„Grenzen auf für Migration“ oder gibt es Alter­na­tiven? Teil I

Teil I: Israel zeigt mit Be’er Scheva, dass und wie Wüste urban wird

Teil II: Wenn sich afri­ka­nische und andere Länder auf den Weg machen

Es nimmt kein Ende, Migranten aus Ländern des Nahen und Mitt­leren Ostens und aus Afrika drängen in unser Land. Und gerade jetzt, wo Spahn, Söder und Co. wegen „Corona“ die Grenzen dicht machen wollen, fordern grüne und linke Orga­ni­sa­tionen wie „Sicherer Hafen“, die Grenzen zu öffnen: Schlag­bäume hoch für tau­sende Migranten, die sich ver­spe­ku­liert haben und in der Türkei sowie auf dem Balkan fest­sitzen, ver­langen sie.

(von Albrecht Künstle) 

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Mil­lionen um Mil­lionen Euro wurden locker­ge­macht, um die von Migranten in Brand gesetzten Mas­sen­un­ter­künfte von Nicht­mi­granten wieder auf­zu­bauen zu lassen. Dabei wäre es ver­nünf­tiger, das Geld für die Rück­führung dieser Leute in ihre Her­kunfts­länder zu ver­wenden. Die 3.500 Euro, die pro Kopf für das zuletzt ange­zündete Camp Lipa von uns bereit­ge­stellt wurden, würden für eine kom­for­table Heim­fahrt reichen und wären ein gutes Startgeld, um dort die Lebens­ver­hält­nisse zu ver­bessern. Das ist sogar in kargen Land­schaften und sogar Wüs­ten­ge­bieten möglich, wie Israel zeigt. Dass die jüdi­schen Siedler in Palästina Ödland bewäs­serten, Sümpfe tro­cken­legten und das Land urbar machten, ist hin­länglich bekannt. Hier ein wei­teres Bei­spiel des Judenstaats.

Das geschichts­trächtige Be’er Scheva בְּאֵר שֶׁבַע [bɛ(ʾ)ɛr’ʃɛva] ist inzwi­schen eine der größten Städte des Landes und trägt viele Namen, auch Beer­schewa, Beer Sheva, Beer­scheva, biblisch Beerseba. Sie ist eine Wüs­ten­stadt zwi­schen dem Gaza­streifen und dem süd­lichen West­jor­danland. Das Ein­ver­ständnis von Chaim Noll vor­aus­setzend, der dort Wurzeln geschlagen hat und einen Erfah­rungs­be­richt für Achgut.com geschrieben hat mit dem Titel „Migration: Israels Blau­pause für die Ursachen-Bekämpfung“, möchte ich Erstaun­liches aus dem bibli­schen Land der Wunder aus­zugs­weise das wie­der­geben, was bei Wiki­pedia leider nicht zu lesen ist:

Unglaublich schei­nende Belebung einst ver­ödeter Gebiete

Zu den erfolg­reichsten Staaten bei der Rück­ge­winnung von Wüste gehört Israel. Das von der Fläche kleine Land besteht über­wiegend aus Wüste, also musste man sich um des Über­lebens willen mit dieser Land­schaftsform arran­gieren. Der wirt­schaft­liche Auf­schwung Israels, seine erstaun­liche Demo­graphie und sein hoher, immer noch wach­sender Lebens­standard beweisen, dass in relativ kurzer Zeit aus Wüs­ten­ge­bieten kom­for­table Lebensorte für den Men­schen werden können. Ich lebe seit 23 Jahren in der Wüste Negev im Süden Israels und bin Zeuge einer fast unglaublich schei­nenden Belebung einst ver­ödeter Gebiete. 

David Ben-Gurion sah in der Besiedlung der Negev-Wüste, der ein­zigen grö­ßeren Land­re­serve Israels, den Prüf­stein für Israels Zukunft. Er ver­legte selbst seinen Wohnsitz aus dem kom­for­tablen Tel Aviv in den Wüsten-Kibbuz Sde Boqer, wo er die Gründung eines mit Wüs­ten­for­schung beschäf­tigten Campus der Uni­ver­sität Beer Sheva ver­an­lasste. Beer Sheva, ein uralter bibli­scher Ort, unter osma­nisch-mus­li­mi­scher Herr­schaft jahr­hun­der­telang eine ver­schlafene Kara­wan­serei, wan­delte sich innerhalb weniger Jahr­zehnte in eine moderne Groß­stadt und ein inter­na­tional bekanntes Hightech-Zentrum. Allein in der Zeit, seit ich hier lebe, hat sich die Bevöl­kerung der Stadt ver­drei­facht. (Ein­schub A. Künstle: Den Besuch seines Grabes habe ich noch in guter Erinnerung).

