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An Rosen aus Äthiopien für Europa klebt Blut! (+Videos)

Wenn Blumen sprechen könnten, dann würden sie von mise­rablen Arbeits­be­din­gungen, Hun­ger­löhnen, Gesund­heits­ri­siken und öko­lo­gi­schem Desaster in der Blu­men­in­dustrie Afrikas berichten. Für die Oromo ist der Kampf um die Rosen ein Über­le­bens­kampf. Denn immer neue Rosen­plan­tagen werden auf ihrem tra­di­tio­nellen Land in der Nähe des Flug­hafens der Haupt­stadt Addis Abeba angelegt. Äthiopien ist ein bedeu­tender Blu­men­pro­duzent – mit 300 Tonnen Blumen, die täglich expor­tiert werden. Che­mische Dün­ge­mittel, Pes­tizide, Fun­gizide, Insek­tizide, explo­siver CO2-Fuß­ab­druck, so sieht die geschenkte Auf­merk­samkeit aus. Mil­lionen Blumen werden nach Deutschland impor­tiert, haupt­sächlich auf dem Luftweg aus Afrika, Deutschland ist der größte Markt für Schnitt­blumen innerhalb der EU.

Blumen für die Welt statt Gemüse gegen den Hunger. Obwohl Mil­lionen Men­schen in Kenia und Äthiopien von Lebens­mit­tel­knappheit bedroht sind, landen in Aalsmeer, Nie­der­lande, wo die welt­größte Blu­men­auktion statt­findet, jede Woche allein aus Kenia 42 Fracht­flug­zeuge, deren Fracht Blumen für Europa sind. Kenia gilt neben Äthiopien als einer der „auf­stre­benden Sterne“ der glo­balen Blu­men­zucht­in­dustrie. Mil­lionen Rosen werden jedes Jahr aus Äthiopien nach Europa geflogen,  damit wir sie zum Valentins- oder Mut­tertag, zu Geburts­tagen oder einfach auch mal so ver­schenken können. Die Rosen finden sich auch in deut­schen Dis­countern. Ihre Rosen benö­tigen 45–60 Tage, dann können sie geerntet werden. Danach werden sie zu einem Gebäude trans­por­tiert, wo sie min­destens 4 Stunden zum Kühlen gelagert werden. Als nächstes werden sie sor­tiert und gebündelt und wieder für min­destens 12 Stunden in einen Raum mit einer Tem­pe­ratur von  2 ° C gestellt. Danach werden sie ver­packt und von der Rosenfarm zum Flug­hafen nach Addis Ababa trans­por­tiert, natürlich in einem Kühl­wagen. Neben den ver­schmutzten land­wirt­schaft­lichen Feldern und dem Grund­wasser sind bereits viele Kinder der Oromo Opfer von Krebs, während man sich in Europa an den Blumen erfreut. Nicht nur die Oromo sind betroffen, in der nor­däthio­pi­schen Region Tigray droht eine Hun­gersnot. Sollten Sie Blumen aus Äthiopien kaufen, fragen Sie sich, ob Sie einen Krieg mit­fi­nan­zieren wollen, denn die Düfte der Export­blumen aus Afrika sind nicht süß, sondern bitter. 

Blumen nach wie vor die belieb­testen Prä­sente –  doch zu welchem Preis?

 

Wir haben bereits mehrere Bei­träge über Blumen aus Afrika geschrieben und auf die dor­tigen Ver­hält­nisse hin­ge­wiesen. Die Blu­men­in­dustrie ist eine glo­ba­li­sierte Industrie. Sie ver­lagert sich zunehmend in Länder, die kli­ma­tisch und preislich die güns­tigsten Ver­hält­nisse bieten.

„Am Valen­tinstag geht es um Liebe, aber dieses Jahr bitten wir Sie, sich abzu­wenden und Stellung gegen Hass zu beziehen. Wir bitten Sie, äthio­pische und kenia­nische Blumen zu boy­kot­tieren, die von äthio­pi­schen Flug­ge­sell­schaften trans­por­tiert werden. Fragen Sie also bitte vor dem Kauf: Woher kommen die Blumen und wer hat sie ein­ge­flogen?“ so eine aktuelle Nach­richt aus Afrika. „Wenn die schönen roten Rosen, die Sie Ihren Liebsten an diesem Valen­tinstag schenken möchten, aus Äthiopien oder Kenia stammen, fragen Sie sich: Finan­zieren Sie damit einen Krieg?

