Der Euro hat im Vergleich zum US-Dollar kräftig an Wert gewonnen. Doch der EZB kommt das ungelegen, denn ein starker Euro verteuert die Exporte und lässt das Inflationsziel in weite Ferne rücken. Die Notenbanker der EZB erwarten deshalb offenbar die Reaktion aus Amerika mit Nervosität.
Der EZB-Chefökonom sagte laut einem Bericht der „Welt“, dass die Höhe des Euro relevant für die EZB-Geldpolitik sei. Bislang galt aber für die EZB-Banker die Devise, dass der Wechselkurs des Euro kein Ziel der Geldpolitik ist. Wie bei den Anleihekäufen, die trotz des Urteils des Bundesverfassungsgerichts fortgesetzt werden, scheint auch der Eingriff in Wechselkurse kein Problem für die EZB-Banker darzustellen – es wird aktiv Geldpolitik betrieben, denn besonders in Corona-Zeiten, wo jeder versucht zu retten, was zu retten ist, schert sich offenbar niemand um geldpolitische Regeln.
Der weltweite Lockdown hat in der Euro-Zone einen massiven Einbruch verursacht und die Inflation war zeitweilig ins Minus gerutscht. Auch der Welthandel kommt nach dem totalen Lockdown nur stockend wieder in Gang. Das letzte, was die EZB-Banker wollen, ist ein starker Euro, der die wichtigen Exporte verteuern und damit das Leben der Exporteure noch mehr erschweren und gleichzeitig die Preise nach unten drücken würde.
In der letzten Woche hat sich der Wertzuwachs des Euro im Verhältnis zum Dollar aber auf mehr als sieben Prozent gesteigert. In der Branche gilt: Steigt die Aufwertung des Euro um zehn Prozent, wird das Wachstum in der Eurozone um ein Prozent gedrückt. Entsprechend nervös beobachten die Notenbanker die Aufwertung des Euro. Nach der Sommerpause dürfte der Schwerpunkt bei der EZB auf dieses Thema gelegt werden.
Der Devisenexperte der Commerzbank, Ulrich Leuchtmann, sieht die Anleihekäufe der EZB sehr kritisch. Die EZB betreibe damit aktiv Geldpolitik und beziehe bei ihren geldpolitischen Entscheidungen bewusst die Auswirkungen auf die Euro-Wechselkurse mit ein; die Notenbank steuere die Wechselkurse bewusst, so Leuchtmann. Diese Vorgehensweise komme aber zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, so Leuchtmann, denn die US-Regierung würde darauf achten, dass der Dollar nicht zu stark im Wert steige.
Das US-Finanzministerium hat dementsprechend die europäische Geldpolitik mit ihren billionenschweren Anleihekäufen, die ein rechtswidriges geldpolitisches Finanzinstrument (Urteil Verfassungsgericht) und laut Kritikern eine rechtswidrige Staatenfinanzierung darstellen, kritisiert. Die EZB habe damit die Gefahr eines neuerlichen Währungskrieges erhöht und solche Auseinandersetzungen würden nur Verlierer kennen, so Leuchtmann.
Welchen Kurs die EZB-Notenbanker einschlagen werden, bleibt abzuwarten. Die Richtung, welche die EZB einschlagen wird, dürften die aktuellen Prognosen für das Wachstum und die Preise im Euro-Raum liefern. Die EZB-Ökonomen rechnen mit einem schwächer werdenden Dollar. Sollten sie keine Anpassungen vornehmen, wäre das ein Hinweis darauf, dass sich die EZB gegen eine Euro-Aufwertung stemmen wird und die Gefahr eines Währungskrieges steigt.
Quelle: watergate.tv
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