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Tabu­thema: Kin­der­pro­sti­tution in Afgha­nistan & der deutsche Einsatz am Hin­du­kusch! (+Videos)

Ende März läuft das Mandat für den Bun­deswehr-Einsatz in Afgha­nistan aus. Die Frie­dens­ver­hand­lungen zwi­schen der afgha­ni­schen Regierung und den radi­kal­is­la­mi­schen Taliban sind nämlich bis dahin noch nicht abgeschlossen.

Deshalb wirbt Bun­des­au­ßen­mi­nister Heiko Maas jetzt für ein neues Bun­des­tags­mandat; sprich: eine Ver­län­gerung des Ein­satzes am Hin­du­kusch, um auf „unter­schied­liche Sze­narien“ vor­be­reitet zu sein.

Welche „unter­schied­liche Sze­narien“ er damit meint, scheint unklar.

Kei­nes­falls meint er wohl die schänd­lichen „Umtriebe“, die ich nach­folgend betrachte und ein abso­lutes Tabu­thema sind!

Im Januar 2012 ver­öf­fent­lichte ich einen Exklusiv-Artikel zum Thema Kin­der­pro­sti­tution in Afgha­nistan und der deutsche Einsatz am Hin­du­kusch. Wie ich aus ver­trau­lichen Quellen erfuhr, besteht das nach­fol­gende System des orga­ni­sierten Kin­des­miss­brauchs noch immer.

Deshalb hat der nach­fol­gende Artikel nichts, aber auch gar nichts von seiner Brisanz verloren …

Januar 2012:

Erst gestern gingen die Schlag­zeilen um die Welt, dass zwei zehn­jährige Kinder von bri­ti­schen Sol­daten in Afgha­nistan miss­braucht wurden. Der afgha­nische Prä­sident Hamid Karzai for­derte die Regierung in London auf, umgehend eine Unter­su­chung ein­zu­leiten und die Schul­digen zu bestrafen.

Damit hat Karzai Recht, aber er weiß wohl genau, dass es in seinem Land eine Tra­dition gibt, genannt „Bacha Bazi“, die Kri­tiker als Kin­des­miss­brauch ansehen. Auch Aus­länder sind immer wieder darin verwickelt.

Nach­folgend einige Videos dazu:

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Er birgt poli­ti­schen Spreng­stoff – der kürzlich von der Ent­hül­lungs­plattform Wiki­Leaks der Öffent­lichkeit zugänglich gemachte und „ver­trau­liche“ Bot­schafts­be­richt 09KABUL1651 vom 24. Juni 2009, den die US-Bot­schaft in Kabul an das US-Außen­mi­nis­terium in Washington kabelte. Nicht nur für die ame­ri­ka­nische, sondern auch für die deutsche Außenpolitik.

So ver­wundert es wohl kaum, dass das Wiki­Leaks-Cable weit­gehend igno­riert wird, steht doch vor­aus­sichtlich im Januar 2011 eine par­la­men­ta­rische Ent­scheidung für die Ver­län­gerung des Mandats für den Einsatz der Bun­deswehr am Hin­du­kusch bevor.

In dem US-Bot­schafts­be­richt gibt der damalige stell­ver­tre­tende Mis­si­onschef in Kabul, Joseph A. Mus­someli, ein am 23. Juni 2009 mit dem afgha­ni­schen Innen­mi­nister Mohammad Hanif Atmar geführtes Gespräch wieder.

Darin geht es unter anderem um einen skan­da­lösen Vorfall bei einer Abschieds­party des US-ame­ri­ka­ni­schen pri­vaten Sicher­heits- und Mili­tär­un­ter­nehmens Dyn Corp im Kunduz Regional Training Center (RTC) im April 2009, eines von den Ame­ri­kanern geführtes regio­nales Trai­nings­center, in dem afgha­nische Poli­zisten aus­ge­bildet werden.

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Bei dieser Ver­an­staltung soll es nicht nur zu Dro­gen­konsum, sondern auch zum „Kauf“ von „Dienst­leis­tungen eines Kindes“, von so genannten „Dancing Boys“ gekommen sein. Aus­län­dische Auf­trag­nehmer hätten die Jungen zur Unter­haltung „gemietet“, wie die bri­tische Zeitung The Guardian berichtet.

Auf­grund der Ermitt­lungen des afgha­ni­schen Innen­mi­nis­te­riums wurden zwei afgha­nische Poli­zisten und neun weitere Ein­hei­mische ver­haftet, die die Beschaffung der Jungen ermög­licht und dafür bezahlt hatten. Dancing Boys müssen sich oftmals pro­sti­tu­ieren und werden zum Sex weitergereicht.

Das Wiki­Leaks-Cable ver­an­schau­licht weiter, wie Innen­mi­nister Atmar vor einem Publik­machen des Vor­falls warnte, weil dies „Men­schen­leben gefährden“ könnte.

Ebenso fürchtete er nicht nur um das Image der aus­län­di­schen Sicher­heits­be­rater, sondern auch um sein eigenes Ansehen und schlug vor, dass die US-Regierung eine unab­hängige Kom­mission ein­richten soll, um die Vor­fälle zu untersuchen.

Von der afgha­ni­schen Bevöl­kerung ist fast die Hälfte unter fünfzehn Jahre alt. Vor allem in den nörd­lichen Regionen Kunduz und Masar e‑Sharif lebt die Tra­dition des Bacha Bazi.

Hierfür werden Jungen vom Kindes- bis zum Teen­ager­alter von lokalen Miliz­chefs, Kom­man­deuren und Geschäfts­männern von der Straße geholt, von armen Familien für geringe Geld­summen abge­kauft oder einfach entführt.

