Das rus­sische Fern­sehen fragt: Was haben geheime US-Bio-Labors mit dem Coro­na­virus zu tun?

Im rus­si­schen Fern­sehen gab es einen Beitrag, der im deut­schen Fern­sehen undenkbar wäre. Daher habe ich ihn übersetzt.

Im Ein-Mann-Betrieb kann ich nicht jede inter­es­sante Meldung bringen, die finde. Solche Mel­dungen lege ich ab und ver­wende sie irgendwann später, wenn es zu einem Hin­ter­grund­be­richt passt. Ein Thema, das in Deutschland kaum bekannt ist, über das aber immer wieder in Russland berichtet wird, sind geheime Bio-Labore der USA im Ausland. Das bekann­teste davon ist das Lugar-Center in der Nähe von Tiflis.

Über die rus­si­schen Vor­würfe, die USA würden dort (und in anderen Labors außerhalb der USA) bio­lo­gische Kampf­stoffe ent­wi­ckeln und testen, gab es 2018 auch mal Berichte in Deutschland. Bei n‑tv konnte man lesen:

„Russland hat den USA heim­liche For­schungen zu bio­lo­gi­schen Waffen in einem geor­gi­schen Labor vor­ge­worfen. Die US-Armee ent­wickle im nahe der geor­gi­schen Haupt­stadt Tiflis gele­genen Richard-Lugar-Zentrum poten­zielle Kampf­mittel wie Anthrax oder von Insekten über­tragene Krank­heiten, sagte Igor Kirillow, Leiter von Russ­lands Abwehr­einheit gegen atomare, bio­lo­gische und che­mische Waffen. Damit ver­stoße Washington „höchst­wahr­scheinlich“ gegen inter­na­tionale Ver­träge. (…) Geor­gische Ange­stellte haben demnach keinen Zutritt zu den Labors. Bio­logen der US-Armee dagegen ver­fügten über diplo­ma­tische Immu­nität. Kirillow bezog sich bei seinen Vor­würfen auf Material, das von dem ehe­ma­ligen geor­gi­schen Geheim­dienstchef Igor Gior­gadse stamme.“

Natürlich haben die USA das demen­tiert. Also nicht die Existenz des Labors, wohl aber, dass sie dort Kampf­stoffe ent­wi­ckeln. Inter­essant waren, wie so oft, die Details:

„Die USA wiesen die Anschul­di­gungen umgehend zurück. In dem Zentrum würden Men­schen vor „bio­lo­gi­schen Gefahren“ geschützt, sagte Pen­tagon-Sprecher Eric Pahon.“

Das Pen­tagon ist das US-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium. Wenn das aber keine mili­tä­rische Anlage ist und die rus­si­schen Vor­würfe Unsinn sind, wieso äußert sich dann das Pen­tagon zu den Akti­vi­täten in dem Labor?

Solche geheimen US-Labors gibt es in vielen Ländern. Offi­ziell wollen die USA erfor­schen, wie ver­schiedene Ethnien auf Krank­heiten reagieren, um die Krank­heiten besser behandeln zu können. Das ist löblich, aber da es diese Labors seit ca. 15 Jahren gibt, hätten die USA ja mal ein paar Ergeb­nisse ihrer For­schung ver­öf­fent­lichen können. Zumal es ja angeblich keine mili­tä­ri­schen For­schungen sind, sondern der Behandlung von Krank­heiten dienen.

Warum aus­ge­rechnet das Pen­tagon und nicht etwas das Gesund­heits­mi­nis­terium oder eine Uni­ver­sität an so etwas forscht, ist die nächste Frage, die sich stellt.

Heute hat das rus­sische Fern­sehen wieder über die Labors berichtet und auch über eine offi­zielle Erklärung des chi­ne­si­schen Außen­mi­nis­te­riums über die Her­kunft des Coro­na­virus. Das rus­sische Fern­sehen stellt hierzu Fragen, denen ich mich anschließe. Aber ich sage auch aus­drücklich, dass ich hier erstens einen Bericht des rus­si­schen Fern­sehens über­setze und mir zweitens keine der gemachten Äuße­rungen zu Eigen mache. Es sind in meinen Augen berech­tigte Frage und Spe­ku­la­tionen, keine Fakten.

Beginn der Übersetzung:

Wla­dimir Selensky wird gebeten zu über­prüfen, was genau fünfzehn ame­ri­ka­nische bio­lo­gische Labo­ra­torien in der Ukraine tun. Die Details ihrer Arbeit sind geheim. Selbst die Führung der Ukraine weiß nichts darüber. Zuvor hatte ein Ver­treter des chi­ne­si­schen Außen­mi­nis­te­riums gesagt, das US-Militärs das Coro­na­virus nach China gebracht hätten.

