Vera Lengsfeld: Wann kürzt sich Merkel ihre Bezüge um 20 Prozent?

“Das Ifo-Institut hat errechnet, dass schon die Ver­län­gerung der scharfen Kon­takt­sperren um zwei Wochen 100 Mil­li­arden Euro kosten kann”, twit­terte unlängst Deutsch­lands wohl bekann­testes Stadt­ober­haupt Boris Palmer. Und weiter: “Die Brut­to­lohn­summe wird dieses Jahr mit Sicherheit dras­tisch ein­brechen.” Gemäß der gel­tenden Ren­ten­an­pas­sungs­formel bedeute dies: “Bis dieser Ein­bruch aus­ge­glichen ist, werden die Ren­ten­er­hö­hungen um die Hälfte gekürzt.” Was man nicht erar­beitet hätte, könne man nicht ver­teilen. So weit, so richtig. Aber seine bewusste oder unbe­wusste Schluss­fol­gerung ist mehr als fatal: Wer den Jün­geren ver­biete zu arbeiten, habe nachher eben weniger Rente.

NEU!!! Hier bestellen!

Lieber Boris Palmer: Es waren nicht die Rentner, die den Jüngern das Arbeiten ver­boten haben. Die Rentner wurden, wie übrigens alle Betrof­fenen, nicht einmal gefragt, ob sie den Lockdown wollen. Der wurde einfach verfügt, obwohl, wie man jetzt weiß und den Berech­nungen des Robert-Koch-Instituts ent­nehmen kann, die Repro­duk­ti­onsrate des Virus bereits vor dem Lockdown auf unter 1 abge­sunken war (am 20. März) und die Repro­duk­ti­onsrate seitdem nicht wesentlich gesunken ist. Das heißt, der Lockdown war nicht nötig und nicht wirksam. Die Angst und die Panik, die ihn möglich machten, wurde durch eine Hor­ror­meldung des RKI vom 20.03. 2020 geschürt, in dem es hieß, dass man mit güns­tigs­ten­falls 300.000, schlimms­ten­falls mit 1,5 Mil­lionen in Deutschland rechnen müsste.

Nachdem bis zum 19. April das Ziel, die Repro­duk­ti­onsrate auf unter 1 zu senken, erreicht war und die für Corona-Pati­enten geräumten Inten­siv­sta­tionen  weit­gehend leer blieben, stiegen Bun­des­re­gierung und Minis­ter­prä­si­denten nicht aus dem Lockdown aus, sondern mil­derten ihn minimal ab. Das wird zu einer wirt­schaft­lichen Rezession, schlimms­ten­falls zu einer Depression führen. Zehn­tau­sende, wenn nicht gar hun­dert­tau­sende Exis­tenzen werden vernichtet.

Der Politik ist schon klar, dass dies nicht mehr ohne Zwangs­ent­eignung der Bürger bezahlt werden kann. Saskia Esken, SPD, war nur die erste Poli­ti­kerin, die von einer Ver­mö­gens­abgabe sprach. Die wird so sicher kommen wie das Amen in der Kirche.

Geht die Politik im Ver­zicht wenigstens mit gutem Bei­spiel voran? Nicht bei uns. In Neu­seeland will Pre­mier­mi­nis­terin Jacinda Ardern ange­sichts der Coro­na­virus-Pan­demie sechs Monate lang auf 20 Prozent ihrer Bezüge ver­zichten. Die Kürzung soll auch für die Mit­glieder ihrer Regierung sowie für andere hohe Staats­be­dienstete gelten, gab sie am ver­gan­genen Mittwoch auf einer Pres­se­kon­ferenz in Wel­lington bekannt.

Kanz­lerin Merkel sollte sich unver­züglich an Arden ein Bei­spiel nehmen und eben­falls für die Dauer der Krise auf 20 Prozent ihrer Bezüge ver­zichten. Das sollte für alle Mit­glieder ihrer Regierung, für die Lan­des­re­gie­rungen und für Landräte und Bür­ger­meister sowie den Bun­destag und die Landtage gelten. Nur dann sind die Poli­tiker moti­viert, die Krise schnellst­möglich zu beenden, statt zu verlängern.

Kürzlich gab es mal Mel­dungen, dass Bun­des­tags­ab­ge­ordnete meinten, man sollte diesmal auf die selbst ver­ordnete all­jähr­liche Erhöhung ihrer Diäten ver­zichten. Ob dieser Beschluss dann im Par­lament auch wirklich gefasst wurde, ist ungewiss. Noch weniger wahr­scheinlich ist, dass die Bun­des­tags­ab­ge­ord­neten unver­züglich dafür sorgen, dass der nächste Bun­destag auf 600 Abge­ordnete beschränkt bleibt und nicht auf über 800 Par­la­men­tarier auf­ge­bläht wird, was besonders in Zeiten rapide sin­kender Staats­ein­nahmen eine unzu­mutbare Belastung der Steu­er­zahler bedeuten würde.

Wer vom Volk ver­langt, dass es gefäl­ligst den Gürtel enger zu schnallen hat, sollte das sich selbst auch ver­ordnen. Aller­dings ist eins klar: So lange die Politik nicht gefordert wird, wird sie nichts ändern.

Also: Erhebt eure Stimme! Wer schweigt, stimmt zu!