Weitere Mil­lionen Fälle von Gewalt, Kin­derehe, Geni­tal­ver­stüm­melung bei Mädchen

Die 16-jährige Inna wird in Kamerun nicht zur Schule zurück­kehren , obwohl die Ein­schrän­kungen für Coro­na­viren nach­ge­lassen haben. Während der Sperrung war sie mit einem 55-jäh­rigen Vieh­hirten ver­hei­ratet worden. Ihr Vater sagte, er wolle keinen wei­teren Mund mehr stopfen. In Indien wurde ein kleines Mädchen ver­ge­waltigt, der Ver­ge­wal­tiger wollte das Mädchen hei­ra­teten, damit er nicht bestraft wird. „Ich kenne zwei Mädchen, die gerade während dieser Pan­demie gehei­ratet haben“, sagte Huu, ein viet­na­me­si­sches Mädchen. „Ich denke wirklich, dass Bildung uns eine Chance auf eine bessere Zukunft bietet. Auf Grund der gegen­wär­tigen Pan­demie geben jedoch viele Mädchen ihre Lern­mög­lich­keiten für die Ehe ange­sichts der neuen wirt­schaft­lichen Not auf.“

In Äthiopien wurden seit März mehr als 500 Mädchen aus Zwangsehen gerettet, während ver­ein­zelte Hin­weise auf Spitzen in anderen Ländern wie Afgha­nistan, Indien, Süd­sudan und Jemen hin­deuten. Doch nicht nur in Afrika nehmen die Zwangs­ver­hei­ra­tungen zu, auf Grund der Lock­downs hat sich auch die Situation der Mädchen in Asien ver­schlechtert. Da viele Mädchen in der Pan­demie nicht die Schulen besuchen konnten, wurden sie von ihren Familien gezwungen zu hei­raten. Und blieben sie in der Schule, stieg die Zahl derer, die von ihren Lehrern ver­ge­waltigt und sogar ermordet wurden. Die aktuelle globale Gesund­heits­krise ver­schlimmert die Situation der Mädchen rapide. 

Wie gefährlich das Leben von Mädchen während der Corona-Pan­demie ist

Jedes Jahr werden Mil­lionen von Mädchen auf der ganzen Welt Bräute, bevor sie 18 Jahre alt sind, doch durch die Corona-Pan­demie werden noch mehr Mädchen gezwungen zu heiraten.

 

Wie gefährlich das Leben von Mädchen sein kann, wird auch in Ban­gla­desch deutlich. Armut, Gewalt und kul­tu­relle Tra­di­tionen unter­drücken Mil­lionen von Mädchen auf der ganzen Welt, nicht anders ist es in Ban­gla­desch. Eigentlich sollte eine Schule auch gerade während des Lock­downs ein sicherer Ort für Mädchen sein, doch sind es die Lehrer, die diese Mädchen in Ban­gla­desch ver­ge­wal­tigen und töten. Um den Mord zu ver­tu­schen, hatte man die 11-Jährige auf­ge­hängt. Mit dem Schul­leiter wurden weitere vier Lehrer festgenommen.

Eigentlich sollte eine Kirche ein sicherer Ort für Mädchen und Frauen sein, doch genau dort wurde die 22-jährige Uni­ver­si­täts­stu­dentin Vera Uwaila Omozuma in Nigeria während des Lock­downs zu Tode geprügelt, nachdem sie ver­ge­waltigt worden war.

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Nachdem auch in Indien Pre­mier­mi­nister Narendra Modi in dem bevöl­ke­rungs­reichen Land den Lockdown ver­hängt hatte, waren Frauen und Mädchen nicht einmal im Kran­kenhaus sicher. Ein Arzt ver­ge­wal­tigte eine schwangere Frau, die wegen Covid-19 im Kran­kenhaus iso­liert wurde. Sie starb an den Folgen der Ver­ge­wal­tigung und nicht an Covid-19. Und auch ein aktu­eller Fall erschüttert die Men­schen in Indien, nachdem in der Haupt­stadt von Indien im Corona Care Center ein 19-jäh­riger Mann ein 14-jäh­riges Mädchen vergewaltigte.

Im Kamerun sagte die 16-jährige Inna:  „Mein Vater hat sich beschwert, dass ich besser hei­raten sollte, anstatt sein Essen zu essen und seinen Platz ein­zu­nehmen. Mein Vater sagte mir, dass die Ehe meine Ein­tritts­karte in den Himmel ist – nicht die Bildung.“ Sie kehrte nicht wieder zur Schule zurück, denn sie wurde mit einem 55 Jahre alten Mann verheiratet

Die vier­zehn­jährige Grace Ndlovu strebte danach, Wis­sen­schaft­lerin zu werden, genau wie die, über die sie in einem der Bücher gelesen hatte, die ihre Leh­rerin immer mit­brachte, wenn sie freitags in die Stadt ging. Sie strebte danach, Chemie zu stu­dieren, um Medi­ka­mente  her­zu­stellen, um Men­schen zu heilen. Grace wusste, dass sie ihren Traum ver­wirk­lichen konnte, da ihre Gebühren von einer ört­lichen Orga­ni­sation bezahlt wurden und ihre Leh­rerin ihr gesagt hatte, dass sie alles sein könnte, was sie wollte.

