Billige öffentlich-recht­liche Pro­pa­ganda mit Anja Reschke und einem alten Professor

„Bislang machen wir diese ganzen Beschrän­kungen alle mit, weil wir Ver­trauen haben, dass die Regierung das zum Wohl von uns allen ent­scheidet“, lautet die Eröffnung Anja Reschkes zu ihrer After-Corona-Club-Bespre­chung vom 29.4.2020. Die Sendung ist hier abrufbar:

https://www.ndr.de/fernsehen/After-Corona-Club,sendung1038248.html

(von Alex­ander Kohlhaas)

„Wir“ haben also Ver­trauen in die Regierung, weil sie das zum Wohl von „uns“ allen ent­scheidet. Damit ver­bietet sich gleich­zeitig jeg­liche Kritik an ihr, denn schließlich sind alle Ent­schei­dungen der Regierung ja zu unser aller Wohl. Diese Art des Framings ist sehr trivial und schnell zu durch­schauen, denn der Öffent­liche Rundfunk beherrscht noch deutlich effi­zi­entere und schwerer zu durch­schauende Methoden des Framings. Doch in dieser Sendung sollte es bei dieser tri­vialen Form des Framings bleiben.
Das Tri­viale findet seinen Höhe­punkt gleich zu Beginn, wenn Reschke danach fragt, welches poli­tische System – also China, Deutschland oder Trump – eigentlich am besten durch eine solche Krise komme. Das der­zeitige poli­tische System der USA wird als „Trump“ bezeichnet, China und Deutschland aller­dings nicht als „Xi Jinping“ oder „Merkel“. Reschke braucht sich keine Mühe mehr mit dif­fa­mie­renden Kom­men­taren über Trump zu machen, denn schließlich sind die Zuschauer doch schon seit Jahren geimpft worden, was sie von Trump zu halten haben.

Übrigens: Wussten Sie, dass Schutz­imp­fungen fürs Hirn auch für den Kli­ma­wandel ein­ge­setzt werden sollen?

Zurück zum Thema: Reschke lädt alle Zuschauer herzlich ein, online mit­zu­dis­ku­tieren. Obwohl: Sollte die Dis­kussion nicht tat­sächlich in den Studios oder per Schalte zwi­schen Experten abge­halten werden, die unter­schied­licher Meinung sind? Wie oft haben Sie Pro­fessor Sucharit Bhakdi, thai­län­disch-deut­scher Facharzt für Mikro­bio­logie und Infek­ti­ons­epi­de­mio­logie und ehe­ma­liger Leiter des Mainzer Instituts für Medi­zi­nische Mikro­bio­logie und Hygiene, gemeinsam mit Dr. Wodarg, ehe­ma­liges Mit­glied des Bun­destags, Internist, Pneu­mologe, Sozi­al­me­di­ziner, Arzt für Hygiene und Umwelt­me­dizin, lang­jäh­riger Leiter eines Gesund­heits­amtes und Initiator der Unter­su­chungen des Euro­pa­rates zur Pan­demie H1N1 2009/10, bei denen die Rolle der WHO und der Impf­stoff­her­steller über­prüft wurden, streiten sehen? Wie oft konnten Sie die beiden Fach­ex­perten in Talk­shows des Öffent­lichen Rund­funks gegen Pro­fessor Drosten oder Pro­fessor Lau­terbach streiten sehen? Fach­ex­perten, die ihre Meinung deutlich gegen die eines Pro­fessor Drosten posi­tio­nieren, dessen „Arbeit­geber“ von Bill Gates unter­stützt wurde und der 2010 schon zur drin­genden Impfung gegen Schwei­negrippe auf­ge­rufen hatte?

Würde Sie es nicht auch inter­es­sieren, wenn die Fach­leute mit ihren Mei­nungen um die rich­tigen Schluss­fol­ge­rungen stritten? Wäre es nicht spannend, wenn ein Wodarg und Bhakdi, die sich strikt gegen die mer­kelsche Politik gewendet haben, auf Drosten und Lau­terbach träfen? Wenn dazu noch ein Dr. Köhnlein ein­ge­laden würde, der den Nobel­preis­träger und Erfinder der PCR-Tests Kary Mullis noch per­sönlich ken­nen­lernen konnte? Der Mullis, der die PCR- Methode als nicht geeignet ansah, Viren nach­zu­weisen? Würde der Öffent­liche Rundfunk dadurch seinem Auftrag nicht erst gerecht, „einen Beitrag zur indi­vi­du­ellen und öffent­lichen Mei­nungs­bildung zu leisten und so zu einem funk­tio­nie­renden demo­kra­ti­schen Gemein­wesen bei­zu­tragen“? Oder sollen solche strit­tigen Punkte nicht öffentlich dis­ku­tiert werden, weil eine solche Dis­kussion die mer­kelsche Politik kon­ter­ka­rieren würde? Oder hält man das Volk ins­gesamt für zu dumm, sich mit diesen Themen aus­ge­wogen befassen zu können? Bleibt man deshalb bei der Hof­be­richts­er­stattung à la Reschke?

In ihrem wei­teren Gespräch mit Pro­fessor Münkler, der auch schon Stein­meier als Außen­mi­nister beraten hatte, bemerkt sie, dass er sich auch während dieser Krise mit der Bun­des­kanz­lerin, einer Natur­wis­sen­schaft­lerin, aus­tausche. Das zart ein­ge­setzte Wort „Natur­wis­sen­schaft­lerin“ wird bei den Zusehern ten­den­ziell eher positive Frames her­vor­rufen. Welche Bezeich­nungen wohl für Trump und Putin her­halten müssen? 

