„Rep­trails“- DAS Ver­schwö­rungs­theorie-Game für linke Systemlinge?

Sie sammeln auf der Crowd­funding-Seite „Startnext“ für ein Com­pu­ter­spiel, das „Ver­schwö­rungs­theorien auf‘s Korn“ nimmt, Vater und Tochter. Vater Thorsten Fock-Herde ent­spricht bis ins Detail dem Kli­schee eines linken Chaoten-Nerds mit langen, fran­se­ligen Haaren, irgend­einem unde­fi­nier­baren, rasta-ähn­lichen Gedöns darin ver­wurstelt und dem unver­meid­lichen Hoodie (aller­dings in Grau, statt in schwarz, er gehört also nicht zum gewalt­a­ffinen Kampf­flügel der Antifa) aber mit „virtue signalling“ Auf­druck, der seine poli­tical cor­rectness und seine Kiez-Zuge­hö­rigkeit jedem signa­li­siert: „Love St. Pauli – Hate Racism“. Es fehlt noch „Save the Climate“. Neben ihm seine Tochter, die exakt dem Typ des weib­lichen Com­pu­ter­nerds ent­spricht. Mit einem von Mama selbst­ge­hä­kelten Biene-Maja-Knud­deltier in der Hand.

Und wofür wollen sie Geld? Immerhin 20.000 Euronen soll der Dad­del­spass kosten. Ein bemüht-kum­pel­haftes „Hey, na?“ als Auftakt und dann gleich Butter bei die Fische:

„Hey, na? Die Welt wird von Ech­sen­men­schen unter­jocht und DU kannst dabei mit­machen. Jawohl. REP­TRAILS ist ein PC / Mobile Game von Torsten Fock-Herde und seiner Tochter Jasmin. Sie nehmen darin nahezu alle Ver­schwö­rungs­theorien aufs Korn, ver­mitteln ihre Hin­ter­gründe und machen Mut für die Aus­ein­an­der­setzung mit ihnen.
(…)

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REP­TRAILS ist ein Mobile / PC Game, in dem Du im Dienste der soge­nannten Neuen Welt­ordnung (NWO) die Welt­be­völ­kerung kon­trol­lieren musst. Die Spielwelt und ihre Regeln folgen dabei der “Logik” bekannter und weniger bekannter Ver­schwö­rungs­theorien. Durch die spie­le­rische Aus­ein­an­der­setzung mit ihnen lernst Du diese kennen und kannst sie besser entkräften.

In REP­TRAILS musst Du im Auftrag der Ech­sen­men­schen die Bevöl­kerung kon­trol­lieren. Dir stehen dabei ver­schiedene Werk­zeuge zur Ver­fügung, wie Flug­zeuge, Han­dy­masten, Medien und Geheim­waffen. All diese Dinge sind mit Ver­schwö­rungs­theorien belegt. Immer wenn Du vom Glauben abfällst, hast Du über den spiel­in­ternen Browser Zugriff auf weitere Infor­ma­tionen, Anek­doten und Faktenchecks.

Die Bevöl­kerung wird sich wehren und es ent­stehen Wut­bür­ger­demos, Schwur­bel­promis und eso­te­rische Gegen­mittel, die Du ein­dämmen musst.

Hierfür kannst Du zum Bei­spiel Deine Chem­trails wei­ter­ent­wi­ckeln und Dich ent­scheiden, in welche Richtung das ganze gehen soll. Wenn Du gut bist, bekommst Du von Deiner Che­fechse mehr Kohle. Dein Ziel ist klar: Kon­trol­liere die ganze Bevöl­kerung. Weltweit.“

Das Spiel heißt also Rep­trails (Rep­ti­loide + Chem­trails), was übrigens wirklich ein fet­ziger Name dafür ist. Echt pfiffig. Und es ist natürlich päd­ago­gisch sehr wertvoll, denn es soll die Ent­wicklung der (jetzt folgen all die vor­ge­schrie­benen Vokabeln, die obli­ga­to­risch ver­wendet werden müssen) KRUDEN Ver­schwö­rungs­theorien, die immer mehr in Umlauf kommen, ein­dämmen. Neu­er­dings werden auch aus dem Corona-Pan­demie-Wort­hülsen Bau­kasten Ver­satz­stücke benutzt: … „auch jüngere Men­schen sind davon betroffen“. Und… hmmm, … was fehlt noch? Aaahja: „Gefahr für die Demokratie“.

