US-Mili­tär­ana­lysten ent­hüllen: Sze­nario für einen NATO-Russland-Krieg!

Schon vor seinem Amts­an­tritt wet­terte der künftige US-Prä­sident Joe Biden unter anderem gegen Russland.

Dass mit diesem „Kriegs­treiber“ die Welt weitaus gefähr­licher werden wird, als mit seinem Vor­gänger Donald Trump, der als ein­ziger Prä­sident in den USA keinen Krieg geführt hat, liegt auf der Hand.

Kaum ver­wun­derlich also, dass bereits am 21. Januar 2021 ein Artikel in der Mili­tär­zeit­schrift „Overt Defense“ erschienen ist, der einen „umfas­senden Krieg zwi­schen Russland und dem Westen“ zum Thema hat. Ein solcher würde den Ana­lysten nach in der Ostsee-Exklave Kali­ningrad ent­schieden werden.

In  dieser Militär-Analyse geben sie einen sel­tenen Ein­blick, wie ein neuer Welt­krieg ablaufen könnte.

Nach­folgend gebe ich den Artikel aus der Mili­tär­zeit­schrift „Overt Defense“ (gekürzt) wieder:

Kali­ningrad Gambit – Prä­ven­tiv­streik­sze­nario der NATO

Die Stadt Kali­ningrad (Королевец) wird von fast 500.000 Ein­wohnern bewohnt. Es ist die Haupt­stadt des Kali­nin­grader Gebiets, des west­lichsten und libe­ralsten Teils Russ­lands, eine Exklave ohne Ver­bindung zum Rest des Landes. Es ist bekannt, dass Russen, die dort leben, in Polen arbeiten, wo die Löhne viel höher sind als in ihrem Hei­matland (…) Neben diesem freund­schaft­lichen Aus­tausch von Arbeit, Kapital und Gütern beher­bergt die Region Kali­ningrad jedoch fast 50.000 rus­sische Truppen und eine Reihe von Iskander-Kurz­stre­cken­ra­keten (SRBM), die in der Lage sind, tak­tische Nukle­ar­an­griffe auf die in der Region sta­tio­nierten NATO-Streit­kräfte durch­zu­führen Ost­deutschland, Polen und Tsche­chien. Es gibt wach­sende Besorgnis über das angeb­liche Vor­han­densein von Atom­waffen im Oblast Kali­ningrad .

West­liche Mili­tär­be­zirks­kräfte in Kaliningrad

Die im Oblast sta­tio­nierten 50.000 Sol­daten der rus­si­schen Streit­kräfte sind in drei separate Ein­heiten auf­ge­teilt. Dies ist ein wesent­liches Thema für die Ver­bindung der NATO mit den bal­ti­schen Staaten über die Suwalki-Lücke . Es ist jedoch auch ein Problem für die Russen selbst. Im Falle eines kon­ven­tio­nellen Kon­flikts in den bal­ti­schen Staaten würden sowohl das Separate Motor­ge­wehr­re­giment der 7. Garde als auch die Separate Motor­ge­wehr­brigade der 79. Garde wahr­scheinlich nach Litauen vor­dringen und die 336. Mari­ne­infan­terie-Brigade ver­lassen, um die Region zu ver­tei­digen. Wenn nicht, wäre das 11. Armee­korps gezwungen, seine Streit­kräfte entlang der Grenze zu ver­teilen, um das Kali­nin­grader Gebiet zu verteidigen.

Zum anderen erfolgt die Ver­sorgung der rus­si­schen Truppen in Kali­ningrad über die Ostsee. Die Russen sind stark auf eine unun­ter­bro­chene Logis­tik­kette von St. Petersburg nach Bal­tiysk ange­wiesen. Wir werden im Artikel weiter auf dieses Thema zurück­kommen, aber es ist ein erwäh­nens­werter Punkt.

