Die Deut­schen haben mehr­heitlich die Nase voll vom Gen­der­sprech – sogar die Grünen

Das hätte man nicht gedacht: Selbst bei den Grünen ist eine sehr knappe Mehrheit gegen Gen­der­sprache. 48 Prozent sind dagegen, 47 Prozent sind dafür. Aber auch in der Partei der Verbote und des unin­for­mierten Bes­ser­wissens regt sich immer mehr Wider­stand, und die Ablehnung wird eher wachsen, wie quer durch die Bevöl­kerung all­gemein. Vor einem Jahr noch lehnten die Deut­schen all­gemein zu 56 Prozent die Gen­de­ri­sierung der Sprache ab, dieses Jahr ermit­telten Umfragen, dass es schon zwei Drittel der Deut­schen sind: 65 Prozent mögen das „Binnen‑i“, Schräg­striche, (m/w/d), Gen­der­sternchen und Unter­striche einfach nicht, und je mehr sich dieser Son­der­zeichen-Unle­ser­lich­keits-Müll in den Texten ansammelt, umso weniger mögen sie es.

Hier bestellen!

Bei den anderen Par­teien über­wiegt die Ablehnung des poli­tisch kor­rekten Zei­chen­salats noch deut­licher. Die Ablehnung der SPD-Wähler (57%) ist dar­unter noch die geringste, bei der Union sind es schon 68 Prozent, bei den Linken sind es 72 Prozent, die an dem Gen­der­ge­schreibsel keine Freude haben, die FDP findet diesen zu 77 Prozent höchst ent­behrlich und die AfD samt ihren Wählern bietet erstaun­li­cher­weise der Gen­der­sprache mit deut­lichen 83 Prozent die Stirn.

Auf die Frage ‚Wie wichtig oder unwichtig ist Ihrer Meinung nach gen­der­ge­rechte Sprache für die Gleich­stellung der Frau in Deutschland?‘ ant­wor­teten nur 27,1 Prozent der befragten Männer bzw. 27,9 Prozent der befragten Frauen mit ‚sehr wichtig‘ oder ‚eher wichtig‘, jeweils über 60 Prozent dagegen machten ihr Kreuz bei ‚sehr unwichtig‘ oder ‚eher unwichtig‘ (der Rest ent­fällt auf ‚weiß nicht‘ oder ‚keine Angabe‘). Diese Prä­fe­renzen sind über Bun­des­länder, Geschlechter und Par­teien ähnlich; auch bei den Anhängern der Grünen bewer­teten 60,1 Prozent der Befragten die Gen­der­sprache mit ‚sehr unwichtig‘ oder ‚eher unwichtig‘. Neun von zehn Befragten ver­wenden privat keine gen­der­neu­trale Sprache, 74,6 Prozent auch beruflich nicht, mehr als die Hälfte emp­findet ein­schlägige Vor­schriften durch Behörden oder Arbeit­geber als störend, 75,3 Prozent lehnen gesetz­liche Vor­schriften zur Sprach­neu­tra­li­sierung ab.

In Frank­reich hat der Schul­mi­nister Jean Michael Blanquer das Gendern an den Schulen sogar ver­boten. Gerade für Kinder mit Lese- und Recht­schreib­pro­blemen und denen aus bil­dungs­fernen Schichten, so fürchtet er, sei dieser sprach­liche und ortho­gra­phische Sta­chel­draht eine Qual. Im Übrigen, so sagte er der Zeitung „Journal du Dimanche“, dass die Gen­der­sprache kei­neswegs inklusiv, sondern eher aus­grenzend wirke. Das Fran­zö­sische mit seiner kom­pli­zierten Gram­matik sei schon eine Hürde, an der viele Kinder schei­terten. Da müsse man die Sprache noch nicht zusätzlich „zer­fleddern“. Dazu kommt, dass viele der Gen­der­zeichen auf den Tas­ta­turen gar nicht direkt, sondern nur über ver­schiedene Tas­ten­kom­bi­na­tionen her­zu­stellen sind. Dabei weiß sich der Schul­mi­nister auch in guter Gesell­schaft und im Interesse der Bürger. Die Gen­der­sprache ist in Frank­reich eben­falls sehr unbe­liebt, wird aber von den gleichen Kreisen durch­ge­setzt wie in Deutschland.

