Symbolfoto: Schwarzafrikaner bei der Stürmung der spanischen Grenze - Bildquelle: Youtube Screenshot

Wie lange noch werden euro­päische Grenzen mit Füßen getreten?

Auch Erdogans Politik ver­ur­sacht Flücht­linge, die er nach Europa schicken will. EGMR erlaubt Zurück­führung bei ille­galem Ein­dringen auf fremdes Territorium. 

Im fol­genden Artikel geht es um illegale Grenz­über­tritte vor und nach der Ent­scheidung des EGMR (Euro­päi­scher Gerichtshof für Men­schen­rechte) vor drei Wochen. Es war schon immer so: Je größer ein Imperium war, desto länger seine Grenzen und immer schwie­riger, diese Grenzen zu sichern. Und, umso größer wurden auch die Wider­sprüche innerhalb der Reiche. Schon in der Antike gingen Imperien an ihrer Größe unter. 

(von Albrecht Künstle)

Auch die Euro­päische Union wurde und wird immer größer. Und mit ihr der soge­nannte Schen­genraum. Per­so­nen­frei­zü­gigkeit innerhalb der EU wird ganz groß­ge­schrieben. Aber je durch­läs­siger Bin­nen­grenzen sind, desto wich­tiger werden die immer län­geren Außen­grenzen. Diese ver­laufen zwi­schen drei Kon­ti­nenten, die ungleicher nicht sein könnten. Men­schen aus den Erd­teilen Afrika und Asien mit zusammen 75 Mio. km² drängen nach West­europa mit nur 4 Mio. km². Würde die EU bis zum Ural reichen, wären es trotzdem nur 10,5 Mio. km².

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Und über die Schwach­stellen dieser euro­päi­schen Außen­grenzen sickern Mil­lionen Migranten aus zig Ländern ein. Teil­weise einfach mit dem Flieger und einem Gäs­t­evisum in der Tasche (diese gehen übrigens nie ver­loren, immer nur Per­so­nal­aus­weise). Viele kommen leicht über „grüne Grenzen“. Teil­weise liegt die Grenze im Ausland; wie Ceuta und Melilla, die spa­ni­schen Exklaven in Marokko. Rele­vanter sind aber die euro­päi­schen See­grenzen. Eine sehr lange durch das Mit­telmeer, eine kürzere aber nähere Grenze zwi­schen grie­chi­schen Inseln und dem tür­ki­schen Festland, nur wenige Kilo­meter von­ein­ander ent­fernt. Der Wind steht dort meist so günstig, man könnte sich auf einer Luft­ma­tratze von der tür­ki­schen West­küste auf die Inseln treiben lassen. Aber Erdogan ver­sorgt die Migranten mit Booten (und Smartphones).

Womit wir bei der Art der „Grenz­über­tritte“ wären – phy­sisch und rechtlich. Und bei den (noch) unter­schied­lichen Kon­se­quenzen. Zuerst zur neuen Rechtslage an der Grenze Marokko zu Melilla (Spanien). Sie ist nur durch einen Zaun gesi­chert, wenn auch durch einen hohen. Dieser wurde von Afri­kanern schon oft rich­tig­gehend gestürmt und teil­weise auch über­wunden. Auf spa­ni­schem Hoheits­gebiet und damit in EU-Europa ange­kommen, stellten die Grenz­stürmer (Inva­soren darf man nicht mehr sagen) Asyl­an­träge und wollten ver­sorgt werden.

Dem wurde nun ein Riegel vor­ge­schoben. Nicht etwa durch Volks­ver­treter, sondern durch Richter. In einem Grund­satz­urteil hat der EGMR die Abschiebung zweier Afri­kaner an der spa­ni­schen Grenze als recht­mäßig beur­teilt. Die Männer hätten sich ihre sofortige Zurück­führung aus der spa­ni­schen Exklave Melilla nach Marokko selbst zuzu­schreiben, weil sie auf illegale Weise ein­ge­drungen seien, erklärte der EGMR am 13.02.2020 in Straßburg (AZ: 8675/15 und 8697/15). Die Migranten aus Mali und Elfen­bein­küste durften ohne Ver­fahren sofort wieder zurück nach Marokko gebracht werden, wo sie herkamen.

Wenn andere Afri­kaner in ein Boot steigen, um eben­falls illegal nach Spanien oder z.B. Italien über­zu­setzen und ein­zu­dringen, dann dürfte die Rechtslage nun kaum anders sein. Auch in diesen Fällen „bringen sich diese Migranten in eine unrecht­mäßige Situation – ille­galer Grenz­über­tritt bzw. Betreten eines fremden Landes ohne Legi­ti­mation. Sie könnten deshalb künftig ohne Anspruch auf ein Rechts­ver­fahren ent­weder schon von den schwim­menden Taxis oder erst vom euro­päi­schen Festland aus in das Land zurück­ge­bracht werden, aus dem sie kamen. Und wer sich am ille­galen Transfer beteiligt, sollte künftig froh sein, wenn er nicht wegen Bei­hilfe zum Rechts­bruch oder gar zu einer Straftat belangt wird.

