Wie würde eine freie Gesell­schaft mit Corona umgehen?

In einer freien Gesell­schaft stehen das indi­vi­duelle Ent­schei­dungs­recht und somit die Selbst­ver­ant­wortung an erster Stelle. Die Stärkung des eigenen Immun­systems wäre so der Hauptweg, um die Aus­wir­kungen des Virus zu bekämpfen. 

(von Antony P. Mueller

Schutz durch Immunität

Wenn wir bereits eine pri­vat­recht­liche Gesell­schaft gehabt hätten, in der es bei Aus­bruch der  Epi­demie keinen Staat und keine Regierung im her­kömm­lichen Sinne gibt, wäre die Gesell­schaft ange­sichts einer solchen Gesund­heits­be­drohung, wie sie derzeit von den Regie­rungen pro­kla­miert wird, einen anderen Weg gegangen.

In einer staa­ten­losen Gesell­schaft, die auf den Prin­zipien der indi­vi­du­ellen Freiheit und der Nichtaggression beruht, würde die Kon­fron­tation mit einer Pan­demie keine Blo­ckade der Wirt­schaft erfordern. Das soziale Leben könnte und sollte so wei­ter­gehen wie bisher. Es würde keinen wirt­schaft­lichen Zusam­men­bruch und keine Panik vor Angst und Ver­zweiflung geben. Tat­sächlich würden die Men­schen mit der Pan­demie in der Form umgehen, dass sie sich bemühen würden, ihre indi­vi­duelle Immu­nität zu stärken. Hinzu kommt, dass der Staat sich immer mehr in das per­sön­liche Leben der Ein­zelnen ein­mischt und so den Men­schen die Eigen­ver­ant­wortung abzu­nehmen ver­sucht. Je mehr der Staat aber ein­greift und regle­men­tiert, desto geringer wird die Eigen­vor­sorge. In einer pri­vat­recht­lichen Gesell­schaft hätte der Ein­zelne ohnehin mehr Zeit und mehr Geld, sich um seine Gesundheit zu kümmern – Arbeits­zeiten wären kürzer, Steuern und Abgaben niedriger.

Studien über den Ursprung von Krank­heiten auf­grund von Infek­tionen bestä­tigen die über­ge­ordnete Bedeutung des indi­vi­du­ellen Immun­systems einer Person. Men­schen mit Immun­schwäche sind die Haupt­opfer von COVID-19, der mit dem Coro­na­virus ver­bun­denen Krankheit. Die Regie­rungen haben jedoch eine Reihe strenger Maß­nahmen auf wis­sen­schaftlich schwacher Basis von Fakten und Daten ergriffen, die das per­sön­liche Abwehr­system der Men­schen gegen die Folgen einer Infektion tat­sächlich schwächen.

Das Immun­system einer Person hängt von vielen Fak­toren ab, ein­schließlich des psy­chi­schen Wohl­be­findens und des Grades der per­sön­lichen Auto­nomie. Nichts­des­to­trotz erzwingen die Regie­rungen zahl­reicher Länder das Gegenteil. Das ein­ge­setzte  Bündel von Maß­nahmen schwächt massiv das Immun­system. Zu Hause ein­ge­sperrt zu sein mit großen Sorgen um Arbeit und Geld ist eine Kata­strophe für die Immu­nität, ganz zu schweigen von den Folgen der sozialen Iso­lation, die viele alte Men­schen erleiden müssen.

Ent­weder sind die Regie­rungen unwissend oder sie ver­halten sich illegal. Man ver­spricht, die Infek­ti­onsrate zu ver­lang­samen, während genau die Maß­nahmen zur „Abfla­chung der Kurve“ die Bevöl­kerung anfäl­liger für Anste­ckungen machen und die Wider­stands­kräfte gegen eine Infektion schwächen.

Während eine freie Gesell­schaft die Rechte des Ein­zelnen befür­worten würde, kon­zen­triert sich die Regie­rungs­po­litik auf die Geschwin­digkeit der Ver­breitung der Krise, um das bestehende Gesund­heits­system vor Über­las­tungen zu schützen. Während es zwei­felhaft ist, ob diese Maß­nahmen die Anste­ckungsrate ver­lang­samen – einige Quellen sagen, dass das Virus bereits durch die Bevöl­kerung gelangt ist – schwächen die Qua­ran­tä­ne­maß­nahmen das indi­vi­duelle Immun­system. Auf diese Weise macht die Regie­rungs­po­litik die Men­schen anfäl­liger für das Risiko, dass eine Infektion zu einer Krankheit wird. Am Ende ver­ur­sachen die Lock­downs mehr Todes­fälle als das Virus selbst.

