei­en­al­lianz mit der UKIP, durchaus auch um einen gemein­samen Aus­tritt aus der EU zu kon­zi­pieren und voran zu treiben, führte zu einer ein­stün­digen Schimpf­tirade seitens des unan­ge­meldet ange­reisten Lucke auf dem Par­teitag in Arnsberg 2014 gegen mich. Und da Lucke sei­nerzeit so etwa Gott ähn­lichen Status hatte, wurde ich mit Gran­dezza als Lan­des­vor­stand in NRW abge­wählt. Na ja, ein paar Monate später war ich wieder Sprecher im AfD-Lan­des­verband NRW und Lucke weg.

Und dann die „Alter­native Mitte“ in der AfD

Unter dem nächsten Bun­des­vor­stand wurde es fast noch ärger. Bis dato wurden teils hitzige Debatten noch hinter den Kulissen aus­ge­tragen. Jetzt aber wurden diese Aus­ein­an­der­set­zungen auch öffentlich geführt. Sie gingen haupt­sächlich immer um den soge­nannten „Flügel“. Unter Luckes Ägide explizit als inner­par­tei­liches Kor­rektiv zu Luckes auto­kra­ti­schen  Bestre­bungen und bewusster Aus­klam­merung rele­van­tester poli­ti­scher Themen ent­standen, betonte und betont dieser das patrio­tische Bekenntnis zu unserer Nation und unserem Vaterland.

Nach den Erfah­rungen aus der Lucke-Zeit ver­sam­melten sich im „Flügel“ unter seiner pola­ri­sie­renden „Gali­ons­figur“ auch poli­tische (aber gleichwohl demo­kra­tisch agie­rende) Hard­liner, miss­trauisch gegenüber jeder von der Par­tei­führung aus­ge­ge­benen Stra­tegie. Doch auch hier stand ganz oben an: Das Beharren auf der For­derung nach demo­kra­ti­scher Fun­da­men­tal­op­po­sition der AfD gegenüber dem Establishment.

Die Par­tei­führung wand sich zunehmend unter dem vor­wurfs­vollen Dau­er­bom­bar­dement maß­geblich der regie­rungs­ge­fäl­ligen Medien und der gesamten Par­tei­en­land­schaft, ein­schließlich der staat­s­a­li­men­tierten soge­nannten Zivil­ge­sell­schaft. Die Gesamt­partei würde sich radi­ka­li­sieren. Man kann fast nicht mehr zählen, wie oft man unserer Partei einen „Rechts-Ruck“ zuschrieb, oder besser aus­ge­drückt: her­bei­schrieb. In der Partei ent­stand ein neu­er­liches Kor­rektiv, diesmal als Gegen­be­wegung zum Flügel: Die soge­nannte alter­native Mitte. Mit der Bun­des­spre­cherin an der Spitze ver­suchte man, die Vor­würfe gegenüber der Gesamt­partei auf den Flügel abzu­wälzen. Ein „Zukunfts­antrag“, gemünzt als Absage gegenüber jeder For­derung nach Fun­da­men­tal­op­po­sition, sollte der Partei „real­po­li­ti­schen Benimm“ in die DNA schreiben. Dieses (unstatt­hafte) Ansinnen schei­terte im Frühling 2017 fatal auf dem Bun­des­par­teitag in Köln. Die damalige Bun­des­spre­cherin wartete noch das in Aus­sicht ste­hende Mandat im Deut­schen Bun­destag ab, bevor sie die Partei mit wehenden Fahnen im Stich ließ, ganz im Glauben, dass ihr viele, viele MdBs der AfD in die Bedeu­tungs­lo­sigkeit folgen würden (es war aber dann doch nur einer).

