SPD-Chefin will Neuwahl in Thü­ringen — Auch Spitzen von CDU und CSU kri­ti­sieren Kem­merich-Wahl deutlich

SPD-Chefin Saskia Esken will eine rasche Neuwahl in Thü­ringen. “Wir als SPD sind der Meinung, dass dieser gefähr­liche und absto­ßende Zustand in Thü­ringen nicht so bleiben darf. Das muss so schnell wie möglich geheilt werden”, sagte Esken den Zei­tungen der Funke-Medi­en­gruppe (Don­ners­tag­aus­gaben).
NEU!!! Hier bestellen!

Zugleich äußerte sie die Befürchtung, dass das “abge­kartete Spiel” von FDP und CDU mit Hilfe der AfD woanders Schule machen könnte. “Ich mache mir große Sorgen, dass dieser Damm­bruch in irgend­einer Form zum Vorbild für andere Bun­des­länder werden könnte. Das darf nicht geschehen.” Alle demo­kra­ti­schen Par­teien hätten nun gemeinsam die Ver­ant­wortung, den Anfängen zu wehren. Dass der im dritten Wahlgang und mit den Stimmen der AfD über­ra­schend zum Minis­ter­prä­si­denten gewählte FDP-Lan­deschef Thomas Kem­merich nun von SPD und Grünen im Erfurter Landtag eine Zusam­men­arbeit ein­fordere, “das grenzt schon an Frechheit”. Die SPD in Thü­ringen werde in keiner Weise eine Zusam­men­arbeit mit der AfD dulden. “Wir als Bun­des­partei stehen da eng an der Seite der Thü­ringer SPD.” Esken zeigte sich erstaunt und ver­ärgert darüber, wie Union und FDP auf Bun­des­ebene auf die Ereig­nisse in Thü­ringen reagierten. Namentlich nannte sie CSU-Chef Markus Söder und den FDP-Vor­sit­zenden Christian Lindner, die beide eben­falls eine Neuwahl für Thü­ringen ins Gespräch gebracht hatten. “Ich staune schon, dass Ver­treter von Union und FDP nur wenige Stunden später so tun, als hätten sie mit den Vor­gängen ihrer Par­tei­freunde in Erfurt nichts am Hut. In Anbe­tracht einer Zusam­men­arbeit mit Anti-Demo­kraten und einer Höcke-AfD in Thü­ringen kann sich niemand so ver­halten, als sei das eine Sache von Lan­des­ver­bänden”, sagte Esken.

Die baden-würt­tem­ber­gische Bun­des­tags­ab­ge­ordnete führt seit zwei Monaten gemeinsam mit Norbert Walter-Borjans die SPD. Die Sozi­al­de­mo­kraten haben in Berlin den Koali­ti­ons­aus­schuss ange­rufen: “Und da werden wir die Ver­ant­wort­lich­keiten auf Seiten der Union klären. Die SPD wird danach in den Gremien beraten, wie wir damit umzu­gehen haben”, sagte Esken. Nach Infor­ma­tionen der Funke-Zei­tungen soll der Koali­ti­ons­gipfel zur Lage in Thü­ringen nach der­zei­tigem Stand an diesem Samstag im Kanz­leramt statt­finden. Am Sonntag und Montag tagt in Berlin der neu gewählte SPD-Par­tei­vor­stand, um über die Stra­tegie für die zweite Halbzeit in der großen Koalition zu beraten.

Auch Spitzen von CDU und CSU kri­ti­sieren Kem­merich-Wahl deutlich

CDU und CSU haben nach einer mehrere Stunden andau­ernden Sprach­lo­sigkeit die über­ra­schende Wahl von Thü­ringens FDP-Chef Thomas Kem­merich mit AfD-Stimmen schließlich doch deutlich kri­ti­siert. Thü­ringens FDP lasse sich auf ein “hoch­ris­kantes und inak­zep­tables Aben­teuer” sein, sagte CSU-Chef Markus Söder. “Wir lehnen ein solches Ver­fahren ab.”

Thü­ringen sei nun nicht regie­rungs­fä­higer geworden, Neu­wahlen wären das beste. “Dieser ganze Tag nützt nur der AfD”, sagte Söder. Für die CDU sprach Gene­ral­se­kretär Paul Ziemiak von einem “schwarzen Tag für Thü­ringen”. Die FDP habe “mit dem Feuer gespielt” und das ganze Land “poli­tisch in Brand gesetzt”. Es sei schlimm, dass auch Abge­ordnete der Thü­ringen-CDU bil­ligend in Kauf genommen hätten, dass ein neuer Minis­ter­prä­sident “auch mit den Stimmen von Nazis wie Herrn Höcke und anderen der AfD-Fraktion” gewählt werden konnte. Auch Ziemiak for­derte Neuwahlen.

 


Berlin/München (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Saskia Esken, über dts Nachrichtenagentur