Ich werde immer wieder gefragt, was aus dem US-Manöver DEFENDER 2020 geworden ist. Dazu gibt es nun Neuigkeiten: Nachdem das Manöver im März zunächst wegen Corona ausgesetzt wurde, soll es im Juni wieder anlaufen.
(von Thomas Röper)
Bevor wir zu der eigentlichen Meldung kommen, sei auf eine bemerkenswerte „Merkwürigkeit“ hingewiesen: Während die EU-Regierungen offiziell noch diskutieren, wann welche Grenze in Europa wieder geöffnet werden kann, verkünden die USA schon, wann ihre Soldaten zu tausenden aus den USA und Deutschland nach Polen, ins Baltikum und ans Schwarze Meer verlegt werden.
Warum können die USA das entscheiden, bevor die entsprechenden Regierungen sich auf Grenzöffnungen geeinigt haben? Gelten Grenzschließungen in der EU nicht für die US-Armee? Stehen die USA in der EU über allen Gesetzen und Regierungen?
Das nur als Denkanstoß vorweg, nun zur eigentlichen Meldung.
Entgegen den Berichten in den „Qualitätsmedien“ ist DEFENDER 2020 kein Nato-Manöver, sondern ein US-Manöver in Europa. Die USA fühlen sich in Europa so dermaßen „zu Hause“, dass sie dort ihr größtes Manöver seit Jahrzehnten durchführen. Was würden die USA wohl sagen, wenn Deutschland einfach so in den USA ein Großmanöver durchführen wollte?
Mehr noch: Die USA lassen sich die Kosten des Manövers auch noch von den Europäern, vor allem von Deutschland, bezahlen. Details zu diesen Ausführungen finden Sie hier.
Wegen der Corona-Epidemie wurde DEFENDER 2020 im März ausgesetzt, wobei bereits ein Großteil der US-Soldaten und des militärischen Gerätes in Euroopa angekommen waren. Bei dem Manöver wollten die USA trainieren, fast 30.000 US-Soldaten im Eiltempo nach Europa zu verlegen und hier Krieg gegen Russland spielen zu lassen.
Nun hat die US-Armee in Europa bekannt gegeben, dass das Manöver im Juni wieder aufgenommen werden soll. In der Pressemeldung hieß es:
„Nach sorgfältiger Bewertung und Planung zwischen der U.S. Army Europe und dem polnischen Verteidigungsministerium wird die Übung Allied Spirit, eine mit DEFENDER-Europe 20 verknüpfte Übung, die auf dem Trainingsgelände Drawsko Pomorskie, Polen, geplant war und ursprünglich im Mai stattfinden sollte, vom 5. bis 19. Juni auf dem Trainingsgelände Drawsko Pomorskie stattfinden. (…) Etwa 6.000 US-Soldaten und polnische Soldaten werden an der Übung teilnehmen.“
4.000 der 6.000 Soldaten kommen dabei aus den USA.
Auch über das bereits nach Europa geschickte militärische Gerät gab es Informationen:
„Zum Zeitpunkt der Einstellung der Manöver waren mehr als neunzig Prozent der Ausrüstung für DEFENDER-Europe 20 auf Flugzeugen oder Schiffen nach Europa verladen worden. Insgesamt kamen über 6.000 Soldaten und 3.000 Ausrüstungsgegenstände nach Europa und über 9.000 Fahrzeuge wurden von den Army Prepositioned Stocks zu Ausbildungsgebieten in Deutschland gebracht.“
Zu weiteren geplanten Manövern gab es auch Informationen, wobei darauf hingewiesen wurde, dass es dabei noch zu Änderungen kommen kann:
„Die U.S. Army Europe plant in den nächsten Monaten weitere Übungen. Diese Übungen werden viele der ursprünglichen DEFENDER-Europe 20-Ausbildungsziele nutzen, um die Bereitschaft und Zusammenarbeit zwischen den Militärs der USA, der Verbündeten und Partner zu verbessern.
Die Pläne, mit der Ausrüstung zu trainieren, die aus dem Army Prepositioned Stock in Europa entfernt wurde, laufen und das 21. Theater Sustainment Command wird weiterhin Ausrüstung des Armored Brigade Combat Team auf dem Truppenübungsplatz Bergen-Hohne, Deutschland, unterhalten, die vom Deutschen Joint Support Enabling Service Command unterstützt wird.
Das 10. Army Air & Missile Defense Command der U.S. Army Europe und die 41. Feldartilleriebrigade werden voraussichtlich an Übungen im Baltikum teilnehmen.
Darüber hinaus plant die 173rd Airborne Brigade Flugoperationen auf dem Balkan und im Schwarzmeerraum.“
Willkommen zurück in der Normalität. Die USA spielen wieder vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer entlang der gesamten russischen Grenze in Europa Krieg. Aber aggressiv sind natürlich die Russen.
Diese „Berichte aus Absurdistan“ werden von den „Qualitätsmedien“ bisher? verschwiegen: Während in Restaurants Abstandsregeln gelten und offiziell noch niemand weiß, wann die Grenzen in Europa wieder geöffnet werden, wissen die USA schon, welche Grenzen ihre Soldaten wann zu tausenden überqueren werden, damit die Soldaten wieder Schulter an Schulter Krieg gegen Russland spielen können.
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Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Quelle: anti-spiegel.ru
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