Filephoto: Demonstrierende Muslime - By: By Dying Regime from Maldives - Protest calling for Sharia in Maldives, CC BY 2.0, Link

Warum die Mus­lim­bru­der­schaft aus ihrem Loch gekrochen ist

Wird eine neue US-Regierung unter Joe Biden mög­li­cher­weise die Mus­lim­bru­der­schaft, die von Ägypten, Saudi-Arabien, den Ver­ei­nigten Ara­bi­schen Emi­raten, Bahrain und Syrien als ter­ro­ris­tische Orga­ni­sation ein­ge­stuft wird, wie­der­auf­leben lassen? Warum freut sich die Mus­lim­bru­der­schaft über den “Sieg” Bidens?

(von Khaled Abu Toameh)

Es gibt Araber, die sagen, sie seien beun­ruhigt, wenn sie sehen, wie die Mus­lim­bru­der­schaft die Ergeb­nisse der US-Prä­si­dent­schafts­wahlen feiert. Diese Araber befürchten, dass die Mus­lim­bru­der­schaft, die von Katar und der Türkei unter­stützt wird, sich auf ein Comeback unter einer mög­lichen Biden-Regierung vorbereitet.

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Die Bot­schaft, welche diese Araber an die neue US-Regierung senden, lautet: Wie­der­holen Sie nicht die Fehler des frü­heren Prä­si­denten Barack Obama, dessen Regierung sich auf die Seite des dama­ligen ägyp­ti­schen Prä­si­denten Mohammed Morsi, eines Mit­glieds der Mus­lim­bru­der­schaft, stellte. Diese Araber möchten eine poten­zielle neue US-Regierung auch daran erinnern, dass die Isla­misten und ihre Anhänger ein­ge­fleischte Lügner sind, die sich nur um ihre eigenen Inter­essen kümmern.

“Akti­visten der Mus­lim­bru­der­schaft und die Medien scheinen sehr enthu­si­as­tisch über den Erfolg des demo­kra­ti­schen Kan­di­daten Joe Biden bei den US-Wahl­er­geb­nissen zu sein”, so die in London erschei­nende Zeitung The Arab Weekly.

“Ana­lysten führen diese Begeis­terung auf den Wunsch [der Mus­lim­bru­der­schaft] nach einer Wie­der­holung ihrer Erfah­rungen in der Ära des ehe­ma­ligen Prä­si­denten Barack Obama zurück, in der sie eine bemer­kens­werte Rolle bei den Auf­ständen des ‘ara­bi­schen Früh­lings’ spielten…

“Von Anfang an haben die Mus­lim­brüder ihre Par­tei­lichkeit gegenüber Biden nicht ver­heim­licht. Sie stellten ihn als Unter­stützer des Islam und der Muslime dar und betonten die Tat­sache, dass er die Hadithe des Pro­pheten [Mohammed] zitiert…”.

Kürzlich ver­öf­fent­lichte die Mus­lim­bru­der­schaft auf ihrer offi­zi­ellen Website eine Erklärung, in der sie schrieb, dass sie “den ame­ri­ka­ni­schen Wahl­prozess schätzt, der dazu führte, dass Joe Biden das Amt des neuen Prä­si­denten der Ver­ei­nigten Staaten gewann, ein Sieg, der beweist, dass das ame­ri­ka­nische Volk immer noch in der Lage ist, seinen Willen durchzusetzen”.

Die als Terror-Orga­ni­sation bezeichnete Ver­ei­nigung erklärte ohne Umschweife, dass sie “wünscht, dass Mr. Biden, das ame­ri­ka­nische Volk und die Völker der ganzen Welt wei­terhin in Würde unter den Prin­zipien von Freiheit, Gerech­tigkeit, Demo­kratie und Achtung der Men­schen­rechte leben können.”

Die Mus­lim­bru­der­schaft for­derte Biden auf, “die Politik der Unter­stützung für [ara­bische] Dik­ta­turen sowie die Ver­brechen und Ver­stösse tyran­ni­scher Regime in der ganzen Welt zu überprüfen”.

Die Erklärung über­raschte einige Araber, viele von ihnen ver­höhnten das Gerede der Mus­lim­bru­der­schaft über “Freiheit, Gerech­tigkeit, Demo­kratie und Achtung der Men­schen­rechte”. Der sau­dische Schrift­steller Tariq Al-Homayed bemerkte dazu:

“Wie erwartet kam die Mus­lim­bru­der­schaft aus ihrem Loch gekrochen und gab eine Erklärung ab, in der sie Joe Biden gra­tu­lierte und ihn auf­for­derte, gegen die­je­nigen vor­zu­gehen, die sie als Dik­ta­turen bezeichnen… Wir sagen wie erwartet, weil die Mus­lim­bru­der­schaft, die ihre Kri­tiker als Agenten des Westens und der Zio­nisten zu ver­ur­teilen pflegte, ihr Gesicht gezeigt hat, und sie drängen Amerika jetzt unter dem Vorwand der Demo­kratie gegen unsere Länder einzuschreiten.”

