Min­destens 100.000 Opfer von moderner Skla­verei allein in Großbritannien

Ein neuer bri­ti­scher Bericht: “Es pas­siert immer noch hier: Kampf gegen die Skla­verei in Groß­bri­tannien in den 2020er Jahren”, vom Referat Moderne Skla­ver­ei­po­litik, einer gemein­samen Initiative der Anti-Skla­verei-Hilfs­or­ga­ni­sation Gerech­tigkeit und Für­sorge und des Zen­trums für soziale Gerech­tigkeit, hat geschätzt, dass es “in Groß­bri­tannien min­destens 100.000 Opfer [der modernen Skla­verei] geben könnte, wobei die tat­säch­liche Zahl wahr­scheinlich noch größer sein wird.”

Dem Bericht zufolge:

“Viele Tau­sende von Kindern, Frauen und Männern aller Natio­na­li­täten und Hin­ter­gründe – dar­unter auch eine wach­sende Zahl bri­ti­scher Staats­bürger – werden nach wie vor von skru­pel­losen kri­mi­nellen Netz­werken gehandelt und zu Pro­fitzwecken aus­ge­beutet. Sie werden aus­ge­trickst, ver­schleppt und zu sexu­eller Skla­verei, Ver­brechen, Zwangs­arbeit und häus­licher Knecht­schaft gezwungen. Zwangs­ab­hän­gig­keiten werden zunehmend als Kon­troll­mittel eingesetzt”.

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Dem Bericht zufolge haben die Straf­ver­fol­gungen trotz des Aus­maßes der Ver­brechen kaum zugenommen:

“Men­schen­händler und Gruppen des orga­ni­sierten Ver­bre­chens toben in zu vielen Gemeinden. Im Ver­hältnis zur Zahl der gefun­denen Opfer werden nur sehr wenige straf­rechtlich ver­folgt, und noch weniger werden ver­ur­teilt. Da die Zahl der ent­deckten Opfer in den letzten fünf Jahren sprunghaft ange­stiegen ist, haben die Ver­ur­tei­lungen kaum zuge­nommen. In dem Jahr, das im März 2019 endete, wurden 322 Straf­ver­fahren wegen moderner skla­ve­rei­be­zo­gener Ver­brechen abge­schlossen und 219 Ver­ur­tei­lungen aus­ge­sprochen. Im gleichen Zeitraum wurden 7.525 Erwachsene und Kinder als poten­zielle Opfer der modernen Skla­verei identifiziert.”

Der Bericht zeigt, dass die moderne Skla­verei viele brutale Formen hat und dass sie ein Thema ist, das der Öffent­lichkeit weit­gehend ver­borgen bleibt. Zu den im Bericht genannten Bei­spielen gehören obdachlose bri­tische Männer, die von Rei­senden ver­sklavt wurden – ein Begriff für noma­dische Gemein­schaften in Groß­bri­tannien – die Zwangs­arbeit, finan­zi­eller Aus­beutung und schreck­licher kör­per­licher Miss­handlung aus­ge­setzt waren; rumä­nische Mädchen, die von ihren rumä­ni­schen Betreuern zur sexu­ellen Aus­beutung zwi­schen Groß­bri­tannien und Rumänien gehandelt wurden; und Kinder, die als Dro­gen­ku­riere gepflegt und aus­ge­beutet wurden, meist von Banden.

Anfang Juli wurde die National Crime Agency (NCA) Groß­bri­tan­niens gebeten, die Vor­würfe der modernen Skla­verei in den Beklei­dungs­fa­briken von Lei­cester zu unter­suchen, nachdem Alarm aus­gelöst worden war, dass sie eine Haupt­quelle für den Anstieg der Coro­na­vi­rus­in­fek­tionen in der Region seien. Eine ver­deckte Ermittlung der Sunday Times ergab, dass die Arbei­te­rinnen und Arbeiter einer Fabrik, die angeblich billige Kleidung für den Mode­gi­ganten Boohoo (im Besitz des bri­ti­schen Mil­li­ardärs Mahmud Kamani) her­stellte, nur 3,50 Pfund pro Stunde (4 Dollar), also weniger als die Hälfte des Min­dest­lohns, bekamen und unter unmensch­lichen Bedin­gungen arbei­teten. Innen­mi­nister Priti Patel bezeichnete die Ergeb­nisse als “ent­setzlich”.

“Bis zu 10.000 Men­schen könnten unter skla­ven­ähn­lichen Bedin­gungen in Tex­til­fa­briken in Lei­cester arbeiten”, ent­hüllte ein Bericht von Sky News.

“Es gibt in der Stadt zwei­fellos Arbeits­plätze, die unge­eignet sind”, sagte der stell­ver­tre­tende Bür­ger­meister Adam Clarke gegenüber Sky News.

“Wir sind uns dessen seit sehr langer Zeit bewusst und arbeiten mit den Voll­zugs­be­hörden zusammen, um sicher­zu­stellen, dass es eine wirksame Durch­setzung der Vor­schriften gibt… Dies ist ein sys­te­mi­sches Problem, das sich aus schlechter Regu­lierung, schlechter Gesetz­gebung und Aus­beutung auf allen Ebenen ergibt. Sie müssen sich fragen, wer tat­sächlich die Macht hat, dies zu ändern? Und der Schwarze Peter liegt bei der Regierung.”

Der Bericht warnte auch vor der “ernsten Gefahr”, dass das Coro­na­virus “zu einem Anstieg der modernen Skla­verei und des Men­schen­handels” führen würde. Die Haupt­trieb­kräfte der modernen Skla­verei – Armut, Chan­cen­lo­sigkeit und andere Anfäl­lig­keiten – werden sich ver­stärken, was zu einem erhöhten Risiko der Aus­beutung und des Miss­brauchs führen wird”.

