Pes­tizide in Bor­deaux-Weinen auf­ge­deckt – Fran­zö­sische Umwelt­schüt­zerin vor Gericht!

Die ersten Länder haben bereits Gesetze ver­ab­schiedet, die Tier­schützer kri­mi­na­li­sieren. Doch was geschieht, wenn man fest­stellt, dass Pes­tizide ein stän­diger Begleiter im Wein­anbau sind? Es gibt fast keinen Wein aus kon­ven­tio­nellem Anbau ohne Pes­ti­zid­rück­stände. Im kon­ven­tionell betrie­benen Weinbau werden Her­bizide, Fun­gizide und Pes­tizide im Kampf gegen Schäd­linge der emp­find­lichen Reben ver­wendet. Eine wahre Che­mie­dusche, die Sie dann zu sich nehmen. Glauben Sie nicht? Sogar Winzer bestä­tigen dies und auch eine Studie aus Frank­reich zeigt, dass Pes­tizide ein stän­diger Begleiter des Weines sind.

Tabelle zur Ver­wendung von Fun­gi­ziden in der EU zeigt, dass über 70% des gesamten Fun­gizids, das in der Land­wirt­schaft ver­wendet wird, auf Wein­bergen ver­sprüht wird, obwohl sie nur 7% des Acker­landes in der EU aus­machen. Bei aller Lega­lität: Im Gegensatz zu Wasser gibt es für Wein keine maximal zuläs­sigen Grenz­werte für Pes­ti­zid­kon­zen­tra­tionen. Während der Bun­destag für die Ände­rungen im Wein­gesetz stimmte, die die ehe­malige Wein­kö­nigin und jetzige Land­wirt­schafts­mi­nis­terin Julia Klöckner ein­brachte, musste eine fran­zö­sische Umwelt­schüt­zerin vor Gericht. Valérie Murat hatte Pes­ti­zid­rück­stände von bis zu 15 Wirk­stoffen in Weinen von über zwanzig Wein­gütern im Bor­delais nach­ge­wiesen. Alle sind mit einem Label für besonders umwelt­freund­lichen Anbau aus­ge­zeichnet. Für die Ver­öf­fent­li­chung der Mess­werte steht sie nun vor Gericht. Der Bran­chen­verband für Bor­deaux-Weine (Conseil Inter­pro­fes­si­onnel du Vin de Bor­deaux) ver­langt von Valérie Murat, deren Vater Winzer war und an einer höchst­wahr­scheinlich pes­ti­zid­be­dingten Krebs­er­krankung ver­starb, eine Löschung der Ver­öf­fent­li­chung sowie 100.000 Euro Scha­den­ersatz und weitere Zah­lungen an ein­zelne Weingüter.

Pes­tizide in Bordeaux-Wein

Valérie Murat, Tochter von James-Bernard Murat, einem an Krebs ver­stor­benen Winzer, hatte beschlossen, Pes­ti­ziden den Krieg zu erklären. Valérie Murats Vater starb im Dezember 2012 im Alter von 70 Jahren an Bron­cho­pul­mo­n­al­krebs. Diese Erkrankung wurde 2010, acht Jahre nach seiner Pen­sio­nierung, dia­gnos­ti­ziert und dann von Pro­fessor Bro­chard, Leiter der Abteilung für Arbeits­me­dizin und Arbeits­pa­tho­logie am Bor­deaux Uni­versity Hos­pital, als Berufs­krankheit aner­kannt. Letz­terer stellte mehr als 42 Jahre lang eine Ver­bindung zwi­schen der Krankheit und der beruf­lichen Tätigkeit des Winzers von Pujols her, bei der er seine Reben mit Natri­um­ar­senit (gegen Esca) ver­wendete. Am 27. April 2015 reichte Valérie Murat eine Beschwerde wegen Tot­schlags ein. Valérie Murat erklärte France 3 bereits 2015, dass sie ver­suchte, Ver­ant­wort­lich­keiten auf­zu­spüren und dass sie ins­be­sondere die Ver­braucher infor­mieren möchte.

