Intensivstation. Bildquelle: Wikmedia Commons, Reza luke, Bildlizenz: CC BY-SA 3.0

Doch keine NAZI-Ver­schwö­rungs­theorie: Der weitaus größte Anteil der Covid-Inten­siv­pa­ti­enten sind Migranten

Gunnar Schu­pelius von der Ber­liner Zeitung traut sich schonmal was. So fragte er am 29. November während des Lock­downs in einem Beitrag unter dem Titel „Was man uns über Corona nicht sagt“, wer denn die Pati­enten sind, die auf der Inten­siv­station liegen. Das fragte er völlig ergeb­nis­offen, denn die Intention war: „Wenn man wüsste, wo sie sich ange­steckt haben und warum und unter welchen Umständen, dann könnte man gefährdete Men­schen besser schützen. Doch der Senat gibt dazu einfach keine Aus­kunft“. Jetzt kommt heraus, warum das so ist. Und zwar durch Herrn Wieler vom RKI: Der weitaus größte Anteil der Covid-Inten­siv­pa­ti­enten sind Migranten.

Die CDU-Poli­ti­kerin Erika Steinbach zitierte diesen Artikel auf Twitter und wurde natürlich ziemlich ange­fahren, sie sei eine Schande für Deutschland, sie lüge und wolle nur zu Gunsten der AfD Hass schüren und Stimmen durch ras­sis­tische Debatten zu erhalten. Lus­ti­ger­weise sagt der Kom­men­tator „Jüli­enTea“ dann zum Abschluss: „Die beste Waffe: Wahrheit, Demo­kratie und Gerechtigkeit.“

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Ja, nun ist sie da, die Wahrheit, und sie wird Jüli­enTea gar nicht gefallen. Leider liegt der ent­spre­chende BILD-Artikel hinter einer Bezahl­schranke, aber die Aus­sagen des Prä­si­denten des Robert Koch Insti­tutes, einer staat­lichen Behörde sind mehrfach zitiert und stehen im Netz:

„Auf den Inten­siv­sta­tionen in Deutschland scheint ein sehr großer Teil der schweren Coro­na­fälle Pati­enten mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund zu sein. Diese Tat­sache wird offenbar in der Bun­des­re­gierung als Tabu emp­funden, wie aus einem Gespräch von RKI-Chef Prof. Lothar Wieler (60) und Chef­ärzten hervorgeht.

Danach macht den Medi­zinern unter anderem Sorge, dass es hohe Anste­ckungs­zahlen auf­grund sprach­licher Bar­rieren gibt. Ihre zweite Sorge: In der Bun­des­re­gierung wollte das Thema offenbar niemand auf­greifen – aus Angst vor einer Rassismus-Debatte.“

Diese Sätze fallen in einem Gespräch zwi­schen RKI-Prä­sident Lothar Wieler und Klinik-Chef­ärzten am 14. Februar dieses Jahres:

Die Bild-Zeitung zitiert in diesem Zusam­menhang den Leiter der Lun­gen­klinik Moers, Thomas Voshaar. Der Medi­ziner habe unter Verweis auf Erhe­bungen vom November und Dezember 2020 sowie von Anfang Januar 2021 gesagt: „Diese zeigen sehr deutlich, dass es offen­sichtlich eine Gruppe gibt, die die Politik mit Corona-War­nungen über­haupt nicht erreicht. Das sind Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund.“ Nach seiner Kenntnis „hatten immer über 90 Prozent der intu­bierten, schwerst­kranken Pati­enten einen Migra­ti­ons­hin­ter­grund“. Man habe sich intern darauf geeinigt, „dass wir solche Kranke als ‚Pati­enten mit Kom­mu­ni­ka­ti­ons­bar­riere‘ bezeichnen wollen“. 

