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Wie das rus­sische Fern­sehen über das Ende des Amts­ent­he­bungs­ver­fahrens gegen Trump berichtet

Tra­di­tionell hat das rus­sische Fern­sehen auch an diesem Sonntag in der Sendung „Nach­richten der Woche“ wieder einen Blick auf den Polit-Zirkus in den USA geworfen. Ich habe den Beitrag des rus­si­schen Fern­sehens wie jede Woche übersetzt. 

Beginn der Übersetzung:

Erwar­tungs­gemäß ist das Aben­teuer der radi­kalen Demo­kraten in den Ver­ei­nigten Staaten, die Trump absetzen wollten, kläglich gescheitert. Es wurde schließlich durch eine Abstimmung im Senat beerdigt. Damit bleibt Donald Trump nicht nur im Weißen Haus, sondern konnte auch seine Chancen bei den dies­jäh­rigen Prä­si­dent­schafts­wahlen deutlich ver­bessern. Die Demo­kraten sind sichtlich sauer. Aber während sie ihre Wunden lecken, kann Trump es sich endlich leisten, sich gegenüber Russland posi­tiver zu ver­halten, so wie er es vor seiner Wahl geplant hatte.

Er wurde in allen Ankla­ge­punkten frei­ge­sprochen. Aber sie lassen Trump nicht durch­atmen. Der Senat stellte das Amts­ent­he­bungs­ver­fahren ein und sofort feuerte die Washington Post eine neue Bombe gegen Trump: „Wir haben erfahren, dass Donald Trump viel Geld für die Über­nach­tungen der Agenten des Secret Service nimmt, die ihn bewachen. Auf seinem Anwesen Mar-a-Lago werden ihnen Zimmer für 650 Dollar pro Nacht ver­mietet“, schreibt die Zeitung.

Die Preise sind deutlich überhöht und die Rechnung zahlt der Staat. Im Jahr 2018 erhielt die Firma „The Trump Orga­nization“ nur für Unter­kunft und Ver­pflegung von Body­guards in Miami eine halbe Million Dollar. Dieser Artikel mit neuem kom­pro­mit­tie­renden Material wurden am Tag nach der Abstimmung im Senat ver­öf­fent­licht. Doch am 6. Februar gab es auf allen Titel­seiten nur eine Meldung: Trump ist freigesprochen.

„Wir sind durch die Hölle gegangen! Ich wurde zu Unrecht ange­klagt, wir haben nichts falsch gemacht. Und hier ist das Ereignis. Wir wurden sehr unge­recht behandelt. Zuerst hieß es: „Russland! Russland!“ Aber das war alles Bullshit!“, sagte Trump.

Trump begann sofort, mit seinen Gegnern abzu­rechnen. Die Admi­nis­tration feuerte die­je­nigen, die in dem Prozess gegen den Prä­si­denten aus­gesagt haben. Der US-Bot­schafter in der EU, Gordon Sondland, wurde gefeuert, der Mit­ar­beiter im Natio­nalen Sicher­heitsrat, Alex­ander Windman, wurde vom Weißen Haus vor die Tür gesetzt.

„Er war sehr undis­zi­pli­niert, ver­drehte den Inhalt meiner „per­fekten“ Tele­fonate. Sein Vor­ge­setzter hat ihm eine furchtbare Beur­teilung gegeben. Ihm mangelt es an Urteils­ver­mögen und er hat Pro­bleme mit der Sub­or­di­nation. Er hat Infor­ma­tionen wei­ter­ge­geben. Mit anderen Worten: Raus!“, sagte Trump.

Alex­ander Windmans Zwil­lings­bruder Eugene wurde eben­falls vor die Tür gesetzt. Auch er wurde für sein lockeres Mundwerk gefeuert. Er sollte John Boltons Memoiren auf Staats­ge­heim­nisse über­prüfen und er gab mitten im Amts­ent­he­bungs­ver­fahren Infor­ma­tionen daraus weiter.

„Trump verlebt eine Woche, die für viele Demo­kraten eine einzige Ent­täu­schung war. Seine Zustim­mungsrate im Land liegt bei 49% Das ist höher als bei seiner Wahl“, schreiben die Medien.

Die Repu­bli­kaner bemerken gar nicht dass Trump auch Rivalen in der Partei hat. Für seine Nomi­nierung waren 97% der Repu­bli­kaner in Iowa. Schwie­riger ist es für die Demo­kraten, denn sie haben keinen unum­strit­tenen, starken Kan­di­daten für die Prä­si­dent­schaftswahl. Bei der inner­par­tei­lichen Abstimmung sollte die Partei ent­scheiden, wer gegen Trump den Kampf ziehen könnte.

Diese Eltern sind gekommen, um ihre Kinder umzu­stimmen: „Trump steht für tra­di­tio­nelle Werte und Arbeits­plätze, der Sozialist Sanders ver­spricht nur kos­tenlose Bildung. Meine Tochter hat ihre Meinung nicht geändert.“ Um Punkt sieben Uhr wurden die Türen geschlossen und die Demo­kraten begannen mit den Cau­cuses, der Abstimmung.

