Warum unser Kalender und unsere Sekunde so ver­dammt wichtig sind

Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, wo unser Kalender herkommt?
Und unsere Sekunde? Wenn nicht, möchte ich Ihnen gern einen Ein­blick ver­schaffen, warum diese beiden Dinge so immens wichtig sind für uns Men­schen und für unser Ver­ständnis unserer Welt und Wissenschaft.

 (von Thomas A. Anderson)

Zunächst einmal an dieser Stelle eine kleine Ein­führung in die ver­schie­denen Kalender unserer Welt: Wir leben heute mit dem soge­nannten gre­go­ria­ni­schen Kalender. Der heißt so, weil ihn Papst Gregor ein­ge­führt hat. Davor hatten wir den julia­ni­schen Kalender (der so hieß, weil Julius Cäsar ihn ein­führte), davor den Mond­ka­lender, davor den Son­nen­ka­lender. Par­allel läuft seit langer Zeit der chi­ne­sische Kalender und der jüdische und viele andere kleine mehr. Ein Kalender wird benötigt, um die Zeit ein­zu­teilen und Ordnung in den zeit­lichen Ablauf des Lebens zu bringen. Kalender beziehen sich auf Son­nenauf- und ‑untergang, Tages­längen und die Dauer eines Son­nen­um­laufs oder, im Falle der Mond­ka­lender, um die Zyklus­dauer eines vollen Mond­durch­laufes. Nach einem Son­nen­umlauf fängt der uns bekannte Rhythmus der Jah­res­zeiten wieder von vorne an, mit mal mehr, mal weniger Regel­mä­ßigkeit, und die Gestirne befinden sich ziemlich genau dort, wo sie vor einem Jahr waren. Doch Jah­res­zeiten gab es womöglich nicht schon immer, sondern erst seit erd­ge­schichtlich relativ kurzer Zeit in der uns bekannten aus­ge­prägten Form.

Weil die Ein­teilung in Tage allein spä­testens in der heu­tigen Zeit nicht mehr reicht, teilt man nicht nur das Jahr in so viele Tage, wie es Son­nenauf- und ‑unter­gänge hat, sondern oben­drein das Jahr in Monate, die Monate viel­leicht noch einmal in Wochen oder Perioden anderer Länge und vor allem: den Tag in Vor- und Nach­mittag und Stunden, Minuten, Sekunden und sogar für wis­sen­schaft­liche Zwecke in noch viel kleinere Einheiten.

In unserer elek­tro­ni­schen Welt von heute ist eine Abkehr von diesen Rhythmus ange­benden Sys­temen undenkbar. Und auch in der Geschichte war die Erkenntnis, wie viele Tage das Getreide brauchte, um groß zu werden, oder wie viele Stunden die Flut brauchte, um wie­der­zu­kehren, oder wie viele Jahre ein Mensch alt wird, werden kann und ist wichtig zur Steuerung all­täg­licher, lebens­not­wen­diger Abläufe, zur Selbst­er­kenntnis, zum Vor­her­sagen von Ernten, Wetter, Lebens­spannen und Kosten und nicht zuletzt Steuereinnahmen.

Wir haben heute eine sehr genaue Defi­nition für die Sekunde, die, im Gegensatz zu früher, nicht mehr der „86.400ste Teil eines mitt­leren Son­nen­tages“ ist, sondern nun als „das 9.192.631.770-fache der Peri­oden­dauer der dem Übergang zwi­schen den beiden Hyperfein-strukturniveaus des Grund­zu­standes von Atomen des Caesium-Isotops 133Cs ent­spre­chenden Strahlung“.(1)