Die wirk­liche und einzige „Raison d´être“ der AfD

Die bereits unter Lucke ent­standene Kluft wurde zemen­tiert, die Bruch­kanten rasier­mes­ser­scharf. Nahezu unmöglich, in der Partei inhaltlich zu navi­gieren, ohne von den Medien dem einen oder anderen inner­par­tei­lichen Lager zuge­schrieben zu werden. Eine Unsitte, die auch innerhalb der Partei zunehmend einriss. Mir ging es dabei niemals um eine per­sön­liche Geg­ner­schaft. Es ging mir niemals darum, inner­par­tei­liche Wider­sacher zu „besiegen“.

Hier bestellen!

Es geht mir seit Anbeginn um das Halten der poli­ti­schen Posi­tionen. Um derent­willen ich unsere „Alter­native für Deutschland“ einst mit­ge­gründet habe und deren Namen zu kre­ieren ich die Ehre habe. Für unsere Partei, für die ich seither hun­derte an Vor­trags­ver­an­stal­tungen absol­viert habe.

Unsere Aufgabe muss es sein, den Bürger poli­tisch zu ertüch­tigen. Ihm den ideo­lo­gi­schen und mora­lisch ver­brämten Schleier des Nicht­wissens, des Nicht­er­kennens, der Bequem­lich­keits­ver­blödung von den Augen zu nehmen, der ihm vom selbst­er­nannten distan­zierten Estab­lishment und dessen Hel­fers­helfern auf­gelegt wird und wurde, um ihm die klare Sicht zu nehmen. Ihm, dem Bürger, das Heft des Han­delns in die Hand zurück zu geben.

Es ist zu umfang­reich, hier noch einmal alle Punkte unseres Grün­dungs­an­spruches zu erläutern. Letztlich geht es um ein inhalt­liches Zurück (!) zu unserem Grund­gesetz: „Alle Staats­gewalt geht vom Volke aus.“ Genau das ist doch letztlich der wesent­liche, alles ent­schei­dende Punkt, an dessen tat­säch­licher Erfüllung man heute berech­tigte Zweifel haben muss – aber auch darf?

Primat des Poli­ti­schen versus Primat des Persönlichen

Alex­ander Gauland umschrieb einmal den unter­schwel­ligen, per­ma­nenten Streit in der AfD, indem er die Partei als „gärigen Haufen“ bezeichnete. Prot­ago­nisten dieses Streits werden von ihrer jewei­ligen Anhän­ger­schaft als Heroen gefeiert – dies kann die Partei-Kar­riere beflügeln oder auch behindern.

Auf Dauer schadet dieser Streit. Denn er lenkt ab vom Primat des Poli­ti­schen und führt zum Primat des Per­sön­lichen. Ich lehne das ab. Wir haben weder die Zeit noch die Aufgabe, Heroen zu küren und Per­sön­lich­keiten zu kre­ieren. Wir haben unsere gemeinsame Energie für das Wohl unseres Landes zu ver­wenden. Wir haben nicht für Per­sonen ein­zu­treten, sondern für poli­tische Posi­tionen. Per­sonen kommen und gehen. Unter­dessen aber ist unser geliebtes Hei­matland mit seinem reichen Kul­turerbe im Begriff, „gegangen“ zu werden. Dies zu ver­hindern – und nur dies – ist unsere Aufgabe.

Wenn par­tei­intern nun Begriffe wie „Jog­ging­hosen“ fallen, die man nicht um sich haben möchte, die ver­meintlich sozial schwach sind und infol­ge­dessen „keine bür­ger­liche Existenz zu ver­lieren“ hätten – dann erfordert dies unser aller Wider­spruch. Wir sind nicht ange­treten, unser „eigenes“ Estab­lishment zu küren! Wir haben den Anspruch, auch als Poli­tiker „besser“ (und auch anstän­diger) zu sein. Besser als die­je­nigen Damen und Herren, die wir in den letzten Jahren als „Volks­ver­treter“ zur Kenntnis nehmen und leidvoll ertragen mussten.