Nach belang­losem Gerede und der beson­deren Erkenntnis, dass wir nach der Krise nicht mehr die­selben sein werden wie vor der Krise, stellt Münkler die Frage in den Raum, ob wir die Lie­fer­ketten nach der Krise denn so bei­be­halten wollen. Ist das „Germany first“? Wie sehr hatte man diese Politik unter Trump noch kri­ti­siert? Holt man sich mit der Ver­la­gerung von Pro­duk­tionen zurück nach Deutschland nicht auch wieder einen erhöhten CO2-Ausstoß ins Haus? Sie wissen schon, das böse Gas, das Greta, im Gegensatz zu uns allen, sehen kann! Münkler, der alte Mann, spricht von einem zweiten Typ der Politik, nämlich „hemds­är­melig auf­tre­tenden älteren Männern, also Putin Trump, Bol­sonaro, andere, die viel­leicht nicht viel wissen, aber mit dem Gestus auf­treten alles zu können“ (Reschke lacht). Sie han­delten mit dem Gestus „Macht mal schön, was ich Euch sage und alles wird gut!“ Um alles zu können, wüssten sie aller­dings zu wenig und ließen sich nicht beraten. Als ob Trump und Putin bera­tungs­re­sistent seien. Und dann gäbe es das Modell, das bei uns zur Anwendung käme. Bei uns würde sichtbar gemacht, welche Expertise welcher Epi­de­mio­logen, Viro­logen oder Öko­nomen prä­fe­riert würde. Die Regierung ver­suchte, das den Leuten zu erklären und die Men­schen in einer trans­pa­renten Form in die Beob­achtung ein­zu­be­ziehen. „Wir geben als Regierung bestimmte Sachen vor, aber Ihr müsst dann aus eigener Ein­sicht und Ver­nünf­tigkeit das umsetzen“, erklärt der mer­kel­be­ra­tende alte Professor.

Andere Regie­rungen, wie die Chinas, han­delten nach dem Motto: „Ihr haltet die Klappe, wir machen das schon!“

Worin liegt der Unter­schied zwi­schen den beiden letzt­ge­nannten Impe­ra­tiven? Handelt Merkel anders? Was meint sie mit den von ihr benannten Öff­nungs­dis­kus­si­ons­orgien, die sie stören? Orgien, also Feiern der Lust, um endlich wieder öffnen zu dürfen? Weil Men­schen offenbar nur ihre Läden öffnen wollen, weil sie sich in ihrer Lust sudeln möchten? Die Frau Bun­des­kanz­lerin, die Natur­wis­sen­schaft­lerin, braucht sich um ihre Ein­künfte ja auch nicht weiter zu sorgen. Denn ihr Ein­kommen ist gesi­chert, wie das ihrer Per­so­nen­schützer. Sie braucht sich nicht in einem Mit­tel­ständler hin­ein­zu­ver­setzen, braucht sich keine Gedanken um Laden­mieten, ver­gam­melte Waren, Kre­dit­ab­zah­lungen, schrump­fendes Eigen­ka­pital und Zahlung an weiter hand­auf­hal­tende Insti­tu­tionen zu machen. Kann sie es über­haupt? Nar­ziss­tische Per­sön­lich­keits­struk­turen sind doch bekannt dafür, dass sie keine echte Empathie emp­finden können. Der bekannte Psy­cho­ana­ly­tiker Dr. Maaz, ehe­ma­liger Chefarzt der Psy­cho­the­ra­peu­ti­schen und Psy­cho­so­ma­ti­schen Klinik im Evan­ge­li­schen Dia­ko­niewerk Halle, beschei­nigte Merkel ja bereits 2016 aus der Ferne, „dass Merkel ‚see­lisch ver­panzert‘ sei und eine ‚nar­ziss­tische Grund­pro­ble­matik‘ habe“.

Wo ist der Unter­schied zwi­schen einem rus­si­schen, chi­ne­si­schen oder deut­schen Poli­zei­knüppel, der den Schädel des Demons­tranten trifft, weil er die Sze­nerie eben nicht nur beob­achten, sondern für seine Grund­rechte ein­stehen möchte? Wo ist der Unter­schied zwi­schen einem rus­si­schen Bußgeld oder einem deut­schen, nur weil der Ein­zelne der Mas­ken­pflicht nicht nach­kommen und diesen gesamt­ge­sell­schaft­lichen Irrsinn nicht mit­machen möchte?

Für den alten Herrn Pro­fessor ist am Schluss wichtig, welches poli­tische System als Sieger aus der Krise her­vorgeht. Da haben wir wieder das für neu­ro­tische Struk­turen typische Groß-/Klein­denken, das auch Sekten inne­wohnt. Wir sind besser. Wir sind größer. Wir sind mehr. Gehören Sie auch zum „Wir“?

Die Gehirne der Zuseher werden bereits nach wenigen Sekunden in den Alpha­wel­len­modus umge­schaltet haben, der einem hyp­no­ti­schen Zustand ähnelt. Sie hören dann nur noch einen älteren, ruhigen, sanft und leise spre­chenden Pro­fessor, der Serio­sität aus­strahlt und „unser“ poli­ti­sches System mit den Worten Par­ti­zi­pation, Trans­parenz, Expertise, Ein­sicht, Ver­nünf­tigkeit, Erklären und Beob­achten umschreibt. Dazu wird noch ein wenig Spaltung hin­ein­ge­würzt und andere Systeme geschickt abge­wertet, um unsere Über­le­genheit zu framen – und fertig ist die all­abend­liche Pro­pa­gan­dasoße. Das Schöne ist: Sie zahlen für Ihre Hypnose nur einen kleinen Rund­funk­beitrag an eine hand­auf­hal­tende Institution.