Verändertes Nestle Logo (Redaktion)

Das Wunder von Osceola – Um sein Wasser zu ver­tei­digen, kämpfte ein kleines Dorf gegen Nestlé und gewann

Immer wieder wehren sich ver­zwei­felte Men­schen, weil Nestlé ihnen das zum Leben not­wendige Wasser stiehlt. Wie ver­wandelt man Wasser in Geld? Es gibt eine Firma, die das Rezept genau kennt: Nestlé.. Nestlé ver­dient mit dem Verkauf von Fla­schen­wasser etwa 7,4 Mil­li­arden Dollar, während das Unter­nehmen selbst nur sehr wenig an die Gemeinden zahlt.

Nestlé pumpt fast kos­tenlos Mil­lionen Liter öffent­liches Wasser und füllt es ab, ver­kauft es und ver­dient Geld damit, so auch in Michigan. Während die Ein­wohner von Flint immer noch unter der Blei­ka­ta­strophe leiden, zahlt Nestlé nur 200 Dollar pro Jahr an den Staat Michigan, um mehr als 590 Mil­lionen Liter Wasser zu pumpen. Trotz Protest hat das Umwelt­mi­nis­terium von Michigan ent­schieden, dass der Antrag von Nestlé, die Menge an Wasser, welches der Konzern vom Staat bezieht, auf fast 2000 Liter  pro Minute zu erhöhen,  den staat­lichen Stan­dards ent­spricht.  Um mehr Wasser pumpen zu können, braucht es eine Pump­station in der etwa 100 Meilen von Flint ent­fernten Gemeinde Osceola. Die Gemeinde, die sich eben­falls seit Jahren in einem „Was­ser­krieg“ mit Nestlé befindet, denn das Grund­wasser ver­schwindet. Also lehnte die Gemeinde einen Geneh­mi­gungs­antrag von Nestle für den Bau einer Pump­station ab, wogegen Nestlé klagte. Ein Richter aus Mason County ent­schied sogar zugunsten von Nestle, und der Konzern könne die Station bauen. Das machte die Bewohner von Osceola  noch wütender und die Gemeinde legte Berufung ein und das Wunder geschah. Die Gemeinde Osceola bekam Recht und könnte sogar Nestlés Versuch, Wasser im ganzen Land zu pri­va­ti­sieren, zum Scheitern bringen. Wahnsinn, oder? 

Nestlé pumpt fast kos­tenlos Mil­lionen Liter Wasser, während die Ein­wohner von Flint immer noch unter der Blei­ka­ta­strophe leiden

Dazu auch: Endlich! Schlecht für Nestlé – Verbot des Abfüllens von Wasser, da schädlich für das Gemeinwohl! – Washington State to Ban Bottled Water Operations

Um Wasser zu ver­kaufen, muss man es zuerst besitzen. In weiten Teilen der USA, dem wich­tigsten Absatz­markt für Nestlés Was­ser­sparte, gilt das „Recht der stärksten Pumpe“: Wer Land besitzt oder gepachtet hat, darf auf seinem Grund­stück so viel Wasser pumpen, wie er will – ohne Rück­sicht auf seine Nachbarn.

Es sind die Lehren, die wir alle aus der Was­ser­krise in Flint ziehen können, denn das ist der Preis für die Pri­va­ti­sierung des Wassers, wie in Flint, wo die Men­schen an den Folgen der Blei­ver­giftung lebenslang zu leiden haben.

Nach nur ein paar Monaten, nachdem Michigans Regierung ver­ant­wortlich war für die Ver­giftung des Wassers von Flint, hatte Michigans Regierung Nestlé erlaubt, die Grund­was­ser­menge zu ver­doppeln, die der Konzern für 200 $ pro Jahr saugt. Michigan ver­kaufte also 800 Mil­lionen Liter Grund­wasser für 200 $ an Nestlé, pro Jahr!! Die Anwohner waren auf­ge­bracht – so wie jeder, der den Wert des Wassers als Res­source für alle schätzt – und sie pro­tes­tierten. 80.000 öffent­liche Stel­lung­nahmen gingen ein, während sich nur 75 für Nestlé aussprachen.