Es mag „Jog­ging­hosen“ geben, ja – doch ertüch­tigen wir diese, denn auch ihnen steht eine und ihre Meinung zu! Nehmen wir sie mit, statt sie zu negieren. Befä­higen wir sie, statt sie zu bevor­munden. Fördern wir sie, statt sie zu ver­achten. Das ist unsere Aufgabe!

Es kann nicht um die Gruppen innerhalb der AfD gehen

Fordern wir unseren expo­nierten Damen und Herren klare poli­tische Posi­tionen ab. Und ver­hindern wir, dass Posi­tionen einzig aus dem Umstand heraus kreiert werden, sich von „Flügel“ oder der „Alter­na­tiven Mitte“ abzu­grenzen. Denn so geht jeder Inhalt und jede poli­tische Sub­stanz verloren.

Erinnern wir uns an die her­aus­ra­gende, gewis­ser­maßen auch vor­aus­schauend mah­nende Rede des ehe­ma­ligen tsche­chi­schen Prä­si­denten Vaclav Klaus anlässlich des Pro­gramm­par­tei­tages in Stuttgart im Mai 2016. Zwei Dinge, so beschwor er uns, seien unter allen Umständen ein­zu­halten: Unbe­dingt den poli­ti­schen Kurs zu halten, diesen Kurs nicht auch nur einen Hauch auf­weichen zu lassen. Zu erdulden und aus­zu­halten, was uns zukünftig noch wider­fahren wird. Und ferner den Zusam­menhalt zu pflegen – durch einen ganz engen und ver­trau­ens­vollen Kontakt zwi­schen den Par­tei­mit­gliedern und der Par­tei­führung. Denn es sind die Mit­glieder, die unsere Partei tragen!

In Zeiten der zuneh­menden Pola­ri­sierung, in Zeiten, in denen die eta­blierten Par­teien offen­kundig nicht die geringste Hemmung haben, einen gewal­tigen neo-mar­xis­tisch inspi­rierten Spaltkeil in unsere Gesell­schaft zu treiben, müssen wir unsere Posi­tionen halten.

Über­haupt: es ist dringend an der Zeit, den aktu­ellen Ist-Zustand unserer poli­ti­schen Situation und auch innerhalb der Partei zu bewerten.

Die Stra­tegie des Estab­lish­ments und unsere Reaktion darauf

Wollen wir regieren? – Ja, unbe­dingt! Wenn wir unser Land bewahren wollen, dann lieber gestern als heute! Wollen wir koalieren? – Grund­sätzlich ja. Aber: Nicht mit diesen eta­blierten Par­teien in der heu­tigen Besetzung und im heu­tigen Zustand. Wir brauchen nicht nur einen grund­le­genden Poli­tik­wechsel, wir brauchen auch einen „Poli­ti­ker­wechsel“. Das Eine bedingt das Andere. Wir brauchen, wie bereits ange­klungen, eine Wende hin zum Primat des Politischen.

Anders aus­ge­drückt: Eine geistig, mora­lische Wende, wie bereits 1981 von Helmut Kohl annon­ciert, aber niemals, auch nur in kleinsten Ansätzen in Angriff genommen.

Die Stra­tegie der eta­blierten Par­teien – und aller ihrer (medialen) Hel­fers­helfer – ist ein­deutig. Wir sind aus deren Sicht nicht der poli­tische Gegner. Wir sind der Feind! Die, mit denen man nicht spricht und schon gar nicht ver­handelt. Darum denun­ziert man uns als „Demo­kra­tie­feinde“. Darum „miss­ver­steht“ und skan­da­li­siert man jede Äußerung unse­rer­seits. Darum schweigt man über linken Terror und Gewalt der Antifa gegen uns, gegen unsere Gast­geber und gegen unsere Unterstützer.

