Angreifer stürmen Schule im Kamerun und töten mehrere Kinder (+Videos)

Es sind schreck­liche Bilder, die uns aus dem Kamerun erreichen, nachdem Kinder in einer Schule von einer Gruppe Männer ange­griffen und getötet wurden. Ihr ein­ziges Ver­brechen war, zur Schule zu gehen, um zu stu­dieren, damit sie eine bessere Zukunft haben können.

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Wie schlimm es um den Kamerun steht, ist noch kaum an die Öffent­lichkeit gedrungen. Mehr als eine halbe Million Men­schen wurden ver­trieben. Human Rights Watch for­derte die sepa­ra­tis­ti­schen Kämpfer im eng­lisch­spra­chigen Raum Kameruns dazu auf, ihre Angriffe auf Schulen, Schul­kinder und Lehrer im Nord­westen und Süd­westen des Landes zu stoppen, nachdem eine Schü­lerin von sepa­ra­tis­ti­schen Kämpfern ver­stümmelt wurde, als sie von der Schule nach Hause kam. Die Sepa­ra­tisten fanden Bücher in ihrer Tasche. Dieser Fall ist kein Ein­zelfall. Es ist die schlimmste Gräu­eltat seit der Wie­der­auf­nahme des Schul­jahres Anfang dieses Monats, als Männer auf Motor­rädern und in Zivil gegen Mittag die zwei­spra­chige Schule in der Stadt Kumba im Süd­westen des Landes angriffen. Sie stürmten mit Waffen und Macheten die Schule und töteten min­destens sechs unschuldige Kinder und ver­letzten weitere zwölf Kinder schwer. Es sind Kinder, deren ein­ziges Ver­gehen es ist, dass sie für ein bes­seres Leben Bildung wollen. Es erinnert an das schreck­liche Schicksal der 276 Mädchen, die am 14. April 2014 aus einer Schule im nige­ria­ni­schen Chibok von der Ter­ror­gruppe Boko Haram ent­führt wurden. Grund für die Ent­führung ist die Tat­sache, dass Boko Haram west­liche Bildung und Schulen für Mädchen ver­ab­scheut. Es sind unschuldige Schul­kinder, die auch im Kamerun ent­führt, ver­stümmelt oder getötet werden.  Das Mas­saker an kleinen Kindern in ihrem Klas­sen­zimmer erschüttert Kamerun.

Angreifer stürmen die Schule im Kamerun und töten mehrere Kinder

                                                                                                           Schüler, die von einer bewaff­neten Gruppe in einer Schule getötet wurden

Sechs Schüler wurden getötet, fünf Mädchen und ein Junge, alle zwi­schen 9 und 12 Jahre alt. Weitere wurden bei dem Angriff auf eine Schule in Kumba im eng­lisch­spra­chigen Süd­westen am 24. Oktober 2020 ver­letzt. Dies geht aus einem Bericht hervor, der vom Pre­mier­mi­nister ver­öf­fent­licht wurde.

Es war ein Schultag wie jeder andere in diesem pri­vaten College im Herzen der Stadt Kumba. Als plötzlich unbe­kannte bewaffnete Männer die Schule stürmten. Berichten zufolge eröff­neten sie das Feuer auf mehrere Schüler. Nach dem regel­rechten Gemetzel ver­schwanden sie so schnell, wie sie gekommen waren. Zurück blieben leblose Kin­der­körper, Ver­wundete, Blut, Tränen und Ent­setzen, so der Bericht von Poly­carpe Essomba. 

„Es dauerte nicht lange, bis die ersten Bilder dieses Mas­sakers in sozialen Netz­werken ver­breitet wurden und eine Flut von Empörung aus­löste, wie wir sie selten in dem seit fast vier Jahren andau­ernden Kon­flikt im eng­lisch­spra­chigen Raum erlebten. Poli­tiker aller Art, NGOs, Künstler, normale Bürger, oft mit den gleichen Fragen: Wer kann so ver­rückt sein, das Feuer auf unschuldige Kinder zu eröffnen? Im Namen welcher Ursache? Wie weit werden wir auch den Horror treiben? Fragen bleiben meist unbe­ant­wortet. Die Stadt Kumba ist in den Schleier der Trauer gehüllt, während das ganze Land darum kämpft, seinen Schmerz und seine Emo­tionen ein­zu­dämmen,“ so der Pre­mier­mi­nister Joseph Dion Ngute, der ver­sprach, eine Unter­su­chung ein­leiten zu wollen.

„Ich bin scho­ckiert und empört über die Ermordung unschul­diger Schul­kinder, die zur Schule gingen, um eine Aus­bildung zu erhalten“, sagte Mat­thias Z Naab, der im Kamerun ansässige huma­nitäre Koor­di­nator der Ver­einten Nationen. Kinder haben ein Recht auf Bildung. Gewalt gegen Schulen und unschuldige Schul­kinder ist unter keinen Umständen akzep­tabel und kann ein Ver­brechen gegen die Mensch­lichkeit dar­stellen, wenn dies vor Gericht nach­ge­wiesen wird. Ich fordere die zustän­digen Behörden auf, eine gründ­liche Unter­su­chung dieser Tra­gödie durch­zu­führen“, fügte Naab hinzu.

