Screenshot aus dem "Ibiza-Video". Quelle: Youtube, Exxpress

2 Jahre nach „Ibiza“ das gesamte Video: Kein Ruh­mes­blatt — aber Strache war nicht korrupt (+Videos)

Das inkri­mi­nierte Skan­dal­video mit den beiden FPÖ-Poli­tikern Johann Gudenus, ehe­ma­liger Frak­ti­ons­vor­sit­zender der FPÖ und Heinz-Christian Strache, ehe­ma­liger FPÖ-Par­tei­vor­sit­zender, ist nun heraus. Wer will, kann es jetzt bei der öster­rei­chi­schen Nach­rich­ten­seite Exx­press sieben Stunden lang anschauen. Skandal-Bomben sind keine mehr dabei. Aber der Gesamt­ein­druck ist zwei­schneidig. Die vier Per­sonen, die sich da auf der spa­ni­schen Feri­en­insel in einer Finca getroffen haben, spielen alle keine Ruh­mes­rollen. Doch eins wird unmiss­ver­ständlich klar: Der Vorwurf der Kor­ruption gegen Heinz-Christian Strache ist haltlos.

Der Ver­dacht der Kor­rum­pier­barkeit ent­stand durch bewusst irre­füh­rende Zusam­men­schnitte und durch Weg­lassen der Szenen, in denen Heinz-Christian Strache nach­drücklich und eisern jeden Versuch ihn zu kor­rum­pieren, abge­lehnt hat. Immer wieder wird das Thema, der Kauf der öster­rei­chi­schen Kro­nen­zeitung durch die ‚Olig­archin‘, ange­sprochen, geradezu imper­tinent. Die Dame wird zeit­weise sogar richtig unge­duldig, dass Herr Strache partout nicht anbeißt. Als der FPÖ-Chef dann endlich auf­brechen will, ver­sucht der Pri­vat­de­tektiv ihn auch noch zurück­zu­halten, offenbar, weil noch nichts richtig Belas­tendes im Kasten ist. Das­selbe beim öster­rei­chi­schen Süß­was­ser­verkauf. HC Strache dachte gar nicht daran, die Was­ser­rechte Öster­reichs zu ver­kaufen. Er sagte ganz klar: „Die Wasser-Geschichte kann nur so laufen – ganz klar – dass wir als Staat unser weißes Gold auf einer staat­lichen Ebene führen.“

Auch der geschickt erweckte Ein­druck, HC Strache sei ein Anti­semit, wird durch eine Ori­gi­nal­szene widerlegt. Herr Strache sagt klar und deutlich: „Grund­sätzlich hört sich bei Anti­se­mi­tismus alles auf.“

Des­gleichen ist der angeb­liche, inkri­mi­nierte „Novomatic“-Spruch Straches, „Novo­matic zahlt alle“, eben­falls her­bei­kon­struiert und ent­spre­chend zusam­men­ge­schnitten. Die öster­rei­chische Staats­an­walt­schaft nahm des­wegen Ermitt­lungen auf. Der Glücks­spiel­konzern Novo­matic musste Rede und Antwort stehen. Man halte sich strikt an Com­pliance-Regeln und der „Anschein, dass wir da Bestechungs­zah­lungen leisten oder ver­sprechen, ist für mich völlig aus der Welt gegriffen“, sagte der Casino-Mit­ei­gen­tümer Alex­ander M. vor dem Aus­schuss. Den Satz von Ex-Vize­kanzler Heinz-Christian Strache im Ibiza-Video konnte er nicht erklären. „Die Novo­matic macht so etwas nicht“, gab er zu wissen.

Ex-Vize­kanzler Strache hatte auch tat­sächlich etwas ganz anderes gesagt. Nämlich, dass solche krummen Dinger mit ihm gar nicht gehen, er mache so etwas nicht. Bei ihm habe es sowas auch noch nie gegeben.

Die „Exx­press“ erwähnt bei den Film­auf­nahmen aber auch eine etwas erklä­rungs­be­dürftige Szene, bei der es offenbar um einen Kolum­nisten der dis­ku­tierten „Kro­nen­zeitung“ geht:

„Ebenso haben die ‚Süd­deutsche Zeitung‘, der ‚Spiegel‘ und die Regio­nal­wo­chen­zeitung ‚Falter‘ lange Video-Pas­sagen über den ver­stor­benen Her­aus­geber der ‚Kronen Zeitung‘ und über einen Kolum­nisten der ‚Kronen Zeitung‘ nicht gezeigt und in ihren Berichten nicht erwähnt – obwohl der ‚Krone‘- Kolumnist, der angeblich eine poli­tische Kar­riere ange­strebt hat, von Strache im Video belastet wird (dem eXX­press liegt der gesamte Wortlaut dazu vor). Wer bei der ‚SZ‘ oder beim ‚Spiegel‘ oder beim ‚Falter‘ hatte Interesse daran, dass kein Wort über diesen mut­maß­lichen Polit­skandal um gewünschte Mil­lio­nen­zah­lungen im Film auftaucht?“

Tat­säch­liche Kor­ruption und Mil­lio­nen­zah­lungen inter­es­sieren den Spiegel und die Süd­deutsche plötzlich nicht? Oder passt es nicht ins poli­tische Feindbild?