Das Haupt­problem hierbei ist das Vor­han­densein der rus­si­schen S‑400-Systeme, die vom 22. Flug­abwehr-Rake­ten­re­giment betrieben werden. Ihre Reich­weite deckt den größten Teil des pol­ni­schen Luft­raums Polens ab und bedroht aktiv jede NATO-Luft­un­ter­stützung für die Region. Die pol­nische Luft­waffe arbeitet an einer Lösung gegen die A2 / AD-Systeme, aber es wird eine Weile dauern, bis sie ein­ge­führt ist.

Pol­nische Offensivkräfte

Die Auf­stellung der pol­ni­schen Streit­kräfte in diesem Sze­nario ist opti­mis­tisch, aber möglich. Die Kom­po­nente der kom­bi­nierten mecha­ni­sierten Division würde aus den neu­esten und am besten aus­ge­stat­teten Ein­heiten bestehen, die für einen schnellen Schlag geeignet sind. Unter solchen Bedin­gungen sprechen wir von einer Streit­macht von rund 30.000 Sol­daten. Dennoch sind Schwächen sichtbar. Die 16. mecha­ni­sierte Brigade ist haupt­sächlich mit dem post­so­wje­ti­schen BMP‑1 und ver­al­teten Sys­temen aus­ge­rüstet. Dann gibt es das Problem einer unzu­rei­chenden Trans­port­flug­zeug­flotte, um die 6. Luft­lan­de­brigade einzusetzen.

Die stärksten und zuver­läs­sigsten Streit­kräfte wären die 1. Pan­zer­brigade, bestehend aus Leopard 2A5 und dem neuen Leopard 2PL , die 17. mecha­ni­sierte Brigade, die voll­ständig mit Wol­verine-IFVs aus­ge­stattet ist , und die SOF-Kom­po­nente, die aus zwei Ein­heiten besteht, die amphi­bi­sches Ein­setzen und Über­fallen durch­führen können (GROM und Formoza) ) mit pol­ni­schen Kom­mandos, die sich auf die Ablenkung hinter feind­lichen Linien spe­zia­li­siert haben. Der positive Faktor ist die Tat­sache, dass die 1. Pan­zer­brigade mehr Panzer haben würde als die geplanten 30–90 T‑72B3 des 11. Pan­zer­re­gi­ments und die ver­blei­benden T‑72B1 in Kaliningrad.

Vier Haupt­ziele

In diesem Sze­nario hat der Angreifer vier Haupt­ziele zu erfüllen:

1. Neu­tra­li­sierung der SRBM-Trä­ger­ra­keten und der rus­si­schen Fähigkeit, Atom­waffen in begrenzten Atom­kriegen einzusetzen.
2. Ver­krüppeln Sie die Hafen­in­fra­struktur von Bal­tiysk und die dort vor­han­denen Schiffe der bal­ti­schen Flotte, um Gegen­maß­nahmen zu verhindern.
3. Zer­stören Sie die in der Region vor­han­denen A2 / AD-Systeme von S‑400.
4. Liqui­dieren Sie die rus­si­schen Streit­kräfte in Kali­ningrad, um die bal­ti­schen Staaten und die Suwalki-Lücke zu sichern.

Geschwin­digkeit und Über­ra­schung wären hier uner­lässlich. Die Position der pol­ni­schen Streit­kräfte ist zunächst nicht einfach. An der rus­si­schen Grenze ver­sam­melte Streit­kräfte müssen ein wald­reiches Gebiet voller Seen durch­queren. Die Ver­la­gerung der rus­si­schen Streit­kräfte wäre zum pol­ni­schen Vorteil, wenn die 79. Garde der Sepa­raten Motor­brigade in Gusev bleibt. Die Ver­treibung der rus­si­schen Artil­lerie und ein kon­zen­triertes Sperr­feuer könnten die Polen jedoch effektiv fest­sitzen, bevor sie über­haupt die Grenze überschreiten.