Niemals werden wir frei­blei­bende Gesprächs­an­gebote der eta­blierten Par­teien erleben. Das ist die fest zemen­tierte Stra­tegie der anderen Par­teien. Denn sie können unsere Argu­mente nicht wider­legen. Sie können unserer Ratio nichts ent­ge­gen­setzen. Irra­tio­nalen und ideo­lo­gie­ba­sierten Moti­va­tionen kommt man mit Fakten und ratio­naler Argu­men­tation nicht bei. Nicht nur, dass sie mit uns nicht reden wollen. Nein, sie können es nicht! Und unter den Augen ihrer Par­tei­füh­rungen dürfen sie es ver­mutlich auch nicht. Sie nennen uns gerade des­wegen „(Demokratie-)Feinde“, weil sie den Diskurs mit uns ver­meiden müssen!

Wer dies in der AfD ver­kennt, wer die proto-tota­litär und neo-mar­xis­tisch ange­legten Wirk­me­cha­nismen und –dyna­miken gegen­wär­tiger Politik nicht erkennt, der wird zu keiner ziel­füh­renden AfD-Stra­tegie gelangen können. Wer darauf hofft, im der­zei­tigen poli­ti­schen Gefüge als grund­le­gende Oppo­sition geadelt und aner­kannt zu werden, der baut ein Wol­ken­ku­ckucksheim im moras­tigen Sumpf.

Ja, sicher stehen uns die GRÜNEN inhaltlich ferner als etwa die CDU. Nichts­des­to­trotz ist auch und gerade die gegen­wärtige CDU unser poli­ti­scher Gegner, weil sie den inter­na­tional-sozia­lis­ti­schen und neo-mar­xis­ti­schen Virus in sich trägt und keiner der maß­geb­lichen CDU-Poli­tiker einen län­geren Kur­auf­enthalt zur Resis­tenz­bildung und Rekon­va­leszenz für not­wendig erachtet. Weiter so, ist das Motto – Haupt­sache, man bleibt an den Fress­näpfen der Macht, zumindest so lange es geht.

Ist es Popu­lismus, wenn man sagt, was man sieht?

Es ist ein ganz bewusstes Framing, es ist bewusste Mani­pu­lation, unsere Partei als demo­kra­tie­feindlich zu denun­zieren! Es ist Hetze um jeden Preis – an deren Ende die poli­tische Ver­nichtung unserer Partei stehen soll. Die Ver­nichtung der gesell­schaft­lichen Existenz vieler Par­tei­mit­glieder oder von Gesprächs­partnern wird doch bereits heute in Kauf genommen!

Was erwarten wir von einem Estab­lishment, das Ver­träge bricht (Maas­tricht, Dublin-Abkommen, etc.), den Natio­nal­staat abschaffen will, die Iden­tität des eigenen Volkes negiert, das der Sicherheit des eigenen Volkes offen­kundig völlig gleich­gültig gegen­über­steht? Ein Estab­lishment, das moral­schwanger den gesamten Globus erretten und das Welt­klima ändern möchte, aber ach­sel­zu­ckend zusieht, wie unsere Rentner Fla­schen sammeln (müssen!), um men­schen­würdig exis­tieren zu können. Und unseren Alten im Altenheim die Fleisch­ra­tionen kürzen will – ganz im Sinne der Klimareligion.

Ist das popu­lis­tisch? Sei es drum! Es ist vor allem die Rea­lität, für jedes Auge sichtbar!

Vor diesem Hin­ter­grund über etwaige Koali­tionen nach­denken zu wollen, ist nach­gerade irr­witzig und naiv. Ange­sichts der klaren Instru­men­ta­li­sierung des Bun­des­ver­fas­sungs­schutzes gegen uns ist es irr­witzig und naiv, darüber nach­denken zu wollen, wie wir uns „gefäl­liger“ benehmen können.