Das bedeutet, dass seit ca. 1950 die Sekunde nunmehr von dem Son­nen­system und Umlauf­zeiten der uns umge­benden Natur abge­koppelt ist und zu einer frei fixierten Einheit wurde, die seither stan­dar­di­siert in allen elek­tro­ni­schen Geräten ein­ge­setzt werden kann. Dieses Vor­gehen ist nach­voll­ziehbar, denn die Ände­rungen in den Umlauf­zeiten sind so lang­wierig und klein im Ver­gleich zum Leben eines Men­schen oder der Nut­zungs­dauer eines Com­puters, dass man hier auf Stan­dard­werte zurück­greift, anstelle einer fort­wäh­renden Anpassung an die Natur, was zwangs­läufig andau­ernde Mengen‑, Zeit- und Grö­ßen­än­de­rungen mit sich bringen würde, was wie­derum in der Wirt­schaft extrem schwer durch­zu­setzen wäre. Gleichwohl ist die Abkop­pelung von der Natur nicht unpro­ble­ma­tisch, wie z.B. der mensch­liche (und pflanz­liche) Bio­rhythmus zeigt. Vor­her­sagen zu Son­nen­fins­ter­nissen, Pla­ne­ten­stel­lungen, Ebbe und Flut können nicht ohne astro­no­mische Mes­sungen, Ergeb­nisse und Zah­len­systeme getätigt werden.

Selbst­ver­ständlich haben in allen Zeiten Herr­scher die Mög­lichkeit erkannt und genutzt, nicht nur allein zum Wohl der All­ge­meinheit Vor­her­sagen treffen zu können, sondern gewisse Zahlen auch zum Eigennutz zu ver­ändern oder zu ver­schweigen. Ursprünglich zählte man die Woche in 5 Tagen, jeder Finger einer Hand ein Tag, dann weiter mit der zweiten Hand, was zur „großen Woche“ mit 10 Tagen führte. Die nächste Stei­gerung war die Beob­achtung des Mondes von Neu- bis Vollmond und zurück. Diese Zeit­spanne war den alten Über­lie­fe­rungen zufolge mit 30 Tagen gemessen worden, und so hatte man den ersten „Monat“. 12 Monate à 30 Tage ergibt ein Jahr mit 360 Tagen. Die Wochen­zählung mit 7 Tagen wurde eben­falls recht früh (aber nach den 360 Tagen) ein­ge­führt, wobei als Basis die Beob­achtung der mit bloßem Auge sicht­baren Him­mels­körper diente: Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn. Ebenso wurde fest­ge­stellt, dass ein Viertel der Zeit­spanne von Neumond zu Neumond – also z.B. von Neumond bis zum Vier­telmond – 7 Tage dauert.

Der gre­go­ria­nische Kalender(2) wurde nach langer Beratung über etliche Jahr­hun­derte(!) im Jahre 1582 von Papst Gregor ein­ge­führt. Er galt zunächst nur für die gesamte Chris­tenheit und mehr­heitlich katho­lisch geprägten Länder. Viele andere Länder führten ihn erst nach und nach ein, um sich, nicht zuletzt aus wirt­schaft­lichen Erwä­gungen, einer gemein­samen Grundlage anzu­schließen; so z.B. Russland 1918 und die Türkei, die sich 1926 diesem Kalender anschloss. Der gre­go­ria­nische Kalender bzw. eine Reform des bestehenden Kalenders wurde wegen gra­vie­render Pro­bleme bereits ab 1300 n.Chr. diskutiert.

Der gre­go­ria­nische Kalender basiert auf den damals gemes­senen 365, 2425 Tagen pro Jahr bzw. Son­nen­umlauf der Erde. Er beinhaltet eine ent­spre­chende Schalt­jah­res­regel (nach jedem 4. Jahr wird ein Tag hin­zu­ge­führt, um die 0,2425 Tage aus­zu­gleichen) und weitere Schalttage wurden nach bestimmten Regeln ein­ge­führt. Man wollte mit dieser Reform erreichen, dass man den fest­ge­stellten Fehler, nämlich, dass sich z.B. die Früh­jahrs-Tag­und­nacht­gleiche immer weiter im Jah­res­ablauf ver­schoben hatte, ein für alle Male berich­tigte. Als Bezugs­punkt legte dieser gre­go­ria­nische Kalender das Jahr „0“ fest; logisch, da dies in der Kir­chen­his­torie eine wichtige Rolle spielt. Beim bis 1582 gel­tenden julia­ni­schen Kalender(3) hin­gegen ging man von einer Jah­res­länge von 365,25 Tagen aus, er hatte deshalb ein­fa­chere Schalt­jah­res­regeln (nach jedem dritten Jahr sollte ein Jahr einen Tag mehr haben). Er wurde 46 Jahre vor unserer Zeit­rechnung von Julius Cäsar ein­ge­führt. Dieser Kalender fand viele Anhänger, jedoch war es kei­neswegs ein „Welt­ka­lender“. Beim Konzil von Nicäa im Jahre 325 n.Chr. wurde dieser Kalender für die „gesamte Chris­tenheit“ über­nommen. Der Kalender war kei­nes­falls feh­lerfrei; schon ungefähr 100 Jahre vor Ein­führung des julia­ni­schen Kalenders fand Hip­parch heraus, dass sich innerhalb von 150 Jahren die Tag­und­nacht­gleiche um etwa einen halben Tag ver­schob. Daraus schloss er, dass das Jahr nicht 365,25 Tage lang war, sondern etwas kürzer. Man hörte jedoch nicht auf ihn…

