Man konnte ja rückwärts zählen, nachdem BILD und andere Seiten (wir auch) über eine informelle Gesprächsschalte zwischen dem Leiter des RKI, Lothar Wieler und verschiedenen Chefärzten von Kliniken, darunter auch der Chefarzt der Bethanienklinik, Thomas Voshaar, berichtet hatten. Aus diesem Gespräch wurden in BILD einige Passagen zitiert. Und es war die übereinstimmende Meinung der Chefärzte, dass „mindestens die Hälfte, teilweise bis zu 90% der Covid-Intensiv-Patienten“ in den Kliniken Menschen mit Migrationshintergrund sind. Damit war aus dem wahrscheinlich inoffiziellen, vertraulichen Gespräch eine mediale Bombe geworden. Jetzt wird verzweifelt versucht, die Bombe zu entschärfen. Zu spät.
Was wurde denn behauptet?
Wörtlich wiedergegebene Passagen machen das Leugnen schwer
BILD zitierte in dem inkriminierten BILD-Beitrag wörtliche Passagen von Herrn Dr. Lothar Wieler in Bezug auf den immens hohen Anteil der Covid-Intensivpatienten mit Migrationshintergrund:
„Ich habe das genauso gehört. Aber es ist ein Tabu. Ich habe versucht, auf bestimmte Menschen zuzugehen. Wir müssen über Imame auf diese Religionsgruppe eingehen. Das Ganze hat für Berlin riesige Auswirkungen. Das ist ein echtes Problem.“
Der Leiter der Lungenklinik Moers, Thomas Voshaar, wird in BILD wörtlich so zitiert:
„Voshaar habe Gesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU) über seine Erkenntnisse informiert. Er sagte in der Schalte: ‚Alle die ich gesprochen habe, bis hin zu Herrn Spahn haben gesagt: OgottoGottoGott.‘“
Und ganz klar die Zuordnung:
„Da sind Parallelgesellschaften mitten in unserem Land. Wenn man dort etwas ausrichten will, klappt das nur mit beinharter Sozialarbeit in den Moscheen. Und da kommen wir nicht rein. Und das ist Mist. Diese Gruppe besteht aus vier Millionen Menschen in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 4,8 Prozent. Auf den Intensivstationen liegen aber deutlich über 50 Prozent aus dieser Gruppe.“
Die Katze ist also aus dem Sack. Und zwar ganz weit draußen.
Das sind nur ein paar Passagen, aber die sind unmissverständlich.
Was jetzt? Wie kann man das jetzt wieder einfangen? Eigentlich gar nicht. Diese Äußerungen sind deutlich, und es wird auch klar, dass die Gesprächsteilnehmer sich der Brisanz dieser Tatsache bewusst sind. Auch, dass es kaum eine Lösung für das Dilemma gibt, weil man an diese „Gruppe“ gar nicht herankommt („und da kommen wir nicht rein“), weil diese Leute nicht gehorsam sind und sich vom deutschen Staat nichts vorschreiben lassen.
Das aber bedeutet, dass man der „Corona-Pandemie“ auch nicht Herr werden wird. Denn aus dieser „Gruppe“ wird das Virus immer neu aufflammen, da kann man den Lockdown bis zum Sankt Nimmerleinstag durchziehen, bis hier alles in Grund und Boden gewirtschaftet ist und überhaupt nichts mehr geht. Außerdem lässt sich dann irgendwie nicht mehr so richtig begründen, warum man bei dieser „Gruppe“, wie auch bei Klima-Demos, wo die Menschen eben doch allen Verboten zum Trotz, nahe beisammen sind, nicht einschreitet. Keine Polizei weit und breit – und bei Demos für die bürgerlichen Freiheiten und Menschenrechte knüppelt die Polizei wehrlose Bürger nieder wegen Verstoßes gegen die Eindämmungsmaßnahmen. Das kann kaum noch jemandem einleuchten.
Das sind offenbar Fakten. Darum auch das „ OgottoGottoGott“.
„correctiv!“ muss an die Front und retten, was zu retten ist
Wahrscheinlich gab es in der „correctiv!“-Redaktion eine sehr schwierige Redaktionskonferenz. Die Leute können einem schon fast leid tun. Ersteinmal: Sie haben tapfer geschrieben und es versucht. Ein bisschen „300-Spartaner-an-den-Thermopylen“-Atmosphäre haucht einen aus diesen Zeilen an. Hat schon was: Schraven als der Leonidas der Berliner Republik.
Was kann man denn als Faktenchecker da überhaupt noch reißen? Leonidas hat kein Schwert in der Hand, maximal ein Taschenmesser.
Erstes Problem:
Herrn Dr. Lothar Wieler als rechtsradikalen Rassisten und Covidioten nieder zu machen, scheidet aus. Das würde eine Staatskrise. Das RKI ist die Festung „Helms Klamm“. Wenn die fällt, platzt der ganze Corona-Ballon.
