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Diese Frauen in Indien retten Indiens Störche (+Videos)

Indiens „Stor­chen­schwester“ und ihre Armee von über 400 Frauen arbeiten daran, gefährdete Störche zu retten. In vielen Ländern wird Jagd auf Störche gemacht; In anderen Ländern landen die Tiere im Kochtopf. Wis­sen­schaftler haben das Vor­han­densein von Schad­stoffen und Pes­ti­ziden im Blut von Nest­lingen gefunden und auch Müll­de­ponien sind zu einer stän­digen Nah­rungs­quelle geworden. Während der Große Adjutant, ein großer Schreit­vogel aus der Familie der Störche, früher in Süd­asien von Indien und Sri Lanka bis nach Borneo brütete, beschränkt sich heute das Brut­gebiet auf Assam. Doch auch hier sind sie gefährdet. Aber eine kleine Armee von Frauen, ange­führt von Purnima Devi Barman, will das ändern.

Das Heer der indi­schen Storchretterinnen

Im Bezirk Kamrup in Assam ist Purnima Barman als „Stor­chen­schwester“ bekannt – und ihre Hargila-Armee ist auf einer Mission.

Purnima Devi Barman wuchs auf und sah Störche in der Nähe ihres Hauses in Assam, Indien, frei strömen [Anupam Nath / Al Jazeera]

Purnima Devi Barman, 39, wusste, dass etwas nicht stimmte, als sie für ihre Dok­tor­arbeit über den Großen Adju­tanten, einen der sel­tensten Störche der Welt, an der Gauhati Uni­ver­sität in Guwahati, Assam, forschte. Die Natur­schutz­bio­login bemerkte, dass die Zahl der Vögel, die sie seit ihrer Kindheit frei und furchtlos um ihr Zuhause in Pub Majir Gaon, einem Dorf am Ufer des Brah­ma­putra im Bun­des­staat Assam, her­um­schwärmen sah, stark zurück­ge­gangen war.

„Das beun­ru­higte mich so sehr, dass ich meine Pro­motion auf Eis legte und es mir zur Aufgabe machte, den Vogel in seinem Lebensraum am Leben zu erhalten“, sagt sie.

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„Viele Leute arbeiten mit ‚gla­mou­rösen‘ Arten wie dem Nashorn oder dem Ele­fanten, aber ich wählte den Storch. Der Vogel war ein inte­graler Bestandteil meines Lebens. Ich hatte wun­derbare Erin­ne­rungen an meine Groß­mutter, die mir inter­es­sante Geschichten über sie erzählte und sang. Sie brachte mir auch bei, wie man die ver­schie­denen Stor­chen­arten iden­ti­fi­ziert. All diese Erin­ne­rungen moti­vierten mich, den bedrohten Vogel zu schützen.“

Hargila Armee Hiran Baido

Adju­tan­ten­störche sind auf Assa­me­sisch als Har­gilas oder „Kno­chen­schlucker“ bekannt

Adju­tan­ten­störche sind auch als Har­gilas oder „Kno­chen­schlucker“ auf Assa­me­sisch bekannt. Sie sind eine ver­schmähte Spezies rund um die Dörfer Dadara, Pacharia und Sing­imari im Kamrup-Distrikt von Assam. Die Men­schen zucken zusammen, wenn sie über den rie­sigen, 1,50 Meter großen, unge­pflegten Vogel mit spin­del­dürren Beinen und stumpfem, grauem Gefieder sprechen, der sich von ver­rot­tendem Fleisch ernährt und die Häuser der Men­schen mit seinem übel­rie­chenden Kot besudelt. Da die Dorf­be­wohner den Vogel für bedrohlich halten, fällen sie oft die Bäume, auf denen die Störche nisten, oder ver­suchen, sie auszuräuchern.

„Ich war einmal ent­setzt, als ich sah, wie neun Baby­vögel vor mir auf den Boden plumpsten, als ein Dorf­be­wohner einen ganzen Baum mit vielen nis­tenden Störchen fällte“, erinnert sich Barman. „Als ich ver­suchte, ihn auf­zu­halten, war er wütend auf mich und fing an zu argu­men­tieren, dass der Vogel nichts weiter als eine Plage sei.“

Es ist genau diese Ein­stellung, die zu einem rapiden Rückgang der Hargila-Bestände geführt hat, sagt Barman. Laut der Roten Liste der Inter­na­tional Union for Con­ser­vation of Nature ist der Storch heute vom Aus­sterben bedroht. Weltweit gibt es nur noch 800 bis 1.200 aus­ge­wachsene Vögel – die meisten davon in Assam. Eine große Gruppe kon­zen­triert sich jedoch noch im Bezirk Kamrup im Tal des Brah­ma­putra-Flusses, etwa zwei Stunden von Assams Haupt­stadt­region Guwahati ent­fernt, wo Barman lebt.

Ihre For­schungen zeigen, dass Kamrup jedes Jahr als Standort für mehr als 140 Nester dient und mög­li­cher­weise die größte Nist­ko­lonie auf dem Pla­neten ist.

 

Der Hargila gilt als gefährdet, weltweit gibt es nur noch 800 bis 1.200 aus­ge­wachsene Vögel – die meisten davon in Assam

Barman sagt, dass der Storch im 19. Jahr­hundert in ganz Süd- und Süd­ost­asien zu finden war – in Pakistan, Indien, Nepal, Ban­gla­desch und Vietnam. Auch in den nörd­lichen Ebenen von Kam­bo­dscha gab es winzige Popu­la­tionen. In den 1800er Jahren wurde der Vogel in West­ben­galens Haupt­stadt Kolkata (damals Kal­kutta) zu einem kul­tu­rellen Symbol, das his­to­rische Gebäude als Wahr­zeichen zierte.