James-Bernard Murat war ein Bor­deaux-Winzer, der am 8. Dezember 2012 an den Folgen eines Bron­cho­pul­mo­n­al­krebses starb. Ein Jahr zuvor, im Februar 2011, wurde diese Krankheit als Berufs­krankheit aner­kannt. Winzer ver­wenden dieses Produkt, um den Aus­bruch von Esca zu ver­hindern, einer Krankheit, der Wein­reben aus­ge­setzt sind. Seine Ver­wendung ist in Frank­reich seit 1971 für andere Kul­turen als Wein­kul­turen ver­boten. Tat­sächlich wird diese che­mische Ver­bindung von der Inter­na­tio­nalen Agentur für Krebs­for­schung (IARC) zu den krebs­er­re­gendsten Ver­bin­dungen gezählt. Trotzdem dauerte seine Ver­wendung zur Behandlung von Reben über­ra­schen­der­weise bis November 2001.

Die Umwelt­ak­ti­vistin kämpft seit 2016 mit der lokalen Initiative „Alerte aux Toxiques!“ gegen den hohen Pes­ti­zid­einsatz in der welt­be­kannten Wein­bau­region. Im Oktober 2017 stand Valérie Murat zusammen mit Marie-Lys Bibeyran bei einer Demo gegen  Pes­tizide in Listrac-Médoc an vor­derster Front.

Protest gegen Pes­tizide in Listrac-Médoc

Am 15. Sep­tember 2020 ver­öf­fent­lichte Valérie Murat die Ergeb­nisse einer mehr­mo­na­tigen Arbeit, in der 22 Weine mit der Bezeichnung High Envi­ron­mental Value (HVE) ana­ly­siert wurden. In der Ana­lyses Vins HVE  wurde das Vor­han­densein von Pes­ti­zid­rück­ständen auf­ge­listet. Sie hatte Pes­ti­zid­rück­stände von bis zu 15 Wirk­stoffen in Weinen von über zwanzig Wein­gütern im Bor­delais nach­ge­wiesen. Alle sind mit einem Label für besonders umwelt­freund­lichen Anbau (Haute Valeur Envi­ron­ne­mentale) aus­ge­zeichnet.

„Die Pes­tizide sind noch da, aber …“

Wir hatten bereits über Valerie Murat berichtet, denn in einer Studie, die im Januar 2018 ver­öf­fent­licht wurde, unter­suchte der Ver­brau­cher­verband UFC-Que Choisir Bor­deaux­weine auf Pes­tizide. Ergebnis: „Die Pes­tizide sind noch da, aber …“ (so der Titel der Studie) weniger als die Jahre zuvor. Beru­higend für alle Wein­trinker, Pes­tizide sind noch da, aber eben weniger. Zumal es keine Grenz­werte für Pes­tizide in Weinen gibt. Dass die Wein­gi­ganten es auch noch als „bemer­kenswert“ bezeichnen, ist wie ein Hohn – trinkt Wein, Pes­tizide sind ent­halten, aber eben weniger. Auch die Anti-Pes­tizid-Akti­visten in Frank­reich sind nicht über­zeugt. Eine ihrer füh­renden Per­sön­lich­keiten, Valérie Murat, wirft der UFC-Que Choisir sogar vor, an der Kom­mu­ni­kation und Ver­marktung der Inter­pro­fession beteiligt zu sein, die das kata­stro­phale Image der Bor­deaux-Weine rein­wa­schen wollen und nicht davor zurück­schrecken, Ver­brau­chern den mit gefähr­lichsten Pes­ti­ziden belas­teten Wein zu ver­kaufen. Pes­tizide, die krebs­er­regend, erb­gut­ver­än­dernd und fort­pflan­zungs­ge­fährdend sein sollen. Siehe Pes­tizide sind ein stän­diger Begleiter im Wein­anbau – Wein­anbau in der Wüste für Europa!

Pes­tizide im Wein­anbau auf­ge­deckt und für die Ver­öf­fent­li­chung der Mess­werte steht Valerie nun vor Gericht.

Erst im April 2019 erhob das fran­zö­sische Gericht Anklage gegen zwei Wein­güter, denen vor­ge­worfen wird, 23 Schul­kinder und ihren Lehrer durch Sprühen von Pes­ti­ziden in der Wein­region Bor­deaux ver­giftet zu haben.

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Valérie Murat, ihr Anwalt Maître Eric Morain und die vielen Unter­stützer werden wei­ter­kämpfen. Das Urteil wird am 25. Februar 2021 erwartet, Mitt­ler­weile haben fast 45.000 Men­schen eine Petition unter­zeichnet.  Zur Petition: „Unter­stützung für Valérie Murat ange­sichts der Bor­deaux-Weine“  https: // www .change.org / supportaValerieMuratcontrevinsdeBordeaux

In vino veritas – „Im Wein liegt die Wahrheit“ und viel Pes­tizide! 

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Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org