Zweites Problem:
Man kann dieses Problem, dessen Namen man nicht nennen darf, auch nicht direkt als Lüge oder böswillige Erfindung der Chefärzte bezeichnen. Es wird ja sehr deutlich, dass die Chefärzte sich so vorsichtig wie möglich ausdrücken: „Nach seiner Kenntnis „hatten immer über 90 Prozent der intubierten, schwerstkranken Patienten einen Migrationshintergrund“. Man habe sich intern darauf geeinigt, „dass wir solche Kranke als ‚Patienten mit Kommunikationsbarriere‘ bezeichnen wollen“.
Es wird deutlich, dass die Kliniken tatsächlich ernste Probleme mit diesen Umständen haben und sich einfach keinen Rat mehr wissen.
Bild schreibt: Danach macht den Medizinern unter anderem Sorge, dass es hohe Ansteckungszahlen aufgrund sprachlicher Barrieren gibt. Ihre zweite Sorge: In der Bundesregierung wollte das Thema offenbar niemand aufgreifen – aus Angst vor einer Rassismus-Debatte.“
Das ist ja schon mehr als vorsichtig formuliert. Das Problem ist der Elefant im Porzellanladen und selbst, wenn man ihn weiß tüncht und Blümchen draufmalt, bleibt es der Elefant. Jeder weiß es, und keiner wagt es zu sagen.
Drittes Problem:
Eine echte, statistische Erhebung zu dem wahren Prozentsatz von Migranten in den Covid-Intensivbetten zu fordern, ist keine Option. Der Schuss könnte gewaltig nach hinten losgehen. Das wird am besten gar nicht erst angedacht. Das könnte eine Klarheit schaffen, die nicht wirklich erwünscht ist.
Bemühte Sprach- und Statistik-Klauberei als faule Lösung
Die Katze kommt nicht in den Sack zurück. Man kann nur noch behaupten, dass die Katze keine Katze ist und der Sack kein Sack. Was also bleibt, ist Erbsenzählerei und die ist peinlich durchsichtig.
Die Überschrift über dem Artikel von „Faktenchecker“ correctiv! lautet:
Es wird wohl stimmen, dass es keine Statistiken in den Kliniken gibt, die die Herkunft von Covid-Patienten erfasst. Ja, und? Die Chefärzte geben ja auch keine genauen Zahlen an. Es ist von einem „Großteil“ der Covid-Intensivpatienten die Rede, irgendetwas zwischen 50 und 90 Prozent. Da kommt es nicht auf Stellen hinter dem Komma an. Wer Migrant ist, ist in vielen Fällen erkennbar, auch am Namen. Die Aussage Dr. Wielers: „Diese Gruppe besteht aus vier Millionen Menschen in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 4,8 Prozent. Auf den Intensivstationen liegen aber deutlich über 50 Prozent aus dieser Gruppe.“ Das ist unmissverständlich. Da kommt es auf zehn Prozentpunkte rauf oder runter nicht an.
Die Rüge von „correctiv!“: „Zur Herkunft oder Religion von Covid-19-Patienten gibt es keine statistische Grundlage. Laut RKI und der Klinik wurden die Aussagen der zitierten Personen von der Bild aus dem Kontext gerissen“, zieht nicht. Der Kontext ist absolut simpel: Sind Migranten in den Covid-Intensiv-Abteilungen überrepräsentiert oder nicht.
Ob „diese Gruppe“ nun zehnmal oder achtmal oder fünfzehnmal überrepräsentiert ist, ist nicht das Thema. Es geht um das Faktum und darum, dass man es nicht sagen darf, was eine Lösung des Problems nicht möglich macht. Es ist eben ein Tabu.
Die ganzen, durchsichtigen Klimmzüge von „correctiv!“ beweisen das geradezu plakativ.
Konstruierte Islamophobie und Eiertänze
Daher klammern sich die correctivler verzweifelt an den Strohhalm „Religion“. „Correctiv!“ schreibt: „Wieler sagte außerdem laut Bild, man müsse über Moscheen an diese Menschen herangehen – daraus wird deutlich, dass hier Menschen mit muslimischem Glauben gemeint sind. Der RKI-Chef wird zitiert mit den Worten: ‚Auf den Intensivstationen liegen deutlich über 50 Prozent aus dieser Gruppe.‘“
Lieber Leser, schauen Sie genau hin. Was fehlt da? Hier wird dieser Teil weggelassen:
„Diese Gruppe besteht aus vier Millionen Menschen in Deutschland. Das entspricht einem Anteil von 4,8 Prozent. Auf den Intensivstationen liegen aber deutlich über 50 Prozent aus dieser Gruppe.“
Diese Feststellung, die einfach besagt, dass MIGRANTEN im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung überproportional hoch in den Corona-Intensiv-Stationen liegen, wird durch die Weglassung so umgemünzt, als hätte Dr. Wieler behauptet, dass gläubige MUSLIME im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung überproportional hoch in den Corona-Intensiv-Stationen liegen.