Die Ver­städ­terung des länd­lichen Indiens, die zum Bau von Straßen, Gebäuden und Mobil­funk­türmen führte, hat jedoch die Feucht­ge­biete, in denen die Störche gedeihen, erheblich ver­kleinert. Da ihr Lebensraum bedroht ist, sind die Vögel gezwungen, in mensch­liche Sied­lungen zu ziehen, wo sie als Unge­ziefer ange­sehen werden.

‚Sie hielten mich für verrückt‘

 

Barman erkannte, dass sie, um den Storch zu retten, zuerst die Wahr­nehmung der Men­schen über ihn ändern musste. „Die Dorf­be­wohner hassten den Vogel, weil sie nichts von seiner großen öko­lo­gi­schen Bedeutung wussten. Also begann ich bei Gemeinde-Ver­samm­lungen zu erklären, dass Störche, wie die meisten Aas­fresser, die Umwelt rei­nigen, indem sie ver­we­sende Tier­ka­daver ver­zehren und die Nah­rungs­kette in einem Öko­system auf­recht­erhalten, indem sie die Anzahl klei­nerer Tiere wie Nage­tiere und andere Schäd­linge regu­lieren“, sagt sie.

Frau­en­gruppe zum Schutz der Schnäbel von Feld­hunden | Foto: Aranyak ..

Am Anfang lachten die Leute über sie, sagt sie. Sie dachten, sie sei ver­rückt, weil sie sich für den Schutz eines so häss­lichen Vogels inter­es­sierte. Doch langsam schlich sich ein Wandel ein. Im Jahr 2009 half ihr Aar­anyak, eine gemein­nützige Orga­ni­sation mit Sitz in Guwahati, die sich für den Natur­schutz im Nord­osten Indiens ein­setzt, ein offi­zi­elles gemein­de­ba­siertes Pro­gramm zum Schutz des Storchs im Bezirk Kamrup zu starten.

Barman begann, die Gemeinde ein­zu­be­ziehen. Koch­wett­be­werbe wurden orga­ni­siert und es wurde darüber gesprochen, wie wichtig der Hargila für den lokalen Lebensraum ist. Der Vogel wurde auch Teil lokaler Feiern, bei denen Frauen tra­di­tio­nelle assa­me­sische Reis­kuchen oder Pithas und Laddoos, tof­fee­ähn­liche Des­serts, zubereiteten.

Jetzt werden Baby-Partys für neu­ge­borene Har­gilas orga­ni­siert und Thea­ter­gruppen führen Stücke mit Stor­chen­themen auf. Hargila-Puppen, die von Frei­wil­ligen her­ge­stellt wurden, werden von den Schau­spielern getragen, während sie singen und tanzen, um das Bewusstsein für die Vögel zu wecken. Hargila-Motive werden in tra­di­tio­nelle assa­me­sische Gamosa (Hand­tücher) und Mekhela-Tschador-Kleider ein­gewebt, die oft an Tou­risten ver­kauft werden. Für Kinder werden Mal­wett­be­werbe ver­an­staltet, die Umwelt­be­wusstsein mit Tra­dition und Kultur verbinden.

„Die Idee war, ein Gefühl des Besitzes und des Gemein­schafts­stolzes auf die seltene Stor­chen­rasse zu wecken“, erklärt Barman, deren Arbeit für den Storch mit zahl­reichen Aus­zeich­nungen geehrt wurde, dar­unter der Lon­doner Whitley Award – auch bekannt als die „Green Oscars“ – im Jahr 2017. Langsam tragen die Bemü­hungen zum Schutz der Störche Früchte und die Zahl der Stor­chen­nester ist in den letzten 13 Jahren von nur 27 auf mehr als 210 angestiegen.

Stor­chen­schwester

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Heute leitet Barman – lokal bekannt als „Hargila baideu“ oder „Stor­chen­schwester“ – die „Hargila Army“ – ein Bataillon von 400 Frauen, die sich aktiv für den Schutz des Storches ein­setzen. Die Frauen führen Kam­pagnen durch und schaffen Bewusstsein für die Störche, helfen bei der Reha­bi­li­tierung ver­letzter Vögel, die aus ihren Nestern fallen, und über­geben sie an die staat­lichen Zoo­be­hörden von Assam. Ihre Gruppe trifft sich regel­mäßig mit Forst­be­amten und ört­lichen Poli­zisten, um ihre Bemü­hungen zum Schutz der Störche weiter zu unterstützen.

Tou­risten strömen nun in Scharen, um die Hargila zu sehen und die „Armee [der Frauen]“ zu treffen, die sie schützt. Seit 2010, nachdem die Hargila-Armee die Leitung der Bewegung zur Rettung der Störche über­nommen hat, wurde laut Barman kein ein­ziger Nistbaum mehr gefällt.

Die Frau­en­armee hält auch eine strenge Wache über die Nester. Frei­willige halten jeden Tag Wache von Bam­bus­platt­formen aus, die 24 Meter hoch sind und im ganzen Distrikt errichtet wurden. Auch die weltweit erste künst­liche Brut­plattform, auf der die Küken in Sicherheit schlüpfen können, wurde letztes Jahr gebaut, um dem Problem des schrump­fenden Lebens­raums der Vögel zu begegnen. All dies wurde durch Barmans Pro­gramm finanziert.

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Netz­frauen Ursula Rissmann- Telle und Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org