Al-Homayed fragte sich, ob zu den Dik­ta­turen, von denen die Mus­lim­bru­der­schaft spricht, der Iran, die Türkei und Katar gehören. “Sind die Dik­ta­turen die­je­nigen, welche die ara­bi­schen Länder vor dem Bösen der Mus­lim­bru­der­schaft, ihren Lügen und ihrem Terror schützen wollen”, fragte er. Al-Homayed wies darauf hin, dass die Mus­lim­bru­der­schaft um Qassem Sol­eimani, den Kom­mandeur der ira­ni­schen Quds Force, getrauert habe, “der gegen Iraker, Syrer und Liba­nesen kämpfte und der Architekt der Ver­wüstung in der Region war”.

Sol­eimani wurde bei einem gezielten US-Droh­nen­an­griff am 3. Januar 2020 in Bagdad ermordet. Er wurde von den Ver­einten Nationen und der Euro­päi­schen Union per­sönlich mit Sank­tionen belegt und von den USA 2005 als Ter­rorist eingestuft.

Der ägyp­tische Poli­tologe und Schrift­steller Israa Ahmed Fuad sagte in Reaktion auf die Erklärung der Mus­lim­bru­der­schaft, dass die Ter­ror­or­ga­ni­sation “auf ver­schiedene Weise ver­sucht, jeden inter­na­tio­nalen Umstand aus­zu­nutzen, um sich selbst zu recyceln und in den Vor­der­grund zu rücken, nachdem ihr Sabo­ta­ge­projekt in der Region mit dem Zusam­men­bruch ihres Regimes in Ägypten im Jahr 2013 gescheitert ist” – ein Hinweis auf den Sturz des Regimes von Prä­sident Mohammed Morsi.

“Es gibt mehrere Berichte, die die Unter­stützung der Mus­lim­bru­der­schaft für Biden bestä­tigen, so dass die Orga­ni­sation in der Lage wäre, Ein­schrän­kungen der poli­ti­schen Islam­be­we­gungen zu ver­meiden”, fügte Fuad hinzu. “Die Ära Obama war eine ideale Zeit für sie. Jetzt hoffen sie, dass die USA sie von der Liste der ter­ro­ris­ti­schen Orga­ni­sa­tionen streichen werden”.

Der marok­ka­nische Wis­sen­schaftler Amin Al-Alawi sagte, dass das Feiern von Biden durch die Mus­lim­bru­der­schaft “eine Nost­algie für die Ära der Revo­lu­tionen und die Unter­stützung der Demo­kraten für den ara­bi­schen Frühling wider­spiegelt”. Die Mus­lim­bru­der­schaft, so seine Anklage, “sind Partner der Demo­kraten bei der Desta­bi­li­sierung der Region und der Unter­stützung des Extre­mismus. Die Mus­lim­bru­der­schaft glaubt, dass Biden sie [in Ägypten] wieder an die Macht bringen wird, ins­be­sondere nachdem die vier­jährige Präsenz von Trump ihre ehr­gei­zigen Pläne zunichte gemacht hat.”

Khaled Salah, Chef­re­dakteur der ägyp­ti­schen Zeitung Al-Youm Al-Sabi’, ver­höhnte die Grüsse der Mus­lim­bru­der­schaft an Biden. Salah sagte, die Mus­lim­bru­der­schaft hoffe, dass Biden Ägypten unter Druck setzen werde, füh­rende Mit­glieder der Ter­ror­or­ga­ni­sation aus der Haft zu ent­lassen. “Die igno­rante Gruppe tanzt vor Freude über Bidens Sieg, als ob sie sich darauf vor­be­reitet, auf Befehl des Weissen Hauses an die Macht zurück­zu­kehren”, kom­men­tierte er.

Sogar Nabil Na’im, ein ehe­ma­liges Mit­glied der Orga­ni­sation des Ägyp­ti­schen Isla­mi­schen Dschihad, sagte, auch er glaube, dass die Mus­lim­bru­der­schaft mit der neuen US-Regierung “eine neue Etappe” ein­leiten wolle. Indem sie Biden gra­tu­lierte, so Na’im, erwarte die Mus­lim­bru­der­schaft, dass die Demo­kra­tische Partei sie annehme, ihre Existenz ver­teidige und den Weg für ihre Rückkehr in die poli­tische Arena ebne.

Keine US-Regierung kann es sich leisten, die von den Arabern geläu­teten Warn­glocken zu igno­rieren, ange­sichts des Ver­suchs der Mus­lim­bru­der­schaft, sich als fried­liche Gruppe zu prä­sen­tieren, die vorgibt, der ara­bi­schen Welt Freiheit und Demo­kratie zu bringen.

Die Isla­misten wollen in Ägypten ver­zweifelt an die Macht zurück­kehren, weshalb sie bereit sind, sogar den ame­ri­ka­ni­schen “Satan” zu umwerben, um dieses Ziel zu erreichen. Es sind die­selben Isla­misten, welche die Araber ver­ur­teilen, die Kontakt zu den Ame­ri­kanern haben. In dieser Zeit mög­licher staat­licher Ver­än­de­rungen in Amerika hoffen die Araber, die die Mus­lim­bru­der­schaft nicht unter­stützen – ins­be­sondere die­je­nigen, die in Ägypten und den Golf­staaten leben – inständig, dass ihre Besorgnis über die Isla­misten laut und deutlich von Biden und seiner Truppe gehört wird.

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Khaled Abu Toameh ist ein preis­ge­krönter ara­bisch-israe­li­scher Jour­nalist aus Jerusalem.


Quelle: gatestoneinstitute.org