Ver­fas­sungs­rechtler und Ex-Ver­tei­di­gungs­mi­nister Rupert Scholz hält Merkels Migra­ti­ons­po­litik für Verfassungsbruch

Der Ver­fas­sungs­rechtler und Ex-Ver­tei­di­gungs­mi­nister Rupert Scholz hat die Migra­ti­ons­po­litik von Bun­des­kanz­lerin Angela Merkel (CDU) scharf kri­ti­siert. “Die Migra­ti­ons­ent­scheidung vom Herbst 2015 war ver­fas­sungs­widrig und euro­pa­rechts­widrig. Ein Zustand, der bis heute andauert”, sagte Scholz der “Welt” (Mon­tags­ausgabe).
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Leider habe dies bis heute keine Partei wirklich the­ma­ti­siert, mit Aus­nahme der AfD. Das Argument der Bun­des­kanz­lerin, dass es sich um eine huma­nitäre Notlage gehandelt habe, lässt Scholz nicht gelten. “Moral ist aber wie Huma­nität keine eigene Rechts­quelle. Moral ist etwas Ethi­sches, und das ethische Bewusstsein des Ein­zelnen ist variabel.” In einem Staat, in dem eine Gesell­schaft zusam­menlebe, könnten nur das Gesetz und die Ver­fassung die maß­ge­bende Linie sein. “Keine soge­nannte Moral darf sich darüber hin­weg­setzen. Andern­falls ist der Rechts­staat am Ende.” Das Regelwerk von Dublin müsse ange­wendet werden, so Scholz. “Dublin funk­tio­niert nicht, wenn es nicht prak­ti­ziert wird. Es gibt keine Huma­nität über der Ver­fassung oder gegen die Ver­fassung.” Deutschland nehme nach wie vor jährlich mehr als 100.000 Men­schen auf, die alle nach der beschrie­benen Rechtslage keinen Anspruch auf Auf­nahme hätten. “Die Grundlage einer demo­kra­ti­schen rechts­staat­lichen Ordnung ist, dass wir uns an das Recht halten. Stelle ich eine von mir selbst defi­nierte Huma­nität über die Ver­fassung, ist das ein ekla­tanter Verstoß gegen die demo­kra­tische Rechts­staat­lichkeit.” Scholz legte seiner Partei nahe, auf längere Sicht den Kurs der klaren Abgrenzung zur AfD zu über­denken. “Bei der AfD muss man abwarten, wie sich die Partei ent­wi­ckelt. Ich teile nicht alle Posi­tionen der AfD. Aber sie ist eine Partei, die nach ihrer Pro­gram­matik auf dem Boden des Grund­ge­setzes steht, sie ist nicht ver­fas­sungs­feindlich”, so Scholz. “Den einen oder anderen Aus­reißer gibt es in jeder Partei.” Die Politik gegenüber der AfD halte er für “hoch­pro­ble­ma­tisch”. Denn es sei kein guter demo­kra­ti­scher und rechts­staat­licher Stil, “die AfD durchweg als Popu­listen und Ras­sisten zu bezeichnen”. Heute halte er die Absage an eine Zusam­men­arbeit für richtig. “Aber die CDU muss weiterdenken.”

 


Berlin (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Flücht­linge an einer Auf­nah­me­stelle, über dts Nachrichtenagentur