„Cau­cuses“ kommt aus den india­ni­schen Sprachen und ist eine „lär­mende Ver­sammlung“. Es gibt keine Stimm­zettel, keine Wahl­urnen. Die Aula der Schule ist in Sek­toren unter­teilt. Hier ist der Sektor für die Unter­stützer von Bernie Sanders. Gegenüber sitzen die, die Joe Biden unter­stützen und daneben die Unter­stützer von Pete Butt­igieg. Jour­na­listen dürfen in der Halle arbeiten, aber damit wir nicht ver­se­hentlich gezählt werden, wurden uns Schilder über­reicht und auf den Rücken geklebt: „Zähle mich nicht mit.“

Kleine Gruppen können sich den grö­ßeren Gruppen anschließen. Akti­visten ver­suchen bis zuletzt, die Zweifler zu über­zeugen. Dann kommt die Aus­zählung, es werden buch­stäblich die Köpfe der Sit­zenden gezählt.

Iowa ist die erste inner­par­tei­liche Wahl, die den Ton für die gesamte Abstimmung vorgibt. Der Staat im Mitt­leren Westen wird von ganz Amerika beob­achtet. Jour­na­listen, Poli­tik­wis­sen­schaftler, poli­tische Tou­risten. Tau­sende kommen zu den Vor­wahlen hierher und Iowa macht Mil­lionen. Restau­rants, Hotels, Werbung, der Gesamt­umsatz liegt bei fast 100 Mil­lionen Dollar.

Aber in diesem Jahr hat sich Iowa einen rie­sigen Skandal erar­beitet. Der Gewinner der Vor­wahlen konnte tagelang nicht genannt werden, weil der Com­puter versagt hat. Das von der Demo­kra­ti­schen Partei ver­wendete Pro­gramm lief nicht.

„Unser Cyber Security Service hat Ent­wickler gebeten, die App auf Zuver­läs­sigkeit von Hacker­an­griffen zu testen. Sie wei­gerten sich. Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass niemand das System gehackt hat. Es gibt ein Problem beim Her­un­ter­laden von Daten“, sagte Chad Wolf, Sekretär des Department of Homeland Security.

Mit anderen Worten, es riecht nicht nach rus­si­schen Hackern. Die Ent­wick­lungs­ge­sell­schaft der App ist eng mit den Top-Demo­kraten ver­bunden, denen Bernie Sanders‘ Popu­la­rität seit langem ein Dorn im Auge ist. 2016 warf er Clinton in Iowa vor, ihm Stimmen gestohlen zu haben, sie lag nur einen Bruchteil eines Pro­zent­punkts vor ihm. Im Jahr 2020 hat Sanders einen neuen und scheinbar dreis­teren Konkurrenten.

„Ich weiß nicht, wie sich jemand zum Sieger erklären kann, bevor es ein offi­zi­elles Ergeb­nisse gibt. Unsere Mit­ar­beiter reden nicht von einem Sieg“, sagte Bernie Sanders.

„Die Stimmen sind noch nicht aus­ge­zählt. Aber es gibt Ergeb­nisse aus den meisten Bezirken und sie zeigen, dass wir an erster Stelle stehen“, sagte Pete Buttigieg.

Aber er schien eine Kris­tall­kugel gehabt zu haben. In Iowa bekam er 26,2 Prozent, Bernie Sanders ein Zehntel weniger. Wenn das so wei­tergeht, könnte Butt­igieg der erste schwule Prä­sident in der Geschichte der USA werden. Er hat einen offi­zi­ellen Ehe­partner, der während der ganzen Kam­pagne in seiner Nähe ist. Außen­ste­hende kommen nicht an ihn ran, uns wurde ein Interview verweigert.

Trump schlug den Demo­kraten scherzhaft vor, Russland für eine Ein­mi­schung in die Vor­wahlen ver­ant­wortlich zu machen. Der Prä­sident der Ver­ei­nigten Staaten ist gut gelaunt. Als Sieger kam er in den Kon­gress, um die jähr­liche Rede an die Nation zu halten. Nancy Pelosi, die im Herbst seine Amts­ent­hebung ange­schoben hat, reichte er nicht die Hand.

„Vor drei Jahren begannen wir mit der Wie­der­geburt eines großen Ame­rikas. Jetzt stehe ich vor Ihnen, um unglaub­liche Ergeb­nisse zu ver­künden. Die Zahl der Arbeits­plätze steigt, die Ein­kommen steigen, die Armut sinkt, die Kri­mi­na­lität sinkt und das Ver­trauen hat zuge­nommen. Unser Land blüht und ist inter­na­tional hoch ange­sehen“, sagte Trump.

Er sprach über seine Erfolge und Nancy Pelosi zerriss kame­ra­wirksam die Blätter seiner Rede. Sie nannte die Bot­schaft ein Manifest der Täu­schung, den Prä­si­denten selbst eine Bedrohung für die Demo­kratie. Der Kon­gress hat bereits ange­kündigt, dass er erneut ein Amts­ent­he­bungs­ver­fahren ein­leiten wird, sobald Trump einen Vorwand gibt.

Ende der Übersetzung


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru

Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“