Über 80.000 öffent­liche Stel­lung­nahmen gab es gegen den Antrag von Nestlé, so viele, wie noch nie vorher. Denn noch immer leidet die Stadt Flint unter dem schreck­lichen „Was­ser­skandal“, nachdem die 100.000 Ein­wohner  mit ver­seuchtem Wasser ver­sorgt wurden. 2014 wurde die Was­ser­ver­sorgung von Flint umge­stellt. Statt das Wasser wie bisher aus Detroit zu beziehen, sollte es kos­ten­günstig aus einem nahe gele­genen Fluss kommen. Dazu wurde es durch alte Rohre in die Stadt geleitet. Weil das Wasser nicht aus­rei­chend behandelt wurde, löste es Blei aus den Lei­tungen – die 100.000 Bewohner der Stadt klagten ver­mehrt über schlechte Gerüche, Kopf­schmerzen und Hautausschläge.Während Nestlé für das Wasser fast nichts bezahlen muss, sollen die Bewohner für Wasser bezahlen, das sie nicht mal fürs Baden, Kochen, geschweige denn Trinken ver­wenden konnten. Zahlen sie nicht, wird zwangs­ge­räumt. Mitt­ler­weile wurden viele Beamte ver­klagt, die in den Skandal ver­wi­ckelt sind.

„Wie kann es sein, dass der Bun­des­staat Michigan – der immer noch mit den Aus­wir­kungen seines Grund­wasser-Manage­ments zu kämpfen hat – auch nur in Betracht ziehen kann, einer aus­län­di­schen Firma, die jähr­liche Profite in Mil­li­ar­denhöhe daraus zieht, noch mehr Was­ser­ent­nahme zu erlauben?“, so die Betroffenen. 

Eine Was­ser­ab­füll­fabrik von Nestlé in Stanwood, Michigan, pro­du­ziert bis zu 1200 Fla­schen in der Minute und saugt aus sieben nahe gele­genen Quellen bis zu 950 Liter Quell­wasser pro Minute. Doch diese Menge an Wasser reicht Nestlé nicht und es will die Menge an Grund­wasser für seine Was­ser­fla­schen sogar ver­doppeln. Das Umwelt­mi­nis­terium von Michigan hatte im April 2018 ent­schieden, dass der Antrag des Unter­nehmens, die Was­ser­leistung auf 400 Gal­lonen pro Minute zu erhöhen, den staat­lichen Stan­dards entspricht.

Pro­teste in Flint – wegen Wasserskandal

In Mitten des „Was­ser­skandals“ um Flint  geneh­migte die Regierung von Michigan im April 2018  Nestle Waters North America Inc, die Menge an Grund­wasser zu erhöhen, den der Konzern vom Staat abpumpt.

Wir hatten bereits berichtet, dass Nestlé der größte Eigner pri­vater Was­ser­quellen in Michigan ist. Dieser „was­ser­gierige“ Konzern hatte enge Ver­bin­dungen zum Büro von Rick Snyder. Dieser war vom 1. Januar 2011 bis zum 1. Januar 2019 Gou­verneur des Bun­des­staates Michigan. Deb Muchmore, die Spre­cherin für Nestlé in Michigan, ist ver­hei­ratet mit Snyders frü­herem Stabschef. Da wundert es uns nicht, warum Nestlé so viel für so wenig bekommt. Siehe:  Schon wieder Nestlé! Michigan ver­kauft gerade 800 Mil­lionen Liter Grund­wasser für 200 $ p. A. an Nestlé – Michigan is about to sell 210M gallons of ground­water to Nestlé for $200

Das Wunder von Osceola – um sein Wasser zu ver­tei­digen, kämpft ein kleines Dorf gegen Nestlé – und gewinnt

 

Die Gemeinde Osceola lehnte einen Geneh­mi­gungs­antrag von Nestle für den Bau einer Pump­station ab, damit das Grund­wasser nicht noch weiter sinkt. Nestle klagte und ein Richter aus Mason County ent­schied, Nestle könne die Station bauen, und die Gemeinde legte Berufung ein.

