Mit ‚weniger Staat‘ gegen die Aus­wir­kungen des Corona-Virus

Die Mög­lichkeit einer Pan­demie – ins­be­sondere einer Pan­demie mit so vielen Unbe­kannten wie bei COVID-19 – sorgt dafür, dass wir uns auf das Wesent­liche kon­zen­trieren. Der sprich­wört­liche Wen­de­punkt war für US-Ame­ri­kaner anscheinend der Ascher­mittwoch 2020. An diesem Tag ging die öffent­liche Meinung von ‚dies ist nicht wirklich eine Bedrohung‘ zu ‚dies könnte schnell sehr ernst werden und alles ändern‘ über. Asche zu Asche, in der Tat.

(von Peter C. Earle und Jeffrey Tucker)

All die merk­wür­digen Obses­sionen der poli­ti­schen Klasse – vom Ver­langen, Mil­li­ardäre zu plündern, bis zur Lei­den­schaft für die Ein­ebnung von Han­dels­de­fi­ziten – erscheinen auf einmal sehr unwichtig, wenn ein Mas­sen­sterben durch eine Krankheit möglich scheint.

Wenn der füh­rende Reporter der New York Times für medi­zi­nische Themen zugibt, dass er Lebens­mittel und Masken hortet, scheint die Lage wirklich ernst zu sein.

Vor nicht einmal einem Monat erwähnte das AIER (Ame­rican Institute for Eco­nomic Research) eine Tat­sache, die den meisten Men­schen wohl unbe­kannt ist: Der US-Staat besitzt zur Zeit das Monopol bei der Bekämpfung von Pan­demien. Dar­aufhin tweeteten die Men­schen, wir seien Alar­misten. Am Ascher­mittwoch nun wei­gerte sich der Prä­sident, China-ähn­liche Maß­nahmen bei der Bekämpfung von COVID-19, wie die Qua­rantäne ganzer Städte, auszuschließen.

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Die wirt­schaft­lichen Aus­wir­kungen solcher Maß­nahmen könnten ver­heerend sein. Lie­fer­ketten würden unter­brochen. Rei­se­mög­lich­keiten würden ein­ge­schränkt und man­cherorts sogar gestoppt. Lebens­mittel- und Medi­ka­men­ten­lie­fe­rungen könnten nicht mehr befördert werden. Arbeiter säßen für Monate in ihren Woh­nungen fest. Und es geht hier nicht nur darum, was der Staat von uns ver­langt. Es geht auch darum, was die Men­schen bereit sind zu tun, um die Gefahr der eigenen Anste­ckung zu ver­ringern. Wenn es um Leben und Tod geht, werden die Men­schen auf einmal sehr risi­ko­scheu. Sie neigen auch zu unkon­trol­lierter Panik.

Unter­nehmen schränken schon jetzt inter­na­tionale Reisen ein. Laden­ge­schäfte leiden unter der Angst der Men­schen, mit anderen in Berührung zu kommen. Restau­rants, die Unter­hal­tungs­in­dustrie, Messen, Sport­ver­an­stal­tungen, Kon­zerte, die gesamte Tou­ris­mus­branche und noch viele mehr sind davon betroffen. Die Spiel­zeug­her­steller spüren schon jetzt die Auswirkungen.

Es gibt auch schon Folgen für die Finanz­märkte. Was wird mit den Ein­zel­han­dels­preisen geschehen? Uns könnten hier unvor­her­sehbare Schwan­kungen bevor­stehen. Schon jetzt sind 60% der glo­balen Pro­duktion auf inter­na­tio­nalen Handel ange­wiesen, und das ist nur die Spitze des Eis­bergs. Wir sehen über­haupt nicht, wie sehr die unglaublich kom­plexen Pro­duk­ti­ons­struk­turen auf funk­tio­nie­rende Märkte ange­wiesen sind, die nun emp­findlich gestört werden könnten.

Es gibt bis jetzt nur wenige Unter­su­chungen über die mög­lichen Aus­wir­kungen auf die Wirt­schaft. Eine Unter­su­chung des Con­gres­sional Budget Office aus dem Jahr 2006 hat ergeben, dass eine Pan­demie von den Aus­maßen der Grippe von 1918 zur Senkung des welt­weiten BIP um 4,25% führen würde. Die Folge wäre eine schmerz­hafte Rezession.

Die Reak­tionen der Politik blieben bis jetzt beschränkt auf die Bitten ört­licher Behörden um mehr Geld für Vor­be­rei­tungen. So berichtet das Wall Street Journal:

Mitt­ler­weile bemüht sich der New Yorker Gou­verneur Andrew Cuomo um weitere staat­liche Mittel für die Vor­be­reitung. Beamte des Staates Con­nec­ticut berichten, dass Knappheit an medi­zi­ni­schen Hand­schuhen und Masken besteht. Gemeinden in Kali­fornien – so auch San Fran­cisco und San Diego – haben die Men­schen gewarnt, sich auf einen mög­lichen Aus­bruch vorzubereiten.

Wie wäre es mit fol­gender Idee: Senkt Steuern, Zölle und andere Han­dels­bar­rieren, und zwar sofort und in genü­gendem Maß. Jetzt ist nicht die Zeit, künst­liche Bar­rieren auf­recht zu erhalten. Reißt sie ein, und zwar jetzt. Dabei handelt es sich nicht um künst­liche Sti­mu­lierung. Dies sollten wir auch unab­hängig von der aktu­ellen Situation tun. Aller­dings ist die Ange­le­genheit ange­sichts einer durch eine Epi­demie aus­ge­lösten Rezession noch viel drin­gender. Dies ist eine weit bessere Methode als eine lockere Geld­po­litik oder mehr staat­liche Mittel, die beide weder Handel noch Pro­duktion auf­recht­erhalten können.