Um die Immu­nität zu stärken, ist das Gegenteil von dem erfor­derlich, was Regie­rungen emp­fehlen und auf­zwingen. Man muss außer Haus gehen und frische Luft schnappen. Man sollte Spa­zier­gänge machen und den Körper dem Son­nen­licht, dem Regen und dem Wind aus­setzen. Vor allem aber sollte man sich keine Sorgen um Beschäf­tigung und Geld machen müssen. Man sollte ohne Angst und Panik gut schlafen können. Die­je­nigen, die religiös sind, müssen das Recht haben, am Got­tes­dienst ihrer Gemeinde teilzunehmen.

Durch die Umsetzung von Maß­nahmen, die die Immu­nität der Men­schen schwächen, pro­du­zieren die Regie­rungen die Kata­strophe, die sie angeblich ver­hindern wollen. In einer freien Gesell­schaft würden sich die Men­schen nicht auf den Staat ver­lassen, um Infek­tionen zu bekämpfen, sondern ihr indi­vi­du­elles Immun­system stärken. Auf diese Weise würden Infek­tionen sel­tener und für die­je­nigen, die krank werden, wären die Über­le­bens­chancen höher.

Poli­tische Überreaktion

Selbst Monate nach Aus­bruch der Epi­demie bleibt die wahre Dimension der Bedrohung unklar . Obwohl es noch zu früh ist, die genaue quan­ti­tative Dimension der als „Pan­demie“ bezeich­neten Krankheit zu kennen, sind ihre sozio­öko­no­mi­schen und poli­ti­schen Aus­wir­kungen bereits deutlich sichtbar.

Der Lockdown wird damit begründet, die Anste­ckungsrate zu ver­lang­samen. Dieser Anspruch ist aber höchst zwei­felhaft und recht­fertigt nicht, Men­schen ein­zu­sperren, Mas­sen­ar­beits­lo­sigkeit her­vor­zu­rufen und die Men­schen in die Ver­armung zu treiben.

Jüngste Sterb­lich­keits­daten aus Europa zeigen, dass die Länder, Regionen und Städte mit den schwersten Sperren keine Abfla­chung der Kurve erreicht haben. Die­je­nigen mit wei­cheren Ein­schrän­kungen ver­mieden nicht nur den mas­siven Schaden für die Wirt­schaft, sondern regis­trierten auch mildere Aus­wir­kungen der Pan­demie selbst.

Regie­rungen, die der harten Kon­troll­linie folgen, wie die Ver­ei­nigten Staaten und viele euro­päische Länder, haben von einem Tag auf den anderen eine medi­zi­nische Dik­tatur ein­ge­führt, wie sie nur die Tyrannen des ver­gan­genen Jahr­hun­derts hätten wün­schen können. Das Ergebnis ist eine weitere Erosion der pri­vaten Eigen­tums­rechte wegen der Erklärung des natio­nalen Not­stands. Weder Ver­fas­sungen noch Gerichte boten Schutz vor der Erosion der Menschenrechte.

Die Regie­rungen haben die Wirt­schaft und Gesell­schaft in einen betäu­benden Schlaf ver­setzt, mit dem Ver­sprechen, dass nach dem Weckruf wieder alles so wie vorher zu flo­rieren beginnt. Aber der Schaden ist bereits ange­richtet. Die Men­schen werden in einer anderen Wirt­schaft und Gesell­schaft auf­wachen, zumindest wenn der Fluss staat­licher Sub­ven­tionen bei Arbeits­lo­sigkeit auf­hören wird.

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Ver­trauen ist leicht zu zer­stören und schwer wie­der­her­zu­stellen. Einige Glieder der Wirt­schaft werden taub bleiben und sich erst nach einer langen Zeit der Genesung erholen, während andere Teile der Wirt­schaft für immer ver­loren gehen und wie ampu­tierte Kör­per­teile nicht mehr nach­wachsen werden. Leere Regale könnten Rea­lität werden.

