Unter­neh­mens­be­steuerung überdenken

Derzeit werden geeignete Mass­nahmen zur Mil­derung der welt­weiten Rezession und zur Rettung von Arbeits­plätzen dis­ku­tiert. Erstaun­li­cher­weise geht es dabei fast immer um die Frage, was der ohnehin schon auf­ge­blähte und ver­schuldete Staat noch zusätzlich unter­nehmen könnte. Dabei bestünden die erfolgs­er­prob­testen Lösungs­an­sätze nicht in einem staat­lichen Tun, sondern in einem Lassen. Die Wirt­schaft wird erwie­se­ner­maßen nicht durch ein Übermass an staat­lichem Akti­vismus ange­kurbelt, sondern durch poli­tische Zurück­haltung und geeignete Entstaatlichungs-Kuren.

(von Olivier Kessler)

Ein wich­tiges Instrument zur Frei­setzung von Pro­duk­tiv­kräften sind Steu­er­sen­kungen, weil damit weniger Mittel in den intrin­sisch inef­fi­zi­en­teren Staats­sektor wandern und dafür mehr Mittel für kun­den­ori­en­tierte Inves­ti­tionen und Inno­va­tionen zur Ver­fügung stehen. Besonders schädlich ist die Unter­neh­mens­be­steuerung, welche die wohl­stand­schaf­fende Tätigkeit ganz direkt bestraft und dadurch fatale Fehl­an­reize setzt.

Warum wird in der heu­tigen Zeit nicht intensiv über eine Abschaffung dieser kon­tra­pro­duk­tiven Steuer dis­ku­tiert? Das liegt vor allem an einem Kli­schee, das sich besonders hart­näckig hält: nämlich, dass Firmen die Last von Unter­neh­mens­steuern zu tragen hätten und dadurch die rest­lichen Steu­er­zahler ent­lastet würden.

In Wahrheit bezahlen Unter­nehmen aller­dings keinen ein­zigen Rappen an Steuern. Unter­nehmen per se sind niemals die echten Träger irgend­einer Steu­erlast, da es sich bei ihnen lediglich um Ver­trags­bündel handelt. Es sind immer die hinter einer Firma ste­henden und mit ihr han­delnden Men­schen, die indirekt zur Kasse gebeten werden. Und dies sind Per­sonen, die bereits auf regu­lärem Weg besteuert werden.

Ver­schleierte Steuerlast

Bei den wahren Trägern der Unter­neh­mens­steuer-Last handelt es sich unter anderem um Arbeit­nehmer, die auf­grund der erho­benen «Unter­neh­mens­steuern» weniger Lohn erhalten, als sie ohne solche Steuern bekommen hätten. Auch sind es die Kunden eines Unter­nehmens, die einen höheren Preis für die gekauften Pro­dukte bezahlen müssen, denn ohne den Aus­ga­ben­posten «Steuern» hätten die Her­stel­lungs­kosten und damit der im Wett­bewerb ent­ste­hende Kauf­preis für das Produkt tiefer liegen können. Weiter gehören die Zulie­ferer zu den wahren Trägern der «Unter­neh­mens­steuern», die weniger Ein­nahmen erzielen, weil sich das Unter­nehmen auf­grund der Steuern nicht mehr die gleich hohen Aus­gaben für Lie­fe­ranten leisten kann. Viel­leicht sind die Leid­tra­genden auch Arbeit­su­chende, weil das Unter­nehmen auf­grund der zusätz­lichen Steuern geringere Inves­ti­tionen tätigen und weniger Arbeits­plätze schaffen kann.

Es stimmt daher nicht, dass Unter­neh­mens­steuern die rest­lichen Steu­er­zahler ent­lasten. Vielmehr halsen Unter­neh­mens­steuern den Indi­viduen heimlich eine zusätz­liche Steu­erlast auf – und zwar durch die Hin­tertür und oftmals unbemerkt.

Unter­neh­mens­steuern führen daher zu einer grös­seren Intrans­parenz über die wahren Steu­er­lasten einer Person. Diese Undurch­sich­tigkeit und Ver­kom­pli­zierung des Steu­er­systems dient in Wahrheit der Auf­blähung des Staats­ap­pa­rates, weil damit seine echten Kosten ver­steckt und der öffent­liche Wider­stand gegen sein schäd­liches Wachstum gedämpft werden.

All­ge­meinwohl fördern

Pro­fi­table Unter­nehmen erweisen der Gesell­schaft und dem Staat auch ohne das Zahlen von Unter­neh­mens­steuern einen enormen Dienst. Dank ihrem Wirken schaffen sie vor Ort Arbeits­plätze und damit Ein­nah­me­quellen für eine Vielzahl von Men­schen, die es ohne das unter­neh­me­rische Enga­gement nicht gäbe. Auch ermög­lichen sie den Bürgern zusätz­liche Inves­ti­ti­ons­mög­lich­keiten: Indem Men­schen Anteile an pro­duk­tiven Unter­nehmen erwerben können, erhalten sie eine Mög­lichkeit, ihr Ver­mögen zu ver­mehren und dadurch am Wachstum des Wohl­standes teil­zu­haben. Unter­nehmen, die auf dem lokalen Absatz­markt Pro­dukte ver­kaufen, bringen auch den Kon­su­menten einen ent­spre­chenden Zusatz­nutzen, weil diese Güter die Bedürf­nisse der lokalen Bevöl­kerung befrie­digen – wenn dem nicht so wäre, würden diese nicht frei­willig gekauft.

Aus all diesen Gründen gilt es, die Unter­neh­mens­steuern ernsthaft zu überdenken.

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Dieser Beitrag ist zuerst in den Publi­ka­tionen von „CH-Media“ sowie auf der Website des Libe­ralen Instituts (www.libinst.ch) erschienen.

Olivier Kessler ist Direktor des Libe­ralen Instituts in Zürich und Mit­her­aus­geber des Buchs «Explosive Geld­po­litik. Wie Zen­tral­banken wie­der­keh­rende Krisen verursachen».

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Quelle: misesde.org