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Gefoltert, weil sie Auto fahren wollte: Frau­en­rechts­ak­ti­vistin im Hun­ger­streik (+Video)

Nach der Ermordung des Jour­na­listen Khashoggi wurde es wieder ruhig um Saudi Arabien, doch die Gräu­el­taten gehen weiter und trotzdem hat Saudi Arabien die G20-Prä­si­dent­schaft. Und während  Saudi Arabien in die UN- Kom­mission für Frau­en­rechte gewählt wurde, ein Gremium, das der För­derung der Gleich­stellung der Geschlechter und der Stärkung der Rolle der Frau gewidmet ist, begann in Saudi Arabien eine Welle der Ver­haf­tungen von Akti­visten, die die Fahr­erlaubnis für Frauen erst möglich gemacht hatten. Trotz ver­spro­chenen Reformen gilt Saudi-Arabien wei­terhin als einer der auto­ri­tärsten Staaten der Welt. Dem­entspre­chend ist die Men­schen­rechtslage dort äußerst schlecht. Während in den Medien berichtet wurde, dass Frauen in Saudi Arabien endlich Auto fahren dürfen und Volks­wagen, die BMW-Tochter Mini Cooper, Nissan, Jaguar, die GM-Tochter Che­vrolet und Ford öffentlich sich schon über den Absatz in Saudi Arabien freuten und die Frauen unter­stützten, wurden in Saudi Arabien die Frau­en­recht­le­rinnen ver­haftet und sie harren immer noch im Gefängnis aus, dar­unter auch die Men­schen­rechts­ak­ti­vistin Loujain al-Hathloul.

Die Auto-Industrie ver­stummte und lokale Medien nannten die Akti­visten Ver­rä­te­rinnen und Ver­bre­che­rinnen. Frauen dürfen heute in Saudi Arabien Auto fahren. Doch Loujain al-Hathloul, die sich dafür ein­ge­setzt hatte, ist im Gefängnis, wo sie gefoltert und sexuell miss­braucht wird. Die Ver­schlech­terung der Gesundheit von Loujain Al-Hathloul, die am 26. Oktober 2020  in einen Hun­ger­streik trat, ist alar­mierend. Das UN-Komitee fordert Saudi-Arabien nach­drücklich auf, die Frau­en­rechts­ak­ti­vistin Loujain Al-Hathloul und alle anderen allen in Haft befind­lichen Men­schen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen sofort freizulassen. 

Gefoltert, weil sie Auto fahren wollten

Erinnern Sie sich an diesen Namen? –  Loujain (aus­ge­sprochen Loo-JAYNE) al-Hathloul. Sie ist 31 Jahre alt und kämpfte mutig für die Frauen in Saudi Arabien. Sie sitzt seit Mai 2018 in einem einem saudi-ara­bi­schen Gefängnis und wird gefoltert, sogar angeblich mittels Water­boarding und ist seit dem 26. Oktober 2020 im Hun­ger­streik. Ein UN-Komitee äußerte Besorgnis über ihre kör­per­liche und geistige Gesundheit und ihr Wohl­be­finden und for­derte den sau­di­schen König auf, sie freizulassen.

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Aziza al-Yousef, Eman al-Nafjan und Loujain al-Hathoul standen an der Spitze einer welt­weiten Kam­pagne, als sie Frauen auf­for­derten, Videos und Bilder von sich selbst in den sozialen Medien zu ver­öf­fent­lichen. Sie stellten sich bei ihren Bemü­hungen einem großen per­sön­lichen Risiko, ihre Regierung dazu auf­zu­fordern, das Verbot des Auto­fahrens auf­zu­heben und es zu einer Prio­rität auf der poli­ti­schen Reform­agenda zu machen. Al-Yousef, al-Nafjan und al-Hathul gehörten zu den Frauen, die ins Gefängnis kamen, denn genau einen Monat, bevor das Verbot auf­ge­hoben wurde, ging es los, da begannen sau­dische Behörden, Frau­en­rechts­ak­ti­visten zu verhaften.

Auch wurden viele Akti­vis­tinnen von Beamten kon­tak­tiert, die sie warnten, sich nicht öffentlich zu der Ent­scheidung zu äußern. 

Während im April 2019 die sau­di­schen Frau­en­recht­le­rinnen Iman al-Nafjan, Aziza al-Yousef und Ruqayyaa al-Mhareb  nach 10 Monaten Gefängnis und Folter »auf Bewährung« frei­ge­lassen gelassen wurden, musste Loujain Al-Hathloul im Gefängnis bleiben.

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„Die Grau­samkeit phy­si­scher und psy­chi­scher Fol­te­rungen und Beläs­ti­gungen meiner Schwester Loujain AlH­athloul nahm zu, nachdem sie das Angebot von Mabahith (der Geheim­po­li­zei­be­hörde) abge­lehnt hatte, eine „Geheim­agentin“ zu sein, um sau­dische Frau­en­ak­ti­visten ins Ausland zu locken.“

Im Gefängnis sei al-Hathloul in Ein­zelhaft gesteckt worden, geschlagen, mit Elek­tro­schocks gefoltert und mit Ver­ge­wal­tigung und Tod bedroht worden.