Graces Freude war nur von kurzer Dauer, denn durch den lan­des­weiten Lockdown in Sim­babwe durch die Covid-19-Pan­demie wurden die Schulen geschlossen, bevor sie über­haupt die ersten Prü­fungen an der Sekun­dar­schule abschließen konnte. Während sie noch darauf wartete, dass die Sperre beendet war, wurde sie mit einem anderen Mädchen mit einem Gemein­de­vor­steher einer ört­lichen apos­to­li­schen Sekte ver­hei­ratet. Der Braut­preis wurde bezahlt und ihr Vater war erfreut, dass er einen Mund weniger zu füttern hatte.

Sim­bab­wische Mädchen sind auf Grund wirt­schaft­licher Schwie­rig­keiten und geschlos­sener Schulen während der Coro­na­virus-Pan­demie einem erhöhten Risiko sexu­eller Aus­beutung, ein­schließlich Kin­derehen, aus­ge­setzt, berichtete die süd­afri­ka­nische NGO Gender Links. Die Armut in den Gemeinden hat sich ver­schlechtert, und einige Familien ent­scheiden sich, ihre Töchter zu opfern. Dies wird sie vor dem Hunger und anderen wirt­schaft­lichen Pro­blemen bewahren, die durch die Pan­demie ver­ur­sacht werden. Und so wie Grace ergeht es weltweit vielen Mädchen, statt Schule werden sie gezwungen zu heiraten.

Der Bevöl­ke­rungs­fonds der Ver­einten Nationen (UNFPA) hat vor­aus­gesagt, dass die erwar­teten wirt­schaft­lichen Folgen der Coro­na­virus-Pan­demie zusammen mit den gestörten Bemü­hungen zur Been­digung der Kin­derehe im nächsten Jahr­zehnt zu wei­teren 13 Mil­lionen Kin­derehen führen könnten .

Der jüngste Bericht der UNFPA über den Zustand der Welt­be­völ­kerung zeigt, dass jedes Jahr Mil­lionen von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt immer noch gewalt­tä­tigen und schäd­lichen Prak­tiken aus­ge­setzt sind, dar­unter die drei am häu­figsten vor­kom­menden: Kinderehen, 

Geni­tal­ver­stüm­melung von Frauen

sowie Prä­ferenz und Geschlecht von Söhnen. vor­ein­ge­nommene Geschlechtsauswahl.

Auf Grund der Corona-Pan­demie hat sich die Situation der Mädchen noch verschlechtert. 

Siehe auch: COVID-19-Lockdown in Indien ‑6-jährige ver­ge­waltigt und Augen aus­ge­stochen und nicht mal im Kran­kenhaus sind Frauen sicher! Crimes against women and children rise in India-Bihar: Doctor Rapes Pregnant Woman In Corona Isolation

Hilfs­gruppen warnen davor, dass Zwangs­hei­raten von Kindern auf Grund von Schul­schlie­ßungen, Ernäh­rungs­un­si­cherheit und wirt­schaft­licher Unsi­cherheit ange­sichts der COVID-19-Pan­demie weltweit zunehmen könnten. In Äthiopien wurden seit März mehr als 500 Mädchen aus Zwangsehen gerettet , während ver­ein­zelte Hin­weise auf Spitzen in anderen Ländern wie Afgha­nistan, Indien, Süd­sudan und Jemen hindeuten .

Geschichten wie diese sind nicht nur in Afrika, sondern auch  in Asien nur allzu häufig anzutreffen

 

Mehr als 430 Mil­lionen Kinder haben auf Grund der Pan­demie in Asien bereits die Schule ver­lassen und  innerhalb der nächsten sechs Monate könnten weitere 120 Mil­lionen Kinder von der Armut betroffen sein.

In Süd­asien lebt die weltweit größte Bevöl­kerung von Jugend­lichen. Sperren zur Bekämpfung der Pan­demie in der Region haben zu bei­spiel­losen Wirt­schafts­krisen und sich ver­schär­fenden Ungleich­heiten geführt, die besonders schwer­wie­gende Aus­wir­kungen auf Frauen und Mädchen haben. Sie sind einem erhöhten Risiko von geschlechts­spe­zi­fi­scher Gewalt, unge­wollter Schwan­ger­schaft und Kin­derehe aus­ge­setzt, aber die poli­ti­schen Reak­tionen müssen noch auf ihre spe­zi­fi­schen Bedürf­nisse und Her­aus­for­de­rungen eingehen.