Außerdem müssen die Preise für wichtige Güter (zur Zeit Masken) steigen können, ohne dass wegen „Preis­trei­berei“ dagegen vor­ge­gangen wird, damit die Pro­duktion dort aus­ge­weitet werden kann, wo die höchsten Gewinne winken, und so die Nach­frage befriedigt werden kann.

Zur Zeit haben die USA ca. 50 Mil­li­arden US-Dollar an Zöllen gegen Importe aus China ver­hängt, was zu chi­ne­si­schen Ver­gel­tungs­zöllen in Höhe von 112 Mil­li­arden Us-Dollar geführt hat.

Die Staaten sind oft die letzten, die eine Krise kommen sehen, und ihre Antwort ver­schlimmert sie oft noch oder sorgt für neue Krisen, oder beides. Das Beste, was Regie­rungen ange­sichts von Krank­heits­wellen, Natur­ka­ta­strophen und anderen Krisen tun können, ist, sich fern zu halten – als erstes in Bezug auf Politik.

Etwas, das wir außerdem tun können, und tun sollten, ist, Freiheit zu ver­breiten. Die tota­litäre Regierung Chinas, dem Ursprungsland der Coro­na­virus-Pan­demie, hielt Infor­ma­tionen zurück und führte Beob­achter aus anderen Ländern in die Irre, bis dies nicht mehr möglich war.

Um die Illusion des all­wis­senden Staates auf­recht zu erhalten, werden noch viel mehr Men­schen innerhalb und außerhalb Chinas sterben müssen, und uner­mess­licher wirt­schaft­licher Schaden wird dafür außerdem noch in Kauf genommen. Und wir sollten nicht ver­gessen, dass die wahr­schein­lichste Quelle des Coro­na­virus – der Verzehr exo­ti­scher Tiere – in China lag, wo über 150 Mil­lionen Men­schen unter­ernährt sind.

Die Aus­sicht auf Qua­rantäne oder andere Formen staat­licher Ein­schrän­kungen können die Men­schen davon abhalten, Infor­ma­tionen zu teilen, wenn dies am nötigsten ist. Sie fördern außerdem eine Form von Paranoia: Was ist es, das wir nicht wissen? Natürlich spielen auch Men­schen­rechts­fragen eine Rolle. Eine kom­plette Stadt abzu­riegeln und die Men­schen dort der Krankheit aus­zu­setzen, ist sicher nicht ver­fas­sungs­gemäß. Bei einer echten Pan­demie nützt das außerdem wenig, und könnte zudem noch zu Mas­sen­panik führen.

Der beste Ansatz, gegen eine welt­weite Krise wie eine Pan­demie mit hoher Sterb­lich­keitsrate vor­zu­gehen, sind freie Märkte und das schnellst­mög­liche Abschaffen von Han­dels­bar­rieren. So könnten wir zumindest den Schaden begrenzen, Waren und Dienst­leis­tungen zu denen gelangen lassen, die sie dringend brauchen, die Men­schen beru­higen, und Händler und Inves­toren dafür belohnen, dass sie Nor­ma­lität und Wachstum soweit wie möglich bewahren.

Die Situation in Bezug auf COVID-19 ist bereits ernst, und könnte schnell noch ernster werden. Wir sollten auch eine ernst­hafte poli­tische Antwort bereit­halten, die Gesundheit, Freiheit, Eigentum, Frieden und Wohl­stand in schlechten Zeiten schützt.

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Aus dem Eng­li­schen über­setzt von Florian Senne. Der Ori­gi­nal­beitrag mit dem Titel Eco­nomic Policy Must Prepare for Pan­demic Disease ist am 27.2.2020 auf der website des Ame­rican Institute for Eco­nomic Research erschienen.

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Peter C. Earle ist Wirt­schafts­wis­sen­schaftler und Autor, der 2018 zur AIER kam und davor über 20 Jahre als Händler und Analyst an der Wall Street auf den glo­balen Finanz­märkten tätig war. Seine For­schung kon­zen­triert sich auf Finanz­märkte, monetäre Fragen und Wirt­schafts­ge­schichte. Er wurde im Wall Street Journal, Reuters, NPR und in zahl­reichen anderen Publi­ka­tionen zitiert. Pete hat einen MA in ange­wandter Wirt­schaft der Ame­rican Uni­versity, einen MBA (Finanzen) und einen BS in Inge­nieur­wesen der United States Military Academy in West Point. Folgen Sie ihm auf Twitter.

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Jeffrey A. Tucker ist Redak­ti­ons­leiter des Ame­ri­ka­ni­schen Instituts für Wirt­schafts­for­schung. Er ist Autor von vielen tausend Artikeln in der wis­sen­schaft­lichen und popu­lären Presse und acht Büchern in 5 Sprachen, zuletzt The Market Loves You. Außerdem ist er Her­aus­geber von The Best of Mises. Er hält zahl­reiche Vor­träge zu Themen der Wirt­schaft, Tech­no­logie, Sozi­al­phi­lo­sophie und Kultur.


Quelle: misesde.org