Neben­her­laufend gibt es noch den jüdi­schen Kalender, der zwar ein Mond­ka­lender ist, eigentlich jedoch dadurch besonders auf­fällt, dass er als Bezugs­punkt für seinen Beginn die Erschaffung des Men­schen im Jahre 3761 v.Chr. beinhaltet und sich somit heute (2016) im Jahre 5776 befindet. Der chi­ne­sische Kalender, der moham­me­da­nische Kalender, einige kleinere Kalen­der­pro­jekte durch ver­schiedene Wis­sen­schaftler der Alt- und Neuzeit, Revo­lu­ti­onska­lender mit jewei­ligem Bezugs­punkt – alle haben einige Gemein­sam­keiten: Die alten über­lie­ferten Kalender aus der Vorzeit gehen von 360 Tagen beim Son­nen­umlauf und 30 Tagen beim Mond­zyklus aus, während alle jün­geren Kalender bereits die 365,25 bzw. 365,2425 Tage pro Son­nen­umlauf zählen und den Mond­zyklus auf ca. 29,5 Tage festlegen.

Heribert Illig schrieb in seinem Buch „Das erfundene Mit­tel­alter“ über ein Problem der Chro­no­logie und viele Fehl­da­tie­rungen von Kunst- und Bau­werken und erklärte das zugrun­de­lie­gende Kalender-Problem wie folgt: Julius Cäsar führte den nach ihm benannten Kalender im Jahre 46 v.Chr. ein. Dieser Son­nen­ka­lender lief bis 1582, also ins­gesamt 1.628 Jahre. 1582 refor­mierte Papst Gregor den Kalender, und es läuft nun der „gre­go­ria­nische Kalender“.

Der julia­nische Kalender geht von einer Jah­res­länge von 365,25 Tagen aus mit einem Schaltjahr nach jedem dritten Jahr. Der gre­go­ria­nische Kalender geht von einer Jah­res­länge von 365,2425 Tagen aus, also etwas weniger. Das heißt, Julius Cäsar hat da einen Fehler gemacht. Papst Gregor hat diesen Fehler kor­ri­giert, in dem er vom 4. auf den 15. Oktober 1582 sprang, um somit die Tag­und­nacht­gleiche wieder auf den 21. März zu bringen und den Kalender rich­tig­zu­stellen. Illig argu­men­tiert nun: Der julia­nische Kalender mit der fal­schen, etwas län­geren Jah­res­länge lief von 46 v.Chr. bis 1582 n.Chr.; also 1628 Jahre lang. Der jährlich auf­tre­tende Fehler ist also die Länge des julia­ni­schen Jahres abzüglich der Länge des gre­go­ria­ni­schen Jahres, also 365,25 — 365,2425 = 0,0075 Tage. Wenn dieser Fehler über ins­gesamt 1.628 Jahre auf­tritt, dann muss man einfach mul­ti­pli­zieren und findet heraus, dass wir über einen Fehler von 1.628 mal 0,0075 Tagen sprechen = 12,21 Tage. Papst Gregor sprang vom 4. Oktober auf den 15. Oktober, über­sprang also 10 Tage, nicht aber 12,21. Die Dif­ferenz von 0,21 Tagen zu über­springen, hätte auch nicht funk­tio­niert, aber wenigstens die 2 hätte er doch eigentlich machen können.