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Neu­tra­li­sierung der Iskander

Die SRBM-Trä­ger­ra­keten stellen eine unmit­telbare Bedrohung für die NATO-Streit­kräfte und die Nach­bar­staaten dar. Ange­sichts des Ver­dachts der Anwe­senheit der in Kali­ningrad plat­zierten Atom­spreng­köpfe ist eine rasche Ope­ration zur Zer­störung der rus­si­schen Start­fä­higkeit uner­lässlich. In diesem Fall scheint das Ein­fügen eines pol­ni­schen SOF eine Option zu sein. „Iskander Hunter“ ‑Teams, ähnlich denen, die während des Golf­krieges zur Jagd auf ira­kische Scud-Trä­ger­ra­keten ein­ge­setzt wurden, infil­trierten Standorte und for­derten Prä­zi­si­ons­ar­til­lerie- oder Rake­ten­an­griffe auf Iskander-Batteriestandorte.

Eine zweite Methode wäre ein vor­beu­gender Rake­ten­an­griff auf Stütz­punkte und Magazine, die Iskander und Raketen ent­halten könnten, ein­schließlich des Kali­ningrad Nuclear Stockpile Magazine.

Blo­ckade Baltiysks

Eine Blo­ckade des Hafens von Bal­tiysk ist Gegen­stand aktu­eller Diskussionen.
Polen ist mit NSM -Rake­ten­ab­wehr­bat­terien mit einer Reich­weite von 400 km aus­ge­stattet. Zusätzlich hat kon­ven­tio­nelle Artil­lerie in Form von 155 m langen Hau­bitzen mit Eigen­an­trieb die Reich­weite, um Bal­tiysk zu treffen. In diesem Fall könnte die bal­tische Flotte Russ­lands lang­fristig ein­ge­stellt werden . Unfähig, von Bal­tyisk aus zu segeln, das für Artil­le­rie­feuer anfällig ist, wären sowohl die Hafen­in­fra­struktur als auch die Schiffe außer Betrieb. Darüber hinaus ist Estland auch ein Benutzer von NSM-Raketen, die mit ihrer Reich­weite die öst­liche Ostsee abdecken. Dies bedeutet eine völlige Blo­ckade der See­ver­sor­gungswege nach Kali­ningrad und zwingt die Russen zu einer groß ange­legten Offensive, um zum 11. Armee­korps durchzubrechen.

Zer­störung von A2 / AD

Um das rus­sische Luft­ver­tei­di­gungsnetz zu lähmen, ist ein schneller Streik not­wendig. Die S‑400 kann auf die gleiche Weise wie die Iskander ver­krüppelt werden. Die Nähe zu den pol­ni­schen Streit­kräften ermög­licht jedoch einen direkten Angriff mit dem selbst­fah­renden Mehr­fach­ra­ke­ten­wer­fer­system WR-40 Lan­gusta, mit dem Ziele aus großer Ent­fernung getroffen werden können . Die Besei­tigung der rus­si­schen A2 / AD öffnet den Himmel für Luft­an­griffe gegen die im Kali­nin­grader Kessel ein­ge­schlos­senen Kräfte, wodurch schweres Gerät beseitigt und die Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keiten mobiler moto­ri­sierter Ein­heiten beein­trächtigt werden. Die Ver­wendung von UAVs zur Iden­ti­fi­zierung von Zielen für Artil­lerie-Streiks wäre optimal.

Liqui­dation der Kali­nin­grader Tasche

Der letzte Schritt, um einen ent­schei­denden Sieg in der Region zu erringen und die stra­te­gi­schen Ziele zu erreichen, ist die Zer­störung der ver­blei­benden rus­si­schen Streit­kräfte. Die Besei­tigung einer Tasche beträcht­licher feind­licher Streit­kräfte ermög­licht den Schutz der bal­ti­schen Staaten und ver­bessert die Ver­tei­di­gungs­at­tribute der Ost­flanke der NATO erheblich. Um eine Tasche feind­licher Streit­kräfte aus den eigenen Linien der NATO zu ent­fernen, wären weniger Streit­kräfte erfor­derlich, um die Front zu ver­tei­digen, wobei der Hafen von Danzig und die Dan­ziger Bucht vor dem Feind sicher sind. Die Anti-Schiffs-Rake­ten­bat­terien von Bal und Bastion in der Nähe von Kali­ningrad würden außer Betrieb gesetzt, wodurch das Gebiet für Mari­ne­ope­ra­tionen geöffnet und die zen­trale Ostsee für NATO-Schiffe gesi­chert würde.

