Die Basilika Sonntagberg ist der zweitgrößte Wallfahrtsort Österreichs. Sie liegt in der Nähe von Amstetten und seit Jahrhunderten pilgern Menschen aus aller Herren Länder zu dieser besonderen Andachtsstätte. Im Inneren der Kirche am Sonntagberg angekommen ist man regelrecht erschlagen vom Prunk vergangener Zeiten. Die 1964 von Papst Paul VI. zur Basilika minor erhobene Kirche könnte schillernder nicht sein.
(von Mario Rank)
Mit den zahlreichen Götzenbildern, Fresken, Verzierungen und dem pompösen Zentrum, dem Kreuz am Ende des Mittelschiffes ist man derart abgelenkt, dass man fast übersieht, was sich in den beiden Seitenschiffen der Kirche verbirgt. Die dort befindlichen vier Seitenaltäre bergen ein schauriges Geheimnis. Auf den ersten beiden Altären befinden sich Glaskästen mit verzierten Schädelknochen. Die Schädel sind mit feinem Stoff überzogen und reich geschmückt, ja sogar gekrönt. Man könnte denken, dass es sich dabei um Adlige oder gar Heiliggesprochene handelt, die hier in der Basilika aufgebahrt sind. Dem ist aber nicht so. Aufgrund der Größe könnte man annehmen, es handle sich um Kinderschädel. Auch die daran befindlichen Schleifen wollen jenes aussagen: „Ossa, Filii, Felicitatis“ (= Knochen, Kind, Seligkeit/Felicitas).
Betrachtet man aber speziell diesen einen Schädel genauer, so stellt sich die Frage: „Kann das wirklich ein Kinderschädel sein?“ Von der Größe her ist er viel kleiner als ein Erwachsenenschädel, ja. Jedoch sind die Augenhöhlen mindestens doppelt so groß und haben eine seltsam schräggestellte Form. Nicht viel anders verhält es sich mit dem zweiten Schädelknochen mit der Aufschrift „Ossa, Filii, Prosperae“ (= Knochen, Kind, Glück).
Dieser ist etwas kleiner als der Erste, aber die Augenhöhlen sind immer noch größer als die eines Erwachsenen. Stellt die Kirche hier deformierte Kinderschädel aus, oder sind es gar unbekannte Kryptowesen oder Gestalten einer anderen Welt? Die Form der Schädel erinnert nämlich stark an den Typ der „kleinen Grauen“, die wir aus dem UFO-Entführungsphänomen kennen.
Wenige Schritte weiter befinden sich zwei weitere Seitenaltäre, die ebenso Gebeine hinter Glas präsentieren. Dieses Mal aber vollständige Skelette, die genauso prunkvoll verziert und geschmückt sind wie die schaurigen Schädelknochen zuvor. An der ersten Vitrine ablesbar steht „Corpus, Sancta, Felicitatis, Martyris“ (= Körper, Heilig, Seligkeit/Felicitas, Märtyrer). An der zweiten Vitrine nun wieder „Corpus Sancta, Prosperae, Martyris“ (= Körper, Heilig, Glück, Märtyrer).
Stehen die Skelette und die Schädelknochen in einem Bezug zueinander? Aufgrund des Schmuckes der Skelette könnte man annehmen, dass es sich dabei um Frauen handelt, die hier zur Schau in den Seitenschiffen der Basilika ausgestellt werden. Und die Schädelknochen? Sind das die Kinder der Frauen?
Handelt es sich bei den beiden Damen um die Heiligen Perpetua und Felicitas aus der „Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis“? Beide starben am 3. März 203 in Karthargo den Märtyrertod und hatten jeweils ein Kind. Die Schrift soll eines der verlässlichsten christlichen Werke sein und die beiden sollen zu den ältesten „Blutzeugen“ des Christentums gehören, deren Schicksal gründlich überliefert ist. Angeblich befinden sich Reliquien der verstorbenen in der Probstkirche St. Peter und Paul in Bochum. Doch kann man es mit Sicherheit sagen? Der Schrein, in welchem die Reliquien ruhen sollen, ist fest verschlossen.
Der Pfarrer der Basilika Sonntagberg weiß, dass die beiden Skelette mit der Aufschrift „Felicitatis“ und „Prospera“ Reliquienspenden der Kaiserin Elisabeth aus dem Jahre 1760 sind. Diese sollen aus römischen Ausgrabungen stammen, wobei es laut dem Pater selbst unsicher sei, ob es überhaupt Knochen von Christen sind. Über die beiden „Kinderschädel“ weiß der Pfarrer nichts zu berichten, außer, dass es ebenso echte Reliquien und somit keine Replikate sind. Der wahre Ursprung und die Geschichte der Schädel sind aber gänzlich unbekannt. Laut Pater Hörmann sind die Schriftbänder willkürlich bei den verzierten Gebeinen angebracht worden und stehen in keinem direkten Bezug. Auf die Frage, ob es sich dabei um „die“ heilige Felicitas aus der Geschichte handelt sagte er nur knapp:
„Das glaube ich nicht. Zur damaligen Zeit war es von besonderem Wert, Reliquien als Ehrerbietung weiter zu schenken und man konnte mit einem Rückfluss in der Form der Gunst der Kirche rechnen. In den Katakomben unter der Basilika liegen noch heute unermessliche Schätze, die über Jahrhunderte gesammelt wurden. Die römisch-katholische Kirche hat vieles von vorchristlichen und anderen Kulten übernommen.“
Welche unbekannten Schätze wohl in und auch unter den Kirchen der Welt noch zu lüften sind? Wie wir im Gespräch erneut erfahren haben, hat die Kirche oftmals heidnische Kultstätten untergegangener Zivilisationen unter sich begraben. Was liegt heute heimlich in den Schatzkammern der Gotteshäuser? Das Rätsel um die Gebeine in der Basilika Sonntagberg wird uns wohl noch länger beschäftigen. Es wäre eine Herausforderung und von enormem historischem Wert für die Wissenschaft, jenen umstrittenen Relikten durch genaue Untersuchungen auf den Zahn zu fühlen. Ich bin mir sicher, es könnten sich daraus noch erstaunliche Erkenntnisse zu unserer Vergangenheit eröffnen.
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