Elon Musk: „Nehmt die rote Pille!“

Elon Musk ist immer für eine Über­ra­schung gut. Mal kifft er unbe­ein­druckt in einer Talk Show, dann möchte er den Mars kolo­nia­li­sieren, baut aus dem Nichts mit SpaceX ein Raum­fahrt­un­ter­nehmen auf, was tat­sächlich funk­tio­niert. Er ist ein Visionär und Außen­seiter. Nicht ohne Grund hat er seine Elek­troauto-Sparte schon damals „Tesla“ genannt. Auch sein „Starlink“ hat trotz aller Unkenrufe tat­sächlich abge­hoben. Viele haben die leuch­tende Kette an Licht­punkten am Nacht­himmel gesehen. Berüchtigt ist er auch für seine ganz und gar nicht oppor­tunen Äuße­rungen, die nicht immer hilf­reich für das Image seiner Unter­nehmen sind. So auch diesmal.

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Am 17. Mai ver­öf­fent­lichte er auf seinem offi­zi­ellen Twit­ter­konto eine Bot­schaft. Nur vier Wörter, aber vier bedeu­tungs­schwangere Wörter von dem wohl exzen­trischsten Tech­no­logie-Mil­li­ardär, der heute her­um­läuft: „Take the red pill“ (Nimm die rote Pille). Unzwei­felhaft eine Anspielung auf den Film „Matrix“.

Für die, die den Science-Fiction-Film aus 1999 nicht kennen, eine Super­kurz­fassung: Thomas arbeitet als Pro­gram­mierer und führt nebenbei unter dem Pseudonym „Neo“ Jobs als pro­fes­sio­neller Hacker aus. Ihn beschleicht das Gefühl, dass etwas Unvor­stell­bares und Unheim­liches sein Leben lenkt. Das Gefühl wird zur Gewissheit, als die Hackerin Trinity ihm den Anführer Mor­pheus vor­stellt. Mor­pheus erklärt Neo, dass die Welt, in der er zu leben glaubt, lediglich eine Simu­lation ist, er nur ein gefan­gener Sklave in dieser com­pu­ter­ge­nerierten Traumwelt, der „Matrix“, sei, und bietet ihm die Befreiung daraus an. Er stellt ihn vor die Wahl, durch Ein­nahme einer blauen Pille wieder in sein bis­he­riges Leben zurück­zu­kehren oder durch Ein­nahme einer roten Pille die Wahrheit über die Matrix zu erfahren. Neo ent­scheidet sich für die rote Pille und erwacht nach einer kurzen Pro­zedur in der Rea­lität. Er schließt sich dem Kampf zur Befreiung der Menschheit an.

Seit diesem Film ist die Metapher „die rote Pille nehmen“ (in den USA „Red-pilling“ genannt) ein Synonym dafür, aus der lau­fenden „Rea­li­täts­si­mu­lation“ aus­zu­steigen, auf­zu­wachen und hinter die Kulissen zu blicken, selbst zu recher­chieren und zu denken und sich nicht mehr dem zu unter­werfen, was man glauben und denken soll, wie man leben soll. Mit anderen Worten: Elon Musk fordert die Men­schen auf, die Wahrheit zu suchen und sehen zu wollen und nicht weiter in der „Rea­li­täts­si­mu­lation“ mitzuspielen.

Das sorgt natürlich für Furore. Seine mehr als 34 Mil­lionen Fol­lower begannen einen leb­haften Kampf um die Inter­pre­tation, Ret­weets und jede Menge Likes, aber auch Kritik prasselt seitdem auf dem Twit­ter­ac­count Musks herein. Viele begrüßen Elon Musk nun als Ver­bün­deten im Kampf um das Auf­wachen der Menschheit und den Kampf gegen eine Clique von Welt­eliten, die ihre Pläne zur Ver­sklavung der Menschheit unter eine Neue Weltordung (NWO) verfolgen.

Da Rot auch die Farbe der Repu­bli­kaner und Blau die der Demo­kraten ist, wird nun von anderen  hin­ein­ge­heimnist, dass Elon Musk, ein Unter­stützer des demo­kra­ti­schen, ehe­ma­ligen Prä­si­dent­schafts­kan­di­daten Andrew Yang, jetzt in‘s repu­bli­ka­nische Lager und zu Trump hin­über­ge­wechselt sei. Sie sehen sich durch die prompte Antwort von Tochter Ivanka Trump bestätigt, die kurz und bündig ant­wortet „Genommen!“. Was wie­derum die Trans­gender-Frau und Regis­seurin des Filmes „Matrix“, Lilly Wachowski, erboste. Nach­voll­zieh­ba­rer­weise ist sie kein Fan des erz­kon­ser­va­tiven Macho-Mannes Donald Trump. Der plant nämlich, die erfochtene Aner­kennung von Trans­gender-Men­schen in vie­lerlei Hin­sicht wieder stark zurück­zu­fahren. Ihre ebenso kurze Antwort „F**kt Euch beide!“.