Die große Mehrheit der Deut­schen ist an den beck­mes­se­ri­schen Sprach­formen nicht inter­es­siert. Sie haben sogar eine gewisse Angst davor. Die hyper­mo­ra­lische Besetzung dieser Gen­der­sprach­regeln weckt bei vielen die Besorgnis, dass am Ende auch hier wieder „Bestra­fungen“ irgend­welcher Form auf den Nor­mal­bürger zukommen, sollte er eine der Regeln ver­letzen und irgend­je­manden dabei beleidigt oder her­ab­ge­setzt haben. Sie fühlen sich, wenn man genau zuhört, davon belästigt und ein­ge­schüchtert, und sie haben das dumpfe Gefühl, dass diese Ver­ge­wal­tigung der deut­schen Sprache eigentlich nur ein Auftakt für weitere Ein­schüch­terung, Zensur, ideo­lo­gische Gän­gelei und Maul­körbe ist. Frauen fühlen sich teil­weise auch her­ab­ge­würdigt und unwohl dabei, so, als ob man mit diesem Über­be­tonen durch ‑Innen für den weib­lichen Part besondere Rück­sicht auf eine behin­derte Min­derheit prak­ti­zieren wolle. Das habe mit Gleich­stellung der Frau nichts mehr zu tun, ‚Ist wie Park­plätze für Rollstuhlfahrer‘.

Der Verein Deutsche Sprache spricht mit seinem Aufruf vom 6. März 2019 dem weitaus größten Teil der Deut­schen aus der Seele. Unter „Schluss mit dem Gender-Unfug!“ schimpft man dort nicht nur, sondern begründet auch.

Der Text des Aufrufs:

Aus Sorge um die zuneh­menden, durch das Bestreben nach mehr Geschlech­ter­ge­rech­tigkeit moti­vierten zer­stö­re­ri­schen Ein­griffe in die deutsche Sprache wenden sich Monika Maron, Wolf Schneider, Walter Krämer und Josef Kraus mit diesem Aufruf an die Öffentlichkeit:

Ein Aufruf zum Widerstand

Die soge­nannte gen­der­ge­rechte Sprache beruht erstens auf einem Gene­ra­lirrtum, erzeugt zweitens eine Fülle lächer­licher Sprach­ge­bilde und ist drittens kon­se­quent gar nicht durch­zu­halten. Und viertens ist sie auch kein Beitrag zur Bes­ser­stellung der Frau in der Gesellschaft.

Der Gene­ra­lirrtum: Zwi­schen dem natür­lichen und dem gram­ma­ti­schen Geschlecht bestehe ein fester Zusam­menhang. Er besteht absolut nicht. Der Löwe, die Giraffe, das Pferd. Und keinen stört es, dass alles Weib­liche sich seit 1000 Jahren von dem Wort „das Weib“ ableitet.

Die lächer­lichen Sprach­ge­bilde: Die Rad­fah­renden, die Fahr­zeug­füh­renden sind schon in die Stra­ßen­ver­kehrs­ordnung vor­ge­drungen, die Stu­die­renden haben die Uni­ver­si­täten erobert, die Arbeit­neh­menden viele Betriebe. Der Große Duden treibt die Gen­der­ge­rech­tigkeit inzwi­schen so weit, dass er Luft­pi­ra­tinnen als eigenes Stichwort ver­zeichnet und Idio­tinnen auch. Und dazu kommt in jüngster Zeit als weitere Ver­renkung noch der seltsame Gender-Stern.

Nicht durch­zu­halten: Wie kommt der Bür­ger­meister dazu, sich bei den Wäh­le­rinnen und Wählern zu bedanken – ohne ein­zu­sehen, dass er sich natürlich „Bür­ge­rinnen- und Bür­ger­meister“ nennen müsste? Wie lange können wir noch auf ein Ein­woh­ne­rinnen- und Ein­woh­ner­mel­deamt ver­zichten? Wie ertragen wir es, in der Fern­seh­werbung täglich dut­zendfach zu hören, wir sollten uns über Risiken und Neben­wir­kungen bei unserm Arzt oder Apo­theker infor­mieren? Warum fehlt im Duden das Stichwort „Chris­tin­nentum“ – da er doch die Christin vom Christen unterscheidet?

Und dann tragen solche Ver­zer­rungen der Sprache nicht einmal dazu bei, den Frauen zu mehr Rechten zu ver­helfen. Auch im Grund­gesetz gibt es dafür kein Indiz: In 13 Artikeln spricht es 20mal vom Bun­des­kanzler, zusätzlich auch vom „Gewählten“ und vom „Vor­ge­schla­genen“. Den mehr­fachen Auf­stieg von Angela Merkel zur Bun­des­kanz­lerin hat dies nicht behindert, und eine mög­liche neue Bun­des­kanz­lerin fühlt sich inmitten dieses Miss­stands offen­sichtlich ziemlich wohl.

Also appel­lieren wir an Poli­tiker, Behörden, Firmen, Gewerk­schaften, Betriebsräte und Jour­na­listen: Setzt die deutsche Sprache gegen diesen Gender-Unfug wieder durch!

Monika Maron, Wolf Schneider, Walter Krämer, Josef Kraus