Ein Prozent Reiche erschießen

Hier bestellen!

Ener­gie­re­vo­lution aus „linker“ Sicht? Oder bevöl­ke­rungs­po­li­ti­scher Vor­schlag einer Zukunftspartei?

(von Albrecht Künstle)

Wer Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund erschießt, wird von der Gesell­schaft zu Recht geächtet und gehört hinter Gitter. Am liebsten würde man auch jene weg­schaffen, denen man unter­stellt, das Klima dafür geschaffen zu haben, dass Migranten erschossen wurden. Wie aber verhält es sich mit jemandem, der statt will­kom­menen Migranten weniger geliebte „Reiche“ erschießen will? Nur eine rhe­to­rische Frage? Leider nein:

Ener­gie­wende ist auch nötig nach ‘ner Revo­lution. Und auch wenn wir das eine Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer noch so, dass wir heizen wollen, wir wollen uns fort­be­wegen.“ Ihre Worte rufen Gelächter und Beifall hervor, es ent­steht eine kurze Unruhe samt Murmeln. Die Genossin bleibt hart: „Na ja, ist so! Wir müssen mal von dieser Meta-Ebene run­ter­kommen.“ (Rede einer „Genossin“ auf der Stra­tegie-Tagung der Partei DIE LINKE am vor­letzten Wochenende in Kassel).

Von der „Meta-Ebene“ run­ter­kommend zum Kon­kreten: Laut Sta­tis­ti­schem Bun­desamt gilt man als relativ reich, wenn man 250 Prozent des Median-Ein­kommens ver­dient. Oder, wer min­destens das Dop­pelte des Durch­schnitts ver­dient, also 7.542 Euro – das ent­spricht einem Jah­res­gehalt von 90.504 Euro. So „reich“ sind sieben Prozent der Bevöl­kerung, bei 83 Mio. also rund 5,8 Mil­lionen Men­schen. Aber diese Genossin will ja „nur“ ein Prozent von ihnen liqui­dieren, also rund 58.000. Aber was ist mit den von der LINKEn und anderen umwor­benen Migra­ti­ons­hin­ter­gründlern? Unter ihnen gibt es nicht wenige Reiche. Sollen diese auch beseitigt werden oder wer nicht? Wobei sie offen ließ, ob sie wirklich nur erschossen werden sollen – sie will ja auch noch „heizen“. Und „fort­be­wegen“ will sich diese Partei auch, wohin auch immer.

Welche Kon­se­quenz wird diese Tirade haben? Einst ermun­terte der Ober­mufti von Jeru­salem, Muhammad Amin al-Husseini, den Führer Adolf Hitler mit seinen Plänen zur Juden­ver­nichtung Ernst zu machen mit der Begründung, die Geschichte werde das rasch wieder ver­gessen. „Wer redet heute noch von der Ver­nichtung der Armenier?“, so Adolf Hitler vor seinen Gene­rälen am 22. August 1939 unter Berufung auf seinen Geis­tes­ver­wandten Husseini und dem Völ­kermord an 1,5 Mil­lionen Arme­niern im Jahr 1915 durch die Jung­türken. Was wird wohl der­einst über das „Erschie­ßungs­kom­mando“ auf diesem LINKEn Stra­te­gie­kon­gress in den Geschichts­bü­chern stehen? Die Genossin hat sich zwar ent­schuldigt, aber viel­leicht wollte sie ja auch nur ein Pro­mille und nicht ein Prozent erschießen?

Eigentlich trug ich mich mit dem Gedanken, die Staats­an­walt­schaft ein­zu­schalten, wegen Volks­ver­hetzung und Aufruf zur Gewalt. Ich habe dies in anderen Fällen getan und wurde jedes Mal ent­täuscht. Denn meine Straf­an­zeigen wurden nie­der­ge­schlagen mit der Begründung, alles bewege sich im Rahmen der Mei­nungs­freiheit. OK, auch Staatsanwälte*innen dürfen eine Meinung haben. Diese sind jedoch sehr dif­fe­ren­ziert, je nachdem, ob es sich um Volks­ver­hetzung von rechts (= keine Mei­nungs­freiheit) oder von links (= volle Mei­nungs­freiheit) handelt.