Die Anwohner Osceola beschweren sich seit Jahren, dass die Tech­niken von Nestlé zur Was­ser­ge­winnung die Umwelt rui­nieren. „Die Grund­was­ser­stände sind heute bereits nied­riger als vor zwei Jahren,“ so die Anwohner. .Und wenn Men­schen gegen Nestlé kämpfen, weil der Konzern ihnen das Wasser raubt, bleibt am Schluss leider die bittere Erkenntnis, dass man ver­liert, wie das kleine fran­zö­sische Dorf Vittel, denn in Vittel gibt es kein Wasser mehr! Während Nestle wei­terhin Wasser für seine Marke „Vittel“ abgräbt, bekommen die Dorf­be­wohner jetzt Wasser mit einer Pipeline von anderen Regionen geliefert. Siehe: Um sein Wasser zu ver­tei­digen, kämpft ein kleines Dorf gegen Nestlé – In Vittel gibt es kein Wasser mehr!

Maryann Borden in der Nähe ihres Hauses in Evart, Michigan: „Ich kann nicht ver­stehen, wie sie so viel nehmen können“, sagt sie zu Nestlés Abpumpen des Wassers. „Wie kann sich die Natur von diesem mas­siven Abschöpfen erholen?“

Wir hatten bereits über Maryann Borden, eine 75-jäh­rigen pen­sio­nierte Leh­rerin und die kleine  Gemeinde Osceola in Michigan und den  Was­ser­kampf mit Nestlé berichtet. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen den Giganten Nestlé vor­zu­gehen:. „Ich kann nicht ver­stehen, wie sie so viel nehmen können“, sagt Maryann Borden zu Nestlés Abpumpen des Wassers. „Wie kann sich die Natur von diesem mas­siven Abschöpfen erholen?“ Maryann Borden, die seit 1953 in der Stadt im Westen von Michigan lebt, hat Fotos, die die Ver­än­de­rungen im Twin Creek Fluss doku­men­tieren. Seit Anfang der 2000er Jahre pumpt Nestlé Wasser für die Marke „Ice Mountain“  in der Region ab.

Jetzt wollte Nestlé sogar eine Pump­station in der Gemeinde Osceola bauen, um noch mehr Wasser für seine „Ice Mountain“-Marke abzu­pumpen. Die Bewohner von Osceola wehrten sich jedoch dagegen, denn der Bau würde gegen das Raum­ord­nungs­gesetz der Gemeinde ver­stoßen. Nestlé reichte des­wegen Klage gegen die Gemeinde ein. Nestlé behauptete sogar, dass es sich bei der Pump­station um eine öffent­liche Dienst­leistung handle.

Das machte die Bewohner von Osceola erst recht wütend und um sein Wasser zu ver­tei­digen, kämpften die Bewohner von Osceola. Nestle klagte und gewann. „Nestlé Waters sei seit über 17 Jahren ein guter Nachbar der Gemeinde Osceola“, so Nestlè.  Das sehen die Anwohner aber anders und sie wollen ver­hindern, dass das Unter­nehmen Mil­lionen Liter Grund­wasser für abge­fülltes Wasser abpumpt und das ihr Wasser pri­va­ti­siert wird und legten Berufung ein, mit Erfolg.

Das zweit­höchste Gericht in Michigan hat der Was­ser­marke Ice Mountain von Nestlé einen recht­lichen Schlag ver­setzt und fest­ge­stellt, dass der kom­mer­zielle Abfüll­be­trieb des Unter­nehmens „keine wesent­liche öffent­liche Dienst­leistung“ oder eine öffent­liche Was­ser­ver­sorgung dar­stellt. Die Ent­scheidung des Beru­fungs­ge­richts ist ein Sieg für die Gemeinde Osceola, eine kleine Stadt in der Mitte von Michigan, die Nestlé daran gehindert hat, eine Pump­station zu bauen, die nicht den Zonen­ge­setzen ent­spricht. Der Fall könnte aber auch Nestlés Versuch, Wasser im ganzen Land zu pri­va­ti­sieren, zum Scheitern bringen.
Denn der Sieg der Gemeinde Osceola könnte auch dazu führen, dass staat­liche Umwelt­be­hörden Geneh­mi­gungen über­denken, die es Nestlé ermög­lichen, Wasser in Michigan zu pumpen.