Tat­sache ist aber: Papst Gregor machte astro­no­misch alles richtig! Die Tag­und­nacht­gleiche war wieder am 21. März, und der Kalender war perfekt ange­passt. Wenn die Dif­ferenz, wie wir oben gesehen haben, nun aber 12,21 Tage beträgt und er nur 10 Tage über­sprungen und dabei alles richtig gemacht hat, dann kann in dieser Rechnung nur die Jah­reszahl die Feh­ler­quelle sein – die Laufzeit des Kalenders muss also kürzer sein, nämlich eine Anzahl von Jahren ent­spre­chend einer Jah­res­län­gen­feh­ler­summe von 10 Tagen. Wir haben aber geschichtlich gesehen eine ganze Reihe von Anhalts­punkten, die belegen, dass sehr wohl 1.628 Jahre zwi­schen den beiden Daten liegen. Es gibt eine durch­ge­hende Reihe von Päpsten und im chi­ne­si­schen Raum z.B. eine durch­ge­hende Reihe von Herr­schern und Dynastien. Illig geht nun her und sagt, er könne anhand von Archi­tektur und Kunst­ge­gen­ständen deren falsche Zuordnung zu Jah­res­zahlen beweisen und bezeichnet die dunkle Periode der Geschichte, weil völlig ohne wis­sen­schaft­lichen Beleg, als kom­plette Fäl­schung. Das bedeutet: 10 Tage sind kor­ri­giert, 12,21 haben wir errechnet. Es dürften aber eben nur 10 sein, stell­ver­tretend für 1.333,33 Jahre, anstelle von 1.628 Jahren. Die Dif­ferenz, nämlich 2,21 Tage, stell­ver­tretend stehend für 294,66 Jahre, sei, so Illig, schlicht und ergreifend erfunden. Er legt diese Periode von 294 Jahren in die Zeit zwi­schen 600 und 900 und führt als Indi­zi­en­beweis an, dass in diese Periode z.B. Kaiser Pippin fällt, der Vater Karls des Großen. Dieser hatte, so die gängige Geschichts­schreibung, dem Papst den Kir­chen­staat (Vatikan) geschenkt. Leider merkte der Papst das erst 300 bzw. 294 Jahre später, als er Anspruch auf diese Län­de­reien und Güter mit einem Stapel von u.a., wie heute selbst die aner­kannte Wis­sen­schaft weiß, gefälschten Urkunden anmeldete. Wir kommen später auf diese Rechnung zurück.

Mit Recht darf man sich nun fragen, warum die Kor­rektur von nur 10 Tagen alles wieder rich­tig­stellte, wo doch eine ein­fache, mathe­ma­tische Aufgabe dies ad absurdum führt. Warum steht dann voll­kommen wider­spruchs- und kri­tiklos in unseren Nach­schla­ge­werken immer wieder die­selbe, falsche Rechnung? Soge­nannte Spe­zia­listen behaupten, dass sich Gregor auf das Konzil von Nicäa (325 n.Chr.) bezogen hatte, weil damals der Kalender ent­weder kor­ri­giert oder zumindest der Früh­lings­beginn auf den 21. März fest­ge­schrieben worden sei. Leider fehlt für diese Behauptung aber jedwede Art von Beleg. Somit könnte der zeit­liche Abstand zwi­schen Cäsar und Papst Gregor XIII. rund 300 Jahre kleiner sein, als bislang gedacht. Für die Zeit dazwi­schen, die wir dann zwingend fiktive Zeit nennen müssten (bei Illig von 614 bis 911 ange­setzt), gibt es kei­nerlei reale Urkunden.(4)

Da diese Jahr­hun­derte ohnehin als „dunkles Mit­tel­alter“ gelten, weil die geschicht­lichen Über­lie­fe­rungen und pas­sende archäo­lo­gische Funde extrem selten sind und sich in keiner der heu­tigen Städte, die römi­schen Ursprungs sind, eine früh­mit­tel­al­ter­liche Besied­lungs­schicht finden lässt, die dazu pas­senden Geschichts­quellen oft erst Jahr­hun­derte später auf­ge­setzt worden sind und in dieser Zeit gar einige hundert byzan­ti­nische Städte unbe­wohnt gewesen zu sein scheinen, spricht alles für die These, dass hier ein ganzer Zeitraum in die Geschichts­bücher ein­ge­pflegt worden ist, der vorher nicht da war.