Und weiter zitiert die Ber­liner Zeitung:

„In dem Bild-Bericht wird darüber hinaus RKI-Chef Lothar Wieler mit den Worten zitiert: „Ich habe das genauso gehört. Aber es ist ein Tabu. Ich habe ver­sucht, auf bestimmte Men­schen zuzu­gehen. Wir müssen über Imame auf diese Reli­gi­ons­gruppe ein­gehen. Das Ganze hat für Berlin riesige Aus­wir­kungen. Das ist ein echtes Problem.“ Seine Aus­sagen wolle Wieler aller­dings nicht als abschlie­ßende Fest­stel­lungen ver­standen wissen. Es habe sich nicht um ein öffent­liches Exper­ten­ge­spräch, sondern um einen per­sön­lichen, infor­mellen Aus­tausch gehandelt.“ 

In der BILD werden weitere Äuße­rungen Wielers wiedergegeben:

Wieler betonte in dem Gespräch, ihm sei diese Pro­ble­matik bekannt. „Ich habe das genauso gehört. Aber es ist ein Tabu. Ich habe ver­sucht, auf bestimmte Men­schen zuzu­gehen. Wir müssen über Imame auf diese Reli­gi­ons­gruppe ein­gehen. Das Ganze hat für Berlin riesige Aus­wir­kungen. Das ist ein echtes Problem.“

(…)

„Da sind Par­al­lel­ge­sell­schaften mitten in unserem Land. Wenn man dort etwas aus­richten will, klappt das nur mit bein­harter Sozi­al­arbeit in den Moscheen. Und da kommen wir nicht rein. Und das ist Mist. Diese Gruppe besteht aus vier Mil­lionen Men­schen in Deutschland. Das ent­spricht einem Anteil von 4,8 Prozent. Auf den Inten­siv­sta­tionen liegen aber deutlich über 50 Prozent aus dieser Gruppe.“ 

Der Leiter der Lun­gen­klinik Moers, Thomas Voshaar, wird von BILD noch einmal zitiert:

„Voshaar habe Gesund­heits­mi­nister Jens Spahn (40, CDU) über seine Erkennt­nisse infor­miert. Er sagte in der Schalte: ‚Alle die ich gesprochen habe, bis hin zu Herrn Spahn haben gesagt: OGot­to­Got­toGott.‘“ 

Das kann man sich lebhaft vor­stellen. So etwas ist nach heu­tiger Lesart blanker Ras­sismus, egal ob es harte Fakten sind oder nicht. Und davor hat man natürlich furchtbar Angst im Kanz­leramt. Das Jahr 2015 ist und bleibt unver­gessen und seitdem werden dauernd zum einen Beschwich­ti­gungs-Eier­tänze auf­ge­führt, um nur ja die nega­tiven Folgen davon nicht zugeben zu müssen und zum anderen wird jedem, der da in Richtung „Migranten“ irgend­etwas Kri­ti­sches andeutet, egal warum, mit der Nazi- und Ras­sis­mus­keule und Rechts­extre­mismus gedroht.

Nun ist ihnen die Wahrheit aber auf die Füße gefallen und die Katze jetzt aus dem Sack. Die BILD schreibt weiter, dass Herr Spahn die War­nungen in Bezug auf den hohen Migran­ten­anteil unter den schweren Covid-Fällen „über­haupt nicht ans Kanz­leramt wei­ter­ge­leitet“ habe. Bei den Corona-Gipfeln der Kanz­lerin sollen diese, den Medi­zinern bekannte Fakten, nie ein Thema gewesen sein. Sieh an. Die Minister und Minis­ter­prä­si­denten ziehen auch schon vor­beugend den Kopf ein und trauen sich nicht, gegenüber der Kanz­lerin die Fakten anzusprechen?

Im Gegenteil, Minister Spahn, wie die BILD süf­fisant anmerkt, hatte noch im November in der FAZ erklärt:

„Einen Zusam­menhang zwi­schen der Ver­breitung des Virus und der Zuge­hö­rigkeit zu einer Religion gibt es nicht. Kul­tu­relle Gepflo­gen­heiten hin­gegen können die Aus­breitung des Virus erleichtern.“

Sind wir eigentlich im Regie­rungsstil á la Nord­korea angekommen?