„Sie sagte, dass sie in Ein­zelhaft sitze, geschlagen, Water­boarding und Elek­tro­schocks aus­ge­setzt sei, sexuell belästigt und mit Ver­ge­wal­tigung und Mord bedroht worden war“, schrieb ihre in Belgien lebende Schwester Alia al-Hathloul in einem bro­delnden Op-Ed in Times. „Meine Eltern haben dann gesehen, dass ihre Ober­schenkel durch Prel­lungen schwarz waren.

Die  pro­mi­nente Frau­en­rechts­ak­ti­vistin Loujain Al-Hathloul wurde immer wieder wegen ihrer fried­lichen Arbeit als Ver­tei­di­gerin der Men­schen­rechte ins Visier genommen, bei der sie sich für die Frau­en­rechte ein­setzte, die in Saudi Arabien immer noch ein­ge­schränkt werden.

Loujain Al-Hathloul zog dar­aufhin in die Emirate. Aber 2017 ent­führten die sau­di­schen Sicher­heits­kräfte sie und ihren Mann und brachten sie in das König­reich zurück. Das Ehepaar hat sich scheiden lassen, und obwohl die Berichte unter­schiedlich sind, glauben einige, dass dies auf Druck der Regierung auf den Ehemann zurück­zu­führen ist. Kurz bevor Frauen im Juni 2018 fahren durften, ver­haftete die Regierung Hathloul zusammen mit anderen Frau­en­recht­le­rinnen, die für das Recht gekämpft hatten. In Saudi-Arabien werden Menschenrechtsverteidiger_innen schi­ka­niert, denun­ziert und immer häu­figer in unfairen Ver­fahren zu langen Haft­strafen verurteilt.

Die Kri­mi­na­li­sierung der Frau­en­recht­le­rinnen ist bezeichnend für die zuneh­mende Ver­folgung von Menschenrechtsverteidiger_innen in Saudi-Arabien und die andau­ernden Ein­schränkung der Rechte auf Meinungs‑, Ver­ei­ni­gungs- und Versammlungsfreiheit.

Saudi-Arabien gehört seit langem zu den Ländern mit den meisten Hin­rich­tungen weltweit, dar­unter von auch jungen Regime­kri­tikern. Sie waren nicht einmal 18, als sie ver­haftet wurden. Nach dem Doku­men­tarfilm Saudi Arabia Unco­vered, der die Bru­ta­lität einer Welt zeigt, in der Frauen auf der Straße geköpft werden, scheint sich die Lage in Saudi Arabien auch unter Kron­prinz Mohammed bin Salman nicht geändert zu haben, der sich gern als neuer welt­of­fener Reformer zeigt. Auch aktuelle Recherchen zeigen, dass Men­schen­rechts­ver­tei­diger, Schrift­stel­le­rinnen, Jour­na­lis­tinnen, Reform­be­für­worter, Akti­vis­tinnen und Ange­hörige der schii­ti­schen Min­derheit in unfairen Ver­fahren zu langen Haft­strafen oder gar zum Tod ver­ur­teilt werden. Auch für Frauen scheint sich die Situation in Saudi Arabien wieder zu ver­schlechtern, denn eine sau­dische Frau wurde ver­haftet, nachdem sie ver­hei­ratete Frauen ermutigt haben sollte, ihren Ehemann zu ver­lassen, wenn sie ihren Wün­schen nicht nachkommen.

Erst am 10. Juli 2020 berichtete die UN-Son­der­be­richt­erstat­terin für Gewalt gegen Frauen, Dubravka Šimo­novic„ dass Jour­na­lis­tinnen bei ihrer Arbeit beson­deren Gefahren in Saudi Arabien aus­ge­setzt seien, und for­derte die Regie­rungen auf, zusätz­lichen Schutz für sie zu erlassen. Dies geschieht inmitten der zahl­reichen Ver­stöße des König­reichs Saudi-Arabien gegen Schrift­stel­le­rinnen und Jour­na­listen, wobei ESOHR die Ver­haftung von min­destens vier von ihnen sowie die Beläs­tigung außerhalb der Gefäng­nisse fest­stellte.

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Das UN-Komitee zur Besei­tigung der Dis­kri­mi­nierung der Frau (CEDAW), dem 23 unab­hängige Experten aus der ganzen Welt ange­hören, sagte in einer am 05.November 2020 ver­öf­fent­lichten Erklärung, das Komitee sei sehr besorgt über die kör­per­liche und geistige Gesundheit und das Wohl­be­finden von Frau Hathloul.

„Wir fordern die sau­di­schen Behörden nach­drücklich auf, ihre Rechte auf Leben, Gesundheit, Freiheit und Sicherheit der Person jederzeit zu schützen und gleich­zeitig ihre Gewissens- und Mei­nungs­freiheit, ein­schließlich des Hun­ger­streiks, unein­ge­schränkt zu respek­tieren“, fügte das Komitee hinzu.

Das Komitee appel­lierte an König Salman Al Saud, seine könig­lichen Befug­nisse zu nutzen, um sicher­zu­stellen, dass Frau Hathloul vor dem Inter­na­tio­nalen Tag der Men­schen­rechts­ver­tei­di­ge­rinnen am 29. November aus der Haft ent­lassen wird.

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Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org