Im isla­mi­schen Spanien setzen die Funde kei­neswegs 711 nach der Eroberung ein, sondern erst im frühen 10. Jahr­hundert. Sollte sich Illigs These bewahr­heiten, dann dürfte nicht ein ein­ziger Fund das Gegenteil beweisen können. Bei seiner Unter­su­chung der unter­schied­lichsten Funde, Urkunden, Bauten und Kunst­werke lässt sich immer wieder fest­stellen, dass Illig recht haben könnte. In vielen Fällen hat er zwingend recht mit der Fest­stellung, dass diese falsch datiert sind, hat aber wie­derum nicht zwingend recht damit, dass dies auto­ma­tisch der Beweis für erfundene Jahre ist. So zum Bei­spiel ist die Aachener Pfalz­ka­pelle ohne Bau­hütte, ohne direkte Vor­läufer und Nach­folger ent­standen und stellt somit zwar das berühm­teste Bauwerk unserer Zeit dar, lässt sich archi­tek­tur­his­to­risch jedoch nicht erklären. Da wollen Bau­tech­niken vorher erfunden und erprobt werden, wozu aber die Belege, Quellen und Bauten fehlen. Die Lor­scher Tor­halle rückt von 770 oder 870 ins frühe 12. Jahr­hundert. Die wenigen anderen Kirchen der „Karo­lin­gerzeit“ lassen sich zwanglos den otto­ni­schen ein­gliedern. Auch die karo­lin­gische Buch­ma­lerei ordnet Illig als in Wahrheit otto­nisch und als aus diesem Grund kaum von den Kunst­werken dieser Zeit unter­scheidbar zu.

Die Kaiser Kon­stantin VII. und Otto III. sowie Papst Sil­vester II. waren die Urheber der Kalen­der­reform. Otto (Kaiser 996‑1002) wollte als Stell­ver­treter Jesu Christi nach alter christ­licher Rechnung 6.000 Jahre nach Schöpfung den siebten Welt­entag ein­läuten. Der von ihm inthro­ni­sierte Papst (999‑1003), ein Fachmann in ara­bi­scher Astro­nomie und Mathe­matik, unter­stützte ihn. Da Ottos Mutter eine Nach­fahrin des byzan­ti­ni­schen Hofes war, darf die Ver­bindung zum dor­tigen Kai­serhaus als gegeben ange­sehen werden. Die Perser (Byzan­tiner) hatten 614 die wich­tigste Reliquie der Chris­tenheit, das Kreuz von Gol­gatha, geraubt. Nach Illigs Ansicht erklärt sich von ganz allein, dass sich nur innerhalb einer erfun­denen Zeit das Rück­ge­winnen der Reliquie erzählen und moti­vieren ließe. Illig sieht in dem Wechsel des Bezugs­punktes der Jah­res­zäh­lungen eine Ver­schwörung. Die Byzan­tiner wech­selten von 1014 Seleu­ki­denära auf 6508 Schöp­fungsära, die Christen im Westen von 419 Mär­ty­rerära auf 1000 n.Chr. Die Juden schlossen sich an und stellten von 1014 Seleu­ki­denära auf 4464 nach Erschaffung der Welt um.

