Warum nun auch Land­wirte Frau Merkel abkanzeln

Der Land­wirt­schaft steht laut Zeitung mehr Fläche zur Ver­fügung — Zuerst sterben die Höfe, dann Land­striche, schließlich unser Land

(von Albrecht Künstle) 

Die alle zehn Jahre statt­fin­dende Land­wirt­schafts­zählung sollte eigentlich an den Tag bringen, worin die Pro­bleme dieses kleinen aber ele­mentar wich­tigen Wirt­schafts­sektors begründet liegen. Aber nein, die Medien werfen Nebel­kerzen, ins­be­sondere Zei­tungen. Die Badische vom 10.2.: „Die Land­wirt­schaft prägt das Bild der Land­schaft“ – wie idyl­lisch: „Feld, Wald und Wiese bestimmen das Bild in Deutschland und Europa.“ Die Rea­lität ist aber: Sie werden Schlag auf Schlag zurück­ge­drängt. Statt­dessen ist zu lesen…

Bauern haben mehr Fläche…“. Tat­sächlich? Inter­essant, haben die Land­wirte irgendwo Kolonien von denen unsereins nichts weiß? Nein, das nutzbare Land nimmt ab. Wenn ich mich umschaue, weist jede Gemeinde und Stadt neue Wohn­ge­biete aus. Es wird gebaut was das Zeug hält. Viele drehen den Zentren den Rücken, weil dort die Ein­woh­ner­struktur schlechter und es immer enger wird. Sie ziehen ins Umland indem sie dort bauen oder in neu­ge­bauten Häusern Woh­nungen anmieten. Merkels Neu­bürger ziehen dagegen in die Städte, sobald sie einen Auf­ent­halts­status erhalten.

Der Flä­chen­bedarf und ‑ver­brauch steigt mit den Mil­lionen neuer Ein­wohner Deutsch­lands. Was zur Folge hat, dass die Sied­lungs­fläche (und für Verkehr) täglich um 56 Hektar zunimmt, rund 80 Fuß­ball­felder! Niemand sage, „juckt mich nicht, ich spiele kein Fußball“. Der Mensch lebt auch nicht vom Brot allein, sondern noch von anderen Früchten der Felder, die immer weniger werden – nicht mehr. Der Flä­chen­ver­brauch ver­stärkte sich ab 2016 wieder, dreimal darf geraten werden warum. 2019 betrug er für Gebäude und deren Frei­flächen elf Prozent mehr gegenüber 2015. Gegenüber dem Vorjahr sogar sprunghaft um 6,2 Prozent bzw. 1.625 km²; ein Streifen von 3 km Breite von Karlsruhe bis Hamburg. Seit 1992 nahm die Sied­lungs­fläche um 33 Prozent zu.

Den schwarzen Peter hat haupt­sächlich die Land­wirt­schaft. Den Land­wirten gehörten diese Flächen zwar nicht, das meiste war gepachtet. Ent­scheidend sind die Ein­künfte, die ver­loren gehen, wenn man auf weniger Feldern weniger anbauen kann. Um die Familien zu ernähren, muss deshalb ratio­na­li­siert werden. Modernere Maschinen lohnen aber nur bei grö­ßeren Anbau­flächen, nicht bei weniger. Deshalb müssen jedes Jahr Höfe ihren Betrieb auf­geben; die Felder werden von Anderen gepachtet und wei­ter­be­wirt­schaftet. Seit 2000 hat sich die Zahl der Land­wirt­schafts­be­triebe auf 263.500 hal­biert. Die Hof­größe stieg auf durch­schnitt­liche 69 Hektar, aber bei vielen Kul­turen sind 100 Hektar zum Über­leben nötig.

Auch den über­le­benden Höfen geht es nicht gut. Die Wert­schöpfung, die erziel­baren Preise für Land­wirt­schafts­pro­dukte machen gerade noch 0,8 Prozent des gesamten Brut­to­in­lands­pro­dukts aus. Die Ein­künfte müssen sich aber 1,3 Prozent der in der Land­wirt­schaft tätigen Bauern und deren Fami­li­en­an­ge­hörige teilen. Das bedeutet, die Erträge in diesem Pri­mär­sektor liegen deutlich hinter dem Sekun­där­sektor (pro­du­zie­rendes Gewerbe) und dem ter­tiären (Dienst­leis­tungen) zurück. Zwar stecken Mil­lionen Euro im Inventar solcher Betriebe. Aber vom not­wen­digen Maschi­nenpark können die Land­wirte so wenig run­ter­beißen wie Unter­nehmer von ihren Fabriken.

Problem erkannt, aber leider nicht gebannt. Sogar die Bun­des­re­gierung weiß, dass der Flä­chenfraß so nicht wei­ter­gehen kann. Die Bau­land­preise nehmen zu und mit ihnen die Immo­bilien und Mieten. Deshalb wurde als Poli­tikziel pro­kla­miert, bis 2030 neben den Bauern „nur noch“ 30 Hektar pro Tag opfern zu wollen. Im Kapitel „Maß­nahmen gegen den Flä­chen­ver­brauch“ des Bun­des­um­welt­mi­nis­te­riums finden sich über zehn ver­schiedene Ansätze und Instru­mente. Das wich­tigste aber fehlt: die Zuzugs­of­fensive Merkels zu stoppen. Unter ihrer Regie nahm die Ein­woh­nerzahl in den letzten acht Jahren um zwei­einhalb Mil­lionen zu, die alle wohnen und ernährt sein wollen.

Wer glaubt, den Grünen sei die Res­sour­cen­schonung von land­wirt­schaftlich nutz­barer Natur ein beson­deres Anliegen, glaubt auch an den Kret­schmann Baden-Würt­tem­bergs. Die Grünen wollen rück­sichtslos Men­schen aus jedem Winkel dieser Erde zureisen lassen ohne zu sagen, wie sie diese im über­lau­fenen Land unter­bringen und ver­sorgen wollen. Und wie sie trotz aller Begleit­um­stände ihre selbst hoch­ge­steckten Kli­ma­ziele erreichen wollen. Viel­leicht zaubern diese vor den Wahlen noch Scha­manen aus dem Hut, die das alles unter den­selben bringen. Ich habe noch Ursprungs­grüne im Bekann­ten­kreis, welche über die Migra­ti­ons­po­litik Politik eben­falls den Kopf schütteln. Je mehr die Berufs­grünen die Par­la­mente erobern, desto mehr ver­lieren sie an Boden­haftung. Wohin soll das führen? Wird Grund und Boden als Spe­ku­la­ti­ons­objekt unbezahlbar?

In den USA ist inzwi­schen Bill Gates der größte Eigen­tümer von Ackerland. Hoffen wir, in Deutschland kreist kein solcher Geier über den Höfen unserer Land­wirte. Im Moment sind es die Grünen, die der Land­wirt­schaft mit allerlei Schi­kanen zusetzen. Deshalb demons­trierten einige Bauern in Berlin. Viel­leicht steckt sogar System hinter dieser Politik. Denn ver­ödetes Ackerland von aus­ge­stie­genen Bauern lässt sich wider­standslos mit Solar­parks zupflastern. Ein Eldorado für die FFF-Akti­vistin Luisa Neu­bauer, die von den Grünen ver­göttert wird.