Bekannt ist, dass um die 300.000 Erntehelfer aus Rumänien und Polen über die Grenzen kamen, um auf den Feldern mitzuarbeiten. Bekannt ist spätestens, seit auf Schlachthöfen Corona ausgebrochen ist, dass Menschen aus Rumänen, Ungarn oder Bulgarien als Akkordarbeiter im Schichtbetrieb auf deutschen Schlachthöfen Schweine oder Geflügel am Fließband zerlegen. Weniger bekannt ist, dass „billige“ Pflegekräfte aus dem Ausland geholt werden. Ein Land, wo man billige Arbeitskräfte gefunden hat, ist Rumänien, obwohl dort das Gesundheitssystem zusammenbricht. Da diese „Fachkräfte“ in Rumänien fehlen, muss sich Rumänien „preiswertes“ Personal aus anderen Ländern holen, zum Beispiel aus Asien.
„Wir leben in einem globalen Dorf. Immer mehr Menschen – und damit immer mehr Erreger – sind mit dem Flugzeug unterwegs“, so das Bundesministerium 2015.“Bei Ebola, Zika, Sars oder der Vogelgrippe wurde eine Pandemie nur knapp und durch glückliche Zufälle verhindert. Eine internationale Initiative aus Staaten, Stiftungen und Unternehmen will Gesundheitskrisen künftig stoppen, bevor sie entstehen“. Anfang 2017 wurde daraufhin die CEPI, eine internationale öffentlich-private Partnerschaft aus Staaten, Stiftungen und Unternehmen der pharmazeutischen Industrie, beim Wirtschaftsforum in Davos gegründet. Zu den Mitgliedern zählen unter anderem die Gates-Stiftung, der Wellcome Trust, große Pharmaunternehmen und die Regierungen von Indien, Norwegen, Japan und Deutschland. Wie wir heute wissen, war die CEPI nicht erfolgreich, denn die Pandemie ist da und das weltweit. Weil in Deutschland nicht ausreichend Pflegekräfte vorhanden sind, wollte Deutschland Pflegekräfte von den Philippinen rekrutieren, doch da auch die Philippinen von der Pandemie betroffen ist, kam es zu einem Protest. Hat man bei der CEPI nicht bedacht, dass man nicht nur einen Impfstoff benötigt, sondern auch Pflegepersonal? War Ihnen bekannt, dass sogar aus Italien, Spanien, Mexiko und sogar aus Afrika Pflegepersonal angeworben wird, während man in Deutschland Kliniken und Pflegeheime privatisierte und Personal abgebaut hat?
Pflegemangel im Krankenhaus: Die Situation wird immer dramatischer
Globale Gesundheit war 2015 das G20-Thema. Bei der damaligen Münchner Sicherheitskonferenz kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel an, das Thema „Globale Gesundheit“ auch im Rahmen der G20-Präsidentschaft aufzugreifen. Bei einem Pandemieausbruch soll in Zukunft weltweit – zusammen mit der WHO der Weltbank und den Vereinten Nationen – schnell internationale Hilfe zur Verfügung gestellt werden. „Die Bundesregierung stellt dieses Jahr zehn Millionen Euro für die CEPI-Initiative bereit. Insgesamt sind schon mehr als 500 Millionen Euro beisammen“, so die Bundeskanzlerin 2015. Als Reaktion auf die Ebola-Krise hatte Bundeskanzlerin Merkel 2015 einen Sechs-Punkte-Plan zur besseren Krisenprävention im Gesundheitsbereich vorgelegt, was zur Gründung der internationalen Initiative „Coalition for Epidemic Preparedness Innovations“ (CEPI) führte. Das Bündnis will Innovationen fördern, um künftig auf Epidemien besser vorbereitet zu sein.
Doch gehört nicht zu einer „Globalen Gesundheit“ auch die Pflege in Krankenhäusern und Pflegeheimen? Denn seit 2015 wurden in Deutschland nicht nur Krankenhäuser geschlossen, sondern auch Pflegekräfte angebaut.