Es erscheint uner­klärlich, warum die Kul­tur­träger in Europa aus­nahmslos und heimlich neue Zäh­lungen ein­ge­führt haben. Es erscheint außerdem sehr nach­voll­ziehbar, dass bei so vielen ver­schie­denen Zahlen schnell mal knapp 300 Jahre hätten ein­gefügt werden können, zumal diese ein­ge­fügten Jahre ja schon in der längst ver­ges­senen Ver­gan­genheit lagen, von der nur noch Urkunden her­rührten und die Fach­leute wussten.(5)

Was Illig bei diesen höchst wir­kungsvoll vor­ge­tra­genen Fakten und Thesen aller­dings gänzlich unbe­sprochen lässt, sind die phy­si­ka­li­schen Fakten der Jah­res­ent­stehung. Wenn wir davon aus­gehen, dass die Erde als Planet mit einem Dreh­impuls und einer kine­ti­schen Energie in einem Magnet- und Gra­vi­ta­ti­onsfeld unterwegs ist, dann gelten hier u.a. die Gesetze der Impuls­er­haltung. Mit anderen Worten: Das System ver­sucht, Stö­rungen aus­zu­gleichen und wieder den ursprüng­lichen Zustand herzustellen.

Wird die Drehung der Erde durch den Zusam­men­prall mit einem anderen großen Him­mels­körper gestört, ver­sucht die Natur, das Gesamt­system, den alten Zustand, wie­der­her­zu­stellen. Wird also bei­spiels­weise das Jahr von (ursprünglich vor einigen tausend Jahren) 360 Tagen durch eine Störung von außerhalb ver­längert bzw. auf nunmehr 365,25 Tage auf­ge­teilt (bei Julius Cäsar), viel­leicht sogar noch mehr (uns liegen leider keine genauen Mess­daten vor), ver­sucht das System, das Jahr wieder auf 360 Tage zurück­zu­führen. Das bedeutet: Das Jahr wird jedes Jahr kürzer (in Tagen gerechnet).

Nehmen wir einmal an, dass die ver­schie­denen über­lie­ferten Mes­sungen aus der Neuzeit und aus Zeiten Gregors korrekt sind, dann beträgt die heutige Son­nen­jah­res­länge 365,2421 Tage, und die zu Gregors Zeiten betrug 365,2425 Tage, woraus sich eine Dif­ferenz von 0,0004 Tagen ergibt. Diese Dif­ferenz hat sich innerhalb der Zeit von 1582–2000 (letzte überall ver­öf­fent­lichte Messung laut Wiki­pedia) gebildet. Das macht dann also 418 Jahre. Dif­ferenz geteilt durch Laufzeit = 0,0004 : 418 = 0,0000009569377 durch­schnitt­liche Län­gen­ab­nahme pro Jahr.

Nehmen wir einmal an, die Länge des mitt­leren Son­nen­jahres habe sich im sta­tis­ti­schen Mittel über die Jahr­hun­derte hinweg um eben diesen Betrag pro Jahr ver­kürzt, dann bedeutet das für die gesamte Laufzeit des julia­ni­schen Kalenders von 1.628 Jahren 1628 x 0,0000009569377 = 0,0015579 Tage. Diese zähle ich der gre­go­ria­ni­schen Son­nen­jah­res­länge hinzu und komme auf ein Ergebnis von 365,24406 Tagen für den Beginn des julia­ni­schen Kalenders. Dies ist zwar nicht die im julia­ni­schen Kalender genannte Länge eines mitt­leren Son­nen­jahres, aller­dings ist diese schon damals feh­lerhaft bzw. zu lang gewesen, denn schon Hip­parch (190–120 v.Chr.) wusste, dass das Jahr kürzer war. Man findet in einem alten Phy­sik­handbuch (Gehler, J. S. T. Phy­si­ka­li­sches Wör­terbuch) fol­gende Bemerkung:

„Hip­parch zu Alex­an­drien beob­achtete nach den Nach­richten des Pto­lemäus (Amalgest. L. III.) die Zeit­punkte der Nacht­gleichen und Son­nen­wenden mit viel Sorgfalt. Er ver­glich seine Beob­ach­tungen mit denen, welche Aristarch von Samos 145 Jahre vor ihm ange­stellt hatte, und fand, dass die Son­nen­wenden seit dieser Zeit um 12 Stunden früher ein­fielen. Dieser Bestimmung nach schien ihm die wahre Länge des Jahres (12/145) oder beynahe (1/12) Stunde, d.i. 5 Minuten kürzer, als die kal­lip­pische Periode annahm, mithin nur 365 T. 5 St. 55 Min. zu seyn.“  