In Öster­reich und in der Schweiz sieht es übrigens nicht anders aus. Am 2. Dezember schrieb die Basler Zeitung in ihrer Druck­ausgabe „70 Prozent Migranten in den Spi­tal­betten“:

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„Nach Angaben von Pfle­ge­fach­leuten belegen über­durch­schnittlich viele Corona-Pati­enten mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund die Inten­siv­sta­tionen. Offi­zielle Zahlen gibt es dazu nicht. Wer die Corona-Krise stu­diert, dem fällt auf, dass ein Zusam­menhang zwi­schen Migration und hohen Infek­ti­ons­zahlen besteht. (…) mitt­ler­weile hat sich Gesund­heits­per­sonal von Spi­tälern in der Region bei regio­nalen Medien gemeldet. Auch bei der BaZ, unter der Prä­misse, anonym bleiben zu können «aus Angst vor beruf­lichen Kon­se­quenzen». Den Pfle­genden ist auf­ge­fallen, dass in den Corona-Spi­tal­zimmern, ins­be­sondere auf der Inten­siv­station, eine über­wie­gende Mehrheit der Pati­enten einen Migra­ti­ons­hin­ter­grund hat. (…) Nach Durch­sicht der Daten auf einer Inten­siv­station in einem wei­teren Spital in der Nord­west­schweiz wurde sogar ein Spit­zenwert von 83 Prozent Pati­enten mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund in den ver­gan­genen Tagen ermittelt. (…) Solche Zahlen hielt Baselland — wohl auch aus Poli­tical Cor­rectness — bis vor kurzem unter Ver­schluss und wies Anste­ckungs­zahlen nur auf Ebene der groß­räu­migen Bezirke aus. (…) Dass die Behörden angeblich im Blindflug unterwegs sind und die vor­han­denen Daten weder aus­werten noch Erkennt­nisse daraus schöpfen, mag Landrat Hans­peter Weibel (SVP) nicht ver­stehen. «Es kann nicht sein, dass Inten­siv­betten und Beatmungs­plätze über­pro­por­tional von Per­sonen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund belegt sind und des­wegen planbare Ope­ra­tionen hin­aus­ge­schoben werden müssen.“

In Öster­reich das­selbe Bild. In dem Beitrag „Wiener Spi­talsarzt: 60 Prozent unserer Inten­siv­pa­ti­enten haben Migra­ti­ons­hin­ter­grund“ schildert der Inten­siv­me­di­ziner Burkhard Gus­torff von der Klinik Otta­kring seine Beob­ach­tungen in einem Interview. Auch er bestätigt einen „ver­hält­nis­mäßig hohen Anteil“ an Migranten in den Inten­siv­betten Wiens:

„Was meinen Sie eigentlich mit ‚ver­hält­nis­mäßig hoher Anteil‘“?

„Im Moment sind es rund 60 Prozent.“

„Und zuvor?“

„Mit dem Beginn der zweiten großen Infek­ti­ons­welle war der Anteil noch höher und hat dann wieder langsam abgenommen.“

„Auf die aktu­ellen rund 60 Prozent?“

„Ja.“

(…)

„Erst gestern habe ich mich mit meh­reren Kol­legen aus den Bun­des­ländern unter­halten. In urba­neren Gebieten wurde eine ähn­liche Ent­wicklung wie in Wien beob­achtet – also mit einem zunächst sehr hohen Anteil an Pati­enten mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, der mitt­ler­weile etwas weniger geworden ist. In sehr länd­lichen Regionen hin­gegen, bei­spiels­weise im Bur­genland und in Teilen Nie­der­ös­ter­reichs, wurde dieses Phä­nomen gar nicht festgestellt.“

„Viel­leicht, weil in diesen Regionen kaum Migranten leben?“

„Ver­mutlich, ja.“

Wir dürfen gespannt sein, welche Schlüsse und Kon­se­quenzen die Politik aus diesen Fakten zieht.