Das Deutsche Institut für Patientenforschung (DIP) warnte bereits im „Pflege-Thermometer 2007″, dass es in deutschen Kliniken zu wenig Pfleger gebe. Das bedeute eine Gefahr für frisch operierte Patienten, hieß es. Das DIP erklärte, seit 1995 seien rund 50.000 Pflegestellen (bis 2007) in deutschen Kliniken abgebaut worden. Die Zahl der stationär behandelten Pflegefälle stieg aber zwischen 1995 und 2012 um 12,1 Prozent.
Auch 2015 hieß es: “Nach dem Abbau von 50.000 Vollzeitstellen im Pflegedienst im Krankenhaus kann die Politik nicht weiter ignorieren, dass dies Konsequenzen für die Qualität der Versorgung hat – Bereits heute macht sich der Personalmangel in der Pflege bei den Patientinnen und Patienten negativ bemerkbar. Die Überforderung der professionell Pflegenden nimmt immer weiter zu. Die Patientensicherheit ist in unseren Krankenhäusern sowie Pflegeeinrichtungen akut gefährdet“, mahnte Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats, anlässlich des 1. Internationalen Tags der Patientensicherheit am 17. 09. 2015 in Berlin.
Auch im Dezember 2019 hieß es immer noch: Krankenhäusern fehlen mehr als 50.000 Pflegekräfte
- In Deutschland wurden vor Corona zahlreiche Transaktionen abgeschlossen. Akutkliniken, Rehabilitationskliniken, Fachkliniken, Pflegeheime und ambulante Gesundheitsdienstleister wechselten die Hand. In den meisten Fällen waren finanziell getriebene Investoren aus der Private-Equity-Branche oder Investmentgesellschaften von vermögenden Familien die Käufer, so eine aktuelle Meldung von ACXIT Capital Partners. Das Unternehmen hat Büros und Repräsentanzen in Frankfurt, Berlin, München, Leipzig, Zürich, Hongkong und New York sowie starke Allianzen in Frankreich, China und Indien. Siehe Siehe Wachstumsmotor Pflege – Wahnsinn Profitgier mit schlimmen Folgen!
- Bereits 2016 hieß es PFLEGE-KAPITALANLAGE
Neueste Schätzungen sprechen von 3400 neuen Pflegeheimen, die bis 2025 gebaut werden müssen (Studie „Pflegeheim-Atlas & Bedarfsprognose Deutschland 2009 bis 2025“). Auf Grund der niedrigen Renditen investieren Anleger vermehrt in Pflegeheime. Siehe: Erschreckend! Die „Pflegekunden“ – Profit statt menschenwürdiger Umgang mit Pflegebedürftigen, Kranken und Pflegekräften - „Wir mussten Betten schließen und wir mussten geplante Operationen absagen, weil wir nicht genügend Pflegekräfte haben.“ meldeten verschiedene Krankenhäuser in Deutschland. Ein Pflegedirektor eines Universitätsklinikums sagte 2018, dass er circa 200 Vollzeitstellen mit Pflegekräften aus dem Ausland besetzt hätte, und zwar aus Vietnam, Brasilien, Kolumbien oder Italien. Ähnlich war es auch beim Albertinen-Diakoniewerk. „Wir akquirieren Pflegekräfte in Italien, Spanien, Portugal oder den Philippinen“.
- „Der Pflegemangel kann uns in gefährliche Situationen bringen (…) Und da haben wir in Deutschland in vielen Häusern eine sehr dünne Personaldecke, viel dünner als zum Beispiel in Italien und Frankreich. In Italien existiert die verbindliche Vorgabe, dass ein bis zwei Pflegende pro Patient pro Schicht auf Intensivstationen anwesend sein müssen“, so aus einem Interview im aerzteblatt.de vom Juli 2020.
- „Rund 14.000 Pflegeeinrichtungen gibt es in Deutschland – sie werden durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) und durch die Heimaufsichten überwacht. Doch seit Mitte März wird als Folge der Corona-Pandemie in den Heimen kaum noch kontrolliert, wie es um die Qualität der Pflege bestellt ist – mit dramatischen Folgen, „das zeigen Recherchen des ARD-Politikmagazins Report Mainz im August 2020.