Als ob die Zer­störung der Wirt­schaft nicht aus­reichen würde, ver­sprechen die Regie­rungen nun die Kur durch eine Geld­lawine. Auf diese Weise folgt der Wirt­schafts­krise bald die Finanzkrise.

Eine kon­for­mis­tische Öffent­lichkeit lobt die Regierung für ihre Für­sorge, aber man scheint weithin zu igno­rieren, dass der Staat dau­er­hafte Mas­sen­ar­beits­lo­sigkeit nicht finan­zieren kann. Zuerst ver­lieren die Men­schen ihre Arbeit auf­grund der Wirt­schafts­krise, dann ver­lieren sie ihre Erspar­nisse, falls auf­grund der Wirt­schafts­krise noch etwas übrig­ge­blieben ist.

Regie­rungen haben ihr Zer­stö­rungswerk so weit getrieben, dass das Über­leben vieler Men­schen auf der ganzen Welt gefährdet ist. Selbst wenn die Leta­li­tätsrate von COVID-19 im oberen Bereich dessen liegen sollte, was (wahr­scheinlich zu Unrecht) von offi­zi­ellen und halb­of­fi­zi­ellen Stellen wie der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sation (WHO) erwartet wird, liegt die Anzahl der Per­sonen, die auf­grund der COVID-19 sterben werden, unter der, die durch die staat­liche Maß­nahmen her­vor­ge­rufen werden.

Die Ver­ant­wor­tungs­lo­sigkeit der Regie­renden und ihrer Hand­langer wird noch deut­licher, wenn man For­schungs­er­geb­nisse berück­sichtigt, die eine viel nied­rigere Sterb­lich­keitsrate auf­weisen als zuvor aus­ge­sprochen und die tat­säch­lichen Ster­be­raten betrachtet.

In den Monaten nach der Krise sind die Regie­rungen immer noch nicht bereit oder nicht in der Lage, ihre Taten mit ver­trau­ens­wür­digen Fakten und Daten zu recht­fer­tigen. Poli­tiker wissen, dass es besser ist, an fal­schen Ent­schei­dungen fest­zu­halten, als Fehler zuzu­geben. Auf ihre rück­sichtslose Weise igno­rieren Poli­tiker den durch die Kon­troll­maß­nahmen ver­ur­sachten Schaden, ver­halten sich jedoch wie hart­ge­sottene Gauner und weigern sich, ihr Fehl­ver­halten zu bekennen und zu kor­ri­gieren, selbst wenn der Schaden ihrer Hand­lungen offen­sichtlich ist. 

Fazit

Der Verlauf der Pan­demie hat die Behauptung, dass eine Regierung zum Schutz der Gesundheit erfor­derlich ist, nicht bestätigt. Der Umgang mit der Pan­demie war kein Triumph der Politik. Im Gegenteil, die Politik der Lock­downs sind eine ihrer dun­kelsten Stunden. Es gab keine Abfla­chung der Kurve wie ver­sprochen, und einige der Orte mit den strengsten Ein­schrän­kungen waren auch die­je­nigen mit den höchsten Opfer­raten. Eine freie Gesell­schaft hätte es besser gemacht. Es hätte keine Sper­rungen oder Qua­ran­tänen gegeben. In einer freien Gesell­schaft, die dem Grundsatz der indi­vi­du­ellen Freiheit und Selbst­ver­ant­wortung folgt, wäre die Anzahl der Infek­tionen geringer und die Krank­heits­ver­läufe wären milder gewesen.

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Dr. Antony P. Mueller (antonymueller@gmail.com) ist habi­li­tierter Wirt­schafts­wis­sen­schaftler der Uni­ver­sität Erlangen-Nürnberg und derzeit Pro­fessor der Volks­wirt­schafts­lehre, ins­be­sondere Makro­öko­nomie, an der bra­si­lia­ni­schen Bun­des­uni­ver­sität UFS (www.ufs.br), wo er am Zentrum für ange­wandte Wirt­schafts­for­schung und an deren Kon­junk­tur­be­richt mit­ar­beitet und im Dok­to­rats­pro­gramm für Wirt­schafts­so­zio­logie mit­wirkt. Er ist Mit­glied des Ludwig von Mises Institut USA, des Mises Institut Bra­silien und Senior Fellow des Ame­rican Institute of Eco­nomic Research (AIER). Außerdem leitet er das Web­portal Con­ti­nental Eco­nomics (www.continentaleconomics.com).


Quelle: misesde.org