Zwei Sprachen, eine kolo­niale Vergangenheit

Fast 700.000 Men­schen sind durch die anglo­phone Krise in der Nord­west­provinz Kameruns ver­trieben worden. Viele davon warten auf huma­nitäre Hilfe.

In den beiden anglo­phonen Regionen Kameruns – der Nordwest- und der Süd­west­region – lebt eine große Min­derheit der eng­lisch­spra­chigen Bevöl­kerung in einem Land, in dem die über­wie­gende Mehrheit fran­zö­sisch­sprachig ist,  eine Situation, die das Erbe der Ent­ko­lo­nia­li­sierung West­afrikas durch Frank­reich und Groß­bri­tannien vor über 60 Jahren ist.

Ende 2016 wurden lang­jährige Beschwerden über poli­tische und wirt­schaft­liche Dis­kri­mi­nierung der eng­lisch­spra­chigen Bevöl­kerung durch die Zen­tral­re­gierung laut, als Anwälte, Schüler und Lehrer Reformen forderten.

Die töd­liche Reaktion der Regierung auf die Pro­teste ver­an­lasste die Rebellen dazu, 2017 die Unab­hän­gigkeit für eine Region zu erklären, die sie „Amba­zonia“ nennen, was ein stär­keres Vor­gehen der Behörden auslöste.

Beide Seiten wurden seitdem beschuldigt, in einem Kon­flikt, bei dem rund 3.000 Men­schen getötet und Hun­dert­tau­sende Men­schen aus ihren Häusern ver­trieben wurden, Gräu­el­taten begangen zu haben.

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In dem zen­tral­afri­ka­ni­schen Staat stehen sich Sepa­ra­tisten und Sicher­heits­kräfte der Regierung in einem bewaff­neten Kon­flikt gegenüber, der seine Wurzeln in der Zwei­spra­chigkeit des Landes hat – und damit auch in seiner kolo­nialen Geschichte. Abseits der inter­na­tio­nalen Auf­merk­samkeit schwelt seit Jahren ein Kon­flikt im Kamerun. Tau­sende Men­schen werden gewaltsam ver­trieben, ein blu­tiger Bür­ger­krieg droht – der sich um mehr dreht als eine gemeinsame Sprache, so die Deutsche Gesell­schaft für die Ver­einten Nationen e.V.

Erst im Februar 2020 kam es im Dorf Ngarbuh in der Nord­west­provinz Kameruns zu einem blu­tigen Mas­saker. „Sie brechen die Türen auf, schießen auf die­je­nigen, die da sind, und zünden die Häuser an“, berichtet ein Bewohner aus der betrof­fenen Gemeinde. Min­destens 22 Zivi­listen, dar­unter 14 Kinder, sollen bei dem Angriff getötet worden sein – mut­maßlich von den Sicher­heits­kräften der eigenen Regierung. Die spricht von einem „bedau­erns­werten Unfall“ und spielt den bru­talen Kon­flikt her­unter, der seit Jahren im nord­west­lichen, an Nigeria gren­zenden Teil Kameruns heranwächst.

Die anglo­phone Krise in Kamerun ist trotz aller dra­ma­ti­scher Ent­wicklung ein Kon­flikt, der sich abseits der inter­na­tio­nalen Auf­merk­samkeit abspielt. „Die Angriffe auf Zivi­listen nehmen immer weiter zu“, sagt die UN-Koor­di­na­torin für huma­nitäre Ange­le­gen­heiten in Kamerun Allegra Baiocchi.

„Was in der Nord­west­provinz Kameruns gerade pas­siert, ist indes dra­ma­tisch: Die Kämpfe zwi­schen sepa­ra­tis­ti­schen Grup­pie­rungen und Regie­rungs­kräften for­derten seit 2016 mehr als 3000 Tote, rund 680.000 Men­schen sind nach Angaben der UN-Flücht­lings­or­ga­ni­sation UNHCR in der Region seitdem auf der Flucht. Die Dun­kel­ziffer könnte hier erheblich höher sein, da sich viele vor der aus­ufernden Gewalt in der Wildnis ver­stecken müssen.“

Eine Mutter, Isabel Dione, fand ihre 12-jährige Tochter auf dem Boden eines Klas­sen­zimmers. Sie blutete aus dem Bauch. Das Mädchen wurde ins Kran­kenhaus gebracht, wo es wegen einer Schuss­wunde behandelt wird. Ihr ein­ziges „Ver­gehen“ war, zur Schule zu gehen, für eine bessere Zukunft.

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Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org