In der Ukraine ist bekannt, dass es im Land ame­ri­ka­nische bio­me­di­zi­nische Labo­ra­torien gibt. Aber mehr ist nicht bekannt. Fünfzehn For­schungs­zentren sind im Land, aber niemand weiß, was, wogegen und warum geforscht wird.

Was wird dort so sorg­fältig ver­borgen und warum? Und nicht nur in der Ukraine. Es ist bekannt, dass es weltweit mehr als zwei­hundert ähn­liche Bio­la­bo­ra­torien gibt. Es gibt sie auch in einer Reihe von Ländern des post­so­wje­ti­schen Raumes. Es gibt sie dort seit langem, seit der Mitte der Nuller­jahre. Und die erklärten Ziele klingen zunächst gut. Man will unter­suchen, wie bestimmte eth­nische Gruppen ver­schiedene virale oder bak­te­rielle Krank­heiten ver­tragen. Wieder einmal steht die ame­ri­ka­nische Demo­kratie für das Gute. Wenn es nicht ein Aber gäbe.

„Wo sind die Ver­öf­fent­li­chungen? Wer sagt „schaut her, was wir erforscht haben!“? Zum Bei­spiel über die Men­schen in Sim­wabwa, die Men­schen irgendwo im Sudan, in der Ukraine, in Georgien. Wo sind sie? Wo sind diese Studien, damit die ganze Welt­ge­mein­schaft die Hand auf´s Herz legt und sagt: „Oh, was seid Ihr für tolle Kerle, jetzt wissen wir, wie man die meisten Krank­heiten besiegen kann“, fragt Alexey Leonkov, Mili­tär­ex­perte der Fach­zeit­schrift „Arsenal Otetschestvo“.

Die Ukrainer erreichten den Sie­de­punkt, als China den Ver­ei­nigten Staaten offen vorwarf, an der Aus­breitung des Coro­na­virus in China beteiligt zu sein. Diese Erklärung wurde vom Sprecher des chi­ne­si­schen Außen­mi­nisters, Zhao Lijiang, abge­geben. Dem Gedanken sollte man die nötige Auf­merk­samkeit schenken. Nachdem das Coro­na­virus in China unter Kon­trolle ist, ver­sucht Peking her­aus­zu­finden, wo es seinen Ursprung hatte. Schließlich beschul­digen die Ame­ri­kaner China für den Aus­bruch der Pandemie.

„Die offi­zi­ellen Ver­treter Chinas halten sich bedeckt. Aber China beginnt, sich aktiv im Pro­pa­ganda-Krieg wehren. China hat in ver­schie­denen Medien wie­derholt durch­si­ckern lassen, dass das Ganze von Ame­ri­kanern, aus aus­län­di­schen ame­ri­ka­ni­schen Labo­ra­torien, ins Land gebracht wurde. Dass die Ame­ri­kaner in diesen Prozess invol­viert waren“, sagte der Pro­fessor für Ori­en­ta­listik, Alexey Maslov.

Experten dis­ku­tieren seit langem, dass das Virus nach China ein­ge­schleppt und in einem Labor ent­standen sein könnte. Dann drängt sich eine Frage geradezu auf: was wäre, wenn die Infektion in der Ukraine syn­the­ti­siert wurde? Unter Viro­logen ist es ein offenes Geheimnis: Die Ame­ri­kaner arbeiten an ver­schie­denen Viren, die als „bio­lo­gische Waffen“ ein­ge­stuft werden können. Es gab Kritik und Ermitt­lungen. Es wurden sogar einige Labo­ra­torien geschlossen.

„Es ist klar, dass diese Labors von US-Militärs bewacht werden und es gibt die Annahme, dass einige von ihnen zu den inter­na­tio­nalen Mili­tär­wett­kämpfen gefahren sind, die im Oktober 2019 in Wuhan statt­ge­funden haben. Die jüngsten Unter­su­chungen der Chi­nesen deuten darauf hin, dass das Virus, das dann auf dem Markt aus­ge­brochen ist, von außen her­ein­ge­bracht wurde“, sagte Alexej Leonkow, Mili­tär­ex­perte in der Zeit­schrift „Arsenal Otetschestvo“.

Ukrai­nische Medien haben immer wieder berichtet, dass in diesen geheimen Labo­ra­torien in der Ukraine Expe­ri­mente an Men­schen gemacht werden. Es wurde sogar berichtet, dass 15 Men­schen dabei gestorben sind, die dann ein­ge­äschert wurden.

Und ange­sichts all der schreck­lichen Details, von denen es viele geben kann, stellt sich die Frage: Ist die ukrai­nische Regierung bereit, sich in die Karten schauen zu lassen? Zumal, wenn es um die Sicherheit der Men­schen auf der ganzen Erde geht? Und schließlich auch, um her­aus­zu­finden, in welchem Reagenzglas das Coro­na­virus geboren wurde.

Ende der Übersetzung


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru

Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“