“Es könnte Sklaven geben, die in Ihrem ört­lichen Blu­men­laden, Restaurant oder Nagel­studio arbeiten”, sagte Dame Sara Thornton, die im Juni 2019 zur bri­ti­schen Kom­mis­sarin für Skla­ve­rei­be­kämpfung ernannt wurde, im November gegenüber The Tele­graph. “Wir blicken nur auf die Spitze des Eis­bergs. Die Flugbahn ist defi­nitiv auf dem Weg nach oben und beschleunigt sich.”

“Es ist überall, so ver­steckt und doch direkt vor Ihnen – [sie] arbeiten in Restau­rants, machen die Kleidung, die Sie tragen, pflücken das Gemüse, das Sie gekauft haben. Wir hatten junge Leute, die vor U‑Bahn-Sta­tionen raub­ko­pierte DVDs und Blumen ver­kauften”, sagte Lucy Leon, die Grün­derin des Rise-Pro­jekts, eines spe­zi­ellen Dienstes der Children’s Society für Jungen und junge Männer, die nach Groß­bri­tannien ver­schleppt wurden.

Nichts von all dem stand bisher auf der Tages­ordnung von Black Lives Matter (BLM) in Groß­bri­tannien, die sich viel mehr damit beschäftigt hat, Statuen toter Skla­ven­händler und Kolo­nia­listen zu Fall zu bringen, wie die Statue von Edward Colston in Bristol, oder Stu­denten, die die Uni­ver­sität Oxford zwangen, ihre Statue von Cecil Rhodes zu ent­fernen. Die Demons­tranten gegen die his­to­rische Skla­verei könnten durchaus Kleidung tragen, die von den mar­gi­na­li­sierten, vik­ti­mi­sierten modernen Sklaven her­ge­stellt wurde, die keinen Zugang zu der Gerech­tigkeit und Gleichheit haben, für die die Demons­tranten angeblich kämpfen.

In einer Erklärung kün­digten die stell­ver­tre­tenden Vor­sit­zenden der Ver­ei­nigung lokaler Regie­rungen der Labour-Partei an, dass die etwa 130 von der Labour-Partei kon­trol­lierten Räte in England und Wales “auf ihre lokalen Gemeinden hören und mit ihnen zusam­men­ar­beiten werden, um die Ange­mes­senheit lokaler Denk­mäler und Statuen auf öffent­lichem Land und Rats­ei­gentum zu über­prüfen”. Londons Labour-Bür­ger­meister Sadiq Khan kün­digte eine Kom­mission an, die die Vielfalt der Denk­mäler in London unter­suchen soll. “Ich vermute, dass der Aus­schuss die Statuen von Skla­ven­händlern abbauen wird”, sagte Khan gegenüber Sky News.

Bri­tische Unter­nehmen haben sich ver­pflichtet, “große Summen an die Orga­ni­sation Schwarze, Asia­tische und Eth­nische Min­der­heiten (BAME) zu zahlen, nachdem ihre Rolle im Skla­ven­handel in einer großen aka­de­mi­schen Datenbank her­aus­ge­strichen wurde”, so The Tele­graph. “Greene King, eine der größten Pub-Ketten Groß­bri­tan­niens, und Lloyd’s of London, eines der größten Ver­si­che­rungs­un­ter­nehmen der Welt, sagten beide zu, dass sie Zah­lungen leisten werden”.

Nick Mackenzie, der Vor­stands­vor­sit­zende von Greene King, sagte gegenüber The Tele­graph:

“Es ist unent­schuldbar, dass einer unserer Gründer von der Skla­verei pro­fi­tierte und in den 1800er Jahren gegen ihre Abschaffung argu­men­tierte. Wir haben nicht alle Ant­worten, deshalb nehmen wir uns die Zeit, zuzu­hören und von allen Stimmen zu lernen, auch von unseren Team­mit­gliedern und Wohl­tä­tig­keits­partnern, während wir unsere Arbeit für Vielfalt und Inte­gration verstärken.

Greene King werde auch eine “sub­stan­zielle Inves­tition tätigen, die der BAME-Gemein­schaft zugute kommt und unsere Ras­sen­vielfalt in der Wirt­schaft unter­stützt, da wir uns ver­stärkt auf gezielte Arbeit in diesem Bereich konzentrieren”.

“Wir bedauern die Rolle, die der Lloyd’s‑Markt im Skla­ven­handel des 18. und 19. Jahr­hun­derts gespielt hat”, sagte ein Lloyd’s‑Sprecher.

“Dies war eine ent­setz­liche und beschä­mende Zeit in der eng­li­schen Geschichte, wie auch in unserer eigenen, und wir ver­ur­teilen das unent­schuldbare Fehl­ver­halten, das in dieser Zeit geschah. Wir werden Wohl­tä­tig­keits­or­ga­ni­sa­tionen und Orga­ni­sa­tionen finan­ziell unter­stützen, die sich für die Chancen und die Inte­gration von Schwarzen und eth­ni­schen Min­der­heiten einsetzen.”

Es ist bezeichnend, dass sowohl öffent­liche als auch private Res­sourcen sowie eine endlose Medi­en­be­richt­erstattung dem Thema “ras­sis­tische Statuen” und his­to­rische Skla­verei gewidmet werden, während die Not der lebenden, lei­denden modernen Sklaven – ein Thema, das gewaltige Anstren­gungen erfordert, um auch nur ansatz­weise ange­gangen zu werden – kaum jemanden interessiert.

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Judith Bergman, Kolum­nistin, Anwältin und Poli­to­login, ist Distin­gu­ished Senior Fellow am Gatestone Institute.


Quelle: gatestoneinstitute.org