Sich den Regeln anderer anzu­passen, sich gar fügen zu wollen, der ein­deutig im Begriff steht, jedes bestehende demo­kra­tische Regelwerk zu ver­lassen, ist eher Nonsens, denn Stra­tegie. Als wollte man, gefesselt und geknebelt, dem eigenen Ent­führer anstelle dessen mil­lio­nen­schwerer For­derung die 50 Pfennig anbieten, die man noch in der Hosen­tasche gefunden hat.

Alleine die Erkenntnis, dass das eta­blierte Par­tei­en­kartell sei­ner­seits nicht mehr nach demo­kra­ti­schen Regeln spielt, ist doch weg­weisend!? Wir haben lediglich unsere Glaub­wür­digkeit und unsere Authen­ti­zität in die Waag­schale zu werfen.

Das bedeutet: Kurs halten um jeden Preis

Fangen wir dagegen an, unser eigenes „AfD-Estab­lishment“ – nett gekleidet, mit Muttis Schlab­ber­lätzchen ver­sehen und genau vor­ge­ge­benem Wort­schatz aus­ge­stattet – in die poli­tische Aus­ein­an­der­setzung zu schicken, so schaufeln wir das eigene Grab. Unsere Mit­glied­schaft – ob Anzug oder Jog­ginghose – wird das nicht zulassen. Wir sind nicht ange­treten, um Posi­tionen und Mandate zu erringen, sondern wir wollten diese nur aus einem ein­zigen Grund besetzen: Um die Politik ver­ändern zu können.

Schein­hei­ligkeit in Gestalt mora­lisch ver­meintlich höher­wer­tiger Posi­tionen ist das Geschäft der anderen. Nicht aber unseres. Status und allerlei Bene­fizien expo­nierter Mandate und Ämter müssen Mittel zum Zweck bleiben. Und zwar, um poli­tische Wei­chen­stel­lungen zu ermög­lichen. Nicht, um die eigene intel­lek­tuelle oder finan­zielle Jog­ginghose endlich zu ersetzen…

Die Stra­tegie der AfD – wie geht es weiter?

Mit den gegen­wär­tigen poli­ti­schen Prot­ago­nisten kann es keine Zusam­men­arbeit geben. Die SPD hat bereits begonnen, sich in den Sarg zu legen – es muss nur noch der Deckel zuge­klappt werden. Die FDP hat ohnehin Sinn und Zweck ver­loren und tanzt beliebig um die fünf Prozent herum wie die Schlange um die Flöte. Die CDU/CSU wird den Weg der Demo­crazia Cris­tiana gehen – Werte-Union hin oder her. Von den Grün-Irra­tio­nalen schreibe ich hier und heute nichts – das kommt ein anderes Mal.

Gesprächs­an­gebote oder Ankün­di­gungen von Seiten der AfD, mit eta­blierten Par­teien zusam­men­ar­beiten zu wollen, kann, darf und muss es geben. Sie werden so oder so abge­lehnt werden (Lucassen) – aus oben ange­führten Gründen. Jedwede Unter­stützung des poli­ti­schen Gegners unser­seits hat aber zu unter­bleiben, es wäre eine poli­tische Dummheit son­der­gleichen. Somit richtet sich das aus­ge­sandte Signal eher an den Bürger, an den Wähler. Der Bürger ist der vor­nehmste und letztlich einzige Ansprech­partner für uns. Ihm obliegt es, das Framing und die Stra­tegie der eta­blierten Par­teien uns gegenüber zu erkennen und zu identifizieren.

Wir aber müssen geschlossen(!) unsere Posi­tionen ver­treten. Man könnte gar einen Schritt weiter gehen. Ich sage es immer und immer wieder: Die AfD benötigt ein ver­bind­liches, poli­ti­sches Koor­di­na­ten­system, ein fest defi­niertes Wer­te­fun­dament. Dies muss die grund­le­gende Mess­latte sein, anhand derer wir vom Wähler bewertet werden. Unser detail­liertes Grund­satz­pro­gramm kann dies nicht leisten. Das „Gärige“ in der AfD, möchte man es denn so bezeichnen, ist doch weniger der Streit um das „Wohin“ als vielmehr die Debatte über das „wie kommen wir dorthin.“ Es geht also mehr um Sti­listik als um Inhalte oder Zielsetzungen.