Die Was­ser­knappheit wird oft noch unterschätzt:

Obwohl die Welt zu drei Vierteln aus Wasser besteht, eignen sich nur 0,7 Prozent als Trink­wasser. Bereits vor 10 Jahren ver­deut­lichte Pascal Schuler, Manager des Nach­hal­tig­keits­fonds Swis­scanto Water Invest, den wirt­schaft­lichen Aspekt. Allein um die Was­ser­in­fra­struktur in den USA zu erneuern, müssten in den nächsten 20 Jahren eine Billion Dollar inves­tiert werden; In Europa sind es 360 Mil­li­arden Euro in zehn Jahren. Das war, wie gesagt, vor 10 Jahren und wie sieht es heute – 2019 – aus?

Wasser ist ein knapper Roh­stoff und wird trotzdem zum Bei­spiel an Nestlé ver­kauft. Dies ist ein Bei­spiel für die Kor­ruption der öffent­lichen Hand durch private Kon­zerne! Wem gehört das Wasser? Wasser ist ein All­ge­meingut und gehört der gesamten Menschheit und nicht nur Pro­fi­teuren! Nicht nur Nestlé auch Invest­ment­banker pro­fi­tieren vom „blauen Gold“!

Nestlé ver­dient mit dem Verkauf von Fla­schen­wasser etwa 7,4 Mil­li­arden Dollar, während das Unter­nehmen selbst nur sehr wenig an die Gemeinden zahlt.

Im Sep­tember 2017 schätzte Bloomberg, dass Nestlés 20-Jahres-Lie­fer­vertrag mit dem kali­for­ni­schen United States Forest Service, einer dem Land­wirt­schafts­mi­nis­terium der Ver­ei­nigten Staaten unter­stellte Behörde, rund $ 0,000001 für das Wasser in jeder Flasche bezahlt.

Der Zugang zu erschwing­lichem Trink­wasser wird immer pro­ble­ma­ti­scher: 36 Prozent der US-Haus­halte könnten sich mög­li­cher­weise innerhalb der nächsten fünf Jahre kein Wasser mehr leisten – das zeigt die Studie von Elizabeth Mack von der Michigan State Uni­versity aus dem Jahr 2017.

http://msutoday.msu.edu/_/img/assets/2017/map-of-water-tracts.png

Aus dem gepumpten Wasser ent­steht das Quell­wasser der Marke Ice Mountain, das im ganzen nörd­lichen Bereich des Mitt­leren Westens ver­kauft wird, und das gefil­terte Wasser der Marke Pure Life, das in den ganzen USA erhältlich ist. Mit­ar­beiter von Nestlé sagen, Quell­wasser, defi­niert als Wasser aus natürlich flie­ßenden Quellen ver­kaufe sich besser, weil es als authen­ti­scher und gesünder ange­sehen werde. „Quell­wasser ist etwas sehr Beson­deres, Wert­volles“, sagt Nelson Switzer, Zustän­diger für Nach­hal­tigkeit bei Nestlé Waters North America. „Wir bringen dies direkt zu den Men­schen. Es ist bequem für sie, sie haben die Mög­lichkeit, es immer bei sich zu haben, wo immer sie sind. Das ist einzigartig“.

Dazu auch: Neuer Ärger für Nestlé ‑Ver­brau­cher­betrug! Statt Quell­wasser nur gewöhn­liches Grund­wasser? Nestle is being sued for defrauding consumers!

„Nestle hat weltweit den Ruf, in arme länd­liche Gemeinden zu gehen, die der Gemein­schaft alle mög­lichen wirt­schaft­lichen Vor­teile ver­sprechen, die nie wirklich zum Tragen kommen. Sie nehmen so viel Wasser, wie sie können, und wenn die Quelle aus­trocknet, ver­lassen sie die Region wieder“, sagte Peggy Case, Prä­si­dentin der Michigan Bürger für den Was­ser­schutz. Siehe auch: Aus­ge­rechnet Nestlé Pakistan wird wegen „Nach­hal­tigkeit“ aus­ge­zeichnet – Nestlé „klaut“ in Pakistan das Wasser und steht sogar vor Gericht!

Das Wunder von Osceola zeigt, dass es sich immer wieder lohnt, sein Wasser zu verteidigen.

Der Zugang zu erschwing­lichem Trink­wasser wird immer pro­ble­ma­ti­scher – Wasser ist ein All­ge­meingut und gehört der gesamten Menschheit und nicht nur Profiteuren!!

Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org