Der skan­dalöse Zusam­men­schnitt von wenigen Minuten, der zu Anfang ver­breitet wurde, war also schlicht bös­willig. Etwas, was man gemeinhin eine Ver­schwörung nennt und gezielten Rufmord.

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Und die Medien haben es nicht nur mit­ge­macht, sie wussten auch sehr genau, was sie da taten, als sie im Mai 2019 dieses Video und die Häme-Artikel ver­öf­fent­lichten. Herr Strache hat schon recht: Um Auf­klärung ging es nie. Darum haben sich weder Spiegel noch die Süd­deutsche Zeitung geschert. Es ging eben nicht um Tat­sachen, sondern um Ver­leumdung und Schaden stiften. Das ist nicht Jour­na­lismus. Sicher werden sich die beiden Blätter nicht für das ent­schul­digen, was sie getan haben, wie Heinz-Christian Strache ver­mutet. Aber mal ehrlich: Das erwartet auch schon längst keiner mehr. Ist halt leider schief­ge­gangen. Und im links­grünen Lager wird man sowieso denken: „Es hat eh die rich­tigen, nämlich die ‚Rechten‘ FPÖ-ler getroffen.“

Die Rolle, die die beiden Medien in der Geschichte Europas gespielt haben, indem sie aus Deutschland heraus quasi einen Regie­rungs­putsch gegen die öster­rei­chische Regierung anzet­telten, ist eben­falls sehr unrühmlich.

Leider auch die der Herren Strache und Gudenus. Sie geben kein gutes Bild ab in dem umfang­reichen Film­ma­terial. Zu viel Alkohol, zu viel geraucht, den Mund zu voll genommen, sich wie die Gockel vor dem Lock­vogel-Weib auf­ge­führt, der angeb­lichen Olig­ar­chen­tochter „Aljona Makarowa“. Auch das Ver­halten der beiden Gast­geber, — die ‚Olig­ar­chen­tochter‘ und der Pri­vat­de­tektiv Julian H. — wirkt lin­kisch, nervös und teil­weise ziemlich prolohaft.

Und wer möchte den „nackerten Stösser-Musk’l“ (in Öster­reich eine Bezeichnung für einen Bier­bauch durch die Bier­marke Stösser) des Pri­vat­de­tektivs im Calvin-Klein-Unterhose in voller Schönheit in Groß­auf­nahme sehen? Und muss das sein, dass man Frau „Aljona“ nur in ein Badetuch gehüllt oder gar nackt her­um­laufen sieht? Immerhin wird klar, dass zwi­schen beiden mehr Pri­vates besteht, als behauptet. Sind sie Kom­plizen in einem Kom­plott gegen die Regierung? Haben sie ver­gessen, dass die Kameras laufen, als sie am Vor­abend des Treffens alles vor­be­reiten und den Wein schon mal kaltstellen?

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Die „Exx­press“ stellt fest, dass das Gesamt­video wie ein mise­rabel insze­niertes Stück einer ner­vösen Lai­en­schau­spiel-Truppe wirke.

Inter­es­san­ter­weise hatte Johann Gudenus offenbar schon sehr wohl Lunte gerochen, dass die junge Dame nicht das war, was sie vorgab zu sein. Das „Küchen­ge­spräch“ zeigt es. Exx­press ließ einen Rus­sisch-Dol­met­scher diese Szene übersetzen.

„Kom­plett weg­ge­lassen worden ist bei der im Mai 2019 prä­sen­tierten Mini-Version, wie Ex-FPÖ-Klub­obmann Johann Gudenus minu­tenlang in der Küche der Finca mit der ‚Olig­archin‘ spricht. Der für den eXX­press über­set­zende Rus­sisch-Dol­metsch sagt dazu: ‚Gudenus behauptet in dieser Kon­ver­sation, er hätte die ‚Olig­archin’ gegoogelt, er zeigt das auch pan­to­mi­misch. Er hätte sich ihren Pass ange­sehen’ und setzt sie so unter Druck. Sie lächelt ver­legen, redet wirr. Dann ver­lassen beide wieder die Küche, doch Gudenus sagt bei Strache kein Wort über seinen offen­sicht­lichen Verdacht.

Der Rus­sisch-Dol­met­scher zeigt sich auch ver­wundert, dass Gudenus ‚das gram­ma­ti­ka­lisch schlechte Rus­sisch‘ der ‚Olig­archin‘ nicht auf­ge­fallen ist: ‚Die Frau spricht wie ein Kind, oder eine Person ohne höherer Schuld­bildung. Oder wie wenn sie Rus­sisch irgendwann als Zweit­sprache hatte, aber lange nicht gesprochen hat. Sie macht beim Sprechen schlimme Gram­matik-Fehler.” 

Eine der Exx­press-Redak­teu­rinnen zieht ein sehr zutref­fendes Fazit: „Es bleibt ein Gefühl des großen poli­ti­schen Betrugs.“

Exx­press hat das Video­ma­terial in drei Teilen auf Youtube online gestellt. So kann sich jeder davon ein Bild machen. Hier die drei Teile des Wohnzimmergespräches:

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Die Gespräche auf der Ter­rasse der Finca kann man auf dieser Seite sehen (ist nicht auf Youtube).