In der poli­ti­schen Aus­ein­an­der­setzung sind wir der David. Unsere Stein­schleuder nennt sich Beharr­lichkeit, Aus­dauer und Authen­ti­zität. Wir sind das poli­tische West­fern­sehen. Jeder, der kann, schaut heimlich zu, darf dies aber (noch) nicht öffentlich äußern. Wir sind auch der Sisyphos, der nicht anders kann, als den Stein beständig bergan zu rollen.

Eines wissen wir sicher: Der Berg ero­diert beständig. Die kata­stro­phalen Folgen der aktu­ellen Politik der inhaltlich ver­ei­nigten Kartell- und Ein­heits­par­teien kommen sehr rasch zum Tragen. Die Ein­schrän­kungen, Belas­tungen und Zumu­tungen für den Bürger erreichen zunehmend ein Niveau, das Jedermann zum Nach­denken anregt.

FAZIT

Wenn das bür­ger­liche, kon­ser­vativ-frei­heit­liche Lager sich neu sor­tieren muss, wird die Stunde der AfD kommen. Man mag sich bes­ten­falls darüber streiten, ob dies unmit­telbar bevor steht oder erst lang­fristig denkbar scheint. Es gibt gute Gründe, ers­teres anzunehmen.

Fest­zu­halten bleibt, dass es exogene Fak­toren (Ban­ken­zu­sam­men­brüche, Euro-Desaster, über­re­gionale Strom­aus­fälle) sein werden, die einen Erfolg der AfD aus­lösen werden. Wenn die poli­tische Schmerz­grenze des Bürgers über­schritten ist, kommt die Zeit der poli­ti­schen Neu­ori­en­tierung. Dies ist bereits im Gange. Solange haben wir der beständige Stachel im Fleisch zu bleiben. Mit beiden Beinen fest auf demo­kra­ti­schem Boden, auf der Grundlage unseres Grundgesetzes.

An keiner Stelle habe ich hier einer zügel- und/oder benimm­losen Debat­ten­kultur das Wort geredet. „Stra­tegie ist eine Öko­nomie der Kräfte“ lautete das ein­gangs geschriebene Zitat: Wir sind nur eine(!) Kraft.

Zügeln wir uns, sor­tieren wir uns und maß­regeln wir uns selbst – aber gemeinsam und miteinander!

Wir haben anzu­klagen, nicht aber uns zu verteidigen.

Wir haben die Aner­kennung des Bürgers als Wähler zu erringen – nicht aber die der derzeit agie­renden Demo­kratie- und Politiksimulanten.

Ich plä­diere für die ziel­füh­rende, demo­kra­tische Debatte auch innerhalb der Partei.

Ich plä­diere für ein ver­bind­liches, längst über­fäl­liges, schriftlich fixiertes poli­tisch-phi­lo­so­phi­sches Wertefundament.

Ich klage jedwede Anbie­derung gegenüber dem poli­ti­schen Gegner an. Geduld, Stand­haf­tigkeit und wei­terhin demo­kra­ti­scher(!) Wider­stand ist das Gebot und die beste Stra­tegie der Stunde.

—————-

Martin E. Renner MdB ist Betriebswirt und Freier Autor (regel­mäßige Kolumne bei PI – wie auch diese hier). 2013 war er einer der 15 Grün­dungs­in­itia­toren sowie Mit­glied im Grün­dungs­vor­stand der Partei Alter­native für Deutschland (AfD). Seine Bei­träge erscheinen regel­mäßig auch auf con­servo als Kolumne „Renners ReVision“.


Dieser lesens­werte Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Peter Helmes – www.conservo.wordpress.com