Das ent­spricht ungefähr 365,246528 Tagen pro Jahr und kommt einem mit diesem Ansatz zurück­ge­rech­neten damals tat­säch­lichen Wert für die Son­nen­jah­res­länge von 365,244xx ziemlich gleich.(6)

Wenn wir also berech­tig­ter­weise von einer leicht feh­ler­haften Fest­setzung (wider bes­seren Wissens bzw. trotz nach­weislich vor­lie­gender genauerer Daten) der Länge des mitt­leren Son­nen­jahres unter Cäsar aus­gehen und mit der seit der gre­go­ria­ni­schen Reform bis ins Jahr 2000 auf­ge­lau­fenen Ver­kürzung des Jahres um jeweils 0,0000009569377 Tage pro Jahr einen sich jedes Jahr leicht ver­klei­nernden Fehler zur julia­ni­schen Son­nen­jah­res­länge auf­sum­mieren, gelangen wir auf eine Summe von 10,7911474 Tagen, was fast schon eine Punkt­landung auf den von Papst Gregor kor­ri­gierten 10 Tagen darstellt.

Soviel zu unserem Kalender…

Wenn nun also sich die Erde ursprünglich einmal lang­samer und weniger gedreht hat und durch einen „Anschubser“ in Flug- und Dreh­richtung beide Werte geändert hat, so hat dies selbst­ver­ständlich Ein­fluss auf die Zeit. War der Tag ursprünglich länger, und dennoch in Nacht und Tag unter­teilt und oben­drein in 24 Stunden, so muss dieser längere Zeitraum, den diese „Original“-Stunden über­deckt haben größer sein, als der den unsere „Modernen“ Stunden heute überdecken.

Man kann dies sehr leicht berechnen. Was für Stunden gilt, gilt glei­cher­maßen für Minuten und Sekunden.

Und jetzt kommt der wichtige Punkt: Die Natur­ge­setze haben sich durch die Änderung der Dreh­ge­schwin­digkeit der Erde nicht geändert. Die Sekunde aber sehr wohl. Und dann in unserer Welt ALLES Energie in Fre­quenz ist, und da wir die Fre­quenz in „Hertz“ messen, dies „Schwingung pro Sekunde“ bedeutet, messen wir ALLES im Fre­quenz­be­reich heute FALSCH.

Da wir uns in der Wis­sen­schaft auf eine „moderne“ Sekunde beziehen und ver­suchen, Natur­ge­setze, Kon­stanten, Formeln, Abhän­gig­keiten und Berech­nungen auf dieser Grundlage zu erhellen, haben wir Men­schen uns einen Fehler ein­gebaut, der uns daran hindert, die nor­ma­ler­weise sehr ein­fachen Formeln der Natur zu erkennen.
Hier eine Hälfte davon, ein ganz­zah­liges Viel­faches davon, usw.

Mit der „Original“-Sekunde wären unseren Wis­sen­schaftlern wohl­möglich schon längst einige fun­da­mentale Zusam­men­hänge auf­ge­fallen, die ihnen bisher ver­schlossen geblieben sind.

Mehr dazu erfahren Sie in meinem Buch „Welt­ver­schwörung“.

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Quellen:

(1) wikipedia.de oder in einem anderen Nach­schla­gewerk Ihrer Wahl

(2) Semjon Issa­ko­witsch Sele­sch­nikow „Wieviel Monde hat ein Jahr?“, MIR Verlag 1981, S. 3

(3) Semjon Issa­ko­witsch Sele­sch­nikow „Wieviel Monde hat ein Jahr?“, S. 4

(4) Heribert Illig, „Das erfundene Mit­tel­alter“, Ull­stein Verlag 2002

(5) Heribert Illig, „Das erfundene Mit­tel­alter“ ebenda

(6) http://archimedes.mpiwg-berlin.mpg.de/cgi-bin/archim/dict/hw?lemma=Jahr&step=entry&id=d007