Die anderen Optionen

Jeder andere Plan zum Aufbau einer Ver­tei­di­gungs­linie entlang der Suwalki Gap zeigt, dass im Falle eines kon­ven­tio­nellen Krieges die US-Streit­kräfte schwer geschlagen würden. Letztes Jahr führte das Marine Corps War College ein Kriegs­spiel durch, in dem die pol­ni­schen Streit­kräfte die Suwalki Gap-Linie ver­tei­digten. Innerhalb der ersten Stunden des Kon­flikts wurden die Polen geschlagen und ver­loren einen Großteil ihrer Streit­kräfte. Die RAND-Kriegs­spiele zeigten, dass US-Truppen im Falle eines glo­balen Kon­flikts den Kampf in den bal­ti­schen Staaten ver­lieren würden. Sogar General Ben Hodges hatte Angst vor der Leich­tigkeit, dass US-Streit­kräfte innerhalb von 48 Stunden in der Region über­rannt wurden .

In diesem Fall würde die NATO nicht nur als Ver­tei­diger auf­treten, sondern müsste einen Prä­ven­tiv­schlag durch­führen, um die Russen aus der ter­ri­to­rialen Exklave zu ver­treiben. Ob die Kes­sel­si­tuation ein­tritt, muss abhängig von der Leistung der Land­streit­kräfte jede Ope­ration, um dies zu tun, schnell, gewalt­tätig und ohne Verlust des Über­ra­schungs­ele­ments aus­ge­führt werden. Die NATO-Streit­kräfte in den bal­ti­schen Staaten müssten den rus­si­schen Angriff auf Kali­ningrad so lange wie möglich ver­zögern. Im Gegensatz dazu müssten die rus­si­schen Streit­kräfte in der Lage sein, schnell in die bal­ti­schen Staaten ein­zu­reisen. Laut C. Harris und FW Kagan in ihrer Zeitung Russian Military Posture: Ground Forces Order of BattleDie Ver­la­gerung rus­si­scher mecha­ni­sierter Ein­heiten entlang der let­ti­schen und est­ni­schen Grenze deutet auf die Bereit­schaft zu einem begrenzten hybriden Kon­flikt hin, nicht zu einem umfas­senden Krieg.

Fazit

Ob sich das Risiko lohnt, hängt von anderen Fak­toren ab, aber jede Maß­nahme, die die rus­si­schen Streit­kräfte innerhalb der ersten Tage eines Kon­flikts schwächt, kann für die Zukunft des Krieges in Mit­tel­europa von ent­schei­dender Bedeutung sein. Nach Abschluss der oben genannten Auf­gaben sollte ein lang­samer und geplanter Rückzug zur Weich­sel­linie begonnen werden, um die Ver­sor­gungs­lei­tungen zu ver­kürzen und Truppen auf dem für den Ver­tei­diger geeig­neten Gelände zu sammeln. Wir müssen uns daran erinnern, dass die weiten Ebenen Polens perfekt für gepan­zerte Ope­ra­tionen geeignet sind. An den Haupt­flüssen von Bug bis Elbe würden mit Sicherheit Fronten gezogen.

Ein Krieg in vollem Umfang ist heute eher ein unwahr­schein­liches Sze­nario. Die Gera­simov-Stra­tegie der Rus­si­schen Föde­ration kon­zen­triert sich auf die Aus­weitung des Ein­flusses des Kremls durch begrenzte Stell­ver­tre­ter­kriege mit Unter­stützung von Armee­kom­po­nenten. Wenn man die finan­zielle Situation Russ­lands hin­zufügt, die die Mög­lichkeit einer län­geren Kon­flikt­be­tei­ligung aus­schließt, kann man mit Sicherheit sagen, dass diese Bedrohung durch den glo­balen Atom­krieg glück­li­cher­weise keine Frage der abseh­baren Zukunft ist.

Quelle: https://www.overtdefense.com/2021/01/22/kaliningrad-gambit-nato-preemptive-strike-scenario/


Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de