Ihre „Besitzer“, für die sie gleich­zeitig Eigentum und Sta­tus­symbol sind, schicken sie zu „Trainern“, zumeist Zuhältern, um sie in Gesang und Bewegung für den „Jungen-Tanz“ Bacha Bazi auszubilden.

Wenn sie nach rund einem Jahr so genannte Bacchis oder Dancing Boys sind müssen sie sich als Mädchen ver­kleiden, oftmals schminken und bei Ver­an­stal­tungen für ältere ein­hei­mische Männer tanzen.

Ihre „Besitzer“ miss­brauchen sie häufig selbst oder ver­mieten sie für Geld an Poli­tiker, Geschäfts­leute, Poli­zisten, Militärs, War­lords oder Mit­glieder der Sicherheitskräfte.

Das alles ist illegal, aber Teil eines regel­rechten Systems von Kin­der­pro­sti­tution. Bis in die höchsten Kreise der afgha­ni­schen Politik sind diese Bacha Bazi-Partys bekannt, werden aber als kul­tu­relle Tra­dition entschuldigt.

Aus dies­be­züg­lichen Recherchen des afgha­ni­schen Jour­na­listen Naji­bullah Quraishi ent­stand die Film­do­ku­men­tation The Warlord’s Tune: Afghanistan’s war on children, die im Februar 2010 bei ABC Aus­tralia aus­ge­strahlt wurde .

Darin erklärt ein afgha­ni­scher Insider, dass sich nicht alle Jungen zum Tanzen eignen, dafür aber für Sodomie oder andere Praktiken.

Für die Bun­des­re­gierung kann das Publi­zieren des Wiki­Leaks-Cable 09KABUL1651 hin­sichtlich der öffent­lichen Meinung ver­häng­nisvoll sein. Vor allem, wenn es um eine weitere Zustimmung für den Einsatz am Hin­du­kusch geht, der den Steu­er­zahler jährlich bis zu 430 Mil­lionen Euro (2010) kostet.

Denn gerade im Norden des Landes, in dem die Bacha Bazi-Praxis weit ver­breitet ist, hat die Bun­deswehr seit Juni 2006 im Rahmen der Inter­na­tional Security Assis­tance Force (ISAF) die Führung des Regio­nal­kom­mandos Nord übernommen.

Die ISAF soll die afgha­nische Regierung bei der Her­stellung funk­tio­nie­render Regie­rungs- und Basis- demo­kra­ti­scher Prin­zipien unter­stützen und zwar unter Wahrung der afgha­ni­schen Tra­di­tionen und Kultur.

Wie weit diese „Wahrung“ der ein­hei­mi­schen Tra­di­tionen betreffs Bacha Bazi nun tat­sächlich geht, scheint bezüglich des auf­ge­tauchten Wiki­Leaks-Cables fraglich.

Auch die Tat­sache, dass in dem Kin­des­miss­brauchs-Skandal afgha­nische Poli­zisten ver­strickt sind macht dies nicht besser. Schließlich unter­stützt das deutsche Bun­des­in­nen­mi­nis­terium den Aufbau der Afgha­ni­schen Natio­nal­po­lizei (ANP) mit bis zu 75 Mil­lionen Euro nicht nur finan­ziell, sondern mit rund 200 deut­schen Beamten auch per­sonell. Wohl aus diesem Grund blenden die deut­schen Ver­ant­wort­lichen den auf­ge­tauchten Wiki­Leaks-Bericht weit­gehend aus.

Auf meine dies­be­züg­liche Anfrage teilt das Bun­des­mi­nis­terium der Ver­tei­digung zu dem im Cable berich­teten Vorfall mit, dass dazu „keine Erkennt­nisse“ vor­liegen würden. Zudem würde es „keinen kon­kreten Hinweis auf diese Praxis (Bacha Bazi/d.A.) im Ver­ant­wor­tungs­be­reich des RC North“ geben. Die Bun­deswehr würde keinen Kin­des­miss­brauch dulden und „bei kon­kreten Hin­weisen in geeig­neter Weise dagegen vorgehen.“

Das Aus­wärtige Amt erklärt mir dazu dazu: „Es handelt sich bei den auf Wiki­leaks ver­öf­fent­lichten Doku­menten um interne und als ver­traulich ein­ge­stufte Berichte der US-Bot­schaften. Den Inhalt dieser ver­trau­lichen Berichte kom­men­tiert die Bun­des­re­gierung nicht.“

Das Aus­wärtige Amt ver­weist außerdem auf den Mitte Dezember 2010 vor­ge­stellten Fort­schritts­be­richt Afgha­nistan der Bun­des­re­gierung, der Bacha Bazi zwar nicht erwähnt, in dem es aber unter anderem heißt: „Die Men­schen­rechtslage in Afgha­nistan hat sich seit dem Sturz der Taliban 2001 ver­bessert, ent­spricht jedoch weit­gehend noch nicht inter­na­tio­nalen Stan­dards (…) Fort­schritte sind ins­be­sondere im Bereich der Frauen- und Kin­der­rechte (…) zu konstatieren.“

Einem anderen Thema, das sich die deutsche Bun­des­re­gierung annehmen will, ist „Kin­der­rechte im Islam“.

Ob dazu auch die Abhilfe der Bacha Bazi-Praxis gehört ist aus dem aktu­ellen Fort­schritts­be­richt Afgha­nistan nicht ersichtlich.

Das also meine Recherchen und Erkennt­nisse vor einigen Jahren.

An dem System von Bacha Bazi hat sich meinen Infor­ma­tionen nach nichts geändert.


Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de