Am Donnerstag letzter Woche spielten sich in Wien, Stadtteil Favoriten, seltsame Geschehnisse ab. Die Antifa wollte einmal wieder gegen den Faschismus demonstrieren. Spontan, selbstverständlich, denn solche großartigen Ideen überfallen einen erfahrungsgemäß unvorbereitet, so dass keine Zeit zum Anmelden bleibt, will man die Flamme aufrechter Begeisterung nicht verlöschen lassen. Gesagt, getan, die tapferen Antifaschist*Innen liefen also im Brennpunkt-Stadtteil Favoriten auf, um ihre über alle Zweifel erhabene, antifaschistische Haltung zu demonstrieren.
Obgleich der Antifaschismus gegen jede Art von Grenzen ist, und kein Mensch illegal sein kann und Migrant*Innen immer mehr als willkommen sind (immerhin nennt sich die Antifa mittlerweile „Migrantifa“), mag die Freude der wackeren Antifaschisten doch ein wenig eingetrübt worden sein aufgrund der Erfahrungen, die sie am Donnerstagabend mit den so hochwillkommenen Einwanderern machen mussten.
Mehrere Gruppen türkischer Mitbürger erschienen nämlich plötzlich auf der Szene und vermöbelten die Antifas nach Strich und Faden, anstelle sich mit ihnen gemeinsam im Kampf gegen die Fascho-Strukturen zu stellen. Allein an Solidarität ließen es die hinzugekommenen Migranten vielmehr schmerzlich fehlen.
Eine Weile war vollkommen unklar, was denn eigentlich der Grund für die Massenschlägerei war, doch dann klärte sich die Lage. Bei den türkischen Sparringspartnern handelte es sich um Anhänger der türkisch-nationalistischen „Grauen Wölfe“, die zuvor schon durch Angriffe und Störungen gegen kurdische Feminist*Innen aufgefallen waren. Um 20:19 hatte die Antifa Wind davon bekommen, dass linke, kurdische Aktivist*Innen und Feminist*Innen am Keplerplatz von türkischen Nationalisten in Bedrängnis gebracht wurden und die Wiener Antifa rief ihre Anhänger*Innen zu einer „spontanen Kundgebung“ am Keplerplatz auf:
Bis die tapferen Antifanten am Keplerplatz eintrafen, mussten sich die Feminist*Innen der kurdischen Frauenplattform im Ernst Kirchweger Haus, in dem mehrere Antifa-Organisationen beheimatet sind, verschanzen. Die türkischen „Grauen Wölfe“ waren mit Schlägen und Fäusten und Drohungen mit Messern auf die linken, kurdischen Demonstrant*Innen losgegangen. Kurz darauf rückten die kampfbereiten Antifas aus den anderen Wiener Bezirken zu ihrer Verteidigung an, bekamen aber von den Türken ordentlich Prügel.
Die Polizei war zwar schon vor Ort, sei aber „nicht in der Lage gewesen“, die „türkischen Faschisten“ unter ihre Kontrolle zu bringen. Tatsächlich zeigt ein Bild auf einem Facebook-Account einer Delal Melissa Yanmis recht entspannt umherstehende Polizisten bei einer kleinen Gruppe der Türken. Das Bild wurde offenbar aus dem Ernst Kirchweger Haus fotografiert, in dem sich die Kurdischen Feminist*Innen verschanzt haben.
Auf diesem Twitter-Foto sieht man aus der Straßenperspektive die Gruppe Polizisten und die Türken, von denen einer den verbotenen Gruß der Grauen Wölfe zeigt, ohne dass die Polizei einschreitet:
(Interessant sind die Kommentare darunter: „Für jedes Gender * was Sie schreiben, haben Sie mehrere danach gesehen“)
Offenbar müssen die Türken die Antifanten kräftig verdroschen haben und die Polizei soll dabei recht zurückhaltend reagiert haben.
Interessant, dass plötzlich der Ruf nach der Polizei laut wird und die Linken empört sind, dass diese nicht mit Gewalt gegen die bösen Türken einschreitet. Und dass sich ausgerechnet in linksextremistischen und Antifa-Kreisen Angst vor einer Eskalation der Lage breit macht. Seit wann das? Da könnte ja vielleicht Schaden entstehen?
Erstaunlich auch, dass Berivan Aslan vollkommen entsetzt ist, dass „mitten in Wien eine Gruppe Frauen“ angegriffen wird. Verfallen wir hier etwa in überkommene Geschlechterstereotype? Seit wann nehmen Linksextremisten und Antifa Rücksicht auf Frauen? Seit wann erwarten Feminist*Innen eine solche Rücksichtnahme in Bezug auf ihr doch nur durch Sozialisierung angenommenes Gender?
Tatsächlich mussten dann doch Polizeieinheiten aus anderen Planquadraten herbeigeholt und zwei Hubschrauber eingesetzt werden, um die Lage am Keplerplatz in den Griff zu bekommen. Sogar die Spezialeinheit WEGA musste zur Bändigung der Kontrahenten ausrücken. Über 100 Graue Wölfe sollen sich dort versammelt haben um gegen die kurdischen Feminist*Innen vorzugehen.
Und dabei blieb es nicht. Auch am Samstag und Sonntag kam es in Favoriten zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen linken Kurden und Antifa auf der einen Seite und den türkisch-nationalistischen Grauen Wölfen auf der anderen. Wieder wurde der verbotene Wolfsgruß der Nationalisten gezeigt, Böller wurden geworfen, Flaschen flogen durch die Luft. Wieder musste die Polizei mit einem Großaufgebot mit Hunden und Hubschraubern vor Ort anrücken und die Lage in den Griff bekommen. Ein Polizeibeamter wurde verletzt.
Krieg zwischen Kurden und Türken hat es auch in Deutschland schon mehrfach gegeben. So ist das eben, wenn man Menschen aus aller Herren Länder hereinbittet und entschlossen die Augen davor verschließt, dass diese ihre alten, kriegerischen Konflikte dann auch hier rücksichtslos austragen.
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