Wenn Ärzte und das Pflegepersonal ihren Frust öffentlich machen, wie es zum Beispiel im März 2018 der Fall war, nachdem eine Fachkrankenschwester ihren Frust über die Situation im Krankenhaus auf Facebook postete. Mehr Zeit für Patienten war eine der Forderungen, besserer Umgang mit Kranken und dem Pflegepersonal. Doch was hat sich seither in den Krankenhäusern oder Pflegeheimen geändert?
Wie oft wurde auf die dramatischen Zustände in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen hingewiesen? Obwohl sich die Skandale häufen, wird sich nichts ändern. Das Virus, das unser Gesundheitssystem befallen hat, heißt Profitgier, und zwar um jeden Preis! Das neue Wort: Gewinnmaximierung!
Das harte Leben polnischer Pflegekräfte in Deutschland
Schätzungen aus Polen ergaben, dass in Deutschland zwischen 200.000 und 500.000 Menschen als Pflegekräfte arbeiten. Menschen, insbesondere Frauen, als Betreuer. Trotzdem beschäftigen sich die Medien selten mit diesem Phänomen. Warum übernehmen Frauen aus Polen diese Arbeit? Wie ist das Leben polnischer BetreuerInnen in Deutschland?
„Betrojerinka die Betreuerin – ein Babysitter, kann jeder oder sogar jeder von uns sein“, so die Soziologin und Reporterin Anna Wiatr in dem Buch „Betrojerinki. Berichte über Pflegearbeit und (ohne) Hoffnung “. Sie erzählt von der harten Arbeit polnischer Frauen, die sich entschließen, als Betreuerinnen nach Deutschland zu gehen. „Sie müssen keine Qualifikationen haben. In Deutschland sind Geduld, Grenzkenntnisse und ein Laptop mit installiertem Skype hilfreich. Sie können Geld verdienen. Was hält Sie noch in Polen? Allerdings müssen Sie den älteren oder kranken Menschen zweiundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zur Verfügung zu stehen,“ so Anna Wiatr. Ihr Buch „Betrojerinki“ ist nicht nur eine Geschichte über die Arbeit von Hunderttausenden polnischer Frauen, die von dem Nachbarn jenseits der Westgrenze ausgebeutet werden, sondern auch über ein polnisches Land, das kein würdiges Leben garantieren kann und viele in die „moderne“ Sklaverei nach Deutschland treibt.
Sklavinnen, die als Pflegekräfte arbeiten
Die Pflegekräfte sind oft 24 Stunden im Einsatz. Sie leben isoliert und sind fern der Heimat. Viele haben Kontakt zu ihren eigenen Familien nur über Skype und Telefon. Beleidigt, geschlagen, keine Freizeit: Hunderttausende Osteuropäerinnen versorgen in deutschen Haushalten Menschen. Das ist meist verboten, wird aber selten verfolgt. Der überwiegende Teil der Frauen, die hier im Pflegebereich arbeiten, kommt aus Polen. Wie viele es sind, weiß niemand, denn viele arbeiten illegal. Eine Studie für das polnische Arbeitsministerium schätzt sogar, dass 94 Prozent dieser Frauen illegal in Deutschland arbeiten. Doch auch Frauen aus anderen Ländern wie Litauen, Rumänien oder Bulgarien arbeiten als Pflegekräfte und deren Schicksale ähneln dem der Frauen aus Polen.
Rassistische Beleidigungen, sexuelle Übergriffe, Schläge, ein Leben im Keller ohne Fenster oder zu wenig zu essen. Das passiert täglich. Wie viele Frauen derzeit in Deutschland in solchen Verhältnissen leben, weiß niemand genau. Experten schätzen, dass es sogar 300.000 sein können.
Doch diese „Fachkräfte“ fehlen wieder in Rumänien oder Polen und so müssen sich diese Länder wieder „preiswertes“ Personal aus anderen Ländern holen, zum Beispiel aus Asien.