Krieg und Blumen ver­mi­schen sich nicht. Am 4. November 2020 brach in Äthio­piens nörd­licher Tigray-Region ein bös­ar­tiger Krieg aus. Die äthio­pische Regierung hat eine häss­liche Kam­pagne zur Erstellung von Ras­sen­pro­filen gegen tigra­ya­nische Männer und Frauen geführt, auch wenn sie nichts mit dem Krieg zu tun haben. Tigra­yaner ver­loren ihre Arbeit, wurden ange­griffen und ras­sis­tisch belästigt. Ethiopian Air­lines – die Flug­ge­sell­schaft des Landes – hat an dieser Dis­kri­mi­nierung teil­ge­nommen. Tigra­ya­nische Mit­ar­beiter – Piloten, Caterer, Tech­niker und Sicher­heits­per­sonal – wurden ange­wiesen, zu Hause zu bleiben. Die New York Times berichtete am 12. Dezember: „Selbst der CEO der natio­nalen Flug­ge­sell­schaft Ethiopian Air­lines, ein eth­ni­scher Tigra­yaner, durfte das Land Anfang dieses Monats nicht ver­lassen. Ethiopian Air­lines ist ein wich­tiger Devi­sen­bringer des Landes und hilft bei der Finan­zierung des Krieges.

Berichte von Anwohnern, Medi­zinern und huma­ni­tären Gruppen ver­an­schau­lichen die Notlage der Men­schen in Äthiopien drei Monate nach dem Aus­bruch der Kämpfe zwi­schen dem Militär und der ehe­ma­ligen Regie­rungs­partei der Region, der Tigray People’s Libe­ration Front (TPLF), die um die Wie­der­be­lebung eines schwer beschä­digten Gesund­heits­systems in Tigray kämpft, so auch Reuters im Februar 2021

Äthiopien ist ein bedeu­tender Blu­men­pro­duzent – mit 300 Tonnen Blumen, die täglich expor­tiert werden.“ Siehe auch: An Rosen aus Äthiopien für Europa klebt Blut!

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„Ich besuchte eine nie­der­län­dische Rosenfarm in Ziway, Äthiopien, vor einigen Jahren. Unge­sunde Arbeits­be­din­gungen, sexuelle Beläs­tigung, Was­ser­mangel, öko­lo­gische Kata­strophe und es gibt noch viele weitere Gründe, keine Rosen aus Äthiopien zu kaufen,“ so Prof. Joost Dessein  auf Twitter.. 

41% der Kenianer haben keinen Zugang zu ver­bes­serten Was­ser­quellen, wodurch sie den unter­schied­lichen Risiken des Konsums von kon­ta­mi­niertem Wasser aus­ge­setzt sind.

In diesem Jahr erteilte die kenia­nische Regierung Ethiopian Air­lines den Auftrag, große Mengen kenia­ni­scher Blumen nach Europa zu trans­por­tieren. Auch in Kenia gibt es aus­rei­chend Gründe, diese Blumen zu boykottieren.

Die meisten Schnitt­blumen aus Kenia stammen aus einer bestimmten Region im Lande, und zwar aus Nai­vasha. Dort jedoch sei der Süß­was­ser­spiegel stets großen Schwan­kungen unter­worfen, auch schon ohne die Nutzung für die Schnitt­blu­men­pro­duktion. Da diese nun ständig wächst, droht das Süß­wasser aus dem Boden irgendwann zu ver­siegen. Das hätte kata­stro­phale Folgen für die auch ansonsten fast nur auf Agrar­pro­duktion aus­ge­richtete Wirt­schaft Kenias. Der Nai­vasha-See könnte aus­trocknen, mit schlimmen Folgen für das Umland.

Die meisten bei uns ange­bo­tenen Blumen kommen aus Ost­afrika, und für einen Strauß von – sagen wir – 15 Rosen wurde dort eine gut gefüllte Bade­wanne Wasser (150 l) ver­braucht. Zwi­schen 7 und 13 Liter Wasser stecken in jeder afri­ka­ni­schen Schnitt­blume. Indus­triell pro­du­zierte Schnitt­blumen sind inzwi­schen Kenias dritt­wich­tigster Export­ar­tikel. Obwohl in vielen Teilen Kenias eine Dürre herrschte und in der Haupt­stadt Nairobi das Wasser ratio­niert werden musste, bekam Kenia sogar den begehrten Preis Global Water Leaders Award 2017 auf dem Global Water Summit 2017 in Madrid. Das kostbare Gut Wasser ist in Kenia schon längst pri­va­ti­siert, und wer es sich leisten kann, bekommt auch Wasser. Denn derzeit haben von den drei Mil­lionen Ein­wohnern von Nairobi nur 50 Prozent direkten Zugang zu Lei­tungs­wasser. Der Rest bezieht Wasser von Kiosken, Händlern und ille­galen Verbindungen.