Die sozio­öko­no­mi­schen Aus­wir­kungen der COVID-19-Coro­na­virus-Krise haben laut einem neuen Bericht zu einer „schnell stei­genden Gewalt- und Aus­beu­tungsrate“ von Mädchen im gesamten asia­tisch-pazi­fi­schen Raum geführt.

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In Nepal gab mehr als ein Drittel der Befragten an, dass die Gewalt gegen Kinder durch von der Regierung vor­ge­schriebene Sperren direkt zuge­nommen habe. Auf den Phil­ip­pinen waren zwi­schen März und Mai 280.000 Kinder Opfer des Cybersex-Handels – fast viermal so viele wie im Vorjahr. Siehe auch: Über 60.000 Kinder für sexuelle Aus­beutung auf den Phil­ip­pinen miss­braucht – More than 60,000 children are trapped in sexual explo­itation in the Philippines

Da viele Mädchen gezwungen sind, die Schule während der Pan­demie zu beenden, wurden sie einfach ver­hei­ratet. Ihre Familien haben Schwie­rig­keiten, Essen auf den Tisch zu bekommen. Die aktuelle globale Gesund­heits­krise ver­schlimmert die Situation dieser Mädchen rapide.

Gewalt gegen Kinder droht durch die Covid-19-Pan­demie dra­ma­tisch zu eska­lieren, wobei Mädchen über­pro­por­tional betroffen sind. Für viele Mädchen könnten dieses und die zusätz­lichen Risiken einer Kinder- oder Zwangs­heirat eine größere Bedrohung dar­stellen als das Virus selbst.

Während Kinder in Asien anscheinend von den schlimmsten direkten gesund­heit­lichen Aus­wir­kungen von Covid-19 ver­schont geblieben sind, hat es Mil­lionen von Mädchen dem Risiko von Gewalt, Miss­brauch und Aus­beutung während Sper­rungen und län­gerer Bewe­gungs­ein­schrän­kungen aus­ge­setzt. Da Eltern und Betreuer auch zu Hause fest­sitzen und nicht in der Lage sind, ihren Lebens­un­terhalt zu ver­dienen, besteht die Gefahr, dass Haus­halte, die bereits in einem stres­sigen Umfeld leben, für Mil­lionen von Mädchen in ganz Asien gefährlich werden.

Mädchen sind durch Covid-19 einem ein­zig­ar­tigen Risiko für sexuelle und geschlechts­spe­zi­fische Gewalt aus­ge­setzt. Nach Angaben der Ver­einten Nationen sind für alle drei Monate, in denen die Sperrung weltweit fort­ge­setzt wird, weitere 15 Mil­lionen Fälle geschlechts­spe­zi­fi­scher Gewalt zu erwarten.

Wenn Schulen geschlossen werden, ver­passen Mädchen die Schutz­ele­mente, die mit der for­malen Bildung ver­bunden sind, wie Lebens­kom­pe­tenzen, Zugang zu wesent­lichen Infor­ma­tionen und Dienst­leis­tungen und andere Formen der Unterstützung.

Covid-19 hat auch Mädchen einem höheren Gewalt­risiko in der Wohnung aus­ge­setzt. In Indien bei­spiels­weise erhielt eine nationale Kin­der­hotline in den ersten elf Tagen nach der Sperrung 92.000 Anrufe, in denen häus­liche Gewalt gemeldet wurde – ein Anstieg von 50% gegenüber vor Covid.

In Thailand haben sich die Fälle von häus­licher Gewalt während der Qua­ran­tä­nezeit ver­doppelt. Ähn­liche Anstiege wurden in Ländern in der Region ver­zeichnet, dar­unter Ban­gla­desch, Sin­gapur und Malaysia.

In Ban­gla­desch ergab die von einer Reihe von Inter­es­sen­gruppen, ein­schließlich World Vision, erstellte nationale Fol­gen­ab­schätzung und Bedarfs­analyse im April, dass die Schläge von Eltern oder Erzie­hungs­be­rech­tigten um 42% zuge­nommen hatten. dass die Anzahl der Anrufe bei der Kinder-Hotline um 40% gestiegen ist; und dass 50% der Befragten sagten, die Sicherheit von Mädchen sei ein Problem bei der Sperrung.

In dem Bericht mit dem Titel „Gegen meinen Willen: Den Prak­tiken trotzen, die Frauen und Mädchen schaden und die Gleich­stellung unter­graben “ wird fest­ge­stellt , dass jedes Jahr Mil­lionen von Frauen und Mädchen einer weib­lichen Geni­tal­ver­stüm­melung (FGM) aus­ge­setzt sind. Auch diese nehmen während des Lock­downs zu.

COVID-19 gefährdet die Fort­schritte beim Schutz von Mädchen vor Gewalt – Wir sterben durch Ver­ge­wal­tiger, nicht an COVID-19, oder werden verheiratet.

Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org