Auch hierfür gibt es eine Plattform, die Asia Workforce. Ein Personalauswahl- und Vermittlungsunternehmen mit 12 Jahren Erfahrung auf dem rumänischen und internationalen Markt. Wir sind spezialisiert auf die Rekrutierung in verschiedenen Bereichen und zeichnen uns durch hohe Standards und Professionalität aus, heißt es auf der Webseite. Verdeckte Aufnahmen zeigen gruselige Szenarien aus europäischen Krankenhäusern – Statt Hilfe für die Armen – neue Krankenhäuser für Tourismus-Patienten!
Triple Win: Pflegekräfte aus dem Ausland
„Triple Win“-Programm“ – die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH wählen die Pflegekräfte aus dem Ausland aus und vermitteln sie. Seit etwa 13 Jahren gewinnen und qualifizieren die Bundesagentur für Arbeit (BA) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Rahmen des Projekts Triple Win Pflegekräfte aus Serbien, Bosnien-Herzegowina und den Philippinen für den deutschen Arbeitsmarkt.
So heißt bei GIZ: „Im Auftrag deutscher Arbeitgeber wie der Deutschen Krankenhausgesellschaft oder dem Caritasverband München wählen die Partner geeignete Bewerber für offene Stellen in Deutschland aus. Sie arbeiten dabei auch mit Bosnien und Herzegowina, Serbien und Tunesien zusammen – allesamt Länder, in denen es einen Überschuss an gut ausgebildeten Pflegekräften gibt.“
Pflegekräfte aus dem Ausland: Neue Agentur kümmert sich um Visa und Arbeitserlaubnis
„Deutschland braucht mehr Pflegekräfte. Den hohen Personalbedarf können wir ohne Pflegekräfte aus dem Ausland nicht decken. Deshalb erleichtern wir es ausländischen Fachkräften, die mit anpacken wollen und unsere Werte teilen, hier in der Pflege zu arbeiten. Die neue Agentur DeFa sorgt dafür, dass sie schnell und unbürokratisch ein Visum und eine Arbeitserlaubnis erhalten. Da sich dadurch die Personalsituation entspannt, verbessern sich auch die Arbeitsbedingungen für heimische Pflegekräfte,“ Gesundheitsminister Jens Spahn Ende 2019.
„In den Pilotländern Philippinen, Mexiko und Brasilien treten wir für Arbeitgeber und Pflegekräfte auch als Antragsteller in den notwendigen Verfahren auf. Nach und nach ist die Ausweitung dieses Service-Angebotes auch auf andere Länder vorgesehen“, so die .defa-agentur.de auf ihrer Webseite.
In der Corona-Krise galten sie als Helden und Heldinnen, bekamen von allen Seiten Zuspruch – Pflegekräfte
Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervorgeht, hätten demnach in den Monaten März bis Mai bundesweit gut 1200 Krankenhäuser und knapp 48.300 Arztpraxen Kurzarbeit für insgesamt rund 410.000 Beschäftigte angemeldet. Und laut Verdi: “Nun werden viele Behandlungen nachgeholt, die während der Krise ausgesetzt wurden. Wir befürchten eine große Belastung für die Kolleginnen und Kollegen”. Der Applaus ist längst verstummt und noch immer sind die Pflegekräfte überlastet. „Im Frühjahr gab es noch Applaus an den Fenstern und Balkonen für die Pflegekräfte. Ihr Gehalt hat sich bis dato aber noch nicht erhöht. Um in der Krise auch höhere Löhne zu bekommen, ruft die Gewerkschaft Verdi am 29. und 30. September 2020 auf – das ist die Realität unseres „chronisch kranken “ Gesundheitssystems.
Kranke Menschen sind längst Kunden und keine Patienten, die ein Recht auf GUTE Pflege haben, doch auch die bleibt in Zukunft Glücksache, denn leider wird der Virus Profitgier weiter um sich greifen. Müsste es nicht menschenwürdiger Umgang mit Pflegebedürftigen, Kranken und Pflegekräften heißen, statt Profit?
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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