Wie das rus­sische Fern­sehen über Poli­tical Cor­rectness und ihre Folgen berichtet

Das rus­sische Fern­sehen hat mal wieder über die Blüten berichtet, die die Poli­tical Cor­rectness treibt. Dieses Mal ging es um die USA, das Mut­terland dieser Erscheinung.

Das rus­sische Fern­sehen nimmt sich in der Sendung „Nach­richten der Woche“ die Poli­tical Cor­rectness und ihre Aus­wüchs immer mal wieder vor. Und man muss sich an den Kopf fassen, wenn man sieht, was alles inzwi­schen damit getrieben wird. Daher gibt es hier beim Anti-Spiegel auch schon einige Artikel darüber, wie das rus­sische Fern­sehen dieses Thema sieht. Ob es um Sprach­verbote geht, um den „Skandal“ der Kar­ne­valsrede von AKK, um die Gender-Debatte oder darum, was die Poli­tical Cor­rectness mit Kultur und Geschichte anstellt, die Bei­träge des rus­si­schen Fern­sehens dazu wären im Westen nicht denkbar.

Das liegt einfach daran, dass es in Russland – so unglaublich es für Men­schen klingt, die Russland nicht kennen – keine Poli­tical Cor­rectness gibt. Über dieses west­liche Phä­nomen wird in Russland wahl­weise der Kopf geschüttelt, oder gelacht.

Nun also wieder ein neues Bei­spiel, dieses Mal über Absur­di­täten in den USA. Daher habe ich den Bericht des rus­si­schen Fern­sehens vom Sonntag übersetzt.

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Beginn der Über­setzung:

2020, das gerade ange­bro­chene Jahr, wird das erste Jahr sein, in dem Weiße unter Ame­ri­kanern unter 18 Jahren in der Min­derheit sind. Das heißt, die meisten jungen Ame­ri­kaner sind nun farbig. So ent­steht eine neue Qua­lität der ame­ri­ka­ni­schen Nation, die vor einem Jahr­zehnt auf der Grundlage der Volks­zählung von 2010 vor­her­gesagt wurde. Es ist klar, dass die grund­le­gende Ver­än­derung der Popu­lation die Prin­zipien der Demo­kratie stark ver­ändert, zum Bei­spiel in Kultur und Bildung und damit auch die Werte.

Im Vor­griff darauf schrieb der ame­ri­ka­nische Poli­tiker und Publizist Patrick Buchanan 2010 in seinem Buch „Selbstmord der Super­macht“: „Was wird die „neue Grundlage“ Ame­rikas sein, zu welchen Idealen und Werten wird es sich bekennen? Was bedeutet es, weiß zu sein, wenn eine weiße Haut auf­hören wird, ein Symbol der Zuge­hö­rigkeit zur Mehrheit zu sein? Wer trauert um das weiße Amerika?“

Hier ist die Antwort. Sie kommt von der Yale Uni­versity, eine der „großen Drei“ pres­ti­ge­träch­tigsten Unis in den Ver­ei­nigten Staaten, ihre Geschichte reicht zurück bis ins 17. Jahr­hundert. Die Antwort lautet, dass der Kurs „Geschichte der Künste von der Renais­sance bis zur Gegenwart“ abgesagt wurde. Der Kurs wurde angeblich als „zu weiß und zu hete­ro­se­xuell“ ein­ge­stuft und pro­vo­zierte auf dieser Grundlage Pro­teste von Stu­denten. Und tat­sächlich, wenn man sich euro­päische Gemälde der Renais­sance anschaut, gibt es Schwarze nur als Bedienstete und auch unter den Künstlern waren sie, um es milde aus­zu­drücken, nur schwach ver­treten. Und nach heu­tigen ame­ri­ka­ni­schen Maß­stäben gab zu wenig Geschichten über gleich­ge­schlecht­liche Liebe. Wozu also soll man an der Yale Uni­versity noch Kunst­ge­schichte studieren?

Ein anderer Vorwurf ist, dass sich die Renais­sance nicht um die Gleich­stellung der Geschlechter unter den Künstlern gekümmert hat. Wo sind die Frauen? Leo­nardo da Vinci, Rafael Santi, Michel­angelo Buo­narroti, Gior­gione, Tizian, alle waren Männer. Wozu braucht man das heute noch?

Die Tat­sache, dass die Geschichte der Renais­sance-Kunst die Geschichte der modernen Zivi­li­sation ist, kümmert nie­manden. Die andere schlechte Nach­richt ist, dass in der Renais­sance nichts über den Kli­ma­wandel gesagt wurde. Was bedeutet das für den euro­päi­schen Kanon der Kunst? Jetzt weht ein anderer Wind. Schon zuvor hatten Stu­denten am pri­vaten Reed College in Oregon gefordert, alle euro­päi­schen Texte ganz aus dem Kurs zu entfernen.

Amerika ver­ändert sich wirklich. Monu­mente für General Lee, der die Süd­staatler im Bür­ger­krieg von 1861–1865 kom­man­diert hat, wurden abge­rissen. Schließlich war er für die Skla­verei. Das Denkmal für einen der Grün­der­väter, Thomas Jef­ferson, in Char­lot­tes­ville, Vir­ginia, wurde bereits geschändet. Schließlich ist Jef­ferson „ein Symbol des weißen Supre­ma­tismus“. Auch der Ent­decker Ame­rikas, Christoph Columbus, wurde im Central Park von New York geschändet. Weil Columbus ver­ant­wortlich ist für die Ver­brechen der Weißen.

Das alles wird von jungen Men­schen getan, die, wenn sie älter werden, Amerika dra­ma­tisch ver­ändern werden. Bisher ist das „tiefe Amerika“ anders. Das ist es, welches Donald Trump trägt und er startet zuver­sichtlich in den Wahl­kampf um eine zweite Amtszeit.

Ende der Übersetzung


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru

Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“