Da die Bevöl­kerung Israels ins­gesamt stark wächst – in den 25 Jahren meines Hier­seins von 5 auf über 9 Mil­lionen – planen die Regierung und der Jüdische Natio­nal­fonds Keren Kayemet bis zum Jahr 2040 die Ansiedlung einer wei­teren Million Men­schen in der Negev-Wüste, inklusive Arbeits­plätze und, wie es in der Pro­jekt­be­schreibung Israel 2040 heißt, „grüne-nach­haltige Gemeinden“ zum Wohnen. Das liest sich wie ein Märchen, ich kann jedoch ver­si­chern, dass ich hier, mitten in dem von Mark Twain (in seinem Rei­sebuch The Inno­cents Abroad) als „hoff­nungslos“ beschrie­benen Ödland wirklich im Grünen wohne und dieser Tage Körbe voller Zitronen in meinem Garten ernte. Dass meine Kinder hier gut bezahlte Arbeit gefunden haben, in Uni­ver­si­täten und Hightech-Firmen, und meine Enkel die denkbar beste Aus­bildung genießen. Unsere Lebens­qua­lität ist hoch, auch nach west­lichen Stan­dards. Um Mons­ter­städte zu ver­meiden, unkon­trol­lier­bares Wuchern von Beton und Slum-Struk­turen, setzt man auf autonome kleine Orte mit Eigen­heimen. Schon jetzt bauen hier, durch Eisenbahn-Bau und eine neue Autobahn dazu ver­lockt, zehn­tau­sende Familien aus dem über­sie­delten Zentrum des Landes neue Häuser im Grünen. 

Auf die Bedrohung durch die Wüste gibt es zwei Ant­worten: Flucht oder Wider­stehen. Längst lassen sich die Segen der Wüste – weite Räume, Son­nen­en­ergie, fruchtbare, mine­ral­haltige Böden, unter­ir­dische Gewässer – durch Anwendung neuer Tech­no­logien dazu nutzen, scheinbar leblose Tro­cken­ge­biete, anderswo Schau­platz von Hun­ger­ka­ta­strophen und Bür­ger­kriegen, in Orte einer Hoch­kultur zu ver­wandeln. Die dieser Tage erfol­gende Annä­herung ara­bi­scher und nord­afri­ka­ni­scher Staaten an das früher zum Tod­feind erklärte Israel wird eine enge Koope­ration in Wüsten-Tech­no­logien zur Folge haben – zwecks Schaffung von Infra­struktur und Bewäs­se­rungs­sys­temen, Pflan­zen­anbau, Städ­te­planung, Nutzung der unter­ir­di­schen Aquifer – und die mit Israel koope­rie­renden Länder spürbar ver­ändern. Sie bieten Raum genug für wach­sende Bevöl­ke­rungen, die dann nicht mehr gen Norden emi­grieren müssen. Die Ver­heißung des Jüdi­schen Natio­nal­fonds Keren Kayemet wirkt daher nicht über­trieben, wenn sie ver­spricht, mit dem Projekt Israel 2040 „eine weltweit gültige Blau­pause für die Lösung glo­baler Pro­bleme“ zu schaffen. Zitat Ende.

Was in Israel möglich ist, sollte auch in ara­bi­schen Ländern und Afrika mit euro­päi­schen Ent­wick­lungs­geldern möglich sein. Wenn das nicht der Fall ist, sollten sich die Migra­tions-Enthu­si­asten einmal mit den Gründen aus­ein­an­der­setzen. Warum das nicht klappt, hatte ich schon in ver­schie­denen Artikel behandelt.

Zum Aus­klang: Die Wüste blüht, ARD Tel Aviv ein paar Minuten miterleben

Im Teil II wird auf­ge­zeigt, warum Migration von Süd nach Nord schon an den geo­gra­phi­schen Gege­ben­heiten unseres Globus scheitern muss.