Zur Situation in der Ägäis. Zwi­schen der Türkei und den grie­chi­schen Inseln ver­läuft nicht nur eine Grenze zweier Länder, sondern auch zweier Kon­ti­nente – Asien und Europa. Aber sie wird täglich von Asiaten ver­letzt, die von ihrem 44,6 Mio. km² großen Kon­tinent kommend, sich im nur 4 Mio. km² kleinen Europa breit­machen wollen. Das geschieht durch das Über­setzen mit Booten über die unstreitige See­grenze hinweg auf die grie­chi­schen Inseln Chios, Kos, Lesbos, Leros und Samos mit dem Ziel Zen­tral­europa, vor allem Deutschland. Und die grie­chische Insel­po­lizei bringt die ille­galen Migranten nicht in die Türkei zurück, was sie müsste, sondern sie geht gegen die grie­chi­schen Insel­be­wohner vor; das ver­stehe wer will. Jetzt soll sie abge­zogen werden.

Nicht anders ist es auf dem Balkan. Die Inter­essen ille­galer Ein­wan­derer werden teil­weise gegen die Ein­hei­mi­schen mit Poli­zei­gewalt durch­ge­setzt, aber teil­weise auch umge­kehrt. Noch unver­ständ­licher die Situation in Deutschland: Illegale Migranten werden unter Poli­zei­schutz und deren Trans­port­mittel noch weiter ins Land her­ein­geholt, statt diese nach Öster­reich oder in die Schweiz zurück­zu­bringen, von wo sie zuletzt kamen.

Womit wir bei der Rolle des Sultans vom Bos­porus sind – Erdogan. Dieser war es, der den IS mate­riell unter­stützte und damit Flücht­linge pro­du­zierte. Dieser ist es, der auch heute noch bewaffnete Rebel­len­gruppen in Syrien unter­stützt. Erdogan ist es, der in Nord­syrien ein­mar­schierte und die Kurden nicht nur im eigenen Land bekämpft, sondern auch dort. Dieser ist es, der auch nach Merkels Libyen-Show in Berlin Waffen in das afri­ka­nische Land liefert und den Bür­ger­krieg anheizt. Erdogan lässt Schiffe vor Zypern auf­fahren, um dort die Erd­gas­för­derung zu ver­hindern. Und dieser erhielt viele Mil­li­arden für die Ver­sorgung von Flücht­lingen, die er mit seiner Politik selbst zu ver­ant­worten hat. Und welche euro­päische Gal­li­ons­figur hält die schüt­zende Hand über Erdogan, diesen isla­mi­schen Auto­kraten? Merkel! So ist seine Dreis­tigkeit nicht ver­wun­derlich, nun für seine Eska­paden im Ausland die NATO zur Hilfe zu rufen. Und welch „Wunder“, dieser Tage trafen die ersten US-Sol­daten und Panzer im Rahmen des NATO-Manövers „Defender2020“ in Europa ein. Dessen Dreh­scheibe wird Deutschland sein – genau wie bei der Migration.

Sollte dieser Erdogan seine Drohung wahr machen, und noch mehr Migranten Richtung Europa schicken, wie seit Monaten auf die grie­chi­schen Inseln, dann gibt es nur eines: Damit die Neuen bei uns Platz haben, schicken wir Türken ohne Auf­ent­halts­status in deren Heimat zurück. Die Wahlen zeigen sowieso, dass deren Herzen eher für den tür­ki­schen Macht­haber schlagen, als für hiesige Politiker.

Schluss­frage: Macht die Ent­scheidung der Straß­burger Richter Migration nicht unmöglich?

Ich denke nein, denn der Migra­ti­onspakt eröffnet jedem Land die Mög­lichkeit, Kon­tin­gent­flücht­linge schon in den Her­kunfts­ländern auf­zu­nehmen, damit diese nicht auf illegale Art und Weise Grenzen ihrer Wahl stürmen. So wäre es ein Segen, die isla­mi­schen Länder holten ihre Muslime aus den isla­misch umkämpften Gebieten heraus, und wir Europäer täten das gleiche mit ver­folgten Christen. Hilft jedes Land seinen eigenen kul­tu­rellen „Brüdern und Schwestern“, ist allen geholfen und niemand bliebe auf der Strecke.