Nun, hier boxt der Papst im Ket­tenhemd. Einer­seits freuen sich die Rechts­kon­ser­va­tiven, dass Musk sich – viel­leicht – hier auf die Seite Trumps stellt, die Links­pro­gres­siven nehmen das dem exzen­tri­schen Mil­li­ardär Elon Musk natürlich ent­spre­chend übel, war er doch bisher zwar umstritten, aber auch eine Figur der Pop­kultur, ein Visionär und Außen­seiter. Und bisher eher auf der links­pro­gres­siven Seite verortet.

Es herrscht wenig Zweifel daran, dass Elon Musk seine „Nimm die rote Pille“-Metapher auf die Ein­däm­mungs­maß­nahmen gegen das Corona-Virus bezieht und seinen Fol­lowern damit sagt, dass sie die Behaup­tungen der Poli­tiker und der damit ver­ban­delten Viro­logen hin­ter­fragen sollen, selbst recher­chieren und ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen sollen. Davor hatte Elon Musk die Lockdown-Maß­nahmen schon als „faschis­tisch“ gegeißelt. Er selbst geht jetzt resolut voran. Er kün­digte an, sich über die Corona-Ein­däm­mungs­vor­schriften einfach hin­weg­zu­setzen und nach fast zwei Monaten die Arbeit im Tesla-Stammsitz bei San Fran­cisco wieder voll­um­fänglich aufzunehmen.

Damit liegt er eben auch voll auf der Linie von US-Prä­sident Donald Trump. Der macht eben­falls Druck, die Wirt­schaft in den USA wieder so schnell wie möglich hoch­zu­fahren, stößt aber dabei auf eine Mauer von Viro­logen aus den staat­lichen Insti­tu­tionen und ver­schiedene Inter­es­sens­ver­bänden. Dass Elon Musk die rote Rose neben seinen Tweet „Take the red pill“ gestellt hat, ist nicht bedeu­tungslos: Die rote Rose ist das Symbol der Sozia­listen. Damit meint Elon Musk wahr­scheinlich die sozia­lis­ti­schen Demo­crats, die in Kali­fornien das Sagen haben, aber auch die lei­tenden Beamten, die in den Gesund­heits­in­sti­tu­tionen noch aus der Obam­azeit sitzen und immer noch das Sagen haben und in der Covid-19 Pan­demie die Ver­fechter der strengen Ein­däm­mungs-Maß­nahmen sind. Zu den größten ver­balen Unter­stützern Elon Musks im Kampf gegen das „linke Kali­fornien“ gehört Prä­sident Trump. Die Lockdown-Pro­testler in den USA hin­gegen sehen deshalb Trump als ihren Mann und Vorkämpfer.

Wenig über­ra­schend meldet sich der US-Prä­sident auf Herrn Musks Twitter Account und nutzt dessen Rückenwind:

Wir werden viel­leicht noch einige Volten von Elon Musk mit­er­leben. Denn eins muss man ihm lassen: Er ist arrogant und selbst­herrlich, aber ungemein über­ra­schend. Er schafft es auch, als Außen­seiter immer wieder sich und eine ganze Indus­trie­sparte neu zu erfinden. Er ver­stand nichts von Autobau und ist heute der Schrecken der E‑Car-Pro­du­zenten. Tesla ist einfach DAS Elek­troauto. Auch sein Solar­strom-Unter­nehmen „Solar City“ war hoch erfolg­reich. Er ist auch kein Rake­ten­tech­niker, aber sein SpaceX ist ein Erfolg und sein Starlink ist am Abend­himmel zu sehen. Er ist kein Banker, aber er hat Paypal erfunden und die, die ver­suchen, das zu kopieren sind vom Fach, aber längst nicht so gut. Sind wir gespannt, was er als nächste, fan­tas­tische Vision ausbrütet.

Viel­leicht wirklich DIE ROTE PILLE.

„Unsere Existenz kann nicht nur darin bestehen, ein erbärm­liches Problem nach dem anderen zu lösen. 

Es muss Gründe geben zu leben.“

(Elon Musk)