Das ist unsauber.
Dann lesen wir noch in dem schriftlichen correctiv-Eiertanzturnier:
„Was genau Wieler und Voshaar in dem Gespräch gesagt haben, lässt sich nicht nachprüfen.“
Oh doch. Denn „correctiv!“ hat die wörtlichen Zitate ja selbst verwendet und reißt übrigens selbst Formulierungen aus dem Kontext (s.o.).
Und dann will es keiner gewesen sein …
Dann hat man bei „correctiv!“ als unglaublich investigative Journalisten und Faktenchecker auch noch das RKI befragt. Nicht Herr Dr. Wieler antwortet, sondern eine Sprecherin des RKI ließ per E‑Mail wissen:
„Es handelte sich nicht um ein öffentliches ‚Expertengespräch‘, sondern um einen persönlichen, informellen Austausch. Die Inhalte sind nach der Erinnerung von Herrn Wieler in einigen Teilen nicht korrekt wiedergegeben. Insbesondere erfolgten keine abschließenden Feststellungen, sondern nur Überlegungen. Das haben wir dem Bild-Journalisten auch so mitgeteilt.“
Yepp. Ganz genau. Das ist es ja gerade. Die Herren in der Konferenzschaltung haben nicht gewusst, dass das an die Öffentlichkeit kommen würde. Deshalb haben sie zwar vorsichtig, aber relativ offen über unangenehme Fakten geredet. Woher BILD wohl Kenntnis davon bekommen hat? Die Ärzte haben ja auch nicht behauptet, dass sie genaue Statistiken führen oder haben. Sie haben nur ein offenkundiges, sichtbares Problem beschrieben.
Die Formulierung, dass „nach der Erinnerung von Herrn Wieler“ die Inhalte in „einigen Teilen nicht korrekt“ wiedergegeben wurden … schwammiger geht es nicht. Nun ja, dass in brisanten Situationen, wenn Inoffizielles plötzlich in der Zeitung steht, Politiker instantan an Erinnerungslücken leiden, ist nichts Neues (und Herr Dr. Wieler ist Chef einer Bundesoberbehörde).
Es seien „keine abschließenden Feststellungen, sondern nur Überlegungen“ erfolgt … Was soll das jetzt? Will man andeuten, dass die Herren (und Damen?) in der Besprechungsschalte im Delirium wild ratend vor sich hingebrabbelt haben?
Nun versuchen die Beteiligten dieser Besprechungsschalte sich irgendwie herauszuwinden. Die Klinik des Herrn Chefarztes Dr. Voshaar lässt wissen:
„Wie wir der Bild-Redaktion auf Anfrage mitgeteilt haben, hat kein offizielles Expertengespräch (wir ergänzen: auch keine Beratung) zu einem Zusammenhang zwischen Covid-Patient*innen mit schwerem Verlauf und gehäuften sozialen Merkmalen stattgefunden, an dem Dr. Thomas Voshaar teilgenommen hat. Insbesondere hat Dr. Thomas Voshaar keine systematischen Abfragen in Kliniken vorgenommen, die repräsentative Ergebnisse zur o. g. Korrelation liefern. Vielmehr hat er über einzelne Gespräche mit befreundeten Intensivmedizinern und Lungenfachärzten berichtet sowie über eigenen Beobachtungen.“
Das ist eine Bestätigung, dass das alles eben doch so geschehen ist, wie die Bild geschrieben hat. Herr Dr. Voshaar hat sich auch woanders umgehört unter Kollegen. Es ist nicht nur in seine Klinik so. Das hat Herr Dr. Wieler ja auch mit „Ich habe das genauso gehört. Aber es ist ein Tabu“ bestätigt.
Ob offiziell oder nicht, Beratung oder nicht. Die Fakten sind bekannt geworden. Natürlich versucht die Bethanienklinik in Moers ebenfalls, sich aus der Affäre zu ziehen. Auch hier ist das mit der Erinnerung dasselbe Problem: „Nach den Erinnerungen von Dr. Thomas Voshaar sind nicht alle Inhalte dieses Gesprächs korrekt wiedergegeben worden.“
Die von den Chefärzten vorgebrachten Fakten und Sorgen sind in der Welt, und sie sind ein Problem. Die Politik, insbesondere Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, ignoriert es nicht nur aktiv. Jedem, der es benennt, wird Lüge, Rassismus, Islamophobie unterstellt. Die Sache wird nur immer noch peinlicher, je bemühter die Schadensbegrenzer herumfabulieren.
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