Auf Grund der Blu­men­farmen kommt es zu einer mas­siven Ein­wan­derung aus anderen afri­ka­ni­schen Ländern, die auf der Suche nach Arbeit sind. Die Men­schen denken, „die Straßen von Nai­vasha sind mit Gold gepflastert“, sagte ein Mit­glied der Lake Nai­vasha Water Resource. Die meisten Blu­men­ar­beiter sind Migranten und leben in Slums in der Stadt, ohne sanitäre Ein­rich­tungen, und sie ver­schmutzen eben­falls den See mit Wasch­mitteln und mensch­lichem Abfall. Die Blu­men­firmen haben auch den besten Zugang zu den Gewässern des Nai­vasha-Sees, der in der Tro­ckenzeit eine Was­ser­stelle für die Massai-Vieh­zucht war und sie in direkten Kon­flikt mit den Hirten gebracht hat, die ihnen den Zugang zum See versperrten.

Siehe Ost­afrika – Blumen für die Welt statt Gemüse gegen den Hunger – Locust invasion reaches Kenya, leaving devas­tation in its wake in Ethiopia and Somalia

Äthiopien Blu­menfarm in Ziway

Der Mil­li­arden-Dollar-Blu­men­markt

Äthiopien ist Afrikas zweit­größter Exporteur von Schnitt­blumen nach Europa. Die Nie­der­lande sind ein großer Markt und Investor. Europa bleibt auf Grund seiner rela­tiven geo­gra­fi­schen Nähe und guten Ver­kehrs­an­bindung das größte Ziel auch während der Pan­demie für Blumen aus Afrika. Blumen sind mit einem Umsatz von 1,31 Mil­li­arden US-Dollar im Jahr und einem Anteil von 20,6 Prozent an den Gesamt­ex­porten auch ein wich­tiger Devi­sen­bringer für Kenia.

Ethiopian Air­lines dürfen Kenias Blumen nach Europa liefern

Kenia ver­sucht, seine über­mäßige Abhän­gigkeit vom Markt der Euro­päi­schen Union zu stoppen, indem es neue Käufer auf den Märkten in Japan, Aus­tralien und China akqui­riert, während wei­terhin Anstren­gungen unter­nommen werden, um die Präsenz in viel­ver­spre­chenden Märkten wie Russland, der Türkei, Süd­korea und Indien zu erhöhen.

Doch auf Grund von Bestel­lungen für den bevor­ste­henden Valen­tinstag musste die Kapa­zität erhöht werden, sodass auch Ethiopian Air­lines Kenias Blumen nach Europa liefern darf.

„Wir haben mit der kenia­ni­schen Zivil­luft­fahrt­be­hörde gesprochen und sie haben Äthiopien erlaubt, jede Woche viel mehr Kapa­zi­täten bereit­zu­stellen, weil Kenya Airways uns nicht alles geben konnte, was wir brauchten“, sagte Clement Tulezi, CEO Kenya Flower Council laut Bloomberg.

 

Der Export von Blumen aus Äthiopien boomt.

Die Regierung von Frie­dens­no­bel­preis­träger Abiy Ahmed behauptet, in der äthio­pi­schen Kon­flikt­region Tigray nur «Recht und Ordnung» wie­der­her­stellen zu wollen. Doch durch den Krieg droht Mil­lionen Men­schen eine Hun­gersnot. Und es betrifft nicht nur Tigray, sondern auch die Oromo.

Kauf Blumen statt Toi­let­ten­papier – so wirbt Royal Flo­ra­Holland während der Pandemie.

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Holland ist die größte Schnitt­blu­men­pro­duk­ti­ons­nation weltweit, mit einem Verkauf von 45 Mil­lionen Blumen und Pflanzen pro Tag

Addis Alem ist eine Stadt in Äthiopien. Sie befindet sich in der Mirab Shewa Zone in Oro­miyaa, westlich von Addis Abbeba. Oromia ist eine der neun Ver­wal­tungs­re­gionen von Äthiopien. Rosen für Europa aus einem von Dürre geplagten Land stürzen die Oromo in die Armut. Immer neue Rosen­plan­tagen werden auf ihrem tra­di­tio­nellen Land in der Nähe des Flug­hafens der Haupt­stadt Addis Abeba angelegt.