„Unser Spiel soll dazu bei­tragen diese Ent­wicklung ein­zu­dämmen, denn sie stellt eine ernst­hafte Gefahr für unsere Demo­kratie und die Gesell­schaft dar. Wie schnell Fake-News und wilde Thesen eine ganze Gesell­schaft in schwierige Situa­tionen bringen können, erleben wir gerade in Echtzeit am Bei­spiel der USA.“

Upps? Bei­spiel USA? Das ist doch da, wo BLM-Akti­visten gerade die Schwar­zen­viertel in Schutt und Asche legen, dort Super­märkte und Geschäfte plündern und zer­stören und wo mehr Schwarz­ame­ri­kaner durch andere Schwarz­ame­ri­kaner sterben, als je zuvor? Und wo demo­kra­tische Bürgermeister*Innen das auch noch ganz super finden?

Aber das Ziel ist noch höher gesteckt, erfahren wir: „Um das Projekt in einem ange­mes­senen Zeit­rahmen fertig zu stellen und die BRD zu retten, benö­tigen wir Deine Hilfe.“ Don­ner­wetter, die Linken werden plötzlich BRD-Patrioten. Es geschehen Zeichen und Wunder.

Die TAZ widmet Rep­trails einen ganzen Beitrag und lässt seinen Ent­wickler aus­giebig zu Wort kommen. Die Beschreibung ist echt gut – also ich musste jeden­falls wirklich kichern:

„Während die Men­schen am Anfang leicht zu beein­flussen sind, werden sich mit der Zeit immer mehr wehren – Wut­bürger ver­an­stalten Demos und Schwur­bel­promis nutzen ihre Reich­weite. Als Spieler kann man das bekämpfen, indem man Chem­trail-Flug­zeuge startet, die Lügen­presse plat­ziert, Han­dy­masten auf­stellt oder Geheim­waffen einsetzt.“

Fein beob­achtet, möchte da der infor­mierte Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker meinen. Und damit die Spieler nicht aus Ver­sehen das Lager wechseln, wird ständig ein Antidot zur Ver­fügung gestellt: Infos von Fact­che­cking-Seiten, wie Mimikama, Volks­ver­petzer, Hoaxilla oder Psiram. Also Mimikama gibt sich ja wirklich Mühe und bringt auch oft wirklich gut Recher­chiertes und Stich­hal­tiges. Aber Mimikama mit einer reinen Lügen‑, Hetze- und Ver­leum­dungs­schleuder wie Psiram in einem Atemzug zu nennen, ist sehr unfair gegenüber Mimikama.

Lustig ist auch, wie Herr Focke-Herde sich über „immer das­selbe Muster“ lustig macht:

„Es wird eine Bedrohung auf­gebaut – (…) – und dann kommt der Erlöser oder die Erlösung. Es ist schon fas­zi­nierend, dass diese ein­fachen Kon­strukte seit Jahr­hun­derten so wir­kungsvoll bei uns Men­schen sind.“

Ja, genau, Herr Focke-Herde! Das ist unfassbar, aber wirklich wahr. Da wird die Menschheit von einer glo­balen Pan­demie bedroht, die niemals ver­schwinden wird und die „Welt, wie wir sie bisher kannten, wird nie wieder so sein“ … WENN wir uns nicht alle ein Zau­ber­mittel in den Körper spritzen lassen, was uns zu gen­ver­än­derten Orga­nismen macht. Aber der Erlöser Bill Gates rettet die Menschheit damit und alles wird wieder gut. Und niemand fragt sich, warum die Kran­ken­häuser Kurz­arbeit anmelden und es kaum Kranke und fast keine Toten mehr hier gibt?

Dennoch hat sich Herr Focke-Herde einen Schuss Rea­lismus bewahrt. Er glaubt selbst nicht, dass man mit dem Spiel Men­schen davon über­zeugen kann, „dass es doch keine neue Welt­ordnung gibt“ (woraus ja sogar die Mäch­tigen selbst kein Geheimnis machen).

Die TAZ stellt am Ende die richtige Frage: „Besteht nicht die Gefahr, dass Sie am Ende ganz spie­le­risch Ver­schwö­rungs­theorien repro­du­zieren, statt sie zu wider­legen?“ Ach nein, meint der Game-Ent­wickler, man über­zeichne die Cha­raktere ja auch grotesk und zeige auch, wie krude diese Ideen sind.

Soso. Meint er. Wahr­scheinlich läuft das so, dass viele, die sich dieses Spiel holen, dann auf einmal anfangen, etwas nach­zu­for­schen, was denn wirklich dran sein könnte an der Sache und fündig werden. Dabei würden sie sehr schnell fest­stellen, dass da nicht alles so krude und bekloppt ist wie behauptet.

Jede Wette: Das Spiel wird der Kracher in den Kreisen der „Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker“!