Für die Oromo sind die Blumen der Liebe eher Blumen des Leids. Die Oromo werden von ihrem Land ver­trieben, damit dort Rosen und andere Pflanzen angebaut werden können. Wer gegen die Ver­treibung pro­tes­tiert, ris­kiert sein Leben. Werden sie ver­haftet, landen sie im berüch­tigtem Mae­kelawi-Gefängnis und werden gefoltert.

 Rund 150.000 Oromo haben bereits ihre Häuser ver­loren – und die ehemals unab­hän­gigen Bauern sind gezwungen, schlecht bezahlte Jobs als Land­ar­beiter zu finden. Euro­päische Unter­nehmen (und wir selbst) haben von der Mas­sen­ver­treibung pro­fi­tiert: Viele der Schnitt­blumen, die auf den ehe­ma­ligen Weiden des Oromo angebaut wurden, werden in die Nie­der­lande geflogen und dann nach Deutschland exportiert.

Schnitt­blumen ver­ur­sachen laut Ambio-Journal schwer­wie­gende Umwelt­pro­bleme in Bezug auf Pes­tizide und Was­ser­qua­lität. For­scher haben bei Kindern einen höheren Blut­druck und eine höhere Pes­ti­zid­ex­po­sition fest­ge­stellt, die mit einer erhöhten Sprühzeit für Pes­tizide um die Blu­men­ernte zum Mut­tertag ver­bunden sind. Diese Studie umfasste Jungen und Mädchen, die in der Nähe von Blumen leben.

Blu­menfarm in Äthiopien (Bild­quelle: Jose Cendon / Bloomberg )

In großen Export­ländern für Schnitt­blumen wie Äthiopien, schä­digen die hohen Che­mi­ka­lien­mengen Schnitt­blu­men­ar­beiter, Was­ser­tiere und und erhöhen gleich­zeitig die Pes­ti­zid­re­sistenz von Schäd­lingen  Darüber hinaus ver­schmutzt die che­mische Ent­wäs­serung von Blu­men­farmen die Gewässer extrem und gefährdet die Gesundheit von Men­schen und Wild­tieren glei­cher­maßen. Laut dem Inter­na­tional Journal of Law schafft die Schnitt­blu­men­in­dustrie Arbeits­plätze in Äthiopien, wo Arbeits­lo­sigkeit ein drin­gendes Problem ist. Dies geht jedoch zu Lasten der Gesundheit der Arbeitnehmer.

„Die Gesund­heits- und Sicher­heits­be­stim­mungen sind oft schlecht, da den Arbeit­nehmern keine Schutz­kleidung, Toi­letten, Wasch­ge­le­gen­heiten und kein Trink­wasser zur Ver­fügung gestellt werden“, sagte Solomon Dibaba, Jurist an der Oromia State Uni­versity in Äthiopien. Infol­ge­dessen sind die Arbeit­nehmer durch Kontakt und Ein­atmen schäd­lichen Pes­ti­ziden, Che­mi­kalien und Her­bi­ziden aus­ge­setzt. Dies kann schwer­wie­gende gesund­heit­liche Pro­bleme wie Ver­gif­tungen, Krebs, Geburts­fehler und repro­duktive Kom­pli­ka­tionen verursachen.

„Das Geheimnis der Schönheit dieser Rose ist das Klima Äthio­piens. Obwohl wir ihre Höhenlage und ihr tro­ckenes Klima ver­achten, ist es die per­fekte Umgebung für den Anbau von Blumen, spe­ziell Rosen. Aus diesem Grund können sie ihre Pro­dukte nun in Länder expor­tieren, in denen das Klima nicht geeignet ist, Rosen dieser Größe zu züchten. Dies hat dazu geführt, dass 85.000 Arbeits­plätze und ihre Blu­men­in­dustrie geschaffen wurden und die Wirt­schaft schließlich ein gesundes Wachstum ver­zeichnete, so Net­Florist Ethiopian Roses, ein füh­render Online-Händler für Blumen aus Südafrika.“

Die Blumen werden überall hin ver­schickt, ob jetzt nach Süd­afrika, oder Aus­tralien, USA, Europa oder den Rest der Welt und an ihnen klebt Blut!

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Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org